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Australien auf eigene Faust - Der Südwesten

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10 Top Highlights für eine Camper Rundreise um Perth

Für eine Camper Rundreise um Perth im Südwesten Australiens liste ich für euch meine 10 größten Sehenswürdigkeiten auf. Damit ihr die Top Highlights auch wirklich genießen könnt, solltet ihr für die Perth Rundreise mindestens drei Wochen einplanen. Auf der Karte von Australien sieht das Ganze nach einer Kurzstrecke aus, aber Achtung: die Entfernungen sind riesig und auch die anfänglich spannende, schnurgerade, bis zum Horizont führende Asphaltpiste wird nach 300 km langweilig.

Die Top Sehenswürdigkeiten habe ich in Fahrtreihenfolge ab und bis Perth aufgelistet, zumal sicher jeder andere Vorlieben für ein Highlight Ranking hat. Ist der Traumstrand die größte Sehenswürdigkeit oder die Begegnung mit Kängurus das Top Erlebnis? Weiterhin findet ihr in diesem Artikel praktische Tipps für den Perth-Rundkurs in Südwestaustralien und im Anschluss ein paar Erlebnisse von dieser Rundreise.

Top Highlight #1,  Perth

Die sehr weitläufige Hauptstadt von Westaustralien bildet Start und Ende der Rundreise. Sie bietet ein sehr überschaubares Zentrum mit gemütlichen Cafés am Hafen und in der kleinen Fußgängerzone. Nichts Großartiges, aber ein entspannter Ort mit freundlichen Menschen und somit genau das Richtige nach einem langen Flug.

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Top Highlight #2, Rottnest Island

Nur wenige Kilometer von Perth entfernt liegt der kleine Ort Fremantle, der ideale Ausgangspunkt für einen Fast-Ferry-Tagestrip nach Rottnest Island. Aber auch von Perth fahren Schnellboote zur Heimat des Quokkas, eines Mini-Kängurus, das schon mal mit einer großen Ratte verwechselt werden kann. Bis auf öffentliche Busse ist die Insel frei von Kraftfahrzeugen und daher ideal mit dem Fahrrad zu erkunden. Die Drahtesel werden überall vermietet, auch im Paket mit der Fährüberfahrt. Der Tagesspaß kostet 55 € ab und bis Fremantle. Geboten bekommt ihr neben den zutraulichen Beuteltieren schöne Strände, tolle Ausblicke und mit etwas Glück springende Delfine in der Brandung.

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Top Highlight #3, Höhlen bei Margaret River

300 km entfernt von Perth liegt der Wein- und Feinschmeckerort Margaret River. Idealer Ausgangspunkt zur Besichtigung der vielen Höhlen an der Cave Road. Haushohe, unterirdische Kathedralen, schmale Durchgänge, dazu bizarre Stalaktiten (ihr wisst, das sind die hängenden) und mächtige Stalagmiten lassen sich entspannt bewundern. 15 € kostet der Besuch einer Höhle. Kombitickets geben deutlichen Rabatt.

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Top Highlight #4, Rote Sandpisten um Margaret River

Die Nebenstraßen hier in Australien sind nicht asphaltiert, sondern erfreuen den Abenteurer mit festem roten Sand. Da macht ein SUV mehr Sinn als auf dem Ku'damm, ist aber selbst hier nicht unbedingt erforderlich. Die Wege sind breit und fest und lassen locker 50 bis 60 Stundenkilometer zu. Viele führen durch schattenspendende Wälder und werden von imposanten Karri-Bäumen gesäumt, die ganz alleine für dich ihre Zweige in 100 Meter Höhe recken. Höchstens jede halbe Stunde muss mit Gegenverkehr gerechnet werden.

