Los! Beweg‘ dich!
…rufen wir uns zu. Manchmal ist es gut, wenn der Ruck nicht nur durch Deutschland geht, sondern uns ebendaselbst vom heimischen Sofa holt. Klar, das wissen wir alle, schwer ist der Start und leicht das Scheitern! Aber wir wissen auch alle, am Ende ist die Begeisterung groß. Und noch Stunden später hängen wir zwar erschöpft, aber glücklich in der Chillout-Zone. „Es hat sich gelohnt“, sagen wir dann und, „das müssen wir wiederholen!“ Und nicken uns wohlwollend zu. Diese Erlebnisse suchen wir. Die Bewegung im Alltag. Und es muss nicht immer die große Sporteinheit sein, einfach ein bisschen Bewegung im Alltag. Das hilft immer, garantiert! Gerade in diesen Zeiten. Wir wollen mit euch eine kleine Sammlung von Aktivitäten zusammenstellen. Ganz nach dem Motto: Los! Beweg‘ dich!
Zu den bereits erschienenen Artikeln einfach auf den Namen klicken: Probewandern / Beinkraft / Discgolf / Liegestütz Challenge / Sport in Vietnam / Wanderung Schmöckwitz / Annes Sport-Uhr / Rodeln / Drachenfliegen
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Probewandern
„Sie scheinen etwas Größeres vorzuhaben, na hoffentlich regnet’s nicht wieder!“ Erschrocken drehe ich mich nach rechts, um zu sehen, wer mich da anspricht. Ein Typ, unwesentlich jünger als ich, einen kleinen Rucksack auf dem Rücken, hat sich mir von hinten unbemerkt genähert. Er lächelt mich freundlich an. Mit meiner Wanderausstattung falle ich offensichtlich auf, hier zwischen den Wiesen auf dem Weg von Falkensee zur Altstadt in Berlin-Spandau. „Ich trainiere für meine Wanderung nächste Woche“, gebe ich Auskunft. „Und wo soll’s hingehen?“ Ich berichte von meinem geplanten Camino Francés. Wir plaudern eine ganze Weile. Schließlich trennen wir uns wieder. Der freundliche Unbekannte geht Richtung Waldkrankenhaus, wo seine Frau liegt und ich biege nach rechts ins Spektefeld ab. Das Wetter ist einigermaßen, wenn auch etwas kühl und regnerisch. Aber zwischendurch klart es auf. Mir geht’s gut, ich fühle noch keine Schmerzen, es läuft oder besser gesagt, es wandert.
Eigentlich ist es ganz einfach. Man muss nur immer einen Fuß vor den anderen setzen und das so lange, bis man am Ziel ist. Also mache ich das. Ich will 24 Kilometer abspulen. Das ist so ungefähr die Strecke der ersten Etappe auf dem Camino, von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Roncevalles. Die Bedingungen sollen so realistisch wie möglich sein. Ich habe genau das am Körper, was ich auch beim Start tragen werde, außerdem meinen Rucksack, der ungefähr acht Kilogramm wiegt. Was aber fehlt, ist der Berg, den muss ich mir dazu denken. Und der wird die ganze Strapaze um den Faktor zehn erhöhen. Egal. Wird schon.
Die Strecke bis Altstadt Spandau ist besonders im Spektefeld ausgesprochen reizvoll. Ich habe sie schon oft auf dem Fahrrad bewältigt. Es gibt Ecken mit Natur pur. Die sehen aus, als ob man irgendwo in der Wildnis unterwegs ist.
Aber natürlich sind auch die üblichen Zivilisationsspuren überall gegenwärtig. Unter der Brücke der Straße „Am Kiesteich“ gibt es jede Menge Graffiti. Aber hier passt sie irgendwie, die Farbenspiele bilden zusammen mit der Architektur der Brücke und dem Wasserlauf ein Gesamtkunstwerk.
Der Spektefeld-Park ist fast 80 Hektar groß und wurde 1973 als Erholungsort für die Spandauer Bevölkerung angelegt. Dieser Grünzug ist ein Teil des Warschau-Berliner-Urstromtales und hat wirklich einiges zu bieten. Neben Bächen und Seen gibt es auch nette Holzbrücken, die ich überqueren muss.
Nach fast drei Stunden und 12,12 Kilometer bzw. 16.199 Schritten bin ich in der Carl-Schurz-Straße in der Altstadt angekommen. Das war jetzt nicht sehr anstrengend. Ich bin wohl schon ganz gut trainiert. Schließlich ist das nicht meine erste Wanderung. In den letzten 15 Wochen war ich oft unterwegs.
Es ist Halbzeit. Ich sollte mich etwas ausruhen. Wo könnte ich das tun? Ich drehe mich einmal, zweimal um meine Achse und schaue suchend in die Gegend. Schließlich finde ich einen geeigneten Platz. Ich setze mich auf eine Bank unter Bäumen am Markt, esse und trinke etwas und genieße die wenigen Sonnenstrahlen, die zwischen den fetten Regenwolken hindurch blinzeln.
