Thailand selbst erkunden - Reisen auf eigene Faust
Ich stelle meine Zusammenfassung gleich mal an den Anfang: Thailand ist das ideale Land für Reisen auf eigene Faust, egal ob als jugendlicher Backpacker oder als Ü60-Reisender mit Rollkoffer. Die Thais sind hilfsbereit und freundlich, die Infrastruktur gut und die Preise moderat. Wer Temperaturen um die 30°C mag, ist in Thailand für eine Rundreise auf eigene Faust bestens aufgehoben.
Ankunft in Thailand - Reisen auf eigene Faust
Das Einflugstor von Bangkok ist der riesige Flughafen Suvarnabhumi (Flughafencode BKK). Hier stempeln die Behörden auch das 30-Tage-Visum in den Pass, nachdem Fotos und Fingerabdrücke im Fließbandverfahren aufgenommen wurden. Jetzt heißt es erstmal kurz durchatmen und sich nicht von Taxifahrern und Shuttle-Angeboten verrückt machen lassen. Zunächst etwas Bargeld aus dem Geldautomaten oder der Wechselstube besorgen (mehr dazu in der Rubrik „Geld“). Denn im Tiefgeschoss wartet der City Link Train, der alle paar Minuten für umgerechnet rund 1 € staufrei in das Zentrum von Bangkok fährt.
Geld
Die Währung in Thailand ist der Baht (THB) mit Scheinen von 1000, 500, 100, 50 und 20 Baht. Der häufigste Geldschein ist der 100 Baht-Schein im Wert von ca. 2,70 €. Mit der Kreditkarte lassen sich am Geldautomaten bis zu 20.000 Baht abholen. Die Automatenaufsteller berechnen für das Abheben einheitlich 220 Baht (immerhin fast 6 € - egal wie hoch die Abhebung ist). Dazu kommt noch die Gebühr in Deutschland (Bei mir waren es für den Visa-Einsatz noch einmal 4,90 €). An Touristenorten bieten auch Wechselstuben ihre Dienste an. Ich habe das nicht genutzt und kann daher auch nichts Näheres zu Kosten und Kursen sagen.
Transport - Nahverkehr
Das U- und Hochbahnnetz von Bangkok ist schnell, modern und gepflegter als z.B. der ÖPNV in Berlin. Dazu tragen das geschlossene System und das Personal an Schaltern und auf den Bahnsteigen bei. Neben dem City Link Train vom Flughafen gibt es die Anbieter MRT und BTS. Beim Wechsel der Linien kann der „Fahrschein“ immer nur bis zum Umsteigebahnhof gekauft werden. Der „Fahrschein“ ist entweder ein schwarzer Chip oder eine Magnetkarte, die vor ein Lesegerät gehalten dafür sorgt, dass sich die Schranke öffnet. Beim Um- oder Ausstieg werden die Fahrberechtigungen eingeworfen oder eingesteckt und mit dem Öffnen der Barriere verschluckt. Die Fahrkarten gibt es an Automaten oder am Schalter auf jedem Bahnhof. Sie kosten je nach Entfernung umgerechnet zwischen 50 Cent und 1 Euro.
Die Nahverkehrsbusse habe ich nicht genutzt, da das Netz für mich unübersichtlich ist und sie meist im Verkehrschaos von Bangkok feststecken.
Die Taxis von Bangkok sind grün/gelb oder pink lackiert, massenhaft verfügbar und mit Taximeter ausgesprochen günstig. Nur, an den Touristenorten wollen die Chauffeure das Ding nicht einschalten und lieber einen 10-fach höheren Preis aushandeln.
Ähnlich verhält es sich mit den Tuk-Tuks, den dreirädrigen Knatterbüchsen. Zumindest in Bangkok fahren sie fast nur noch für die Touristen. Aber klar, allein so ein Touri-Fahrerlebnis für 200 – 300 Baht gehört mal dazu.
Als interessante Alternative bieten sich die Klong-Schnellbote an. Sie sind preiswerte, reguläre ÖPNV-Transportmittel und befördern schnell und angenehm luftig beispielsweise zum Golden Mount.
Transport – Fernverkehr
Ein Charter-Taxi bietet sich durchaus für mittelweite Strecken an. Über das Hotel bestellt, kostet der bequeme Tür-zu-Tür-Service von 100 Kilometern etwa 40 Euro. Für längere Fahrten bietet sich der Busservice an. In Bangkok verteilen sich mehrere Busbahnhöfe über die Stadt. Dort gibt es Schalter für Fahrkarten, die meist auch unmittelbar vor der Abfahrt gekauft werden können. Wir haben den Bus ins 250 Kilometer entfernte Chanthaburi für umgerechnet fünf Euro genutzt. Auf längeren Strecken legt der Busfahrer eine Pause an einem „Rasthof“ ein. Meist ist es eine thailändische Garküche, nicht immer nach dem Geschmack der „Langnasen“.
Auf vielen Strecken verkehren auch acht- bis zehnsitzige Minibusse, etwas schneller, etwas teurer, etwas unbequemer. Letztendlich erreicht man nahezu jeden Ort in Thailand.
Transport – Mietroller
Der brummende Untersatz ist für Ausflüge in die Umgebung ein ideales Verkehrsmittel. In nahezu jedem Ort mit etwas touristischer Infrastruktur werden kleine Motoroller tageweise vermietet. Sie kosten rund 250 Baht am Tag. Nach einem Führerschein wird nicht gefragt. Als Sicherheit muss der Reisepass hinterlegt werden. Das Tanken ist mitunter ein besonderes Erlebnis: Am Straßenrand stehen aufgereiht Plastikflaschen mit dem orangefarbenen Kraftstoff, die der „Tankwart“ dann einfüllt.
Ich habe dieses praktische Fortbewegungsmittel sehr häufig genutzt, allerdings auch mit großem Respekt und Vorsicht. Der Linksverkehr ist ungewohnt und oft chaotisch, allerdings fahren die Thais nach meiner Erfahrung auch sehr umsichtig und nicht „rechthaberisch“, wie man es von hier kennt.
Unterkünfte in Thailand - Reisen auf eigene Faust
Dem Alter der Mehrbettunterkunft bin ich entwachsen. Daher kann ich euch nur über Guesthäuser, Hotels und Bungalows mit privatem Bad berichten. Die Preisspanne ist dabei riesig! Luxushotels in Bangkok kosten mehrere 100 Euro, aber außerhalb der Großstadt sind auch in gefragten Urlaubsregionen charmante Zimmer für 30 Euro buchbar. Zum Reservieren bieten sich die üblichen Buchungsportale an, bei Verlängerungen gewähren die Gastgeberinnen und Gastgeber bei Direktbuchungen gerne einen Rabatt. In dieser Preisklasse ist Klimaanlage und saubere Bettwäsche zu erwarten. In den Bädern hängt die Dusche manchmal frei im Raum und lässt mitunter Toilette und Waschbecken mitbaden.
Um euch ein Gefühl zu geben, liste ich mal unsere Unterkünfte mit Zimmerpreisen auf:
The Rose Residence in Bangkok für 66 Euro mit Frühstück (liebevoll gestaltet, sehr ruhig gelegen und trotzdem nahe an der Bahn, Frühstück im Freien unter Palmen)
House of Passion in Amphawa 57 Euro mit Frühstück (etwas klein, aber ruhig und gemütlich, mit herrlicher Restaurantterrasse am Klong)
Chernchan Hostel in Chantaburi 40 Euro mit Frühstück (großes Zimmer mit Charme in einer Seitengasse von Chantaburi)
À la Koh Kood auf der Insel Kood (auch Kut geschrieben) 80 Euro mit Frühstück (traumhafte Lage in den Mangroven, 50 Meter von einem herrlichen Sandstrand entfernt)
Garden Resort auf Koh Chang 70 Euro mit Frühstück (Schöne Bungalowhälfte mit Terrasse und Blick auf Pool oder Garten, ruhig gelegen und trotzdem in unmittelbarer Nähe von Restaurants, Fußweg zum Strand etwa zehn Minuten)
Essen in Thailand
Die einzige Herausforderung der Nahrungsaufnahme ist das Frühstück. Wer nicht auf Reissuppe steht, ist auf das Frühstücksangebot der Guesthäuser und Hotels angewiesen. Toast, Marmelade und Butter sind dort Standard, Scheibenkäse und Wurstaufschnitt sind gelegentlich dabei. Und natürlich Fried Eggs, wie hier im Chernchan Hostel Chantaburi.