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Top Highlight #5, Giganten-Bäume um Pemberton

Nach 150 km durch das Wald- und Weingebiet, eröffnet das Valley of the Giants eine neue Perspektive auf die Riesen-Eukalyptus-Bäume. Sie können bestiegen werden. Atemberaubend ist nicht nur der Ausblick, sondern schon der Auf- und erst recht der Abstieg vom über 60 m hoch liegenden Fire-Lookout des Gloucester-Trees.

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Top Highlight #6, Gap & Natural Bridge von Albany

250 km führen an den Küstenorten Walpole und Denmark vorbei nach Albany. Im Torndirrup National Park beeindruckt eine überhängende Aussichtsplattform mit Blick von oben auf das wütende Tosen des Meeres beim Auftreffen an die rund geschliffenen Klippen. Daneben werdet ihr bei entsprechender Brandung aus den Blowholes nicht nur angefaucht, sondern könnt herausschießende Wasserfontänen erleben.

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Top Highlight #7, Great Ocean Drive von Esperance

570 anstrengende Kilometer führen zu den Traumbuchten von Esperance. Der 40 km lange Great Ocean Drive trägt seinen Namen mit voller Berechtigung. Hinter jeder Biegung lockt blendend weißer Strand vor unfassbar blau-türkisem Wasser zum Bad in den Wellen. Ohne einen Neoprenanzug wie ihn die vielen Surfer tragen, ist das Wasser allerdings nur für Ostsee-Bader angenehm temperiert. Mir reicht der Meeresblick und Wasser bis zu den Knien.

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Top Highlight #8, Frenchmans Peak

Mitten aus der Heidelandschaft des Cape-Le-Grand-Nationalparks bei Esperance ragt der 290 m hohe Felsen Frenchmans Peak heraus. Die mindestens einstündige Besteigung ist gut machbar, aber auch nicht völlig anspruchslos. Zum Teil geht es steil über den glatten Fels in die Höhe des Granitblocks, der vor 40 Millionen Jahren noch vom Ozean umspült und durchlöchert wurde.

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Top Highlight #9, Kängurus

Die lustigen Beutetiere betören jeden mit ihrem Schmunzeln und einen schrägen Blick, der mich an „Esel“ von „Shrek“ erinnert. Stoisch und ohne große Scheu lassen sie sich aus der Nähe fotografieren. Sehr fotogen sieht das am Strand der Lucky Beach bei Esperance aus. Bei unserem Besuch streunerten sie aber am Ufer zwischen müffelndem, vertrockneten Seegras herum. Viel besser und für uns exklusiv war ihr Besuch auf dem Campingplatz Quinninup Eco Tourist Park, nicht weit von Pemperton. Ohnehin taucht Australiens Wappentier sehr häufig auf, auch an den Straßen und dort oft mit fatalen Folgen. 30 verendete Tiere mussten wir auf unserem Rundkurs zählen.

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Top Highlight #10, Pinnacles bei Cervantes

Jetzt ist der Weg wirklich weit. Die Pinnacles liegen nördlich von Perth und so sind es von Esperance über 800 km, die vernünftigerweise nur mit einer Zwischenübernachtung z. B. in Hyden beim Waverock zu bewältigen sind.

Der Weg lohnt sich. Bis zu vier Meter hohe Säulen ragen aus dem Wüstensand. Diese Pinnacles bestehen aus Kalkstein von Meeresmuscheln, die von Regen und Wind zu diesen bizarren Formen gebildet wurden. Der Wüstensand darum leuchtet in gelb-orangener Photoshop-Farbe. Ein Abstecher in den Norden von Perth, der sich wirklich lohnt! Nicht weit entfernt bieten schneeweiße Inland Dünen noch einmal die Möglichkeit den 4 WD zu testen. Sandboarding und Squadfahrten werden in den Dünen angeboten. An das einzigartige Erlebnis von Huacachina in Peru kommen sie jedoch nicht heran.

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Zur Navigation in den zum Teil sehr abgelegenen Gebieten, wo Wegweiser eine Seltenheit sind, bieten sich offline Karten für das Handy an. Wir haben uns von „maps.me“ leiten lassen und waren meistens damit zufrieden.