Nach rund 45 Minuten mache ich mich auf den Rückweg. Kaum trete ich unter den schützenden Bäumen hervor, beginnt es zu regnen. Bisher hatte ich Glück, das scheint mich jetzt zu verlassen. Aber wie heißt es so schön: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“. Also Kapuze auf und los. Meine leptosomen Beinchen schmerzen jetzt etwas. Seltsam. Vor der Pause war noch nichts zu spüren. Aber ich muss nur einen Fuß vor den anderen setzen, ganz einfach. Es dauert nicht lange und ich bin im Trott und wieder am Rodelberg im Spektefeld. Der Regen hört auf und die Sonne kommt durch. Aprilwetter vom Feinsten. In den Pyrenäen wird es nicht anders sein. Ich wandere und spüre meine Hüfte auf beiden Seiten heftiger. Aber wenn’s nicht schlimmer wird, geht’s. Eins, fix, sieben passiere ich den Kletterfelsen, der hinter mir wie ein hocherhobener, mahnender Finger aussieht.
Erstaunlich finde ich, dass es sich einfach so wegläuft, die Strecke. Schon wieder sind vier Kilometer mehr auf dem Tacho. Die Zehenspitzen machen sich bemerkbar. Ich versuche, etwas mehr mit dem Hacken aufzutreten, damit die Zehen entlastet werden. Es funktioniert. Aber dafür tröpfelt es wieder. Und der Wind frischt auf. Meine Schritte werden kürzer und ich langsamer. Am Anfang der Tour hatte ich noch fünf Kilometer pro Stunde geschafft, jetzt bleibe ich unter vier. Und es schmerzt. Hüfte, Oberschenkel, Waden, Hacken, Zehen.
Ich bekomme gute Wünsche, Durchhalteparolen und virtuelle Kraftspritzen von meiner Frau geschickt. Hilft das? Ich weiß nicht! Vielleicht. Ich telefoniere mit meiner Mutter. Ablenkung. Einen Fuß vor den anderen, ganz einfach. Ich biege in die Bredower Straße in Falkensee ein. Noch einen Kilometer, dann werde ich gut 24 davon und mehr als 32.000 Schritte geschafft haben. Ehrlich, es reicht.
Bald will ich mehr als das 40-fache meiner Probe auf dem Camino erwandern. Wie mein Gesicht dann aussieht, das erfahrt ihr demnächst live hier auf unserem Blog.
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Beinkraft
„Das Becken bleibt unten und langsam!“, sagt Coach Stefan. Ich bin im Fitness-Studio und muss meine Beinmuskulatur stärken. Warum? Weil ich durch Krebsoperation und Chemotherapie einiges an Substanz verloren habe und sich das in verschiedenen Beschwerden äußert. So schmerzt zum Beispiel mein linker Gluteus Maximus beim Sitzen. Mein Coach ist eigentlich Physiotherapeut, hat aber speziell für mich die Liege gegen Kraftsportgeräte ausgetauscht. Den Anfang macht einmal die Woche die Treppenmaschine, die professionelle Alternative zum Stepper. Sie ist eine sehr wirkungsvolle Kardioeinrichtung zur Stärkung und Formung von Oberschenkel, Wade und Gesäß. Rund zehn Minuten lang mache ich mich warm. Stefan steht hinter mir und korrigiert die Haltung meines linken Beines beim Hochdrücken, ich breche ein wenig nach links aus. Offensichtlich eine schwächebedingte Schonhaltung.
Den Teufelsberg habe ich schon mal bezwungen. Jetzt geht’s an die echten Tools für die Beine. Zuerst muss ich an die Beinpresse. Hier trainiere ich insbesondere den vorderen Oberschenkelmuskel, die Gesäßmuskulatur, die Adduktoren und den Beinbeuger. Ich führe die Übung im Liegen aus. Die Schultern befinden sich unter den Rollen. Die Beine sind im 90 Grad Winkel positioniert. Mein Coach gibt die Details vor: „Strecke die Beine und drücke dich ab. Atme dabei aus. Beachte, dass die Beine nicht vollständig durchgestreckt werden, sondern leicht angewinkelt bleiben. Und langsam!“ Die Muskelspannung durchgehend halten, das ist die Kunst. Und gar nicht so einfach. Ich gebe mein Bestes.
Nach dem dritten Satz mit jeweils zwölf Wiederholungen wechsle ich zur nächsten Station. Nach der Benutzung müssen die Haltegriffe immer desinfiziert werden. Dafür gibt es große Spendersäulen mit Tüchern. Zwischen den Übungen notiert Stefan meine Leistungen.
Ich befinde mich bäuchlings auf der Liegefläche der Beincurlmaschine. Jetzt ist der Beinbizeps dran, auf der Rückseite des Oberschenkels. Die vorn angebrachten Griffe bieten eine gute Fixiermöglichkeit für meinen Körper. Ich beuge die Knie und versuche mit den an den Fersen angelehnten Rollen das Gesäß zu berühren. „Warum, Stefan, ist dies Übung eigentlich so wichtig?“, stöhne ich. „Wenn du deine Hüfte und Knie ohne Probleme benutzen willst, muss der Biceps femoris kräftig genug sein. Und bei dir sehe ich da eine leichte Unterentwicklung. Und lass das Becken unten!“ Der hat gut reden. Diese Übung ist eine echte Herausforderung für mich. Ich bin wirklich schlapp. Verdammt. Für den Brocken im Harz reicht das noch nicht.