Ansonsten ist Thailand für Reisen auf eigene Faust ein kulinarisches Paradies. An jeder Straßenecke, auf jedem freien Plätzchen wird im Freien gebrutzelt, gekocht gebraten und an kleinen Tischen auf Plastik-Minihocker gespeist. Nach meiner Erfahrung kann hier jeder für kleines Geld ausgezeichnet essen. Für 80 Baht (gut 2 Euro) gibt’s gebratenen Reis mit Gemüse oder Shrimps und ab acht Euro brutzelt die Standinhaberin ganze frische Fische.
Zur Erfrischung kann ich euch die Kokosnuss empfehlen. Hier noch umhüllt vom grünen Fruchtkörper wird sie frisch aufgeschlagen und das gut gekühlte klare Fruchtwasser mit dem Strohhalm ausgeschlürft, erfrischt auch bei der größten Hitze.
Natürlich gibt es auch eiskaltes Bier: Chang, Singha und Leo sind die häufigsten Angebote (die große Flasche kostet etwa 100 Baht).
Einheimische „Starbucks“ haben Thailand überall erobert. Das Kaffeegetränk mit kleinen Küchlein und Snacks bieten klimatisierte Shops in jeder größeren Ortschaft an. Allerdings liegen die Preise auch in der Nähe des „Mutterschiffs“.
Sprache
Mit englischen Sprachkenntnissen lässt es sich problemlos reisen. In den Touristenorten sowieso, aber auch abseits reicht es meist für eine Verständigung aus. Wer dann noch „Hallo“ (Sawatdi krab als Mann und Sawatdi ka als Frau) und „Danke“ (Khop khun krab als Mann und Khop khun ka als Frau) sagen kann, der blickt in lächelnde Gesichter.
Ach Ja! Das Lächeln! Es hilft! Mein wichtigster Grundsatz für ein entspanntes Reisen durch Thailand auf eigene Faust ist die Gelassenheit. Wer schimpft, verliert nur sein Gesicht und ist am Ende sicher nicht besser dran. Thailand bietet Strand, Palmen, einzigartige Kultur und sympathische Menschen, die man hervorragend beim Reisen auf eigene Faust, denn im All-Inclusive-Strand-Resort kennenlernen kann.
3 Wochen Rundreise Thailand – Kultur, Natur und Strände
Eine 3-wöchige Rundreise durch Thailand auf eigene Faust ist der beste Start für unabhängiges und selbständiges Reisen. Die Unterschiede zu einer organisierten Tour liegen klar auf der Hand: Es wartet kein Bus vor der Unterkunft, der dich zum überfüllten Touristen-Spektakel fährt, es dauert länger und es muss mehr organisiert werden. Dafür bestimmst du selber, wie lange dich ein Nachtmarkt fesselt, welchen Tempel du als „erster und einziger“ entdeckst und welches Lächeln nur für dich bestimmt ist.
Für eine 3-wöchige Rundreise durch Thailand habe ich für euch einen Reisevorschlag, der mit Kultur, Natur und Strand gespickt ist. Dazu gibt es kleine Entdecker-Tipps für besondere Erlebnisse. Natürlich lässt sich das Programm auch in einer 2-wöchigen Rundreise durch Thailand absolvieren. Dann bleibt jedoch nicht so viel Zeit für die kleinen Extra-Abenteuer.
Folgende Stationen schlage ich euch für eine 3 Wochen Rundreise durch Thailand vor:
Bangkok – 3 Tage - Ayutthaya – 1 Tag - Phetchaburi – 1 Tag - Cha Am oder Hua Hin – 2 Tage - Ko Tao – 4 Tage - Ko Phayam – 4 Tage - Khao Sok Nationalpark – 3 Tage - Phuket – 2 Tage
3 Wochen Rundreise Thailand – Start in Bangkok
Genaugenommen könnte man die drei Wochen auch komplett in Bangkok verbringen. So viel gibt es hier zu sehen und zu erleben. Auf jeden Fall gehört der Königspalast zu den Hauptattraktionen dieser Riesenstadt.
Allerdings rappelvoll, genauso wie der liegende Buddha im Wat Pho.
Auch der Tempel der Morgenröte Wat Arun beeindruckt durch Schönheit und Menschenmassen. Mehr Informationen findet ihr in den Abschnitt Thailand auf eigene Faust - Tempel. Wie auch von einem Abend in China-Town. Hier gehören die eng an eng gedrängten Massen allerdings zum Ambiente. Aber auch neben den berühmten Tempeln, Chedis, Buddha-Statuen findet ihr an jeder Ecke euren persönlichen Wat, den ihr als „erster“ entdecken könnt. So wird manchmal das Kleine zu etwas Großem.
Auf keinen Fall solltet ihr eine Garküche verpassen. Auf jedem freien Fleck brutzelt, dampft und grillt jemand erstklassige Gerichte für kleines Geld. Einfach der Nase folgen und mit einem kalten Bier dazu genießen.
Aber auch für den Liebhaber der feinen Küche ist gesorgt. Wie wäre es mit einem Menü im Sterne-Restaurant. Für rund 80 Euro verwöhnt das Sawaan mit einem exzellenten Mehrgang-Menü.
Leider müssen wir uns nach drei Tagen von dieser faszinierenden Stad verabschieden, sonst schaffen wir unsere 3-Wochen-Rundreise durch Thailand nicht.
3 Wochen Rundreise Thailand – Alte Tempel in Ayutthaya
Die ehemalige Hauptstadt des siamesischen Königreichs ist aus kultureller Sicht ein absolutes Muss bei einer 3 Wochen Rundreise durch Thailand. Im Geschichtspark reihen sich die alten Tempel und Ruinen nebeneinander auf und geben einen ausgezeichneten historischen Einblick. Für einen Abstecher nach Ayutthaya solltet ihr einen Tag einrechnen.
3 Wochen Rundreise Thailand – Phetchaburi
Nun geht es Richtung Süden, aber bevor wir euch ans Wasser lassen, bauen wir auf der 3 Wochen Rundreise Thailand noch einen Stopp in Phetchaburi ein. Hier ist der Touristenandrang deutlich geringer, obwohl auf dem Hügel Phra Nakhon Khiri, der Thronsaal und der Wat Phra Kaeo sehr sehenswert sind. Allerdings solltet ihr euch vor Räubern schützen. Also Getränkedosen und Tüten gut im Rucksack verstauen, denn ein wilde Horde Makaken-Affen lauert auf jede Beute-Chance.
Dieser Zwischenstopp ist mit der Bahn von Bangkok in rund drei Stunden erreichbar.
3 Wochen Rundreise Thailand – Cha-Am oder Hua Hin
Hurra, wir sehen zum ersten Mal das Meer mit einem endlos langen breiten Streifen Sandstrand. Die Badeorte Cha-Am und Hua Hin sind beliebte Ausflugsziele von Bangkok und besonders an den Wochenenden sind die mehrstöckigen Strandhotels bei steigenden Preisen gut besucht. Aber es lassen sich auch kleine Anlagen mit persönlichem Service finden. Die Badeorte sind mit thailändischem Urlaubsleben eine schöne Gelegenheit für zwei bis drei Tage zum Entspannen. Von Phetchaburi fährt ein Zug in einer Stunde hierher, aber auch ein Taxi für rund zehn Euro ist eine Möglichkeit.
