Oase Huacachina - Höllentrip im Sand
Wir sind durch Peru auf eigene Faust gereist und haben spannende Abenteuer, große Anstrengungen und einzigartige Natur erlebt. Das volle Erlebnispaket gibt es in unserem Artikel “Peru auf eigene Faust”. Wer erstmal nur spezielle Themen nachlesen möchte, für den sind diese Einzelartikel bestimmt.
Ich opfere wieder einmal ein Käppi, diesmal dem Gott des Sandes. In Huacachina, was auf Quechua so viel heißt wie Heiliger Ort mit Frau, buchen wir eine Dünentour mit Surfoption. Die Wüste erscheint uns riesig, die Oase klein zwischen den bis zu 100 Meter hohen Sandbergen.
Wir gehen von unserem Hotel an den Palmen vorbei zu den wartenden Drivern neben ihren Höllenbuggys, die wie wilde Tiere noch ruhig im Sand liegen, wartend bis es losgeht.
Wir haben den Buggy Nummer 4 von Dutzenden anderen. Beim Einstieg fällt mir die sehr solide Metallkonstruktion des Schutzkäfigs auf. Dieses Auto kann sich mit Sicherheit überschlagen, ohne dass es ernsthaft Schaden nimmt. Wie dann allerdings die Insassen aussehen, keine Ahnung!
Ich setzte dieses Käppi auf, zum letzten Mal, ziehe den Mundschutz hoch und schütze die Augen. Außerdem müssen wir uns anschnallen. Der Gurt geht vorn durch die Beine und über beide Schultern, vor dem Bauch sitzt der Verschluss. Ich bin im Sitz festgenagelt. Das ist auch absolut erforderlich, wie wir alle gleich merken.
Wie von einem absolut Wahnsinnigen geritten, mit Vollgas schießt unser Bolide in Richtung der ersten Sanddüne, nachdem der Streckenposten unsere Tickets entgegen genommen und die Mitfahrer durchgezählt (!) hat. Und in diesem ersten Moment unserer Fahrt verabschiedet sich mein Käppi auf Nimmerwiedersehen! Nicht mein bestes, aber mein einziges auf unserem Peru-Trip.
Worte können es nicht beschreiben und Bilder nicht zeigen, was jetzt abgeht. Man stelle sich eine Achterbahnfahrt vor, mit wenig Möglichkeiten sich festzuhalten und ständige Tempo- und Richtungswechseln bei einem Höllenlärm, den der gute alte Vierzylinder Nissan Reihenmotor in perfekter Harmonie mit dem abgesägten, kurzen Auspuff erzeugt. Wie das Herz des kleinen Teufels aussieht, ist gut zu erkennen. Alles liegt offen da. Alles überflüssige wird weggelassen. Alles pur und direkt.
Ich sitze schräg rechts hinter dem Fahrer, der eigentlich ganz normal aussieht, in einer Viererreihe mit drei anderen und klemme mir gleich mal den Mittelfinger der linken Hand, weil ich die dämlicher Weise zwischen Fahrersitz und Querträger drapiert habe. Es geht also nur mit der rechten Hand, das Festhalten. Gleich darauf werden meine Zehen unter dem Vordersitz eingequetscht, weil eine Bodenwelle alles erst einen halben Meter hoch wirft und anschließend in den Sand knallen lässt.
Ich fühle mich wie ein Stuntman bei den Dreharbeiten zu Mad Max V. Unglaubliche Kurven, An- und Abstiege, brüllendes Anrennen gegen die Schwerkraft, die an uns zerrt. Schreie hören wir nur aus den anderen Buggys, bei uns sind alle angestrengt still und stöhnen nur hier und da mal kurz oder lang auf. Mich beruhigt ein wenig der Hinweis auf den Tip für den Fahrer, der offensichtlich davon ausgeht, dass wir alle überleben.
Nach rund 10 Minuten der erste Stopp. Die Surfbretter werden verteilt. Wir müssen mit Kerzenwachs die Gleitfähigkeit verbessern. Dann geht es los.
Wir surfen im Liegen, na logisch, im Stehen kann das wohl keiner von uns. Vorn am Brett sind zwei Schlaufen für die Hände, die Beine ragen nach schräg hinten übers Brett, mit den Füßen kann ich bremsen. Vor mir stürzt sich die Holländerin mit der Rubensfigur in die Tiefe. Jetzt bin ich dran. Es ist ein wenig wie beim Skifahren. Von oben sieht es immer sehr steil aus und wenn man unterwegs ist, dann geht’s. Ich schiebe mein Tuch über Nase und Mund, rutsche mein Board näher an die Kante, um von der Schwerkraft nach unten gezogen zu werden. Es will nicht. Ich ruckele hin und her. Dann rutsche ich ab und los, der Sand rauscht unter mir weg. Das Board hat gut Tempo drauf, die Angst ist verschwunden, das Gefühl von rasanter Schnelligkeit ist stärker. Die Oberschenkelinnenseiten werden leicht lädiert, ebenso die Ellenbogen, als ich über eine Bodenwelle schramme. Dann bin ich unten. Adrenalin pur. Irre. Neben mir kommt Thomas zum Stehen, auch er ist voll dabei und grinst. Wir sind uns einig: das hier ist absolut loco.
Ein paar Meter aufwärts gehen und die nächste Düne runter rutschen. Und wieder und wieder. Die Technik ist eigentlich ziemlich einfach. Ein wenig zurück auf dem Board gelegt, die Nase des Bretts hebt sich und ich werde schneller. Beine in den Sand gerammt und ich werde langsamer. So machen wir das bis uns der Buggyfahrer wieder aufnimmt und mit wildem Ritt zur nächsten Location bringt. Wir können gar nicht genug kriegen. Zum Schluss gibt es den finalen Stopp zum Sundowning.
Zurück an der Oase, kippe ich eimerweise Sand aus den Schuhen und Hosentaschen. Im Mund knirscht es und ich muss dauern blinzeln, weil unter den Augenlidern Körnchen kleben. Wir machen uns zusammen auf ins Hotel, um zu duschen und die Kehlen frei zu spülen. Erst ein Cerveza Grande und dann ein Pisco Sour mit Blick auf die Oase Huacachina. Das war einfach nur der blanke Wahnsinn.
Am Anfang des Artikels steht “Werbung unbeauftragt”, das heißt, dass dieser Artikel ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben wurde. Warum der Vermerk trotzdem dort steht, erfahrt ihr auf unserer Seite “Transparenz”.