Beim Aufstehen fühle ich mich leicht schwindelig. Nichts überhasten, langsam. Und die Beine ausschütteln. Das nächste Trainingsgerät wartet, die Abduktionsmaschine. Diese Übung kräftigt und formt den oberen Teil der Hüfte, den mittlerer Gesäßmuskel sehr effektiv. Auf dem Polster sitzend, stehen meine Beine auf den Halterungen, mit den Schienbeinen vor den Polstern. „Drücke die Beine so weit wie möglich nach außen und führe sie anschließend wieder zusammen, ohne das Gewicht abzulegen. Spannung halten!“ Wie meint er das jetzt? Ohne abzulegen? Geht nicht. Jedenfalls nicht nach fast zehn Wiederholungen. Ich bin mir sicher, das gibt Muskelkater.
Leicht derangiert steige ich vom Folterinstrument. Fitness macht echt Spaß, denke ich und humple zum Gegenspieler der Abduktoren, den Adduktoren. Diese Muskulatur des Oberschenkels ist für das Zusammenziehen der Beine und Stabilisierung des Beckens zuständig. Und die Maschine sieht der anderen sehr ähnlich, nur dass die Bewegung genau entgegengesetzt ist. „Beine schön in die Mitte führen, nicht absetzen“, flötet mir Stefan ins Ohr. Und wieder gebe ich alles.
Das ganze Training dauert ja nur rund 45 Minuten, aber es reicht. Nur noch eine Station und dann ist Dehnen dran. Ich liege wieder auf dem Bauch, in Tischhöhe. Meine Knie ruhen auf einer halbhohen Fläche. Die Beine sind auf im rechten Winkel nach hinten auf einer Platte fixiert. Diese Fitnessgerät trainiert sehr isoliert nochmals den Gesäßmuskel, einbeinig. Langsam und immer schön unter Spannung führe ich die Übung aus. Ich fühle mich ein wenig wie beim Ersteigen der Zugspitze.
Der linke Gluteus maximus schmerzt. Gleich am Anfang. Da liegt der Hase im Pfeffer. Eindeutig. Hier liegt noch ein Menge Arbeit vor mir. Konzentriert bringe ich die Übung zu Ende und steige vom Gerät. Stefan lobt mich. Muss er auch, Motivation ist wichtig, sehr wichtig.
Die Physioeinheit ist fast vorbei. Teufelsberg, Brocken und Zugspitze sind bezwungen. Nun ja, nicht wirklich. Aber ich fühle mich so. Nun noch etwas strecken. Auch hier gibt es wunderbare, kleine Gerätschaften. Ohne Schuhe setze ich meinen rechten Hacken mit ausgestrecktem Bein auf eine bewegliche Schiene, das andere Bein ist hinten. Langsam gleitet der Schlitten nach vorn. „Wie weit und wie lange?“, quetsche ich zwischen den zusammengepressten Lippen hervor. „Der Schmerz muss leicht bis mittelschwer zu spüren sein. So zwanzig Sekunden etwa. Und drücke mal den Hacken in das Polster, dann kannst du das Bein noch etwas weiter dehnen.“ Stefan weiß, was er tut und sagt. Es funktioniert.
Ich steige hinter meinem Coach die Treppe hoch. Gar nicht so leicht mit den dicken Beinen. Oben angekommen, nehme ich meine Jacke und verabschiede mich. „Und immer schön deine Hausaufgaben machen“, ruft mir Stefan noch hinterher. Ja, du mich auch, denke ich und freue mich auf‘s Frühstücksmüsli.
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Discgolf
…was ist denn das nun schon wieder? Wir erzählen es euch! Nein, es hat nichts mit Disco zu tun, auch wenn unsere Verrenkungen vielleicht in so einen Musikschuppen der 70er passen würden. Das Wort bezieht sich auf Disc, also Scheibe und meint das fliegende Frisbee-Ding. Und damit spielen wir Golf? Ja, so ähnlich! In Berlin-Lichterfelde soll die Scheibe auf einer Neun-Loch-Bahn oder besser gesagt Neun-Korb-Bahn ins Ziel treffen. Das wird heute unsere Bewegung im Alltag!
Der Zutritt auf diesen Parcours im Bäkepark an der Krahmerstraße ist für alle frei. So können wir den Sport ohne Kleider-Etikette betreiben. Auf einem richtigen Golfplatz wären wir in Jeans und kurzer Hose längst vom Grün geflogen, wie wir es bei unserem Platzreifekurs auf der GolfRange Großbeeren gelernt haben. Hier stört es keinen. Wir sind an diesem Vormittag in der Woche auch nahezu alleine unterwegs. Zum Glück. Es ist wie bei so vielen Sportarten. Es sieht leicht aus - bei den Profis. Meine Scheibe steigt auch schwungvoll auf, überlegt es sich aber, kippt zur Seite und nimmt Kurs auf mich zurück. Da kann man eher „Fangen“ spielen.