3 Wochen Rundreise Thailand – Über Chumphon nach Ko Tao
Um die Fähre für die zweistündige Überfahrt auf die Insel Ko Tao zu erreichen, müsst ihr wahrscheinlich in Chumphon übernachten, denn die Fahrt von Hua Hin dauert mit Minibus oder auch mit der Bahn rund fünf Stunden. Es gibt dafür recht ordentliche Guest-Häuser in der Nähe der Anleger. Die Fährfahrt braucht knapp zwei Stunden und auf Ko Tao werdet ihr mit vollem Touristen-Service empfangen. Scharen von Taxis bringen euch zum Wunschhotel, das ihr am besten schon vorher bucht.
Für Hartgesottene mit wenig Zeit ist von Bangkok auch der Nachtbus mit Fähranschluss auf die Insel in zwölf Stunden eine Möglichkeit.
Berühmt ist Ko Tao für seine Tauchgründe, die auch Schnorchler in die bunte Unterwasserwelt entführen. Bei einer 3 Wochen Rundreise durch Thailand könnt ihr hier drei bis vier Tage verbringen, damit sich die Überfahrt lohnt.
3 Wochen Rundreise Thailand – Ko Phayam
Ko Phayam in der Andamanen See vor Ranong ist zwar keine unentdeckte Strand-Palmen-Insel in Thailand, aber immer noch eine freundliche Insel mit der Atmosphäre Ko Samuis von vor 30 Jahren. Hier überwiegen die kleinen Holzbungalows und geschwommen wird im Meer und nicht im Pool. Ein absoluter Entspannungs- und Badtipp, damit die 3 Wochen Rundreise durch Thailand nicht in Stress ausartet.
3 Wochen Rundreise Thailand – Kao Sok Nationalpark
Nach dem Inselausflug bietet euch der Khao Sok Nationalpark Dschungelerlebnis mit Gibbon-Early-Morning-Wake-Up-Call. Wie wäre es mir einer Wanderung durch den Nationalpark, oder einem organisierten Ausflug zum tiefblauen Stausee mit bizarren Karstfelsen und der Durchquerung einer Höhle, die stellenweise durchschwommen werden muss? Bei einer 3 Wochen Rundreise durch Thailand könnt ihr dafür drei – vier Tage einplanen.
3 Wochen Rundreise Thailand – Phuket
Tja Phuket ist der Inbegriff des Strandurlaubs in Thailand mit allen seinen schrecklichen Auswüchsen. Natürlich kann man sich hier in einer Luxusanlage verwöhnen lassen und die Thai-Show am Abend genießen. Aber ist das die weite Anreise wert? Doch selbst auf Phuket gibt es noch weniger überfüllte Stellen, insbesondere wenn der Rückflug direkt, oder über Bangkok geplant ist. Die Naiyang-Beach ist trotz ihrer unmittelbaren Nähe zum Flughafen ein geeigneter Abschluss für eure 3-Wochen-Rundreise durch Thailand. Vom Flughafen starten fast stündlich die Maschinen in die Thailändische Hauptstadt. Mit etwas Vorausbuchung liegen die Preise unter 100 Euro.
Insgesamt ist diese Tour für eine 3 Wochen Rundreise durch Thailand natürlich ein strammes Programm. Wer etwas mehr Entspannung sucht, sollte vielleicht einen oder zwei Punkte der Reise überspringen, um etwas mehr Zeit für seine persönlichen Entdeckungen zu finden.
Und nun folgen ein paar Eindrücke von vier Wochen Rundreise durch Thailand auf eigene Faust, die uns teilweise abseits der üblichen Routen geführt hat.
Wer nicht so lange mitreisen möchte, kann mit einem Klick auf den Link zu den verschiedenen Orten “fliegen”:
Ankunft im Regen / Lumpini Park / Tempel und Märkte / Amphawa / Chantaburi / Chantaburi Land / Ko Kut / Ko Kut erkunden / Ko Chang / Ko Chang Osten / Ayutthaya
Ankunft im Regen
Es regnet, ach was, es gießt und zwar aus großen Eimern. Bangkok empfängt uns mit Blitzen und lässt es richtig knallen. Darauf waren wir nicht vorbereitet. Viele Thais aber auch nicht und so bildet sich am Ausgang der MRT, der U-Bahn von Bangkok, eine dicht gedrängelte Traube von Menschen, die nicht ins Wasser wollen. Unermüdlich fordert die Mitarbeiterin des MRT, einen Durchgang frei zu lassen. Wir finden eine kleine Warteecke zwischen schlafendem Hund und aushängenden Plastikbeuteln. Tatsächlich stopfen hier alle ankommenden Regenschirmbesitzer ihren Knirps und Stockschirm in den Schutz, um nicht die U-Bahn vollzutropfen.
Da sich das Regendunkel nicht verbessern will und Bangkok beim Wetterradar in dunkel-lila gefärbt ist, suchen wir über einen anderen Ausgang Cappuccino-Asyl bei Starbucks. Einen Riesen-Kaffee-Eimer später wechselt das Radar für kurze Zeit auf hellblau und wir nutzen die Chance für den Weg zum Hotel.
Für die nächsten drei Stunden spielt das Wetter nun keine Rolle. Bei geschlossenen Augen und erholsamem Traum regnen sich die düsteren Wolken aus und ermöglichen am Nachmittag noch eine erste Tour durch die gigantische Stadt mit ihren neun Millionen Einwohnern. Wer sich in Berlin über den Autoverkehr aufregt, der hat noch nicht erlebt, wie auf drei Fahrspuren vier Autoreihen und zwei Moped-Drängel-Streifen entstehen und sich trotzdem kaum jemand vorwärts bewegt.
An einer dieser Lärmwege versucht ein hinduistischer Gläubiger das Getöse noch mit einer Glocke zu übertönen, während am Tempel die Menschen mit Blumenkränzen still ins Gebet versunken sind oder ihren Gebetstext vom Handy ablesen. Wir beobachten das Treiben und fast hätten wir einen roten Farbpunkt vom Priester auf die Stirn gezeichnet bekommen, als wir den fünf-stufigen Turm bewundern.
Vielmehr soll es heute nicht an Besichtigungen werden und so locken uns ein Chang-Bier und Fried-Cashew-Nuts with Vegetables und Seafood in ein Straßenrestaurant. Dazu bestellen wir noch eine Portion Reis, die hier tatsächlich ohne das „s“ als Rei‘ geordert wird.
Unter klapprigen Ventilatoren auf wackeligen Stühlen und angeranzter Markise lassen wir es uns schmecken und freuen uns auf den nächsten richtigen Besichtigungstag. Vielleicht nicht ganz so nass.
Lumpini-Park und Thompson Haus
Der freundliche Parkwächter zeigt uns am Eingang zum Lumpini-Park die richtige Richtung. Ein wirklich fetter Waran hat einen erbeuteten Fisch im Maul. Die Beute von der Größe eines Karpfens muss er gegen Krähen und hungrige Artgenossen verteidigen. Wir sind begeistert, gleich am Eingang des Parks so ein Tier zu sehen. Da wissen wir noch nicht, dass diese Echsen hier in Massen die Wege kreuzen, unter Bänken ihr Schläfchen halten oder am Teich in der Sonne chillen.
Die Größten messen mindestens 1,20 Meter und mit ihrer rausgestreckten gespaltenen Zunge kommen noch gut 20 cm dazu. Beeindruckend! Der Park bildet eine Oase der Ruhe. Also relativ gesehen, im Verhältnis zum lärmenden Bangkok. Den Springbrunnen im Zentrum des Parks umkreisen Einheimische und Touristen auf ihren „Schwänen“.