Um unabhängig von WLAN-Netzen der Restaurants zu sein (was aber sehr häufig kostenlos angeboten wird), bietet sich eine Prepaid-Karte an. Wir haben „Optus“ gewählt. Problemlos in kurzer Zeit im Handy Shop für 12 € erstanden, mit kostenlosen Gesprächen nach Deutschland und 45 GB Internet. Nur ist die Netzabdeckung sehr lückenhaft und „Telstra“ insofern die bessere Lösung.

Bezahlen, auch kleinster Rechnungen, ist fast überall mit Kreditkarte möglich und üblich. Allerdings fallen dabei 1,75% Auslandsgebühren an.

Die Campingplätze bieten für rund 25 € vernünftige Stellplätze mit Stromanschluss an. Duschen und Toiletten sind sauber und zusätzlich gibt es brauchbare Küchen. Überall werden gasbetriebene Barbecues kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die Straßen sind sehr gut ausgebaut und meist schnurgerade. Selten muss überholt werden, da fast keine Fahrzeuge unterwegs sind. Stau ist unbekannt. Einzige Herausforderung ist der Linksverkehr und die gelegentlich vorbei donnernden Roadtrains, Lastzüge mit zwei Anhängern, die einen ordentlichen Winddruck erzeugen.

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Die Menschen sind ausnahmslos freundlich und hilfsbereit, nur manchmal mit ihrem furchtbaren Dialekt schwer zu verstehen.

So, habt viel Spaß mit meinen 10 Top Highlights von Südwestaustralien rund um Perth. Die folgenden Geschichten geben einen weiteren individuellen Eindruck der zehn Highlights. Viel Spaß beim Lesen!


Perth – Kleinstadt mit Hochhäusern

Es ist high noon. Der Stern glüht. Das Thermometer zeigt 35°C und was macht der Aussi? Er joggt. In Massen rauschen sie an uns am Riverside Drive vorbei und steppen gerne die 284 Stufen der Jacobs-Treppe hinauf und wieder hinunter.

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Wir lassen es lieber ruhiger angehen und genießen einen Cappuccino mit Blick auf den Elizabeth Quay Jetty von Perth. Der Kaffee ist ausgezeichnet, aber was mich noch mehr begeistert, ist die kostenlose Trinkwasserzugabe aus Flaschen, die in einem Sektkühler mit Eis frisch gehalten werden. Trinkwasser gibt es in den Restaurant dazu und es stehen Trinkbrunnen an jeder Straßenecke. Vorbildlich und auch notwendig bei den Temperaturen.

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Perth wirkt auf mich wie eine Kleinstadt mit zu groß geratenen Hochhäusern. Wenige Passanten verteilen sich auf den breiten Straßen und die Fußgängerzone wirkt so ein bisschen wie die Wilmersdorfer Straße in Berlin. Fürs Ambiente und zum Fotografieren gibt es „Spanda“ die sphärische Skulptur. Muss ich natürlich rauf auf’s Foto.

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Perth ist erst im 19. Jahrhundert entstanden und die Idee, wenigstens die alten Kolonialbauten zu erhalten, kam erst auf, als zum Ende des Rohstoffbooms 2015 nahezu alles Alte durch Hochhäuser ersetzt war. Die Münzprägeanstalt von 1899 ist eine der wenigen Ausnahmen.

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Mir gefällt eine davor gestellte Skulptur auf der sich zwei Minenarbeiter über ein Nugget freuen. Oder streiten sie darum? Nachvollziehbar wäre es. Denn hier in der Gegend wurde einer der größten Goldklumpen der Welt gefunden. 35 Kilogramm. Da kommt man schnell ins Rechnen.

