Im Dutzend zu Volkswagen
Der Start ist für einen Samstag verflixt früh. Um 7.30 Uhr liege ich normalerweise zwischen Daunen und stehe nicht neonbeleuchtet am Hauptbahnhof. Für einen Ausflug im 12er-Freundeskreis ist aber kein Start zu dunkel und mitdenkende Reisegenossinnen und -genossen sorgen mit ein paar Flaschen Sekt für einen ansteigenden Kreislauf.
Mit etwas Mitleid schaue ich auf andere ICE-Gäste in unserem Waggon. Sicher wollten sie zu dieser frühen Stunde etwas von der Nacht nachholen. Nach 70 Minuten erlösen wir sie. Wolfsburg ist erreicht und nach wenigen Schritten sind wir auch schon in der Autostadt von Volkswagen.
Um die Autoshow richtig genießen zu können, gibt’s erstmal im Mövenpick betriebenen Restaurant eine anständige Frühstücksstärkung. Damit Brötchen, Lachs und Rührei rutschen, auch mit alkoholischer Prickelbegleitung.
Die Autostadt ist gleichzeitig mit der Expo in Hannover im Jahr 2000 eröffnet worden und strahlt etwas dieser Betonzeit aus. Das Ganze ist mit perfektem Rasengrün garniert und so belegen die Schnellsten von uns die Sitzplätze mit grünem Überblick.
Die erste Begeisterung erzeugen autonom fahrende BobbyCar große Lieferfahrzeuge. Jede, aber wirklich auch jede, Reisegruppe stellt sich Bobby in den Weg. Leicht schaukelnd (und genervt?) bremst der kleine Geselle, sucht eine Lücke oder wartet einfach bis es uns Scherzkeksen zu langweilig wird. Noch ein letzter Test mit einem Sprung vor den wieder anfahrenden Liefer-Mini. Vollbremsung! Dann ist er erlöst - bis zur nächsten Gruppe.
Wir schlendern weiter zu den Pavillons der unterschiedlichen Volkswagenmarken. Ich habe mich ja schon in Bahn Berlin Bansin als Autoskeptiker geoutet und so nörgle ich ein wenig an der Autoverherrlichung herum. Aber, bitte, was habe ich hier anderes erwartet? Klar, vom Dieselbetrug gibt’s hier nichts zu sehen und zu hören.
Etwas E-Mobilität (für meinen Geschmack viel zu klein geraten) und zwei Fahrräder lenken mich ab. Der fliegengewichtige Audi-Carbonrenner fasziniert mich mehr als die in Scene gesetzten tonnenschweren Boliden. Leuchtende Augen der Mitreisenden: „Wenn ich mir so etwas leisten könnte…“ belehren mich, nicht alle denken so wie ich.
Die Autostadt ist nicht nur Ausstellung und Showroom, sondern auch Auslieferungslager und Abholstation für Kunden. Dafür gibt es ein Highlight, die Fahrt im runden Autoturm, wo 400 Fahrzeuge auf 20 Stockwerken gelagert werden. Autonom fahrende Roboterfinger heben das Auto aus seiner Turmposition zur Auslieferung und so werden wir in einer Kabine in umgekehrter Richtung in die eindrucksvolle Höhe gebracht. Die uns „vom führenden Weltkonzern Volkswagen“ begleitende Aufsagerin stört nicht wesentlich die schöne Aussicht und den leicht gruseligen Rückblick in die Automatentiefe.
Richtig spannend wird’s dann für mich noch einmal im Auto-Museum. Auf drei Etagen werden die Meilensteine der Automobilgeschichte aufgezeigt und logischerweise steht hier auch mein erster Käfer, in klassischer Eleganz und ohne Rost. Wie stolz war ich 1975 auf meinen dunkelblauen VW-Käfer, ein ausrangierter Funkwagen. Oder später mein froschgrüner VW-Golf. Meilensteine der Autogeschichte. Leider habe ich davon keine alten Autofotos mehr.
Zum Abschluss machen wir noch einen Spaziergang durch die Fußgängerzone des 1938 als Stadt des KdF-Wagens (Kraft durch Freude) gegründeten Wolfsburgs und stellen fest: das höchste durchschnittliche Monatseinkommen ist eben doch nicht alles…
Nach so viel Auto düsen wir gretagerecht mit der Bahn zurück nach Berlin und sind uns einig: ein herrlicher Ausflug im Freundeskreis, auch für Radfahrer und erst recht für Autobegeisterte.
Falls ihr so etwas nachmachen wollt, müsst ihr mit folgenden Kosten rechnen:
Gruppenfahrt mit der Bahn: ca. 26 Euro p.P.
Frühstücksrestaurant Lagune: 20 Euro
Tageskarte Autostadt: 15 Euro, ab 60 Jahre: 12 Euro
Turmfahrt: 8 Euro, ab 60 Jahre: 6 Euro
Gruppenspaß: unbezahlbar!
Vielleicht habt ihr auch schon Tagestouren im Freundeskreis unternommen. Wir freuen uns auf Berichte. Und falls ihr ein Foto von eurem ersten Auto habt, egal ob Golf, Kadett oder Trabant, bitte bitte schickt es uns an info@grad60
Am Anfang des Artikels steht “Werbung unbeauftragt”, das heißt, dass dieser Artikel ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben wurde. Warum der Vermerk trotzdem dort steht, erfahrt ihr auf unserer Seite “Transparenz”.