Das lassen wir aus und laufen weiter durch den brodelnden Verkehr zu einem für Bangkoker Verhältnisse einmalig schnellen Verkehrsmittel: Dem Speedboat auf dem Klong. Schon von weitem riechen wir die Anlegestelle. Das Wasser hat keine Badequalität. Die graubraune Brühe mit Essensreste-Einlage schwappt durch die Schnellboote an der Ufermauer hoch. Ich will mir nicht vorstellen, davon etwas abzubekommen.
Beim Anlegen heißt es schnell zu sein. Die Schaffnerin springt hinaus, vertaut das Boot am Poller und wir springen hinein. Im selben Augenblick löst sie schon wieder den Strick und mit aufheulendem Motor quirlt die Bootsschraube das Dreckwasser auf. Mit Hochgeschwindigkeit geht es durch den engen Kanal. Die Bootsbegleiterin kassiert 16 Baht (50 Cent) pro Person von uns und in einer Viertelstunde sind wir am Ziel: dem Jim Thompson Haus.
Jim Thompson war ein Amerikaner und in den 1940er-Jahren für den Geheimdienst tätig, bis er davon die Schnauze voll hatte und sich lieber dem Seide-Handel widmete. Davon wurde er richtig reich, sodass er es sich leisten konnte, alte Häuser aufzukaufen, um sie dann hier aufzustellen. Natürlich ausgestattet mit edlen Antiquitäten. Aber so ganz perfekt lief es dann doch nicht: Im Alter von grad60 verschwand er für immer auf einer Wanderung in den Cameron-Highlands von Malaysia. Kein Knochen, kein Seidenhemd, keine Tasche von ihm wurde je gefunden.
Sein Haus hinterlässt dafür einen bleibenden Eindruck. Von einem üppigen Garten umgeben ist es edel und geschmackvoll eingerichtet. Hier zu wohnen, könnte ich mir lebhaft vorstellen. Aber mit Jim zu tauschen, wäre jetzt natürlich auch nicht meine Wahl.
Tempel und Märkte
…so könnte man die herausragenden Merkmale von Bangkok beschreiben. An jeder Ecke steht ein buddhistisches Gotteshaus und eigentlich auch immer ein Markt davor. Brutzelnde Thais versorgen die Gläubigen an ihren kleinen Verkaufsständen mit weltlicher Nahrung in Form von Würstchen, Nudeln und Reis sowie den orangegelb leuchtenden Opferblumen. Wir genießen hier nur die ruhige Atmosphäre der beeindruckenden Gebäude mit den verzierten Fassaden und den mehrstufigen Dächern.
Die gläubigen Thais scheinen den Besuch ihrer Tempel auch gerne mal ganz unpathetisch zwischen Einkäufen und Mittagspause einzuschieben. So zündet hier ein Pärchen im Wat Hua Lamphong ein paar Räucherstäbchen an, kniet vor Buddha nieder und hebt die aneinandergelegten Hände hoch vor die Stirn und zollen damit ihren Respekt. Vielleicht reden sie mit ihren Vorfahren oder danken für ihr Glück. Danach werden die Geister mit kräftigen Schlägen gegen zehn aufgereihte Gongs geweckt.
Der Lärm weckt auch unsere Geister und stimmt uns für den nächsten Besichtigungspunkt ein: der Blumenmarkt von Bangkok. In mehreren Hallen reihen sich tausend Blumenstände aneinander. Geschnittene Rosen, Orchideen und Lotusblüten liegen in Bergen auf dem Boden oder kleinen Tischen. Dazwischen sitzen Männer und Frauen, die kleine weiße Blüten und die orangefarbenen Opferblumen zusammenketteln.
Ein Brummen treibt uns in den schmalen Gängen zur Seite. Selbstverständlich fährt man hier Moped. Dazwischen drängeln sich Transportarbeiter mit Sackkarren, die bis hoch über ihre Köpfe beladen sind. Eigentlich stehen wir Touris hier nur im Weg und sind ein gerade noch geduldetes Hindernis. Melanie stellt die richtige, aber unbeantwortete Frage: Wie entscheiden die Käuferinnen und Käufer, dass sie an diesem Stand ihre Blumensäcke erstehen und nicht an einem der anderen 100 mit genau dem gleichen Angebot.
Wir ziehen weiter zum Wat Arun und hier stehen sich die Touris nun gegenseitig im Weg. Dieser Tempel ist eines der Hauptsehenswürdigkeiten von Bangkok. Verschieden hohe Türme sind über und über mit bunten Porzellanverzierungen versehen. Der höchste Prang misst 67 Meter.
Der letzte Touri-Schrei ist die gemietete Thaitracht. In gold, rotglitzernd und türkis versuchen sich die Damen im eleganten Thai-Tanz und in Selfie-Orgien beim Wai, dem Gruß mit den aneinandergelegten Händen vor der Stirn. Ich komme mit einer tanzenden Goldfrau ins Gespräch. Sie kommt aus China und hat die Tracht gemietet, wie fast alle ihrer Landsfrauen: „It looks so beautiful!“ ist ihre Meinung und empfiehlt mir einen Besuch von China: „Da sind die Trachten noch schöner…“
Es herrscht ein wildes Treiben, insbesondere um die besten Fotoplätze. Da kommen wir selber kaum zum Zug. Irgendwie entweiht diese Fotoschlacht den heiligen Ort und ich habe den Eindruck, dass die Wächter schon ganz böse schauen.
Ehe die Zehn-Meter-Riesen richtig zornig werden, fahren wir mit der Fähre über den Chao Phraya, dem großen Fluss von Bangkok, zum Asiatique-Markt mit Klamotten und Essensständen. Uns ist aber nach dem anstrengenden Tag nicht nach shoppen und so genießen wir Seabass und Padthai mit Blick auf das Wasser. Rückenfilet vom Krokodil lassen wir aus.
Die schwimmenden Touris von Amphawa
Uns hat es in den ländlichen Speckgürtel von Bangkok gezogen. 90 Kilometer mit dem Taxi von Thailands Hauptstadt zum Floating Market in Amphawa. Postkartenansichten zeigen dutzende von kleinen Booten mit Früchtebergen, Gemüse und schwimmenden Garküchen. Doch das Einzige, was hier in Massen schwimmt, sind wir Touris. Ein Longtail-Boot nach dem anderen karrt seine Fracht in orangefarbenen Rettungswesten durch den Kanal.
Das eigentliche Markttreiben findet in den Lagerhäusern am Kai statt. Nur zwei Bötchen mit Küche sind wohl aus vergangenen Zeiten zurückgeblieben.
Amphawa ist ein beliebter Ausflugsort der Thailänder am Wochenende. Wir weißhäutigen Langnasen, Farangs, sind eher die Ausnahme. Somit richtet sich auch ein Großteil der Speisen an die einheimischen Kenner. Wir stehen zumindest staunend vor kandierten Krebsen, brodelnden Suppen mit Fischeinlage und Spießchen mit unbekannten Zutaten. Ganze Fische werden in Plastikbeutel portioniert angeboten.
Trotzdem oder besser gesagt deswegen strahlt der Markt eine faszinierende Stimmung aus. Fremde Gerüche ziehen vorbei und hinter dampfenden Kesseln und brutzelnden Woks preisen die Markthändlerinnen und -händler lautstark ihre Köstlichkeiten an.
Auch wenn hier nicht wirklich ein schwimmender Markt stattfindet, wir haben unseren Spaß. Und ein Besichtigungs-Pfeil steckt ja auch noch im Köcher: der Railway Market in Samut Songkram. Hier stehen die Marktstände so nah am Gleis, dass bei jeder Zugfahrt die Auslagen zurückgeräumt und die Markisen eingezogen werden müssen. Ein TukTuk bringt uns für 100 Baht (3 Euro) gerade rechtzeitig für das Spektakel in den zehn Kilometer entfernten Ort. Die Bahnschranke senkt sich und löst ein wahres Touristeninferno aus. Millionen von Handykameras strecken sich der ankommenden Lok entgegen. Zum Glück fährt sie im Schritttempo, sodass die verkehrsregelnden Polizisten die außer Kontrolle geratenen Massen noch rechtzeitig zur Seite bekommen. Unfassbar mit welcher freundlichen Gelassenheit sie die Aufgabe bewältigen.
