Tierisch gut
Wir stellen hier mal eine These auf: Ein Verhältnis zu Tieren hat jeder. Mal ein gutes oder ein schlechtes, mal ein intensives oder ein flüchtiges. Ob für Euch ein Tier nur eine Begegnung blieb oder ein Freund wurde, das interessiert uns. Wir wollen Eure Geschichten von Tierfreude hören und sehen und hier publizieren. Also macht bitte mit und schickt uns Eure Storys, per Mail an
Bisher erschienen:
Xaro und Familie Meyer / Insektenschau mit Doris / Katze Ilea / Labrador Lotte / Labrador Welpen / Frösche / Kleintierjägerin / Pudel / Hühner / Feldwespe / Schildkröte Theodor
_____
Xaro und Familie Meyer
Es war einmal … als A’sel von der Familie Meyer beim Frühstücken im Spree Radio von einem Aufruf der Stiftung Deutsche Schule für Blindenführhunden hört. Sie suchen Patenfamilien für kleine Welpen. Märchen können wahr werden, denkt sich A’sel, die schon immer davon träumt, einen eigenen Hund zu besitzen. Aber Familie heißt auch, Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Die beiden Jungs sind sofort Feuer und Flamme, der Ehemann Norbert mahnt Pflichten und Einschränkungen an. Aber schließlich sind sich alle einig: Wir packen das!
Geboren wird Xaro, ein schwarzer Labrador-Retriever, am 16. Mai 2019 in der Stiftung Deutsche Schule für Blindenführhunde am Müggelsee in Berlin. Die Stiftung gibt die Hunde für maximal zwei Jahre in eine Patenfamilie, dann folgt eine ein bis zwei Jahre dauernde Ausbildung zum Blindenführhund, wenn der Hund tauglich erscheint. Dafür gibt es strenge Regeln, doch dazu später mehr.
Tim schickt nach dem Abendbrot sofort eine Mail an die Stiftung: Sie sind bereit, als Patenfamilie zu agieren und ein paar Tage später haben sie einen Termin im Haus der Stiftung. Patenfamilien werden streng unter der Lupe genommen. Sie müssen einige Bedienungen erfüllen. Der Hund bleibt übrigens immer im Eigentum der Stiftung und regelmäßig wird mittels Hausbesuchs kontrolliert, ob es ihm gut geht.
Nach ein paar Besuchen und intensiven Kennenlernen bekommen die Meyers die Zusage als Welpen-Betreuungs-Patenfamilie und holen Ende Juli 2019 ihren Xaro nach Hause. Es ist Liebe auf den ersten Blick und das sollte auch so bleiben. Welpen sind natürlich immer süß, aber Xaro besonders. Mit den viel zu großen Tatzen wackelt er durch das Haus. Einfach zu niedlich. Aber jetzt kommen die Pflichten. Gassi gehen, stubenrein zu werden üben, einfache Kommandos und Regeln verstehen lernen, Verbote deutlich machen...
Es ist nicht einfach, aber das war allen klar. Ein Welpe groß zu ziehen, ist eine umfangreiche Aufgabe. Und sie werden kontrolliert. Wenn die Stiftungsmitglieder nicht zu ihnen nach Hause kommen, muss Xaro halt dort mal vorgeführt werden.
Je länger sie sich mit Xaro beschäftigten, desto mehr wird ihnen klar, ihn wieder abzugeben, wird eine Katastrophe. Alle lieben diesen Hund. Er schweißt die Familie noch enger zusammen. Oft wird besprochen, was er noch lernen muss, was noch fehlt, wie er sich anderen Hunden gegenüber benimmt.
Xaro ist jetzt anderthalb Jahre alt. In der Stiftung wird ein Gesundheitscheck durchgeführt. Auch die kleinsten Abweichungen werden nicht akzeptiert. Wenn z.B. die Augen nicht gut genug sind, das Herz nicht ganz intakt oder Hüfte nicht hundertprozentig in Ordnung ist, gibt es keine Zertifizierung für eine weitere Ausbildung als Blindenführhund; sie werden ausgemustert und können entweder in der Gastfamilie bleiben und werden weitervermittelt. Alle sind dabei und aufgeregt. Armin liebkost Xaro noch einmal, dann geht’s zum Tierarzt.
Die Untersuchung ist recht aufwändig und die Meyers warten mit ängstlichen und traurigen Gefühlen auf das Ergebnis. Nach den nunmehr 18 Monaten gemeinsamen Lebens können sie sich einfach nicht vorstellen, dass Xaro nicht mehr der Mittelpunkt ihrer Familie sein soll. Obwohl natürlich klar war, der Abschied würde kommen. Insgeheim wünschen sie sich aber, dass er ausgemustert wird.
Bei Xaro wird eine leichte Hüftdysplasie entdeckt. Mit diese „Diagnose“ ist es aus für seine weiteren Ausbildungen und eine spätere Blindenführhundtätigkeit. A’sel, Norbert, Tim und Armin sind einerseits erleichtert, müssen aber andererseits nun die Entscheidung treffen: soll Xaro bei ihnen bleiben? Aber sie müssen nicht sofort ja oder nein sagen, sie haben einige Wochen Zeit. Erst einmal verbinden sie den Besuch in der Stiftung mit einem ausgiebigen Spaziergang im Wald.
Es ist amtlich, sie haben sich entschieden, Xaro bleibt bei den Meyers für immer. Die Diagnose Hüftdysplasie ist übrigens für das normale Leben eines Hundes kein Problem. Sie ist harmlos. Ein ausgefülltes und langes Hundeleben ist bei gesunder Ernährung garantiert.
Inzwischen, nach knapp zweieinhalb Jahren, ist Xaro ein großer, stämmiger Rüde mit einem ruhigen, freundlichen und gutmutigen Charakter. Er ist lernfähig und jeden Tag haben die Vier oder besser die Fünf viel Spaß.