Das ist aber nicht Sinn des Spiels. Die Frisbee-Scheibe soll etwa 100 Meter weit fliegen und dann in einem Korb landen. Die Macher haben als Richtlinie bis zum Versenken der fliegenden Untertasse drei Würfe vorgeschlagen. „Par 3“ heißt es. Wer das nicht schafft, kann vielleicht seinen Partner mit etwas Klugscheißen beeindrucken: „Par“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „gleich“. Nach einer anderen Erklärung ist es die Abkürzung für „Professional Average Result“, also das durchschnittliche Ergebnis eines Profi-Spielers.
Wir sind weder durchschnittlich noch Profispieler und so trudelt unsere leuchtend gelb und orangefarbene Scheibe auch nur vage in die Richtung ihres Ziels. Martins Abwurfhaltung nimmt Formen an. Waden angespannt, Körper eingedreht, die Finger der linken Hand in Konzentration gespreizt und ab geht der 20m-Flug.
Das will ich weiter schaffen. Volles Rohr, alle Kraft in das kleine runde Plastikteil und ein Anstrengungs-Blick hinterher. Der Teller steigt in die Höhe und, fast höre ich ein Kichern, fällt fast so wie er gestartet wurde, senkrecht zurück auf den Rasen. Ein deutliches Plopp markiert die 15 Meter-Marke. Mhhh, da läuft was schief.
Wie so oft, nicht die Kraft ist entscheidend. Die Technik machts. Bei den nächsten Würfen, zumindest wenn es gut läuft, verringern wir den Steigwinkel und versuchen mehr Spinn in die Scheibe zu bekommen. So geht es besser. Zumindest am Anfang fliegt sie gerade in der gewollten Richtung und schafft manchmal bis zu 50 Meter. So nähern wir uns mit drei Würfen dem Korb. Aber auch das Putten will wie beim Golf gekonnt sein. Wer auf der kurzen Distanz auf locker macht, muss zusehen, wie das Ding am Korb vorbeisegelt.
Wir üben uns in Demut und konzentrieren die Sinne auch auf den letzten vier Metern. Die Scheibe trifft mit lautem Geklapper die Fangketten und landet im Korb. Unsere Leistung würde der Golfer als Tripple-Bogey bezeichnen. Ich finde, das hört sich ziemlich gut an, bedeutet aber: drei über par. Also sechs Würfe. Nicht so doll! Doch darauf kommt es uns ja gar nicht an. Es ist der Spaß und die Bewegung. Und beides hatten wir. Unsere Bewegung im Alltag. Dazu ist diese Freude kostenlos zu haben. Bis auf die Scheiben. Für unsere „professional ultimative competition sportdisc“ mussten wir ein paar Euro im Fachhandel löhnen. Sicher hätten es aber auch die Werbe-Scheiben vom Discounter getan, dann hätten wir die vielen benötigten Würfe wenigstens aufs Material schieben können.
Bewegung im Alltag
Unsere Bilanz zum Thema Bewegung im Alltag: perfekt geeignet in seiner Mischung aus Spiel und Sport. Die Zeit vergeht im (Frisbee-)Flug und die Anstrengung ist moderat.
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Liegestütz Challenge
Und noch einer und noch einer! Ich werde doch nicht schon wieder beim Challenge der sechsten Woche scheitern? Doch, verdammt, Blackout, ich schaff’s nicht … Aber was mache ich hier eigentlich? Ich trainiere! Fitnessstudio ist ja im Augenblick nicht, daher versuche ich Zuhause etwas zu machen. Aber was? Neben Kniebeugen und Klimmzügen sind Liegestütze ja das Basisprogramm überhaupt, habe ich gelesen. Diese Übung kenne ich natürlich und habe sie auch schon gemacht. Aber, was ist Sport ohne ein wenig Wettkampf, ohne Anreiz? Nur halb so spaßig, nicht wahr? Also suche ich mir ein Programm.
Das Netz ist voll mit Videos und Anleitungen und Empfehlungen. Ich fühle mich überfordert, was eher selten vorkommt. Vielleicht sollte ich mir zuerst mal selbst die Frage beantworten, was ich überhaupt erreichen will? Liegestütze formen den kompletten Oberkörper: Brustmuskel, Trizeps, vorderer Teil des Deltamuskels. Zusätzlich wird auch die Rückenmuskulatur beansprucht und gestärkt. Nicht zu vergessen sind die Waschbrett-Bauch-Verantwortlichen. Zwar nur gering, aber immerhin. Alles das will ich.
Liegestütze gehören zu den Standardübungen, die so ziemlich jeder kennt und schon einmal gemacht oder versucht hat. Sie gehören zum klassischen Workout dazu und auch ich wurde bereits als Kind im Turnunterricht damit konfrontiert. Kann also nicht so schwer sein, davon auch mal ein paar mehr zu machen. Das Programm, was ich mir ausgesucht habe, verspricht in acht Wochen das Ziel 100 Stück hintereinander ohne Pause. „Ah ja, interessant“, sage ich zu mir und füge hinzu: „Glaube ich aber nicht!“ Und zu Recht. Ich bin jetzt in der 15. Woche und schaffe 48 Stück und keinen einzigen Liegestütz mehr. Ich hänge und zwar gewaltig.
