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Brisbane-Sunshine Coast

Brisbane-Sunshine Coast

Ein Virus reist um die Welt – ich nicht

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„Stay at home“, so die lebensrettende Konsequenz. Nur, unser Zuhause ist 15.000 Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Globus. Gestrandet in Queensland im Osten Australiens. Die Themen unserer „Weltreise“ sind schon lange nicht mehr, wo ist der schönste Strand, die beste Aussicht oder das gemütlichste Café.

Aber von Anfang: schon in Perth deutet sich eine schwierige Situation an. Die Vermieterin unserer gebuchten Unterkunft am Flughafen meldet sich aufgeregt, sie könne keine zwei Wochen Quarantäne für uns Deutsche ermöglichen. Erst mit dem Hinweis auf unsere drei Wochen Australienaufenthalt dürfen wir einziehen. Wir streichen unseren Flug nach Neuseeland und wechseln auf die Ostseite Australiens nach Brisbane und reiben verwundert die Augen. Volle Lokale, ausgelassene Hochzeitsfeiern, gut besuchte Strandbäder in der 2,2 Mio. Metropole. Vor den Hochhäusern fotogen, aber hören die keine Nachrichten?

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Die South Bank von Brisbane, ein Stadtteil am Brisbane River, ideal für Entspannung, Lokalbesuche und Unterhaltung. Wir halten aber lieber Abstand und genießen die großen gepflegten Parks mit Dschungeltrail, Baumwipfelpfaden und Teichen. Stolz recken 50 cm lange Lizzards ihre schuppigen Hälse über die Anpflanzungen.

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Zwei Tage später ändert sich das Bild schlagartig. Die Infektionsrate ist explodiert. Lokale schließen, Queensland schließt seine Grenzen, Touren und Besichtigungen werden gestrichen. Wir haben nach unendlichen Telefonaten einen Camper umgebucht. Dafür dann in den Wirren statt eines kleinen Vans ein fahrendes 7m-Haus.

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Mit Dusche, Toilette, Kühlschrank und eigener Wasserversorgung eventuell eine Möglichkeit für das „Stay at Home“. Aber so ganz ohne Campingplätze geht es auch nicht. Die Handys glühen: wo und wieviel, wie schnell, wann, wer? Wir tragen uns beim Auswärtigen Amt mit unseren Erreichbarkeiten ein. Bekommen Sachen, von denen ich noch nie gehört habe: Landsleutebriefe über Rückholaktionen… Da hilft nur Luft holen im Springbrook-Nationalpark.

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Völlig anders als das trockene, rotsandige Westaustralien. Saftige Wiesen, Farne, Palmen und eine höhere Luftfeuchtigkeit begleitet uns Wanderer. Hier liegt der mit 100m höchste Wasserfall „Purling Brook Falls“ der Region.

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Das sind die erbaulichen Erlebnisse, die uns für eine Weile von den Sorgen ablenken. Zurück auf dem Campingplatz geht es wieder an die Handys.

Die Weltreise endet auf halbem Weg

Achtet im Wald auf Schlangen, denkt an die giftigen Spinnen und beim Baden an den weißen Hai. In Australien ist alles giftig und gefährlich. Und was macht uns den Garaus? Ein unsichtbares Etwas, das am Einkaufswagen lauert, am Geldschein klebt und auf einem winzigen Tröpfchen ins Gesicht springt. Es hat gewonnen. Wir brechen ab. Die Weltreise vollendet diese unsichtbare Zecke und nicht wir. Das Reisen, auch im fahrenden Wohnhaus, wird immer beschwerlicher. Campingplätze schließen, alle Freizeiteinrichtungen hören auf und die Sorge, wie geht es weiter, nimmt überhand. Das ist eine Form von Erlebnisurlaub, die mir nicht gefällt. Wir haben einen der wenigen Rückflüge mit Qatar-Airways bekommen und treten am 1. April den Rückflug an.

Schade, ich hätte das Koala-Bärchen gerne in freier Wildbahn gesehen, so schaute es mich nur eukalyptuskauend vom Baum eines Freigeheges an. Ich hätte gerne weiter dem Kakadukrächzen zugehört, das jeden Abend von den farbigen Harlekinen auf dem Campingplatz beim Knabbern an den Früchten eines Baumes erklang. Und ihr Zetern, wenn sie ihren Garten Eden vor dem Kookaburra verteidigen, dem dabei sogar sein Lachen vergeht.

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Ich hätte mich gerne ein wenig weitergegruselt, wenn die Flughunde zum Start ihrer nächtliche Suche nach Früchten in der Dämmerung geräuschlos wie Batman über den Stellplatz gleiten. Oder wie sie tagsüber fiepend am Baum hängen und sich mit ihrer 170cm Flügelspannweite wie Dracula in ihren Mantel einwickeln.

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Auch hätte ich mich weiter vom Australischen Buschhuhn beäugen lassen wenn es sich durch unsere Wanderungen durch die Nationalparks beim Scharren gestört fühlt. Ich hätte dem Blick standgehalten, auch wenn es zur Abwehr mit Laub und Erde zielsicher in meine Richtung gescharrt hätte.

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Ich werde das Pieken vermissen, wenn der Meereswind die feinen Sandkörnchen über den weißen Strand treibt und ich sie nur in den gewaltigen Wellen abspülen kann.

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Werde ich in der Zukunft nur noch im Traum das Glucksen, Fiepen und Kreischen des Urwalds hören, die schwere Feuchtigkeit spüren und den Duft von morschem Holz und süßen Urwaldfrüchten riechen?

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Ich werde so vieles vermissen. Reisen heißt für mich, die Menschen, ihre Kultur, ihre Eigenarten kennenzulernen. Ich habe Angst, dass Misstrauen überhand gewinnt. Ich habe Angst vor einer Welt, die sich abschottet. Abschottet vom Nachbarhaus, vom Nachbarland, von anderen Kontinenten. Und so hoffe ich inständig auf bessere Zeiten, auf sorgenfreie Umarmungen und glückliche Gemeinsamkeiten.

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Auf eurem Handy schlummern doch bestimmt noch Fotos aus glücklichen Urlaubstagen. Vielleicht können wir hier eine kleine öffentliche Sammlung aufmachen. Schickt sie doch bitte an info@grad60.com

Schon als Protest gegen dieses miese Etwas…

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