Alle Zweifel, ob sie jemals gute Hundehalter sein können, sind verflogen. Die Familie ist nun dauerhaft um ein Mitglied erweitert. Ohne Hund wäre ihr Leben nicht mehr vollständig. Sie stellen fest: mit Xaro sind sie irgendwie anders, positiver und glücklicher. Tiere verändern das Leben, mit Sicherheit. So auch hier.
Als Fazit ist festzuhalten: eine kleine Unvollkommenheit kann letztlich ein Glücksfall sein. Sie bedeutet ein Happy End für die Meyers und Xaro.
P.S. Die Stiftung sucht weiterhin Patenfamilien, um eine Ausbildung als Blindenführhund in die Wege leiten zu können.
_____
Insektenschau mit Doris
Hier sieht man gut die Entwicklung des asiatischen Marienkäfers. Der obere ist gerade aus der Larve geschlüpft und der untere ist schon ein paar Tage älter. Zwei putzige Kerlchen mit reichlich vielen Punkten. Laut Google geben diese entgegen einem weit verbreiteten Irrtum nicht das Alter des Käfers an, vielmehr ist die Zahl der Punkte charakteristisch für jede Art. Bei Gartenliebhabern ist der Marienkäfer wohl gelitten, da er sich fast ausschließlich von Blatt- und Schildläusen ernährt.
Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir hier einen Zitronenfalter. Google schreibt dazu, dass er hat die erstaunliche Fähigkeit, im kalten Winter einen großen Teil seiner Körperflüssigkeit auszuscheiden und so Temperaturen von bis zu -20 °C überstehen zu können. Sobald es dann wieder etwas wärmer wird, erwacht er aus seiner Winterruhe. Im Hochsommer fallen die Tiere dann in eine zweite Ruhephase, die Sommerruhe. So können sie als einziger deutscher Schmetterling bis zu zehn Monate alt werden. Zitronenfalter sind durch ihre charakteristisch Blatt ähnlich geformten Flügel leicht zu erkennen. Männliche Exemplare sind dabei zitronengelb, während weibliche Tiere eher grünlichgelb gefärbt sind.
Darf ich vorstellen: das langrüsslige Stockrosen-Spitzmäuschen. Es ist das Lieblingstierchen von Doris. Perforation ist seine Stärke, ein Pikser vor dem Herrn. Wenn die Stockrosenblätter von zahlreichen stecknadelkopfgroßen Löchern durchsiebt werden, ist das sehr oft genau dieser Bursche.
Dann gibt es den jungen, zarten „Ohrenkneifer“ oder auch „Ohrwurm“, der aber nichts Böses im Schilde führt, sondern einfach nur daliegen möchte, weil gerade mal die Sonne scheint. Woher kommt eigentlich dieser ungewöhnliche Name? Wikipedia hilft aus: „Die ungewöhnliche Bezeichnung "Ohrwurm" hat ihren Ursprung vermutlich in der Naturheilkunde: Früher wurden die Insekten nämlich in getrockneter und pulverisierter Form als Heilmittel gegen Ohrenleiden und Schwerhörigkeit verabreicht. Bis in die heutige Zeit hält sich außerdem hartnäckig die Legende, dass Ohrwürmer nachts in den Gehörgang kriechen und mit ihren Zangen am Hinterleib das Trommelfell zerstören und dort ihre Eier ablegen. Sie entbehrt aber jeglicher Grundlage, denn die Insekten sind dafür viel zu schwach und für Menschen vollkommen harmlos.“ Na, was für ein Glück!
Doris erwischt mit ihrer Kamera endlich auch mal eine Hummel, die nicht "die Hummeln im A… hat", sondern stillhält. Dass eine Hummel so ruhig und fast bewegungslos für einige Sekunden verharrt, ist ungewöhnlich. Es steht zu befürchten, dass sie schon recht alt ist und ihre letzten Lebenstage auf Doris‘ Blumen verbringt. Soll sie, dafür sind Blumen auch da.
Und dann noch ein Bild von einer sehr friedlichen Hornisse, die mit Zuckersirup gefüttert und so zum Stammgast wurde.
_____
Katze Ilea
Ich bin ziemlich sicher, dass unsere Katze keine Felis catus ist, sondern eine schwarzfellig verkleidete Primadonna, die sich der Wirkung ihres Augenaufschlags von ganz unten nach ganz oben wohl bewusst ist und täglich mit Nachdruck einfordert, was ihr standesgemäß zusteht. Sie verhält sich also sehr divenhaft, oder? Genau genommen nicht. Sie entscheidet nur gerne selbst, was sie tun oder lassen will. Und das wirkt eingebildet und versnobt.
Ilea erlaubt uns, mit ihr zusammen in unserem Haus zu wohnen, das Personal muss ja schließlich in der Nähe sein. Und sie ist beileibe keine Schmusekatze. Das lässt ihr Status nicht zu. Sie ist die Chefin, die Herrin. Emotionale Zuwendungen sind in wohl dosierten Streicheleinheiten erwünscht, mehr aber bitte auch nicht. Sie bestimmt den Zeitpunkt und die Dauer. Liege ich auf der Couch, kommt es vor, dass sie die Nähe sucht. Nach einigen Milchtritten und dreimaligen Drehungen lässt sie sich nieder, hängt die Vorderpfoten über die Oberschenkelkante und will bedient werden. Am liebsten am Hals und Kinn.