Liegestütze sind einfach in der Ausführung und der Trainingsplan war es am Anfang auch. Die ersten drei Wochen mit einer dreiteilige Trainingseinheit jeden zweiten Tag schaffe ich leicht. Aber in der vierten Woche scheitere ich zunächst und bleibe sitzen, wie in der Schule. Ich muss die Klasse wiederholen. Irgendwo steht, dass man zuerst mit dem Hausarzt sprechen sollte, bevor man sich selbst so richtig rannimmt, also quasi überfordert. Ach was! Quatsch! Weiter geht’s! Ich gehe an meine Grenzen, aber das hilft wenig. Die fünfte Woche muss ich fünf Mal absolvieren, bis ich sie als erledigt betrachten kann. Und jetzt bin ich in der sechsten ebenfalls bereits zum fünften Mal unterwegs und werde wieder versagen. Es ist aber auch der Hammer. Nach sieben Sätzen mit 20 – 24 Wiederholungen steht im achten Satz am Ende die schreiende Fünfzig. Und die schaffe ich nicht; vielleicht nie, wer weiß?
Aber aufgeben gilt nicht; ich mache weiter, das wäre doch gelacht…
Bewegung im Alltag
Unsere Bilanz zum Thema Bewegung im Alltag: In der Summe sehr anstrendegend und herausfordernd. Eine gute Fitness sollte schon vorhanden sein.
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Los! Beweg' dich in Vietnam
Ach, wie ist das schön. Klar, das Thema Sport und Bewegung ist international. Aber jetzt auch grad60.com international. Wie freuen wir uns, unter dem Thema Gastbeiträge jetzt auch eine Geschichte aus Vietnam zu hören, die hervorragend in unsere Serie über „Bewegung im Alltag“ passt.
Bewegung? Ist das nicht der Abschnitt im Leben, wo die Bettdecke gern über den Kopf gezogen wird und der innere Schweinehund gewinnt?!
Bevor unsere kleine Geschichte hier beginnt. Erinnern wir uns der guten Kinderstube. Wir möchten uns der werten Leserin, dem werten Leser kurz vorstellen.
Wir, das sind Ly und Heiko.
Ly, in den 60ern geboren, ist eine waschechte Rucksack-Berlinerin mit Wurzeln in Hanoi. Heiko, ebenfalls in den 60ern geboren, ist ein waschechter Berliner. Im Jahr 2007 haben wir unsere Komfortzone in Deutschland verlassen und sind in unsere neue Wahlheimat Vietnam ausgewandert. Hier endet die Vorstellung. Wenn es Eure Zeit erlaubt, möchten wir Euch gerne einladen, an dieser Stelle mehr über unser Vietnam zu lesen.
Diese Geschichte begann am 5. Januar 2020.
„Das Umfeld prägt den Menschen“, heißt es. Das stimmt! Vietnam, ein Synonym für lachende Menschen, traumhafte Reisterrassen, Wasserbüffel und kilometerlange Sandstrände.
Es ist auch das Land der Abermillionen Mopeds, die Tag für Tag auf den Straßen unterwegs sind. Diese Massen an Zweirädern selbst zu sehen ist faszinierend und die sich hieraus ergebene Mobilität ein Traum. Und was auf einem Moped alles transportiert wird?! Aber das ist Teil einer anderen Geschichte über Vietnam.
Jedenfalls ist Mobilität schon etwas Feines und Frau/ Mann verfallen der sich hieraus ergebenen Bequemlichkeit nur zu gern. Und so definierte sich nach einigen Jahren unsere körperliche Bewegung nur noch über die zurückgelegte Entfernung zwischen Sofa und Moped. Egal, ob es der Weg zum Lieblings-Kaffee-Laden in Hanoi oder die Einkaufsfahrt über den Markt war. Der Moped-Schlüssel war stets in greifbarer Nähe. Die Entfernung zwischen Sitzgelegenheit und Moped-Sattel betrug höchstens sieben Meter. Und Opas mechanische Waage wurde aus dem häuslichen Inventar verbannt.
Das sollte sich ändern. Vor gut einem Jahr schauten wir durch ein riesiges Panorama-Fenster im 38. Stock unseres Hotel-Zimmers. Unter uns lag die Bucht von Singapur. Wir waren auf Reisen. Wie es Hoteliers an sich haben, statten sie ihre Hotels meist schick, modern und funktionell aus. Und so stand eine Körpermesswaage (welch Bezeichnung für dieses Instrument) mitten im Hotelzimmer. Sie vermittelte, samt Panoramafenster, einen zuckersüß-friedlichen Eindruck. Und ein zartes Stimmchen flüsterte in Heikos Ohr: „Die Waage erwartet dich.“ Damals schlugen massige 123 kg bei Heiko zu Buche und weniger als 60 kg bei Ly. Ob es die liebliche Stimme Ly‘s oder die Phantasie von Heiko war, darüber sind wir uns bis heute nicht einig.