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Hier gibt es aber noch Wertvolleres: freundliche Menschen, immer bereit auf ein Schwätzchen. Nur meist mit einem furchtbaren Slang, der meine Englischkenntnisse bis zum Äußersten strapaziert. Ich muss an „Men at Work“ denken und summe das Lied vom „Land down under“: "Do you speak my language? He just smiled and gave me a vegemite sandwich“.

Die Campertour beginnt

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„Bei einer Schlangenattacke oder einem Spinnenbiss den Hebel zur Seite schieben, Knopf drücken und die Antenne hochklappen. Bei dem Notruf über „Accu Sat“ versucht dann ein Rettungshubschrauber zu euch vorzudringen.“ Ach so – na dann ist ja alles gut. David gibt uns in der Apollo-Campervan-Vermietung die Einweisung für den 4WD Adventure Camper. Und der ist für Off-Road geeignet, wo es keinen Handyempfang gibt und nur noch der Satellitensender Rettung verschafft.

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David spricht Deutsch mit uns, sein Bruder wohnt in Friedrichshain und er stammt aus der Nähe von München, lebt aber schon acht Jahren hier in Perth. Die Vermietung läuft professionell und nach zwei Stunden sitzen wir in dem Auto mit Lenkrad auf der falschen Seite. Links abbiegen und prompt schalte ich den Scheibenwischer auf volle Stufe. Der Blinkerhebel ist RECHTS!

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Ganz vorsichtig geht es die wenigen Kilometer nach Fremantle weiter. Nur drei weitere Mal schalte ich den Scheibenwischer an und verheddere mich mit der links liegenden Gangschaltung. Bei Aldi, ja, gibt es hier auch, decken wir uns mit dem Campinggrundbedarf ein. Nudeln und Klopapier sind leider aus. Aber das kennt ihr ja… Zum Glück werden wir bei “Coles“ fündig und so gibt’s auf dem Campingplatz als erstes Selbstgekochtes Spaghetti mit Shrimps und Champignons in Knoblauchöl.

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Nächsten Tag bringt uns ein Schnellboot nach Rottnest Island und wir unternehmen mit Leihrädern eine kleine Rundtour auf der Insel, die als einziger Ort in der Welt Quokkas beherbergt, eine Mini-Känguru-Art. Die kleinen Burschen sind recht zutraulich und erhoffen sich von Besuchern immer Fress-Mitbringsel. Der Name Rottnest entstammt übrigens einem Irrtum des Entdeckers. Er hielt die kleinen, massenhaft vorkommenden Beuteltiere für eine andere Art und nannte die Insel „Rattennest“.

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Von den Klippen genießen wir die Meeressicht und entdecken mehrere Delfine kreuz und quer die Küste entlangstreifend. Kurz danach quert eine 80cm lange schwarze Schlange die Straße und nimmt vor uns Reißaus. Nicht umgekehrt. Auf der autofreien Insel bieten schwarze Klippen, weißer Sand und türkises Meer immer neue Fotomotive. Schön, das Rattennest.

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Kookaburra und Kakadu

Der „Lachende Hans“, so wird der Kookaburra auch genannt, macht seinem Namen alle Ehre. Er könnte auch heißen „kreischende Affenhorde“, so durchdringend laut lacht er über den Campingplatz und bringt mich zum Schmunzeln. Er gehört zur Familie der Eisvögel, scheint hier aber weniger nach Fischen zu jagen, sondern eher nach Toastbrot Ausschau zu halten.

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Jetzt, etwa 200 Kilometer von Perth entfernt, stellt sich das Australien-Feeling ein. Praktisch autoleere Straßen führen schnurgerade über endlose Landstraßen, abwechselnd gesäumt von ausgetrockneten Feldern oder dichten Wäldern. Die dicken Baumstämme haben unverkennbar Brandmarken, stehen aber wieder im frischen Grün und bilden einen wunderbaren Kontrast zum Schäfchenwolkenhimmel.