Woher kommt überhaupt der Name? Ilea ist eine modifizierte Form des griechischen Namens Helene, der so viel wie Fackel, Glanz oder Sonnenstrahl bedeutet. Die Kinder der Nachbarschaft haben ihr damals vor rund 16 Jahren diesen Namen gegeben. Sie hatten ihn aus der Kinderhörspielreihe Elea Eluanda und leicht abgewandelt. Sie ist ja auch gar nicht unsere Katze, sondern ein Erbstück von Claas, dem Sohn von Stella und Paule und Bruder von Jan. Die Familie ist vor ein paar Jahren vom Land in die Stadt gezogen und sie konnten sie deshalb schweren Herzens nicht mitnehmen. Wir haben sie aufgenommen und wir haben es nicht bereut.
Bei Stella musste ich die Geschichte zu Ileas Jugend recherchieren, denn sie selbst redet ja nicht so gerne darüber und ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Am 7. Mai 2005 wurde sie auf einem Bauernhof bei Elstal geboren. Sie sollte ein Geburtstagsgeschenk für Claas sein, der damals acht Jahre alt war. Im Alter von zwei Monaten kam sie ins Haus und war bald so selbstständig, dass sie kein Katzenklo mehr brauchte und überwiegend draußen lebte. Das hat sich auch nicht geändert; Ilea ist immer noch zu 100 Prozent eine Outdoorkatze.
Ein Duldung von anderen Katzen im Revier findet nicht statt. Der Kompromiss mit den Futtergebern ist für sie schon schwer genug zu ertragen. Ich erinnere mich, dass es zu ihrer Jugendzeit einen großen, frechen, roten Kater namens Peanut aus der Nachbarschaft gab, der ihr erklärter Feind war. Er verfolgte sie bis ins Haus, stibitzte ihr Fressen und war einfach nur lästig. Es gab Prügeleien, blutige Nasen, Kämpfe die halbe Nacht durch. Aber schließlich gewann Ilea den Revierstreit; auch heute noch hat sie ihren Streifenbereich fest im Griff. Lässig liegt sie in der Einfahrt, auf dem von der Sonne erwärmten Grubendeckel, wenn wir im Sommer nach Hause kommen und strahlt eine natürliche Autorität aus.
Beim Joggen begleitet sie mich schon mal bis zum übernächsten Häuserblock. Wie weit ihr Einzugsgebiet tatsächlich geht, weiß ich nicht. Aber mich hat schon mal eine weiter weg wohnende Nachbarin angesprochen, als sie mich und die Katze vor unserem Haus gesehen hat, dass „Momo“ ja offensichtlich hierhergehöre und er immer bei ihr zum Fressen käme. Ziemlich verblüfft über die bereits erfolgte Namensgebung und die Entfernung, habe ich sie über Ileas Geschlecht aufgeklärt und gebeten, sie nicht mehr zu füttern. Eines ist klar, unterwegs ist sie oft und die Nacht ist hauptsächlich ihre Zeit. Wenn wir schlafen gehen, verabschiedet sie sich und entschwindet durch die Katzenklappe im Keller, um auf die Pirsch zu gehen. Damit erklärt sich auch, warum sie so unwirsch wirkt, wenn ich sie tagsüber wecke. Scherzhaft sage ich dann zu ihr: „Na, wieder nur 16 Stunden geschlafen?“ Dabei ist sie gar nicht sauer, sondern einfach nur müde von der Nachtschicht.
Dass man als Katzenhalter Kommunikationssignale zu deuten wissen muss, ist klar. Eine Katze ist nicht einfach nur eine Art kleiner Hund, sie hat andere Verhaltensweisen und andere Bedürfnisse. Ganz oben allerdings, wie bei allen Tieren, steht das Fressen. Liegen wir zum Beispiel auf der Couch, kommt sie, bleibt davor stehen und starrt mich oder meine Frau an. Sie wartet auf eine Reaktion. Wenn ich mich bewege, gibt es eine Drehung auf der Stelle und ab geht es in Richtung Fressnapf. Nach wenigen Metern schaut sie aber nach hinten, ob ich auch mitkomme. Frühmorgens im Bad ist es ähnlich. Sie wartet darauf, dass ich oder meine Frau mit ihr runter gehen, streicht ständig um die Beine und schnurrt oder miaut. Warum? Fressen! Na klar. Das Miauen der Katzen scheint übrigens nur für den Menschen gedacht, untereinander gibt es nonverbale Gesten, Fauchen, Schreien und Knurren. Und warum? Weil der Mensch offensichtlich zu blöd ist, die anderen Signale zu verstehen.
Ich bin ja als Pensionär fast immer zu Hause, damit hatte ich ihren Tagesablauf anfangs irgendwie durcheinandergebracht, inzwischen geht es aber, signalisiert sie. Meine Frau hingegen arbeitet ja noch. Und bei ihr zeigt Ilea das typische um die Beine Streichen. Warum jetzt nur noch bei ihr? Folgendes steht dazu bei Google: Das Bild einer Katze von der Welt besteht aus Geruch. Sie reibt sich an den Beinen, um zu erfahren, wo der Mensch sich schon wieder rumgetrieben hat. Sie sagt sich dann: „Du riechst aber komisch, ich gebe dir meinen Geruch wieder, dann riechst du wieder wie ich!“ Ilea ist glücklich, meine Frau markiert zu haben und zieht sich zu einem ihrer vielen Liegeorte zurück, die Favoriten wechseln von Zeit zu Zeit. Derzeit setzt sie sich gerne neben den Fernseher, etwas erhöht auf‘s Sideboard in die Sonne, wenn sie scheint und blickt meditativ ganz in sich versunken ins Leere.