Der erste Schock war noch nicht richtig abgeklungen, als klar wurde, dass der Eine mehr als das Doppelte des Anderen wog. Die nächste Schockwelle begann das männliche Gehirn zu durchfluten. Gebiete wurden erreicht, welche bis dato unter einer dicken Patina versteckt lagen.
Mit dem kleinen Schritt auf die Waage begann nun eine Metamorphose. Los! Beweg dich! Damals schmiedeten wir einen Plan - oder besser, wir entwickelten eine gemeinsame Vision. Und was war unsere Motivation? Es wird jetzt kurz pathetisch - die Liebe.
Bewegung und eine neue Form der Ernährung hielt Einzug. Heute, ein Jahr und mehrere Wochen später, ist Sport und gesunde Ernährung fester Bestandteil in unserem Alltag.
Falls bei dem ein oder anderen jetzt die „Na klar doch“ – Augen rollen oder Schmunzeln im Gesicht auftauchen. Nein, wir wurden nicht erleuchtet und haben auch keine im gleißend weißen Licht wabernde Erscheinung gesehen. Es war Zeit, alte Gewohnheiten zu durchbrechen. Wir wollen gemeinsam einfach gesund bleiben und unser Leben glücklich genießen.
Und so heißt es Treppe statt Fahrstuhl. Dazu Walken, Yoga, Gymnastik oder Spazierengehen. Und das täglich und bewusst. Die Zeit dafür findet sich, wenn man nur will. Auch sind unsere Essgewohnheiten anders geworden. Das damalige Grundnahrungsmittel Fleisch ist heute zu etwas Besonderem geworden. Etwas Süßes gibt es nicht mehr zwischendurch. Es wird bewusst und mit Genuss verspeist. Die süße Droge Zucker wurde als Zutat aus der Küche verbannt und Fertigprodukte bleiben im Supermarkt-Regal. Klar waren die ersten Monate in diesem Prozess der Veränderung hart. Gelinde gesagt - zum Kotzen. Mit sich selbst in den Ring zu steigen, das ist harte Arbeit. Es stellten sich aber bald erste Veränderungen ein. Damit erwachte auch die Lust, mehr zu erreichen. Und - die Neugier trat in den Vordergrund.
Neugier? Ja. Sie war und ist ein toller Motivator. Was passiert beispielsweise mit und in meinem Körper, wenn? Da werden Hintergründe und Zusammenhänge klarer und greifbar.
Ein Beispiel:
Mit unserer Nähe zu Asien entwickelten wir bereits vor langer Zeit eine Affinität zur traditionellen Medizin. Daher waren uns Bitterstoffe bereits vertraut. Die Aussage: „Bitterstoffe helfen dir, deine Heißhunger-Attacken unter Kontrolle zu bringen“, weckte unser Interesse und die Neugier. Und so begannen wir zu recherchieren und zu diskutieren.
Und?
Bitterstoffe sind mega-wichtig für den Körper. Sie helfen nicht nur Heißhunger-Attacken in den Griff zu bekommen. Sie dienen auch
der Stärkung des körpereigenen Immunsystems,
haben Sekret fördernde Eigenschaften bei der Verdauung und
haben eine ungemein hilfreiche Wirkung bei Diabetes.
Mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen starteten wir einen Feldversuch mit Bittergurken.
Mehr Information zu diesem Gemüse gibt es auf dem Blog von Heiko und Ly:
BITTERGURKEN - entdecke was Neues für dich - | URLAUB IN VIETNAM (urlaubvietnam.de)
Unser Fazit:
Bewusste Bewegung bereichert unser Leben und verstärkt das Glücklich sein. Los! Beweg dich! - dieser Aufforderung schließen wir uns gern an. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und beste Grüße aus Vietnam.
Ly & Heiko
PS: Heiko‘s massige 123 kg sind aktuell auf 91 kg geschrumpft.
PPS: Vielen Dank an Thomas und Martin. Ohne ihre anfeuernde “Los! Beweg dich!” - Aufmunterung hätten diese Sätze ihren Weg nicht auf elektronisches Papier gefunden.
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Wanderlust und Sonnendurst
Wenn ich das gackernde Tier für die Frühstücksversorgung wäre, würde ich der Redewendung: „Ein Wetter zum Eierlegen!“ folgen. Aber auch ohne die Produktion des Ovals heißt es raus aus dem Stall und die blinzelnden Augen gerieben. Stand nicht gestern noch der weiße Mann mit der Möhrennase vor der Tür? Ich kann es kaum fassen: Auch die dünne Steppjacke ist bei der Pause am Krossinsee fast zu warm.
Mein Haus- und Hoflieferant für Wandertouren „komoot“ schlägt eine Elf Kilometer Tour mit Startpunkt Schmöckwitz im Südosten Berlins vor. Und da Melanie und eine Freundesfamilie ebenfalls ihre tiefgekühlten Knochen bewegen wollen, starten wir am Seddinsee und biegen auf matschiger Route in den Uferweg am Oder-Spree-Kanal ein. Die Spuren der letzten Eiszeit sind noch deutlich erkennbar. Ein umgestürzter Baumriese liegt starr gefangen im Gefrorenen.