Einige Zeit später lichtet sich die Touritraube und gibt die Schienen zum Markt frei. Auch hier ist es aufregend exotisch, zumal sich geschnitzte Elefanten und „Railway-Market-T-Shirts“ in Grenzen halten und Mango, Jackfruit und Zitrusfrüchte in der Überzahl bleiben.
Das riesige Früchteangebot kommt auch nicht von ungefähr. Die Gegend um Amphawa gilt als der Obst- und Gemüsegarten von Bangkok. Davon können wir uns auf einer Radtour in der Umgebung überzeugen. Kokusnüsse säumen unsere Wege durch Plantagen, in denen Pampelmusen schwer an den Zweigen hängen und Bananen ihre Enden gen Sonne strecken.
Es ist richtig erholsam, so abseits des Verkehrs die Natur zu genießen. Die Arbeiter und Bauern winken uns lachend zu.
Radfahrende sind hier nicht so oft unterwegs und für die vielen Hunde scheint es außergewöhnlich zu sein. Ein knatterndes Moped ist für sie völlig uninteressant, aber dieses eigenartige Gefährt bringt sie aus der Fassung. Nicht nur einmal schlägt mir das Herz bis zum Hals, als sie kläffend auf uns zugerast kommen und in Richtung meiner Beine schnappen. Ich gebe es ja zu, vielleicht bin ich zu ängstlich und habe auch zu wenig Ahnung über ihr Verhalten. Letztendlich bin ich froh, dass wir unbeschadet nach Amphawa zurückkehren. Zur Entspannung genießen wir am Floating Market ein Pad Thai auf unserem Privatbalkon.
Chantaburi
Voll auf die Hupe! „Du Idiot! Ist das möglich…“ „Der glaubt doch wohl nicht, dass ich ihn jetzt hier reinlasse!“ Der Thai, der das auf deutschen Straßen erleben muss, würde vom Glauben abkommen. Hier in Thailand werden die Spuren doppelt genutzt, der Verkehr ist zehnmal stärker und brodelt in alle Richtungen. Doch Busse, Autos, Motorräder und Fußgänger sehen und respektieren einander. Keine Hup-Orgie beim Abladestopp in der einspurigen Gasse; wenn’s eng wird, dann wird gebremst und nicht draufgehalten.
Unser Überlandbus nach Chantaburi hupt nur an den Bushaltestellen auf der Strecke, um verschlafene Passagiere zu benachrichtigen. Nach vier Stunden spuckt uns das bequeme klimatisierte Gefährt am Busbahnhof von „Muang Chan (Mondstadt)“ aus. Noch bevor die Rollrucksäcke aus dem Bauch des Busses geholt sind, prasseln Weiterfahrangebote auf uns ein. Zwei Minuten später sitzen wir für 80 Baht (2,50 Euro) auf der Ladefläche eines Songthaews und werden zum Guesthouse gekarrt.
Zu meiner riesigen Freude ist in Thailand die Cappuccino-Kultur eingezogen. Selbst in den kleinsten Orten leuchtet eine Barista-Maschine auf dem Tresen und bietet alle Kaffee-Spezialitäten in iced und hot. Würde ich glatt in die Berliner Kaffeehaus-Serie aufnehmen.
Inzwischen ist es aber Zeit für was „Richtiges“ und wir greifen uns zwei Fahrräder vom Hostel, um zum Nachtmarkt zu radeln. Etwas ungeübt quälen wir uns durch den dichten Verkehr und müssen uns erst daran gewöhnen, dass stets rechtzeitig ein Bogen um uns gefahren wird. Schreckhaftes Bremsen bringt die Mopedkolonne nur aus dem Takt. Letztendlich treffen wir wohlbehalten an dem belebtem Markt ein und blicken in aufgereihte Schüsseln, deren Inhalt sich für uns kaum erschließt.
Die Beschriftung an den Ständen hilft uns nicht, wir können die kringelige Thai-Schrift natürlich nicht entziffern. Dieser Markt ist nicht auf Farangs eingestellt. Genaugenommen ist das für uns ein gutes Zeichen, denn hier gibt’s authentisches Thai-Food. Trotzdem fühlen wir uns etwas hilflos, bis wir eine größere Garküche mit blanken Metalltischen und bunten Plastikhockern entdecken.
Die Bedienung streckt uns eine Karte mit englischer Übersetzung der Gerichte entgegen und nickt auch bejahend nach der Frage nach einem „Chang“. Wir ordern Reis mit Garnelen und frittierten Tintenfischen, dazu „Morning Glory“ (Wasserspinat) und zwei Bier.
Eine Stunde später sitzen wir lecker gesättigt und glücklich im Trubel und freuen uns über unsere Entdeckung.
Der nächste Tag hält für uns die Entdeckungstour an Chantaburis Flusslauf bereit. Edle Holzhäuser zeugen von den Zeiten, als hier die in der Nähe geschürfte Edelsteine umgesetzt wurden. Das ist schon 50 Jahre her und so sehen die Häuser inzwischen auch aus.
Aber wie heißen die drei wichtigsten Punkte für Immobilien: Lage, Lage, Lage! Und die ist perfekt am Ufer des Flusses, wo sie luftigen Schatten bei 35 Grad bieten. Und wenn dann noch eine riesige Kokosnuss mit mindestens einem halben Liter eiskaltem Kokos-Wasser geboten wird, dann muss man den Tag anlächeln.
Auf dem Land um Chantaburi
„Die siebente Stufe können wir uns wohl sparen“. Das höre ich gerne. Der Aufstieg gen Fallkante des Krathing Wasserfalls ist bei der Hitze anstrengend und von meiner Stirn rinnt gerade mehr Schweiß als Wasser vom Berg. Die Trockenzeit in Thailand und die 35 Grad heute haben dem Wasserfall im nördlich von Chantaburi gelegenen Nationalpark ordentlich zugesetzt und in den Becken der Kaskaden brodeln nicht das Wasser sondern Fische. Und zu ihnen geselle ich meine Flossen.
Mir gefällt’s. Was die Fische dazu meinen, weiß ich nicht. Aber sie scheinen eher interessiert als weggetrieben. Der Abkühlung folgt eine kleine Wanderung durch den Dschungel. Ja, jetzt nicht mit Machete und so. Es ist ein vom Nationalpark angelegter Trail. Trotzdem greifen uns Tiere an. Viele. Sie wollen Blut und erst eine ordentliche Ladung „Antibrumm“ hält sie auf Abstand.
Eine Baumlichtung gibt uns nun freie Sicht auf den hoch oben liegenden Wasserfall. Die siebente Stufe ergießt sich wasserreich im malerischen Strahl den Fels hinunter. Haben wir doch zu früh aufgegeben? Nein, nein. Wir sind überzeugt: das sieht von weitem besser aus als es ist. Denn nochmal hoch wollen wir nicht, sondern uns eher von der „frischen“ Luft auf dem Motorroller umspülen lassen. Den haben wir uns für den Landausflug um Chantaburi gemietet.
Wir nehmen die kleinen Straßen abseits des Highways durch die landwirtschaftlich geprägte Gegend. Dicke, stachelige Früchte hängen an den Bäumen. Sie sehen aus wie riesige Morgensterne aus der Ritterzeit. Es sind Durian oder bei uns auch Stinkefrüchte genannt. "Der Geruch lässt sich am besten als Gemisch von Schweinekot, Terpentin und Zwiebeln beschreiben, garniert mit einer Sportsocke", befand ein Gastrokritiker. Daher herrscht auch in allen Hotels ein absolutes Durianverbot. Viele Thais lieben aber das saftig gelbe Fruchtfleisch und beschreiben Geschmacksnoten von Haselnuss, Aprikose, karamellisierter Banane und Eierpudding.