Ilea ist eine vornehme Katze, elegant, eitel, ein edles Wesen. Sie ist die Kapitänin, Madam Captain on Board, im Haus und in der Umgebung. Auf den Arm nehmen ist unerwünscht. Falls sie es doch mal mag, legt sie dabei ihre Pfote an die Wange. Streicheln ist nur innerhalb des Zeitlimits erlaubt, sonst gibt es auch schon mal einen Gruß mit den Krallen. Obwohl unsere schwarze Fellnase im Alter sentimental wird. Mit umgerechnet fast 80 Menschenjahren auf dem Katzenbuckel hält sie eben diesen jetzt öfter zum Streicheln hin. Und wird bedient. Noch lieber mag sie aber den Läusekamm. Nicht, dass sie welche hätte, aber dieses Onduliergerät gefällt ihr maximal. Muss irgendwie ein Wellnessfeeling auslösen. Ab Frühlingsanfang bis zum Herbstende entdecke ich dabei allerdings ziemlich oft eine Zecke. Ist halt so bei einem Outdoorfreak. Ich mache da kein Tamtam. Zecken werden mit Daumen und Zeigefinger angepackt und senkrecht nach oben, immer auch mit einem Stückchen Fell, rausgerissen. Ilea nimmt das sehr gelassen hin. Im Winter gibt es diese Dinger nicht, zum Glück.
Als ich das hier fertig geschrieben habe, setze ich mich mit ihr auf die Bank in die spärliche Wintersonne und genieße die Mittagszeit an der Seite unserer „Illibumm“, wie sie einst von Stella auch genannt wurde. Hoffentlich bleibt uns die alte Dame noch einige Jahre erhalten. Wir haben uns sehr an sie gewöhnt. Und sie sich auch ein wenig an uns, vielleicht.
Habt ihr auch eine Katzengeschichte? Schickt sie uns, mit ein paar Bildern; wir werden sie gern veröffentlichen; am besten an info@grad60.com
_____
Die ersten neun Wochen
…sind nun schon um, seit die hübscheste und intelligenteste Labradordame ever bei uns eingezogen ist. Aber fangen wir besser von vorne an…
Nachdem wir die vier Wochen bis zur Abholung dann doch irgendwie überlebt haben, ging alles ganz furchtbar schnell und war hoch emotional. Zur Abholung haben wir vom Züchter noch eine „Gebrauchsanweisung“ und Einiges an Spielzeug bekommen.
Ehe wir uns versahen, saßen wir mit der kleinen Lotte im Auto auf dem Weg zurück nach Berlin.
Da ich dieses erste Erlebnis bereits schon einmal haben durfte, hatte Ulli das kleine „Bündel“ Hund während der Autofahrt auf dem Schoß. Es dauerte keine fünf Kurven und sie fing an, ihre Menschen und natürlich auch das Auto zu beschnüffeln und zu beknabbern. Alles so fremd, neu und unbekannt. Alles in allem aber ein mehr als gelungener Start! Und sogar ohne „Malheur“ während der Fahrt…
Zu Hause angekommen, haben wir recht schnell gemerkt, dass wir es mit einer angstfreien und sehr interessierten, mutigen, jungen Hundedame zu tun haben. Die ersten Menschen wurden noch etwas skeptisch betrachtet, aber ihr neues Zuhause und das dazugehörige „Servicepersonal“ hatte sie schnell im Griff.
Obwohl wir schon „erfahrene“ Hundebesitzer waren, mussten wir uns sehr bald eingestehen, dass wir dem Temperament unserer Lotte nicht so einfach gewachsen waren. Sie fing plötzlich an, zum Wadenbeißer zu werden und wir wussten nicht so genau, ob wir vielleicht doch einen Terrier anstelle eines Labrador Retrievers abgeholt hatten.
Nachts hat sie uns nicht schlafen lassen und draußen hatte sie ständig auch ihren eigenen Plan. Ziemlich verzweifelt und am letzten Tag vor Heiligabend haben wir uns entschlossen (letzte) „Erste Hilfe“ bei der Tierärztin unseres Vertrauens zu holen. Diese fand sehr schnell sehr deutliche Worte, mit denen sie uns unmissverständlich zu verstehen gab, dass wir unsere Lotte zu sehr in Watte packen. Wir sollten sie doch bitte zum einen mehr fordern und zum anderen auch deutlicher maßregeln. So wie es die Mutterhündin auch getan hätte, wenn ihr die kleinen Scheißer mal wieder zu sehr auf die Zitze gingen. Da kann und darf es auch mal zu einem kurzen Quietschen auf Grund eines Zwackens in die Seite kommen.
Unter Tränen sind wir mit dieser „Diagnose“ dann weiter zu unseren Freunden Tom und Chris mit Ihrem Hund Jimmy gefahren. Eigentlich waren wir uns ziemlich einig, Lotte noch am selben Tag zurück zur Züchterin zu bringen und das Projekt Hundeerziehung für beendet und gescheitert zu erklären. Oh Mann, das waren wirklich schwere Stunden. Wir wollten doch beide so doll wieder einen Hund!
Zum Glück haben unsere Freunde unsere Verzweiflung zwar verstanden, aber Gott sei Dank nicht weiter zugelassen. Wir sollten uns erstmal in Ruhe ausschlafen, etwas Essen und dann neu denken. Lotte würde solange bei ihnen und Jimmy bleiben und danach würden wir weitersehen. Dies haben wir dann auch umgesetzt.
Hier bietet sich nun ein kleiner Zeitsprung an. Heute, mehr als neun Wochen später, sind wir sehr, sehr dankbar und glücklich, dass wir Lotte nicht zurückgebracht haben. Sie ist mittlerweile ein nicht mehr wegzudenkender Teil von uns und wir sind somit quasi zu einer kleinen Familie geworden. Hin und wieder haben Tom und Chris sie nochmal über Nacht zu sich genommen, damit wir etwas Schlaf nachholen konnten. Unsere Ansagen wurden schnell sehr viel deutlicher, was Lotte ohne Vertrauens- und Liebesverlust verstand. Wir haben auch nichts mehr auf die vorsichtigen Buchautoren gegeben, die für Welpen nur wenige Minuten pro Spaziergang empfehlen. Wir haben uns kurzerhand alle Freunde mit Hunden zusammengesucht und von Heiligabend an jeden Tag entweder uns bekannte oder fremde Hunde zum Toben und Lernen gesucht.