Ein bizarrer Kontrast, der allen Wandernden das Handy aus der Tasche lockt. Wie ist es schön, ein Foto zu schießen, ohne hinterher rotgefrorene Hände in die Taschen schieben zu müssen. Die Februarsonne schafft zwar nur lange Schatten, aber sie kitzelt warm auf der Nase und riecht nach Frühling. Diese zarte Andeutung weckt die Lebensgeister und macht mir Mut. Ist das Winterdunkel überstanden? Sicher nicht! Aber die Wechsel der Jahreszeiten in unseren Breiten machen es eben auch so besonders und hoffen darf ich ja wohl…
Wir biegen vom Oder-Spree-Kanal rechts auf den Uferweg des Krossinsees ab und laufen jetzt auf der Sonnenseite des Lebens. Der erstaunlich warm leuchtende Erdenstern spiegelt sich auf der Eisfläche des Gewässers. Kinder durchbohren vom Ufer aus mit dicken Ästen und etwas Mühe den noch erstaunlich festen Eispanzer. An den offenen Wasserstellen scheinen sich auch die Süßwassermuscheln aufzuwärmen, wenn sie denn nicht von der Kälte dahingerafft wurden.
Alle Wandernden führen ein Dauerlächeln im Gesicht. Die ersten haben ihre Jacken abgelegt und testen im T-Shirt die Temperatur mit ihren weißleuchtenden Armen. Vielleicht noch etwas sehr gewagt, aber an geschützter Stelle auch kein Erkältungswahnsinn. Die Allermutigsten haben sich an einer Badestelle im Sand schon niedergelassen. Wie lange sie da liegen und ob sie von der Bodenkühle oder den dreisthungrigen Schwänen aufgescheucht werden, habe ich nicht mehr beobachtet.
Nach gut dreieinhalb gemütlichen Stunden mit Picknickpause erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt auf der Brücke über die Dahme und freuen uns über die zurückgelegte sportliche Bewegung. Die Tour ist empfehlenswert. Es ist kein einsamer Geheimweg hier am See, aber es läuft sich gut und stillt die Wanderlust und den Sonnendurst.
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Annes Sport-Uhr
Es ist so schön, wenn unser Blog lebt. Und das spüren wir immer dann, wenn sich Leserinnen und Leser aufraffen, selbst auf die Tastatur zu drücken und uns ihre Erlebnisse schicken. So freuen wir uns riesig über Annes Beitrag zum Motto „Los! Beweg‘ dich!“
"Ausruhen kann ich, wenn ich mal tot bin", hörte ich Dieter Hallervorden mal sagen.
Genau das ist auch mein Lebensmotto. Als frische 70erin bin ich immer noch eine bewegte Frau. Zur Kontrolle und auch Motivation meiner Bewegungen, in dem Fall Schritte, bekam ich von meinen Töchtern zum Geburtstag eine Sport-Uhr.
10.000 Schritte pro Tag sind mein Ziel. Die schaffe ich täglich locker. Jede Woche am Dienstag und Donnerstag, gehe ich bei jedem Wetter mit meinen Enkelkindern durch die nahe Feldflur. An den Tagen werden es sogar über 15.000 Schritte.
Ich genieße, neben der Bewegung an der frischen Luft, vor allem die guten Gespräche mit den beiden Heranwachsenden und sie bekommen, so ganz nebenbei, anschaulichen Geschichts- und Heimatkundeunterricht über Land und Leute. Auch den Beiden tut die Bewegung an der frischen Luft gut. Sie lüften ihren Kopf vom wenig motivierenden Homeschooling. Es ist eine schwierige Zeit, doch Lösungen, die gut tun, liegen manchmal auf dem Weg.
Heute unternehme ich bald nach dem Frühstück einen Morgenspaziergang auf meinem Lieblingsweg, über den Hasenberg. Ausgerechnet da habe ich vergessen, die Uhr umzutun. Wenn ich schon keine Sportuhr umgelegt habe, will ich wenigstens einen Abdruck hinterlassen. Ich lasse mich in den weichen Schnee fallen und bilde einen Schneeengel.
Der heutige Tag ist ein Geschenk, einfach mal fallen lassen tut gut. Und der Tag ist noch lange nicht vorbei. Nach dem Kaffee mit selbstgebackenem Mohnkuchen, gehe ich nochmal eine Runde. Diesmal zur Saale, denn seit Freitag liegt dort das Flusskreuzfahrtschiff Sans Souci am gegenüber liegenden Ufer, in seinem Heimathafen Mukrena an der Saale. Nomen est Omen: San Souci = Ohne Sorgen.
In der Hoffnung, dass die großen Sorgen mit und wegen Corona bald der Vergangenheit angehören!
Macht's gut und bleibt gesund, in Bewegung und optimistisch
Anne Krüger
Rodeln
Ich gebe zu, das kann man nicht oft machen. In unseren Breiten fehlen schlicht die Voraussetzungen. Wenn es aber passt, dann muss es einfach heißen: Los! Beweg‘ dich! Und zwar ruft nicht die Pflicht zum Schneeschippen, wie bei Martin, sondern die Lust am freiwilligen Schneerutschen auf einem Schlitten. Mein altes Modell aus Kindheitstagen hat irgendwann einen Umzug verpasst, war wahrscheinlich auch schon ziemlich morsch von den waghalsigen Sturzfahrten eines 15-Jährigen.