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Auf dem heutigen Programm steht die Besichtigung der Mammoth-Cave, die ihren Namen mit Berechtigung trägt. Für die Tour bekommen wir einen Audio-Guide und ich bin sehr froh über die sachliche Beschreibung über die Entstehung der Stalaktiten und Stalagmiten. Die deutschsprachige Erklärung erspart mir die Formendeutungen „liegendes Krokodil, springender Delfin und halber Löwenkopf“.  Nach der Erklärung wurden in der haushohen Kathedrale Urzeitknochen vom 300kg-Riesen-Känguru gefunden. Schon lange ausgestorben kann uns dieser Bursche nicht mehr über den Weg hüpfen.

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Bevor wir wieder in unser rollendes Mobilhaus steigen, bietet einen kurzer Trail witzig aussehende Gras Trees. Die Aborigines haben das Harz des Baumes als Klebstoff genutzt und die Blüten zu Alkohol vergoren. Also eine echte Nutzpflanze. Weiter geht es über endlose Landstraßen vorbei an Weinhängen. Margret River ist in ganz Australien ein Synonym für hervorragenden Wein. Über 100 Weinproduzenten soll es hier geben und im Vorbeifahren sehe ich viele Hinweise auf Verkostungsangebote. Da scheint mir doch ein gutes Stück Arbeit vor mir zu liegen…

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Weiter geht es über Rotsandpisten durch die Einsamkeit. Im Sonnenschein natürlich mit Sonnenbrille, die eigenartig beschlägt, nein, es wird nebelig? Dann riechen wir es: Rauch. Unangenehme Bilder und Gefühle steigen auf. Plötzlich ein blinkendes Warnschild: „Smoke Hazard“ „20 km/h“ Das Feuer scheint aber gelöscht und nach weiteren 10 Minuten wird die Luft wieder klar. Puh, fühlte sich gefährlich an. Aus der Sicherheit in einiger Entfernung schauen wir von einer Nebenstraße auf die Rauchwolke zurück.

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Noch 40 Kilometer weiter, also hier Ultrakurzstrecke, erreichen wir einen herrlichen Campingplatz. Insbesondere weil es beim Office einen ausgezeichneten Cappuccino gibt. Ihr kennt ja meine Begeisterung für dieses Gesöff. Dazu macht ein anderer Vogel mit seinem Gekreisch die Abendunterhaltung. Mir fällt dazu ein kleiner Reim ein: „ Sauer ist der Kakadu, sagt man zu ihm, du Kacker du!“

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Räuberische Kängurus

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Millionen von kleinen Keckeln ließen es schon erahnen: auf diesem Campingplatz sind die Australischen Hüpfetiere häufiger Gast. Und wie angemeldet springt das Beuteltier gegen 16 Uhr auf den Campground. In Großfamilie. Mehrere Jungtiere springen zwischen ihren Müttern umher und schauen gelegentlich in den Beutel, sicher nicht um Einkäufe zu begutachten. Zwischendurch grasen sie aber auch zusammen mit den Alttieren.

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Das Australische Wappentier zeigt keine große Scheu und nähert sich unserem Platz vor dem Campmobil. In langsamer Fortbewegung stützt es sich auf seinen Schwanz, um dann mit den Hinterläufen einen Schritt vorwärts zu machen. Es sieht ein wenig nach einem Tier an zwei Krücken aus. Bei Geräuschen richten sie sich auf und die erwachsenen Tiere erreichen eine stattliche Größe von bestimmt 1,50m.

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„Richtig nahe heran kommen sie mit etwas Toastbrot“ so der Platzwart, nachdem er 35 Australische Dollar (21 Euro) für den Stellplatz kassiert hat. Gesagt – getan. Fehler! Die stattlichen Burschen rücken uns auf die Pelle und ehe wir reagieren können, steckt einer sein Maul in unseren Kochtopf und raubt eine Pellkartoffel von unseren Abendsalat. Nur mit Mühe halten wir sie auf wenige Meter Abstand, wo sie scheinheilig die Grashalme zupfen.