Fortan schlief unsere Lotte wunderbar und lernte in Windeseile was Stubenreinheit ist. Sitz und Platz waren eh kein Problem. Zu Toms neidvollem „Ärger“ kann Lotte auch „Pfötchen geben“ und „High Five“ abklatschen.
Inzwischen tobt und rauft sie mit den ganz Großen, als wenn sie wüsste, dass sie die alle bald eh überragen wird. Jimmy ist ihr bester, liebster und dickster Kumpel, der im Wald immer genau schaut, wo sie ist und was sie treibt. Ihr großer Bruder und Beschützer.
Das Schlaf-„Problem“ mussten wir etwas komplizierter lösen. Zu dritt im Schlafzimmer haben wir alle drei keine Ruhe bekommen. Also haben wir kurzerhand unser neues Wohnzimmersofa gegen das alte Schlafsofa aus dem Gästezimmer getauscht. So konnte Lotte noch einige Wochen die Nächte gemeinsam mit einem von uns auf der Couch im Wohnzimmer verbringen. Die Kleine fands super und wir konnten so auch recht gut schlafen, wenn auch nicht gemeinsam. Somit schien dieses Problem gelöst.
Nur irgendwann fiel uns auf, dass es ja keine Lösung auf Dauer sein kann, wenn wir nicht mehr zusammen in unserem niegelnagelneuen Schlafzimmer schlafen. Also hieß es dann „Rolle rückwärts“. Zwar sind die beiden Couchen noch nicht zurückgetauscht, aber wir schlafen nun alle drei im Schlafzimmer, Lotte in ihrem Bett und wir in unserem. Jetzt nach ein paar Wochen ist es noch nicht perfekt, aber Lotte gewöhnt sich immer mehr daran und wir müssen uns halt jetzt unsere Kuscheleinheiten mit ihr tagsüber und/oder auf der Couch am Abend holen.
Eine große Hilfe war uns außerdem die Hundetrainerin Astrid. Die zum Glück in der Nachbarschaft wohnend, neben Jimmy auch Lottes zweitbeste Freundin Bonny auf den „richtigen Weg“ gebracht hat. Astrid ist quasi die Martin(a) Rütter von Schmargendorf. Während einer zweieinhalbstündigen Session bei uns zu Hause hat sie uns tolle Trainings- und Erziehungstipps gegeben. Die versuchen wir immer wieder in unsere täglichen Abläufe einzubauen. Manche Übungen sind so einfach und zeigen so schnelle Erfolge – andere werden wohl Monate oder Jahre brauchen. Hier sei nur das Aufheben von allem Fressbarem und genauso nicht Fressbarem genannt, vom Boden, bzw. Gehweg und Straße. Lotte ist ein Labrador und mit diesem „Staubsauger“-Problem werden wir im Zweifel ein ganzes Hundeleben kämpfen.
Und Silvester? Ein Traum! Als viele Nachbarshunde schon wieder seit Tagen auf Valium waren, obwohl in 2020 ja wirklich wenig geknallt wurde, hat Lotte diese merkwürdige Knallerei völlig unerschrocken hingenommen. Um Mitternacht schaute sie mal kurzzeitig etwas komisch aus der Wäsche, aber wahrscheinlich eher, weil wir Menschen so laut und sentimental wurden. Sie hatte ein duftes erstes Silvester (mit Jimmy) und brauchte danach ein bis zwei Tage, um das „Jetlag“ des lange Wachseins wieder aufzuholen.
Nun ist sie also 17,5 Wochen alt, fügt sich täglich besser in unseren Tagesablauf ein, wächst und wächst und wächst und hat bestens begriffen, wie sie uns um den Finger wickelt. Wir sind jedenfalls schwer verliebt in dieses immer noch kleine 15 Kilo schwere Geschöpf und freuen uns täglich auf die Dinge, die da noch kommen mögen.
Danke an alle, die uns geholfen haben, die wirklich schweren ersten Wochen zu überstehen. Danke an Tom, Chris und Jimmy, die Gott sein Dank von Anfang an genauso verliebt in Lotte waren wie wir. Danke an Jeannette, die wie immer mit ihrer Liebe und dem Wissen über Hunde, die richtigen Worte gefunden hat. Danke an Bonny und Merlin, die Lotte immer wieder lehren, wo ihre Grenzen sind.
Und jedem Welpenbesitzer sei versichert, der Anfang ist für alle schwer, aber es kommt ganz schnell die Zeit, wo es einfach nur noch schön ist. Und sich Hilfe zu holen, ist absolut normal und sogar empfehlenswert.
Ulli & Sabine mit Lotte
Die längsten vier Wochen unseres Lebens
Bei Sabine und Ulli drehen sich alle Gedanken um ihren Hundewelpen. Was liegt da näher, als auch uns daran teilhaben zu lassen. Vielen Dank euch beiden für den Text und besonders für die knuddelsüßen Fotos.
NIE WIEDER…!!!
Das waren im August 2015 unsere Worte, als wir unsere Luna durch die Tierärztin erlösen lassen mussten. Wir waren uns sehr sicher und absolut einig, dass wir uns NIE WIEDER in die Situation bringen würden, über Leben und Tod zu entscheiden.
Was auch immer alles zwischen diesem Augusttag vor fünf Jahren und heute geschehen sein mag. Heute sind es noch genau vier Wochen, dann wird unser Welpe im Alter von zarten achteinhalb Wochen bei uns einziehen.