Aber, wofür bin ich Opa? Meine beiden Enkel besitzen ein fabrikneues Modell, das nun nach drei schneelosen Jahren zum Einsatz kommt. Und da bin ich dabei. Gut, es werden diesmal keine Hochgeschwindigkeits-Abfahrten in der Steilkurve, aber Anschieben, Hochziehen und im Pferdegalopp den Schlitten in Schwung halten, ist auch Bewegung. Zwischendurch noch eine kleine Schneeballschlacht und die Lungen füllen sich mit frischem Sauerstoff.
Anschließend rollen wir Schneekugeln bis die Handschuhe feucht und die Finger rot und kalt auf Pustewärme hoffen. Nun ja, unser Modell erreicht nicht ganz die Eleganz des Musterschneemanns um die Ecke. Ich hoffe, sein Sombrero schützt ihn noch lange vor der Sommerhitze. Nebenbei frage ich mich, hat der gute Mann eine Möhrennase oder raucht er eine Karotten-Cohiba?
Gut ausgelüftet habe ich den Kreislauf in Schwung gebracht. Kann ich empfehlen. So lange wird diese Form der Bewegung nicht möglich sein. Also: Los! Raus!
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Drachenfliegen
Eine Flughafen-Starterlaubnis für einen Drachenflug ist etwas vermessen, in Tempelhof aber ein alltäglicher Ablauf. Der Airport THF, so das alte Flughafenkürzel, fertigt keinen Airbus mehr ab, dafür starten Spiderkites, HQ und Invento in allen erdenklichen Größen und Farben. Kinderdrachen mit einer Strippe flattern neben Zweileinen-Lenkdrachen und Hochleistungslenkmatten als Antrieb von Skateboards. Auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof ist dafür eine eigene Startbahn ausgewiesen.
Voller Spannung packe ich meinen frisch erworbenen Luftikus auf Startbahn null-drei aus dem Beutel und bekomme eine alte Weisheit bestätigt, die ihr bestimmt von Weihnachten auch so kennt. Die Lichterkette mag noch so sorgsam verpackt worden sein, wenn sie wieder ans Licht kommt, ist sie ein Knäuel. Mit diesem Phänomen hat sich schon ein Team von Physikern der Universität Bristol beschäftigt, mit der Erkenntnis: Die Länge spielt keine Rolle. Allerdings war die Antwort auf die Frage, was gegen das Verknoten hilft: Gar nichts! Und so knüpper ich eine halbe Stunde an dem frisch ausgepackten Leinensystem.
Währenddessen macht das Flugfeld seinem Namen alle Ehre. Der Wind bläst stramm und wartet nur darauf, meine Lenkmatte in die Höhe zu treiben. Ich habe mich alleine zu meiner Flugstunde aufgemacht und renne nun zwischen dem knatternden Spiderkite und den Leinenschlaufen hin und her. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen für den Start.
Nach mehreren Versuchen liegt der Lenkdrachen in der richtigen Position. Ich ziehe mit einem kleinen Ruck an den Leinen und mit gewaltiger Kraft steigt der Nylon-Regenbogen in den blauen Tempelhofer Himmel. Ich werde regelrecht zwei Schritte vorwärtsgerissen und staune über die Kraft von nicht einmal einem Quadratmeter Segelfläche. Nach dem ersten etwas hektischen Ziehen an den Leinen folgt das Fluggerät mit der Zeit meinen ruhiger werdenden Befehlen. Leichter Zug an der rechten Leine und der Drachen dreht in die Rechtskurve, um mit sanftem Zug auf der linken Seite wieder zurückgeholt zu werden.
Gut, dass mir im Fachgeschäft flyingcolors zu einer Lenkmatte für Einsteiger geraten wurde. Nach kurzer Zeit folgt die Matte meinen Handbewegungen und ich lasse sie in wilden Kreisen rotieren, links rum – rechts rum, mit knatternder Kraft parallel über dem Boden, dann wieder steil in die Höhe. Läuft gut. Gelegentlich kreuzen die Könner mit riesigen Exemplaren auf ihren Skateboards oder gar in einem gezogenen Strandbuggy. Könnte ich eigentlich auch mal probieren… Wie zum Trotz schlägt mein Fluggerät den senkrechten Weg zum Boden ein und „landet“ mit einem Knall auf der Grasnarbe. Geläutert rolle ich den zum Glück unbeschädigten Drachen ein und radle frisch durchgelüftet wieder nach Hause. Meine Bewegung im Alltag!
Ja, so unterhaltsam kann Bewegung sein. Dem nächsten Ruf: „Los! Beweg‘ dich!“ werde ich gerne wieder folgen. Vielleicht kommt der ja von euch mit einer anderen Idee. Wäre schön, schreibt doch mal: info@grad60.com
Und übrigens: Der Artikel wurde ohne Bezahlung, Vergünstigung oder Beeinflussung geschrieben. Weitere Informationen zu diesem Thema findet ihr auf unserer Seite Transparenz.