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Denn allzu viel wollte ich vom Abendessen nicht teilen, denn es war ein anstrengender und aufregender Tag. Schon am Morgen fahren wir mit dem Camper über endlose rote Sandpisten, vorbei an himmelstürmenden Karribäumen, die nur hier in Westaustralien vorkommen. Sie werden bis zu 100 Meter hoch und säumen in Massen die einsamen Dustroads. Schon fast befremdlich wirkt da ein „Verkaufsladen“ am Sandpistenrand. Im Angebot: Avocados, Äpfel und Marmeladen mit Vertrauenskasse.

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Weiter geht’s über die unbefestigte Straße, auf der mir ständig drei schmale unerklärliche Spuren auffallen, bis wir über die nächste Anhöhe kommen. Ein Radfahrer auf seinem Liegerad quält sich durch den lockeren Schotter. Darren berichtet kurz über seine vierjährige Tour von Großbritannien durch Kontinentaleuropa bis Indien und Abstecher nach Japan und Korea und jetzt quer durch Australien. Oh wie bescheiden sind da doch meine 2600km nach Barcelona. Mehr könnt ihr von ihm auf Facebook sehen: Everywhichwaybutlost.

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Die größte Herausforderung des Tages ist jedoch meine Besteigung eines Karribaums mit Aussicht in 65 Meter Höhe. Ich gehe von einer normal gewundenen Treppe zur Baumkrone aus und verkünde vollmundig meinen Aufstieg. Aber es ist anders. Keine Treppe, sondern in den Baum geschraubte Moniereisen sind der Weg nach oben. Ein lichtes Netz an der Seite, ansonst kein Fallschutz und mit jeder Baumwindung wird der Blick nach unten „freier“. „Jetzt bloß konzentrieren und jeden Schritt und Griff einzeln und mit Bedacht setzen.“ Geschafft! Nur der Rückweg ist noch gemeiner. Beim ständigen Blick in die Tiefe werden mir die Beinchen weich. Schritt, Umgriff, Schritt, Umgriff… Endlich unten mein Kommentar: „War easy!“

Wilde Küste Südwest-Australien

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Das „Blow Hole“ bläst nicht, es faucht nur. In der Nähe von Albany findet sich eine spektakuläre Küstenlandschaft, wo die „Große Australische Bucht“ auf gewaltige Felsen trifft. Durch Tunnel in den Klippen drücken sich bei entsprechendem Wellengang meterhohe Wasserfontänen durch diese Löcher. Ich bin auf der Suche nach so einem Superloch und sichte schließlich einen Spalt, bei dem sich aber nichts tut. Ich will mich gerade darüber beugen, als ich völlig unerwartet laut lärmend angefaucht werde. Kaum vorstellbar, wie es mit Wasserfontäne wirken würde. Ich zucke regelrecht zusammen und erinnere mich an Warnhinweise, dass man hier in Sekundenschnelle von den Klippen gespült werden kann.

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Die Spalte „Gap“ gibt wenige Meter weiter einen Eindruck von den Urgewalten. Auf dem überstehenden Ausblick schaue ich aus 25m Höhe auf einen 40m langen Riss im Fels, an dessen Sohle der Ozean donnert, so, als will er sofort den Spalt weiter verbreitern. Schaurig schön. Und auch die „Natural Bridge“ zeigt ihre Felsmassen über der aufgewühlten See in trotziger Stärke.

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Ansonsten fühlt es sich ein wenig nach Dänemark an und passend heißt der winzige Küstenort Denmark. Der Ort wurde 1895 als Holzfällersiedlung gegründet und wird noch heute von naturbelassenen Wäldern umgeben. Laut Wikipedia herrscht hier ein mediterranes Klima. Nur heute nicht. Heute ist Ostsee-Wetter. Mit 20Grad-Sonne-Wolken-Wind-Mix, Dünen und munteren Wellen würde mich ein Smörrebröd-Stand nicht überraschen.