Coronabedingt müssen wir diese vier Wochen ohne kleinere Streicheleinheiten beim Züchter durchstehen, da dort gerade 17 (!) Welpen von zwei Hunde-Müttern aufgezogen werden. Mehrfach 17 Einzeltermine für die aufgeregten Neueltern zu arrangieren, ist verständlicherweise für die nebenberuflichen Züchter kaum umsetzbar. So musste es also bei einem einzigen Termin am vergangenen Wochenende bleiben. Aber das war der Termin, an dem wir uns gegenseitig ausgesucht haben. So heißt unser Hündchen noch weitere vier Wochen „Rotes Halsband“ und genießt, neben vieler Fürsorge durch die Züchter, die Muttermilch und die Wärme der Geschwister.
Der Geburtstermin der Welpen war der 12. Oktober 2020 und in einer eigens dafür eingerichteten WhatsApp Gruppe versorgen uns die Züchter seitdem täglich mit den neuesten Bildern und Filmen. So haben wir das große Glück, bei dieser spannenden ersten Lebensphase dabei zu sein. Erst wurden die Nasen schwarz, dann öffneten sich die Augen und irgendwann fingen sie plötzlich an zu laufen. Sie quieken wie Meerschweinchen und sie schlafen in Fellknäule verwickelt eng an eng mit den Geschwistern.
Jeden Morgen geht der erste Blick aufs Handy: Sind schon neue Filme oder Bilder da?! Und seit letztem Wochenende sind wir natürlich immer direkt auf der Suche nach dem roten Halsband.
Heute Morgen gab es wieder ein neues Video. Einer der Welpen tapst auf die eigens für sie eingerichtete Lösestelle und verrichtet das Geschäft. Und siehe da, es war natürlich das rote Halsband – unser Hund ist stubenrein!! Also fast… 😉
Und so werden nun die nächsten vier Wochen mit Warten und Jubeln über Fotos und Videos wohl weitergehen. Die längsten vier Wochen unseres Lebens stehen uns bevor.
Unsere Entscheidung für einen neuen Hund in unserem Leben ging auch einher mit der Entscheidung, welche Rasse es denn werden soll. Ganz schnell, dass es wieder ein Mädchen wird und dann Lotte heißt. Unsere Ex, Luna, war eine blonde Labrador-Dame. Natürlich die hübscheste, intelligenteste aber auch verfressenste. Einziges Laster waren die vielen Haare, die täglich beseitigt werden mussten. Allein aus diesem Grund fingen wir an, uns für einen Doodle zu interessieren. Labradoodle oder Goldendoodle kamen beide in die engere Wahl. Eine kurze Abstimmung mit unserer Tierärztin überzeugte uns dann aber, davon wieder Abstand zu nehmen. Dann kam unser Freund Tom mit Bildern eines Labradors in der Farbe foxred um die Ecke. Und damit war es ganz schnell um uns geschehen – ein Mädchen, ein Labrador und wenn möglich in foxred.
Nach etwas Recherche im Internet fanden wir direkt in der Nähe angekündigte Würfe. Hörer in die Hand und ehe wir uns versahen, hatten wir ein Kennlerntermin beim Züchter. Zu diesem Termin begegneten wir den Hundeeltern und konnten die Züchter mit Fragen löchern. Offenbar erfüllten auch wir alle Anforderungen der Züchter und schwubbdiwubb fuhren wir quasi als Hundebesitzer wieder nach Hause. Natürlich mussten wir auch eine Reservierungsgebühr leisten.
Neun Tage später kamen die Welpen zur Welt und unsere Welt steht seitdem komplett auf dem Kopf. Wir schauen auf YouTube Videos über Welpenerziehung, lesen ein Buch über die Erziehung von Retrieverwelpen, stöbern durch Tierfuttermärkte und lernen das Internet über Hundebetten und Notklo-Benutzung auswendig. Das Welpenbett für die ersten Nächte steht bereit, die ersten Spielzeuge sind angeschafft, heute wird das Futter geliefert. Und kaum haben wir unseren Familienzuwachs angekündigt, gibt es bereits die ersten Anmeldungen zum Baby…ähhh, Hundesitten. Und was machen wir in den nächsten vier Wochen? Wahrscheinlich gehen wir unseren Freunden auf die Nerven, dass wir nichts anderes als unsere Lotte im Kopf haben. Videos rumzeigen und verteilen, wo jeder klar und deutlich erkennen kann, unsere Lotte ist das hübscheste und intelligenteste Welpenkind überhaupt.
Wir sind ein kinderloses Paar, können aber erahnen: so ungefähr muss Schwangerschaft sein. Alles ist auf den einen Termin ausgerichtet: Wohnung welpensicher einrichten, alles Zubehör anschaffen und jedes Detail über Welpenerziehung wissen. Und genug Speicherplatz auf den Handys! Wir sind Feuer und Flamme und berichten gerne weiter von unserer Lotte… In jedem Fall aber lassen wir Euch gerne wissen, wie Lottes erstes Weihnachten und Silvester so verlaufen ist.
Ulli & Sabine
_____
Frösche
Doris ist immer auf der Suche nach interessanten Tierbildern und hat uns diesmal ihre Frösche zugesandt. Das erste Bild hat Doris zutreffender Weise „Cool im Pool“ genannt. Nach meinen Recherchen sollte es sich hierbei um einen Laubfrosch handeln, aber ich bin mir nicht ganz sicher.
Der Laubfrosch ist eine der bekanntesten Froscharten in Deutschland und verfügt als einzige Amphibienart in Mitteleuropa über Haftscheiben an den Extremitäten. Damit kann er sich sehr gut an glatten Flächen festhalten bzw. -saugen. Er bevorzugt Kleingewässer, in denen sich wenig Fische und Vegetation befinden, wie zum Beispiel den heimischen Swimmingpool.
Auch der nächste Kandidat ist wohl ein Laubfrosch. Denn wie ich nachlesen konnte, sonnt er sich sehr gern, wann immer das Wetter es zulässt. Und er kann aufgrund einer besonderen Färbung identifiziert werden: dieser Bursche hat in der Regel seitlich vom Nasenloch bis zum Hinterbeinansatz ein dunkles Längsband. Hat er, stimmt, ist wohl ein weiterer Laubfrosch.