Wir lassen den „Stinker“ am Baum und zuckeln weiter durch die Landschaft. Auf einem kleinen Straßenmarkt finden wir eine Frucht, die uns weit mehr zusagt: Ananas. Die fünf Früchtchen sind zwar tennisball-klein, dafür umso saftiger und süßer. Und weil es der Thai noch etwas süßer und natürlich auch schärfer braucht, liegt zum Würzen noch ein Tütchen Chili-Zucker dabei.
In Thailand stehen mehr Tempel als Kirchen in Bayern. Bunt leuchten sie in jedem Ort und auf jeder verfügbaren Anhöhe. Das Rot und Gold leuchtet schon von weitem und die mehrstufigen Dächer ziehen die Blicke an. Der Wat Khao Sukim wartet noch mit einer Besonderheit auf. Eine Standseilbahn bringt die Gläubigen und auch uns Touristen auf den hoch gelegenen Teil des Tempels.
Gerade als ich mir den hinteren Komplex anschauen möchte, warnt mich ein Mönch vor den bissigen Hunden. So drehe ich schnell ab zur schlangenverzierten Treppe. Die Schlange ist riesig lang und reißt auch drohend das Maul auf. Aber bissig ist sie zum Glück nicht. Sie besteht aus bunten Mosaiksteinen und erstreckt sich wellenförmig von oben bis unten. Ein Gläubiger, der mit uns die Treppe hinunterläuft, schlägt die danebenhängenden Gongs. Mindestens 100 Mal erklingt der sonore Klang.
Zurück in Chantaburi ist der Magen bereit für einen Snack. Statt Schokoriegel, Chips oder Nüsschen gibt es was Besonderes: Heuschrecke, Schabe und Mehlwurm. Goldbraun frittiert liegen sie zur Auswahl bereit.
Eine Verständigung ist mit der Händlerin nicht möglich und so zeige ich mit dem Finger auf die bunte Auswahl. Nur die richtig fetten Schaben lasse ich aus. Die Tierchen werden noch einmal kurz ins Fett geworfen, dann gesalzen und gewürzt und im Zellophantütchen verkauft. Etwas skeptisch stecken wir beide unseren Snack in den Mund und stellen fest: essbar. Kross und krümelig, fast so wie ein Kartoffelchip.
Aber so richtig lecker finden wir sie auch nicht und so spülen wir die Krümel mit zwei Chang auf dem Nachtmarkt hinunter. Dazu gibt’s noch eine Tom Yum Goong, frittiertes Gemüse und gebratene Fischstückchen. Dann doch deutlich leckerer.
Auf nach Ko Kut
Abseits der Touristenströme bietet sich der unverfälschte Blick aufs landestypische Leben. Aber als Tourist ohne thailändische Sprachkenntnisse wird’s da schwierig, wo es mit Englisch nicht so recht weitergeht. Auf dem Busbahnhof suchen wir eine Verbindung zu unserem nächsten Ziel. „Insel“ ist einfach, die heißt „Ko“ oder auch „Koh“ geschrieben. Unsere angesteuerte Palmeninsel nennt sich „Kut“ oder „Kood“. Eigentlich ganz einfach, denken wir. Aber wir müssen unseren Wunsch dreimal mit verschiedenen O-Lauten wiederholen bis er erkannt wird. Das Ergebnis: Wir sollen den Van um 8 Uhr 30 nach Trat nehmen.
Wie es wirklich weiter zur Insel geht, wir wissen nicht. Aber unsere Erfahrung in Thailand zeigt, es wird schon klappen. Der Minibus stoppt schließlich am Busbahnhof von Trat und sofort werden wir nach unserem Ziel befragt. Wir müssen eine denkbar schlechte Aussprache haben, denn auch hier müssen wir „Kut“ mehrfach wiederholen, bis wir einer Songthaew-Fahrerin zugeteilt werden. Und die heizt dann mit ihrem Pritschenauto richtig los. Mehr als einmal fliegen wir fast von unseren Bänken bis wir am 30 Kilometer entfernten Fähranleger ankommen.
Und da ist auch klar, wieso Nikita Lauda so gerast ist. Sie kennt wohl die Abfahrzeiten der Fähre. Gerade noch rechtzeitig können wir unsere Tickets fürs Boot kaufen und schon geht es los auf die Insel. Das Katamaran-Speedboot quirlt das blau-türkise Meer mit seinen Schrauben mächtig auf und schon nach einer guten Stunde erreichen wir unser Ko Kut.
Hier sind wir nun mittenmang der Langnasen, die in perfektem Englisch gesteuert werden. Wir bekommen zusammen mit mehreren Franzosen Songthaew 55 zugeteilt, dass mit seiner Volllast die Inselhügel mit Schwung nimmt und doch kurz vor der Kuppe röchelnd stöhnt. An einer Sandstraßen-Abzweigung im Nirgendwo setzt uns der Fahrer ab. Hier wartet schon der nächste Touristentransporter, der uns schließlich zu unserem Inselrefugium bringt.
Das Resort À la Ko Kut ist ein Inseltraum auf Stelzen. Es liegt in einer Lagune, nicht weit vom Meer entfernt. Allein der Blick auf das durch die Tide ansteigende und wieder abfallende Wasser zwischen den Mangroven bietet Unterhaltung. Massen von Einsiedlerkrebsen bilden eine Parade und wetteifern offensichtlich in der Präsentation des schönsten Muschel-Eigenheims.
Dazwischen üben sich andere Krebse im Seitwärtsgang und Schützenfische lauern unter der Oberfläche, ob sie nicht mit einem gezielten Wasserstrahl ein Fliege zum Fressen abschießen können. Als dann noch ein Kugelfisch unter unserem Ausblick vorbeikugelt, ist unsere Freude komplett.
Da haben wir noch nicht den Strand gesehen. Den gibt es eigentlich nur retuschiert in Prospekten und fürs Foto freigeräumt von Sonnenliegen und Badenden. Hier ist der Traum gelebte Wahrheit. Auf 400 Meter Puderzucker verlaufen sich vielleicht 15 Sonnenanbeter. Keine Liege weit und breit, nur ein paar wenige Handtücher liegen ausgebreitet unter den Palmen am Ao Khlong Hin.
Hier heißt es Schuhe abwerfen und das warme Wasser des Golfs von Thailand zwischen den nackten Zehen spüren. Robinson Crusoe kann es nicht besser gehabt haben, mindestens genauso idyllisch müssen wir hier aber den frischen Fisch nicht selber jagen. Er wird mit reichlich Garlic serviert und auch eine geeister Mango-Juice ist nicht weit.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich noch mit weiteren Superlativen aufwarten kann. Dieser Strand gehört definitiv zu den Besten, die ich je gesehen habe.
Ko Kut erkunden
So, eigentlich könnte der Reisebericht Thailand nun zu Ende sein. Das Baden im Meer ist ein Hochgenuss: kleine Wellen, klares Wasser, keine Nesseltierchen und dazu auch beim Schwimmen ein Ausblick auf den Palmenstrand. Also Strand, Baden, Lesen, Baden, Schlafen…
Doch nicht so bei uns. Nach vier Stunden muss Bewegung und Erlebnis her. Wie wäre es mit einer Tour durch die Mangroven. Da passt es doch hervorragend, dass hier Paddelboote für die Expedition angeboten werden. Am liebsten würden wir wie Winnetou unser Paddel geräuschlos eintauchen. Klappt natürlich nicht. Aber beim Gleiten lassen kommt die Natur uns sehr nahe. Es gluckst und gurgelt unter den Stelzwurzeln und so mancher Krebs schaut uns verärgert mit seinen Stielaugen an. Im klaren Wasser unter seinen Zangen tanzen kleine Fischschwärme eine Choreographie und Schnecken malen ihre Bilder in den Sand.