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Gibt es aber nicht, sondern eher die Spuren der Eroberer aus Großbritannien, die auf diesem Kontinent 1788 an landeten und einen Großteil zum Eigentum der britischen Krone erklärten. Es gibt Fish and Chips. Und zwar in Australiens bester Fischbraterei „Hooked on Middleton Beach“. Ziemlich lecker.

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Und ein weiteres Mal will ich euch mit Riesenbäumen traktieren. Die Eukalyptus-Exemplare mit 16 Metern Umfang sind für mich einfach zu eindrucksvoll. Der „Walpole Wilderness Park“ bietet  den Tree Top Walk, eine Stahlbrückenkonstruktion in 40m Baumwipfelhöhe, zwischen 400 Jahre alten „Tingle Trees“.

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Ihre Ursprünge stammen aus der Zeit des Superkontinents Gondwana, als vor 65 Millionen Jahren Australien, Afrika, Indien und Südamerika zusammen mit der Antarktis eine Landfläche bildeten. Für mich ist der Weg am Fuße der Riesen genauso beeindruckend wie der Höhenweg. Unfassbar, wie diese angekohlten und ausgehöhlten Giganten ihre 60 Meter Stamm aufrecht halten.

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Abenteuer am Strand

„Das ist doch so ein richtiges Männerding“, sagt meine Partnerin, als ich grinsend über die Rampe auf den Strand fahre. „Jup“, denke ich. Dieser hochrädrige SUV mit aufgebautem Haus ist doch genau für dieses Abenteuer gemacht.
22 km unberührter Sandstrand liegen im Cape le Grand Nationalpark vor uns. Dieser Strand ist für Fahrzeuge freigegeben und der ideale Sandspielplatz für unseren 4WD Campervan.

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Wenn nicht hier, wo dann? Der Untergrund zwischen Meer und Sanddünen ist fest und damit die ideale Abenteuerstraße. Der Schalter auf Allradantrieb umgestellt und schon krallen sich die Stollenreifen fest in den Sand.

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Am Steuer merke ich die spürbar zerrenden Kräfte. Da muss ein Mann sein Fahrzeug schon beherrschen. Ein paar Sandverwehungen lassen sich locker passieren, aber das Meer leckt an unserer Fahrstrecke und es wird glitschig. Also weiter weg vom Wasser, aber da ist der Sand locker und tief. Die Fahrspur ist schwer zu halten und der Van schlingert hin und her. Mir kommen Zweifel. Ich denke ans umkehren. Plötzlich rauscht ein Jeep mit 60 km/h an uns Zweiflern vorbei. Mit einem „okay, das kann ich auch“ setze ich hinterher. Schaffe ich aber nicht. Das Lotsenfahrzeug entschwindet in der Ferne des Strandes und seine Reifenspuren verwischen zwischen Wellen und Sand.

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Fährt der so schnell, weil die Flut den Strand gleich auffrisst? Mir ist das Ganze nicht mehr so richtig geheuer. Ein Bild taucht vor meinem geistigen Auge auf und drückt mir in die Magengrube: Ein im Sand verreckter, vom Meer überspülter Campervan - zu viel für meine Nerven. Ende, Wende, 10 Kilometer zurück.  Mit 60 km/h zum rettenden Ausgangspunkt. Und von wegen Männerding, ich wollte ja nur mal sehen, wie so’n Auto am Strand fährt.

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Und eigentlich habe ich das ja auch nur für eine Campingerholung am Strand unternommen. Ein schönes Plätzchen auf dem festen Strandabschnitt. Meine Nerven beruhigen sich beim Blick auf das türkisblaue Meer und über das gleißende Strandweiß. Und auch die Rampe auf festes Straßenland ist in Sichtweite.

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Brisbane-Sunshine Coast

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Mit 60 um die Welt

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