Auf Einsteins Spuren in Potsdam - Ein Gastbeitrag
Erika wohnt jetzt in Potsdam und, wie schön, sie nimmt uns mit auf ihre Entdeckungen in der neuen Heimat. Vielen Dank dafür!
Dass wir vor einem Jahr von Berlin Mitte nach Potsdam gezogen sind, verdanken wir eher einem Zufall. Mehr als zwei Jahre hatten wir in Berlin eine neue Wohnung gesucht, weil wir aus der alten raus mussten. Irgendwann rief mich die Maklerin an und meinte, sie hätte da was in Potsdam, ob das auch infrage käme. „Anschauen können wir’s ja mal“, meinte mein Mann. Wir waren sofort begeistert, nicht nur von der Immobilie, sondern von der unaufgeregten Schönheit Potsdams. Den Umzug haben wir nicht bereut und sind noch immer dabei, unsere neue Umgebung abseits der Touristenströme zu erkunden, denn es gibt so viel mehr zu entdecken als Schloss Sanssouci und das Holländische Viertel.
Eine der Neuentdeckungen war der Einsteinturm auf dem Telegrafenberg, der seinen Namen der optischen Telegrafenstation verdankt, die 1832 dort errichtet wurde. Diese bestand aus einem sechs Meter hohen Mast mit zwei Holzflügeln, mit deren Hilfe Zeichenkombinationen von Berg zu Berg weitergegeben werden konnten. Damit war schon damals eine Informationsübermittlung von Berlin nach Koblenz (Rheinprovinz) möglich. Albert Einstein lebte und arbeitete von 1914 bis 1932 in Berlin. Als Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Physik förderte er das Projekt eines „Turmteleskops“ in Potsdam. Der Einsteinturm wurde in den Jahren 1920 bis1922 erbaut und sollte ursprünglich der experimentellen Überprüfung bzw. Bestätigung von Einsteins Relativitätstheorie während einer Sonnenfinsternis dienen (was übrigens nicht gelang, der Nachweis erfolgte erst später!). Das Bauwerk aus Stahl und Stahlbeton des Architekten Erich Mendelsohn war zu seiner Zeit revolutionär mit seiner Mischung aus expressionistischer Architektur und Elementen des Jugendstils.
Noch heute wird das Observatorium wissenschaftlich genutzt, ein Besuch ist deshalb nur nach Voranmeldung am ersten Samstag eines Monats möglich. ( https://www.urania-potsdam.de ).
Aber auch eine Besichtigung von außen lohnt sich, nicht nur wegen der spektakulären Architektur, sondern auch, weil auf dem Telegrafenberg noch mehr interessante und sehenswerte Gebäude zu besichtigen sind. Ein Rundweg führt durch den „Wissenschaftspark Albert-Einstein“, der zur Erkundung der verschiedenen wissenschaftlichen Institute einlädt.
Dort befinden sich unter anderem das weltweit renommierte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung sowie das Deutsche Geoforschungszentrum. Letzteres ist vor allem für seine Forschung zur Erdbebengefährdung und die Aufzeichnungen von weltweiten seismologischen Ereignissen bekannt. Ein weiterer Höhepunkt auf dem Rundweg ist der „Große Refraktor“, ein 1899 aufgestelltes Doppelteleskop mit einem umgebenden Kuppelgebäude. Der Große Refraktor war die weltweit erste speziell für Astrophysik errichtete Sternwarte.
Auch für Besucher, die nicht wissenschaftlich interessiert sind, ist ein Besuch des Telegrafenberges schon allein wegen der außergewöhnlichen Backsteinarchitektur der Gebäudelohnenswert. Noch heute gilt der Telegrafenberg als „schönster Wissenschaftscampus auf dem Kontinent“.
Vom Telegrafenberg geht es weiter auf Einsteins Spuren. Nach einer kurzen Autofahrt erreichen wir Caputh am Schwielowsee, wo sich das Sommerhaus der Familie Einstein befindet.
Entworfen von dem Architekt Konrad Wachsmann wurde es 1929 als Holzhaus errichtet und zwischen 1929und 1932 von Albert Einstein und dessen zweiter Ehefrau fast das ganze Jahr über genutzt. Einstein liebte die Abgeschiedenheit vom Forschungsbetrieb und die Naturnähe des Hauses am Waldrand von Caputh, das damals noch einen Ausblick auf den Schwielowsee bot.
Diesen kann man heute aufgrund der nachgewachsenen Vegetation leider nicht mehr genießen, trotzdem lohnt sich eine Besichtigung des Hauses und der schönen großen Terrasse, auf der Einstein seinerzeit viele berühmte Gäste empfangen hat, unter anderem Käthe Kollwitz, Max Liebermann, Max Planck und Heinrich Mann.
Die Räumlichkeiten sind erstaunlich einfach und wenig repräsentativ, strahlen aber dennoch eine ganz besondere Atmosphäre aus. Das gilt vor allem für Einsteins fast spartanisch wirkendes Arbeitszimmer mit seinen schlichten Möbeln.
Noch heute wird das Haus als Veranstaltungsort für wissenschaftliche Workshops und Seminare genutzt, das Gartenhaus wird Stipendiaten des Einstein-Forums als Aufenthaltsort zur Verfügung gestellt. (https://www.einsteinsommerhaus.de) „Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt“, schrieb Einstein 1931 an seinen Sohn. Er selbst hat bis zu seiner Emigration diesen Ort geliebt. Wir machen zum Abschluss unseres Ausflugs einen Spaziergang zum Schwielowsee und genießen wie er die Ruhe und den Blick übers Wasser. Zurück in Potsdam gönnen wir uns dann noch Kaffee und Käsekuchen im sehr schönen Café Guam.( http://www.cafe-guam.de/ )
Liebe Erika vielen Dank für deine Führung und den Abschluss im Käsekuchen-Café. Da hat es mir auch schon richtig gut schmeckt und hat zu einem Beitrag in der Serie “Süßkram” geführt.