Einen ganz anderen „Wassersport“ betreiben wir am Nachmittag. Nein, kein Bananaboat und kein Parasailing, das gibt es hier nicht. Schwimmen im Wasserfall-Pool ist angesagt. In der Trockenzeit rauschen hier keine Wassermassen, aber eine willkommene Abkühlung bieten sie allemal.
Dazu gibt es noch einen kostenlosen Fisch-Spa am Wasserbeckenrand. Dutzende kleine Knabberfische pieksen und kitzeln an den Füßen. Aufgekratzte Mückenstiche sind der absolute Leckerbissen. Da wird es richtig drängelig, weil jeder ein Häppchen Hautschuppe und Schorf abbekommen möchte. Als Kostanbieter muss man bei dem Zwicken aber dann schon die Zähne zusammenbeißen.
Wir sind mit dem Motorroller unterwegs, der natürlich auch betankt werden muss. Hier geht es aber nicht an die Zapfsäule, sondern Benzin kommt hier aus der Flasche. Am Straßenrand aufgereiht stehen alte Wasserflaschen mit dem Kraftstoff, die mit Trichter dann den Tank befüllen.
Auf der Strecke zu den Wasserfällen bietet sich noch ein Abstecher zu zwei gewaltig großen Bäumen. Einer von ihnen hat dazu eine spirituelle Bedeutung. Er ist in orangefarbene Tücher gewickelt. Den Thais zeigt das, dass ein Geist in dem Baum lebt. Auch wenn wir das vielleicht nicht direkt nachvollziehen können, so strahlt der Ort eine mystische Kraft aus.
Diese mystische Schutzkraft reicht offensichtlich auch für die Motorrollerfahrer. Ohne Helm, mit nacktem Oberkörper und auf Flip-Flops dröhnen die Touris durch die Gegend. Die Einheimischen sind sittsamer gekleidet, aber auch ohne Helm und nicht selten zu viert auf den kleinen Gefährten unterwegs. Gerne auch mit Baby im Arm. Wir kommen uns fast schon wie Außerirdische vor, mit unserer Kappe auf dem Schädel. Aber so schlecht wie sie sitzt…
Schön ist es hier auf Ko Kut und wenn sich allabendlich der Feuerball senkt, geht es gar nicht anders als den Auslöser zu drücken.
Ko Chang – Insel der Backpacker, Pauschaltouris und Elefanten
400 PS Außenborder katapultieren uns in 90 Minuten von der Urwaldinsel Ko Kut zur Urlaubsinsel Ko Chang. Ko Chang heißt übrigens Elefanteninsel. Ihren Namen haben ihr die Berge gegeben, deren Höhen und Täler das Antlitz eines Elefanten formen. Aber tatsächlich laufen die grauen Rüsseltiere täglich am Strand entlang zu ihrem Bad im Golf von Thailand. Natürlich sind es keine wilden Tiere; sie verdienen für ihre Mahuts das Geld als Fotomodell und Reittier. Wie auch immer man dazu stehen mag, majestätisch gut sehen sie aus.
Ko Chang mag vor 30 Jahren so ausgesehen haben, wie Ko Kut heute. Inzwischen ist hier jedoch der TUI Tresen in einige Hotels eingezogen und die durchgestylte Einrichtung so mancher Strandbar hat sich dem Geschmack der Farangs angepasst.
Nicht unbedingt schlecht. Bequeme Gartenstühle gefallen einem grad60-Rücken durchaus besser als landestypische Miniplastikhocker und auch ein Cappuccino lässt sich im kissengepolsterten Korbstuhl noch gechillter genießen. Mehr Komfort beansprucht natürlich auch den grad60-Geldbeutel stärker. Der Preis für Fried Rice mit Garnelen springt von 150 Baht (4€) auf 250 Baht (7€).
Wer noch mehr chillen mag, der wird hier alle 100 Meter in Versuchung gebracht: Marihuana. Alle 100 Meter bietet ein Dealer in seinem Shop ein Tütchen Gras für 350 Baht an. Und zum Anlocken der Kunden steht ein „Werbeaufsteller“ vor der Tür.
Der Verkauf und Genuss der Droge ist seit 2022 in Thailand für Personen ab 20 Jahren freigegeben. Und während ich da so unter dem präventiv tadelnden Blick von Melanie am Schaufenster stehe, muss ich mir eingestehen: „Ich bin zu alt für so einen Scheiß“. Also doch lieber weiter zu den Shops mit Luftmatratzen, Kokosöl und Plastik-Crocs.
Eher „deep“ als „high“ ist unser Plan für den nächsten Tag. Ein Ausflugsboot bringt uns zum Eintauchen in die Welt der Fische zu den kleineren Inseln um Ko Chang. Drei Inseln, Marine-Nationalpark und Verpflegung erwarten uns auf dem Tagestrip.
Wir sind für den ersten Stopp bereit. Für Nemo und Dori stibitze ich mir zwei Kekse vom Buffet. Doch gleich beim Untertauchen riecht wohl jedes Flossentier den Braten. Ich schwimme in einer wild gewordenen Fischwolke und muss mein Futter eiligst verteilen, bevor auch noch die Haie aufmerksam werden.
Nach 20 Sekunden ist der Schmaus vertilgt und so wird mein Blick frei auf diese wunderschöne Unterwasserlandschaft. Neben Korallen, die aussehen wie riesige Gehirne, wiegen sich orangefarbene Anemonen in der Dünung hin und zurück. Bunte Anemonenfische lugen dazwischen hervor und prüfen, ob das Taucherbrillen-Monster schon weiter geschwommen ist. Daneben knackt ein Drückerfisch Korallenäste auf seiner Futtersuche ab und bunte Barsche harren am Pflegecenter aus, um vom Putzerfisch gereinigt zu werden. Meine Atmung durch den Schnorchel rauscht gleichmäßig, die Bewegung ist zeitlupen-entspannt langsam und die Sinne sind in einer anderen Welt. Ich bin graslos „high“. So schweben wir schwerelos im nassen Element. Blau-gelb leuchtend kommen gelegentlich noch ein paar Beutejäger auf der Suche nach Futternachschub vorbei.
Nach 50 Minuten trötet unser Schiffshorn zum Aufbruch. Ein Überwasser-Zwischenstopp ist vorgesehen und auf Ko Mak lockt eine Foto-Schaukel. Wer kann da schon anders?
Die 45€ für den Ganztagsausflug sind gut angelegt, so finden wir. Zumal Mittagessen, Früchte, Kaffee und Kuchen mit enthalten sind. Und zwei Kekse für die Fische auch.
Wir sparen uns lieber das Ein-Wochen-Pauschalpaket Flug und Hotel für 2000€ pro Person (wer fliegt für eine Woche diese Entfernung?) und genießen unser Garden-Resort. Eine gemütliche Poolanlage mit Terrassenbungalows, Bad, Dusche und üppigem Frühstück (in Thailand nicht die Regel) für zwei Personen zusammen zu 68€.
Ganz billige Backpacker-Unterkünfte für 15€ gibt's aber auch noch auf dieser Insel. Da muss ich mit grad60 nun aber auch nicht mehr wohnen.
Die Straßengangs von Ko Chang
Die Straße zum Strand führt durch dichten Wald. Rechts hinter uns knackt es. Ein Affe sucht zwischen trockenem Laub nach Futter. Erst auf den zweiten Blick entdecken wir einen weiteren Makaken auf dem Baumgeäst. Dann Nummer drei und vier im Laub dahinter und einen jüngeren zwischen den dünnen Zweigen weiter oben. Sie angeln sich genüsslich kleine weiße Blüten. Schnell Rucksack und Wasserflasche abgestellt und Kamera hervorgeholt. Unser Fotografieren scheint sie nicht zu stören. Im Gegenteil, wenn der Chef-Affe nicht ganz deutlich sein Geschlecht zeigen würde, könnte man meinen, eine Lady posiert extra für unsere Fotos. So, wie wir es hier täglich am Strand von den Touristinnen erleben. Ganz zutraulich kommt er heran und präsentiert sich mal von rechts und dann von.... Zack! Blitzschnell greift er die Flasche und springt einen Schritt zurück. Dabei entgleitet ihm die Beute und Melanie will unser Wasser mit einem gezielten Tritt auf die Flasche retten. Keine erfolgreiche Idee: lange spitze Eckzähne und ein giftiges Fauchen zeigen deutlich an, wer hier der Gewinner ist und so geben wir die Flasche frei. In wenigen Sekunden öffnet der Räuber den Verschluss. Ganz offensichtlich kein Ersttäter. Wir ergeben uns also geschlagen und sind froh, dass es nicht der Rucksack war.