Winzig klein und in der Gießkanne hängend, so kommt das folgende Exemplar daher. Es könnte ein Grasfrosch sein. Die glatte Haut ist mehr oder weniger einfarbig grau-braun gefärbt und am Kopf befinden sich beidseitig dunkle Schläfenflecken. Das ist möglich; genau zu erkennen ist es nicht. Er schaut irgendwie grimmig drein. Verkniffen und unentspannt. Und sein Blick scheint ins Leere zu gehen. Vielleicht hat er sich verlaufen? Wer weiß? Seltsam, seltsam. diese Amphibie.
In unserer Nachbarschaft gibt es übrigens auch jede Menge Frösche. Das merken wir vor allen Dingen im Frühjahr. Dann nämlich quaken die Männchen wie bekloppt um die Wette. Zwischen April und Juni ist Paarungszeit. Und jeder will der lauteste sein, um die Weibchen zu beeindrucken. Zurzeit herrscht Ruhe, ein Glück.
_____
Tierfreude auch mal bei kleinen Insekten. Ein Beitrag von Doris:
Kleintierjägerin
…so bezeichnet sich Doris selber. Natürlich findet die Jagd nicht mit Gewehr oder Fliegenklatsche statt, sondern mit der Kamera. Doris nutzt dafür eine Sony Cybershot DSC-RX 100 und freut sich über die kompakte Größe: „Sie passt in meine Hosentasche und ich habe sie immer griffbereit.“ Und dann bekommt sie doch tatsächlich zwei Fliegen beim Liebesspiel vor die Linse. Das Foto hat uns so gut gefallen, das musste an den Anfang. Und sie hat noch zwei rote Käfer mit langen Fühlern bei der Fortpflanzung erwischt. Es sind Lilienhähnchen.
Aber manchmal hilft auch ein kleiner Trick und etwas Technik. Die arme kleine Mücke auf dem nächsten Foto ist tot. Sie hängt in einem Spinnennetz. Doris hat ein wenig „gephotoshopt“ und die Fäden wegretuschiert. Sie sagt dazu: „So kann man mit der Kamera lügen, was ja eigentlich nicht in Ordnung ist“. Wir finden schon. Alle Fotos im Internet sind doch „optimiert“.
Es sind nicht gerade die üblichen Haustiere, die uns hier nahegebracht werden. Mancher wird sich wohl gruseln, wie uns der kleine Achtbeiner haarig aus seinen Pupillen anstarrt.
Und liebe Doris, du hast recht, weit zu reisen braucht man nicht. Nur Spaß und etwas Geschick, um die bewegungsschnellen „Models“ mit der Kamera einzufangen.
Und im Februar 2021 gibt es als Ergänzung von Doris das erste Bienchen aus ihrem Garten:
_____
Pudel aus Leidenschaft
Hier berichtet die ehemalige Berlinerin Brigitte aus Zürich über ihre zwei Pudeldamen.
Mein Rubinchen hat nun schon 17 Jahre auf ihrem kleinen schwarzen Toy-Pudel-Rücken, ist aber lebendig wie eh und je. Und sie ist die Chefin, das bekommt Emma, die sieben Jahre alte weiße Königspudeldame, bei jeder passenden Gelegenheit deutlich gezeigt. Das ist schon seltsam, Emma ist schließlich dreimal so groß wie Rubinchen und ich bin mir sicher, dass sie die intelligentere Hündin von beiden ist. Aber Emma ist auch sehr sozial, freundlich, um Ausgleich bemüht. Ich denke, sie gibt einfach nach, wenn Rubinchen wieder mal den Chef raushängen lässt, und denkt sich vielleicht: „Was soll’s, die kann halt nicht anders, aber, ich habe sie trotzdem lieb!“
Königspudel sind übrigens bei der Erziehung immer eine Herausforderung, das habe ich auch lernen müssen. Gerade in der Orientierungsphase war es wichtig, dass Emma bereits ihre Grenzen kennengelernt hat. Da Pudel allgemein und Königspudel insbesondere sehr intelligent sind, musste ich eine klare Kante zeigen. Falls du das versäumst, bist du schnell ihr Sklave und verlierst die Autorität. Ich habe das Training mit ihr überwiegend in einer Hundeschule durchgeführt, das war am effektivsten.
Rubinchen ist als Toy Pudel die kleinste, anerkannte Größenvariante eines Pudels. Sie ist recht zart und schlank gebaut, dennoch ist sie ein sportlicher Hund, der sich gerne und viel bewegt. Sie ist meistens gut gelaunt, anhänglich und verspielt. Es gibt aber Tage, da scheint sie das Leid der Welt auf ihren schmalen Schultern zu tragen. Sie ist dann ausgesprochen zickig und will auch nicht fressen. Das beste Futter ist ihr nicht gut genug. Sie verweigert stolz die Nahrungsaufnahme und liegt beleidigt in der Gegend rum. Da helfen auch mein gutes Zureden und die Zuwendungen von Emma nicht; wie müssen sie einfach machen lassen und am besten ignorieren. Kurz vor dem Hungertod fängt Rubinchen aber dann doch wieder an zu fressen und alles ist wieder gut.