Spannend, aber nicht ganz so aufregend, geht es weiter. Ein Motorroller bringt uns auf die andere Seite der Insel. Zum Glück haben wir uns für den Dickeren mit 150ccm entschieden, sodass die heftigen Bergserpentinen kein Problem darstellen. Der Osten von Ko Chang präsentiert sich gänzlich anders als die Touristenorte im Westen. Ohne Strände wenig los, aber mit seiner vorherrschenden Landwirtschaft auch viel ursprünglicher und ruhiger. Kleine Schälchen fangen an der aufgeritzten Rinde von Kautschuk-Baumplantagen den weiß-klebrigen Naturgummi auf. Dicke Durians hängen an abgestützten Zweigen und die krumme Frucht wartet an ihrer Staude auf „gelb“.
Wir durchpaddeln einen Mangrovenwald und staunen mal wieder über die wundersamen Stelzwurzen dieser Pflanze. Ein blau-blitzernder Eisvogel schießt vorbei. Viel zu schnell für jedes Foto.
Noch viel bunter präsentiert sich der Wat Salak Phet in grün, blau, rot und natürlich gold. Im Inneren befindet sich eine goldene Buddha-Figur und Fresken zeigen sein Leben. Den Tempel bewachen Drachen, Adler und Schlangen mit bedrohlich wirkenden Fratzen.
Zurück auf der Touristenseite lockt dann noch ein View-Point mit Sicht auf die vorgelagerten Inselchen. Herrlich, wie sich die Sonne des späten Nachmittags im Wasser spiegelt. Mit einer frischen Kokosnuss genießen wir die Aussicht; nur leicht gestört von geschürzten Lippen, herausgedrückter Brust und geworfenen Haaren zweier Damen vor ihrem Handy neben uns.
Abstecher nach Ayutthaya
Irgendwann muss man aufpassen, dass einem nicht die Decke oder gar die Kokosnuss auf den Kopf fällt. So beschließen wir, noch etwas Kultur in den Urlaubsplan zu streuen. Ein Abstecher nach Ayutthaya, der alten Hauptstadt des siamesischen Königreiches, ist dafür genau die richtige Ansammlung von alten Steinen. Also Rucksack gepackt und von der Insel mit Fähre und Van in sechs Stunden nach Bangkok oder anders gesagt, in die Zentrumsnähe des Verkehrsmolochs. Seit einer Stunde schiebt sich unser Transportmittel nur noch zentimeterweise über den kochenden Asphalt.
Schließlich verlieren wir die Nerven und lassen uns absetzen. Mit MRT und BTS, den Schnellbahn-Systemen von Bangkok, geht es deutlich schneller zu unserer Zwischenübernachtung in dieser riesigen Stadt.
Auch für die 70 Kilometer nach Ayutthaya nutzen wir am nächsten Tag das Schienensystem. Am alten Bahnhof Hua Lampong startet unser diesel-dröhnender Bummelzug mit Hartschalensitzen, Ventilatoren und offener Fensterbelüftung.
Ein zweistündiger, nostalgischer Ritt, der sicher bald der Vergangenheit angehört. Neben unserem Strang bauen Streckenarbeiter an mehrspurigen Gleisen und Oberleitungen und wir passieren den neuen Zentralbahnhof, der keinen Vergleich zu einem internationalen Flughafen scheuen muss. Noch ist es nicht überall soweit. In Ayutthaya überqueren wir zu Fuß vier alte Gleise, um zum Baan Thai House zu gelangen, unserem Guesthouse für die kommende Nacht; mit Lotusteich und teakgetäfelten Zimmern.
Am Nachmittag starten wir zu einer Bootstour auf dem Fluss Chao Phraya, der die Stadt nahezu umrundet. Drei Stopps an verschiedenen Tempeln stehen auf dem Programm. Zunächst zieht allerdings der Fischfütterungs-Wahnsinn unsere Aufmerksamkeit auf sich. Am Pier kippen Einheimische und vielleicht auch ein paar Touristen eimerweise Futter in das trübe Wasser; sackweise Pallets, aber auch knallbunte Puffreis-Würmer. Millionen von Welsen schmeckt es: jeder Wurf bringt das Wasser der schnappenden Mäuler neben unserem Boot zum Brodeln.
Einem der geschuppten Burschen wird das zu viel. Er verlässt sein Element und platscht auf unsere Bootsplanken zwischen die Füße der Ausflügler. Das scheint ihm aber auch nicht zu gefallen. Unter spitzem Kreischen der Gäste zappelt er von hinten nach vorne und wieder zurück. Ohne meine große Überwindung zu zeigen, greife ich das glipschige Etwas und befördere es zurück in die Fischsuppe. Ein Held ist geboren!
Nach dieser Show-Einlage konzentrieren wir uns wieder auf die alten Tempel. Mit etwas Fantasie lässt sich erahnen, was für prunkvolle Bauten hier im 17. Jahrhundert standen.
Vieles zerstörten birmanische Truppen bei ihrem Eroberungsangriff im Jahr 1767. Ein Teil wurden später restauriert und so entdecken wir in jedem Winkel Reste vom Königspalast, der Empfangshalle und Tempelbauten. Dazu erhabene Buddhastatuen in sitzender, stehender und liegender Pose. Jede Lage hat seine eigene Bedeutung. Bei feuchtheißen 38 Grad ersparen wir uns allerdings das Textstudium dazu und lassen einfach die Aura wirken.
Auch am nächsten Tag zieht es uns in das alte Zentrum Thailands, in den Historical Park von Ayutthaya. Eine der meistfotografierten Attraktionen ist ein von einem Feigenbaum umwachsener Buddha-Kopf. Wir fügen das 14-millionste Foto hinzu.
Es lässt sich schwer beschreiben, welch eine riesige Ansammlung von historischen Bauten hier zu besichtigen ist. Einer bedeutender als der andere. Als archäologische Laien brummen uns am Nachmittag allerdings die Köpfe von Chedis, Wats und Stupas. Und so wollen wir noch ein paar Gebäude der Neuzeit besichtigen.
Die Bimmelbahn bringt uns zurück nach Bangkok und dort besteigen wir den Tower des Marriott-Hotels in der Sukhumvit. Geschwindelt: natürlich schießen wir die 49 Stockwerke mit „Herrn Schindler“ in die Höhe. Es knackt in meinen Ohren, während die Etagenzahlen auf dem Display des Aufzugs im Sekundentakt hochzählen. Schließlich ganz oben am gläsernen Geländer schnappen wir auch noch nach Luft. Nicht weil sie so dünn ist; der Ausblick ist atemberaubend.
Was für ein fantastischer Ort, um Bilanz von der Rundreise durch Thailand auf eigene Faust zu ziehen. Gesehen haben wir diesmal nur einen kleinen Teil dieses traumhaften Landes und waren trotzdem begeistert von den vielfältigen Eindrücken und den freundlichen Menschen. Da sage ich als Mann danke, kap khun krap, und Melanie in der weiblichen Form kap khun ka, mit ganz lang gezogenem kaaahhhhhh.
Und wenn ihr weiter mit uns reisen wollt, wie wäre es mit einer Rundreise durch Panama auf eigene Faust.