_____
Ich wünscht' ich wär ein Huhn
Gackern belebt das Geschäft! Und es passt „tierisch gut“, wenn es von Maggie und Bonnie kommt. So hat die Enkeltochter von Anne Krüger aus Alsleben in Sachsen-Anhalt die Hühner getauft. Und für uns hat Anne eine hübsche Geschichte aufgeschrieben:
Meine Enkeltochter Judith versorgt früh und abends und bei jedem Wetter die Hühner ihres großen Bruders. Nicht nur die gefiederten Damen vom Titelbild haben Namen, sondern auch die mittlerweile herangewachsenen Küken wurden von der Enkelin getauft. Sie heißen Cookie, Brownie, Chocolate, Nugget, Marshmallow und Adelheid. Ruft sie eins beim Namen, kommt es prompt angelaufen, lässt sich auf den Arm nehmen und streicheln. Es scheint, als würden sich beide über das Wetter oder ein anderes brisantes Thema unterhalten. Zwischen den Hühnern und meiner Enkeltochter entwickelte sich eine harmonische Beziehung.
Nur ein Jemand ist dabei eifersüchtig, nämlich Judiths Dackelhündin Lotta, die ansonsten für sich das Recht in Anspruch nimmt, auf den Arm zu dürfen.
Wenn Lotta könnte, wie sie wollte, würde sie allzu gern mit den Hühnern toben. Doch was würde dann passieren? Das möchte ich mir nicht vorstellen, darum heißt es "aufgepasst", wenn Lotta den Drang verspürt, zu den Hühnern zu wollen.
Liebe Anne, vielen Dank für die Geschichte und nicht nur Grüße an Judith und Lotta, sondern an die ganze Damenriege. Da denkt man sich doch: „Ich wünscht’ ich wär ein Huhn, dann hätt‘ ich nichts zu tun…“
_____
Die Feldwespe stellt sich vor
Beim Surfen im Internet sind wir auf eine Kleintier-Geschichte gestoßen, die uns ein Insekt näherbringt, das zur Zeit jeden von uns beim Freiluftpicknick besucht, aber nicht immer große Freude erzeugt. Vielleicht ändert sich die Einstellung nach diesem Artikel von Johann, der von diesem schwarz-gelb-gestreiften Hautflügler einzigartige Fotos geschossen hat. Mehr von den erstklassigen Fotos und Geschichten findet ihr auf seiner Seite: http://ein-rentner-und-drei-kameras.de/
Tatort: Terrasse, genauer gesagt, eine alte Blech-Eule auf unserer Terrasse. Dort haben sich ein paar wenige Wespen, genauer gesagt Feldwespen, eingenistet. Ein großer Unterschied zur normalen Wespe, wie sich zeigte. Ich denke, es sind zwei oder maximal drei, denn mehr haben wir noch nie hinein- oder herauskrabbeln sehen. Diese Art ist, was ich auch nicht wusste, sehr umgänglich. Es ist nachgewiesen, dass Wespen sogar Gesichter unterscheiden können, zumindest bei ihrer Art.
Sie werden weder von Süßspeisen oder sonstigem Essen angelockt und kommen auch nicht freiwillig in die Nähe des Menschen. Wenn man sich langsam und ohne hektische Bewegungen nähert, sind sie fast schon zutraulich. Ich habe sie beobachtet und konnte dabei einige schöne Aufnahmen erstellen.
Die Feldwespe ist an den beim Fliegen nach unten hängenden Beinen und dem scheinbar unbeholfenen Flug zu erkennen. Sie ernährt sich vor allem von Mücken und ist daher unser Freund auf der Terrasse. Ich habe beobachtet, dass sie täglich mehrfach sehr viel Zeit für Körperpflege verwenden und dabei wird nichts ausgelassen. Anschließend erproben sie noch einmal alle Funktionen im Stand, um dann wieder zu starten. Gleich geht es los. Zusammengestellt aus mehreren Einzel-Fotos bei der Flugprobe 🙂
Manchmal scheint es, als ob sie ihren Schatten betrachten, sowohl beim Fliegen als auf dem Boden. Frisch geputzt ist kein Stäubchen mehr an ihnen zu sehen. Ob sie es sind, die den Rhododendron anknabbern, konnten wir noch nicht beobachten, aber wir vermuten es.
Wie man sieht, kann man auch ganz nah an sie herankommen, wenn man keine schnellen Bewegungen macht. Bei diesen Nahaufnahmen war ich weniger als 10 cm mit der Kamera entfernt. Eines Tages fand ich eine noch kleinere, vermutlich junge Feldwespe, am Boden krabbeln und erkannte schnell warum. Anscheinend kam sie einem offenen Feuer zu Nahe und ihre Flügel verbrannten fast gänzlich. Auch der Hinterleib zeigt Brandspuren. Ich ließ sie auf meine Hand krabbeln und erstellte einige Nahaufnahmen, die das Ausmaß der Verletzungen zeigen.
Sie war aber nicht mehr überlebensfähig und als ich sie auf den Boden setzte, suchte sie sich nach kurzer Zeit einen dunklen Spalt, in den sie sich dann ein letztes Mal verkroch….
Eine Woche lang habe ich die Wespen jetzt beobachtet und eine Menge über sie gelernt. Zumindest die Feldwespe hat meine Einstellung zu ihnen sehr verändert. Bei den anderen habe ich leider noch keinen Zugang gefunden, um es einmal positiv auszudrücken 😉 Da hilft es auch nichts, zu wissen, wie nützlich sie sind. Durch die Anwesenheit der Feldwespen haben die anderen aber offensichtlich den Rückzug angetreten, zumindest bei uns auf der Terrasse, was uns jetzt doppelt freut.
Kommentare:
Maksi: Danke für diesen interessanten Beitrag über die Feldwespe. Das meiste davon wusste ich nicht.
LG Maksi
grad60.com: Ja, wir waren auch ganz überrascht, was Johann da berichten konnte!
Doris: ..habe ich mir schon zum x-ten Mal die Feldwespenfotos von Johann angesehen. Sie sind wunderbar. Ich schaue jeden Tierfilm an, den ich erwischen kann. Johann kann es mit allen Profis aufnehmen.
_____
Schildkröte Theodor
Unser Sohn, Christoph, bekam „Theo“ zur Einschulung in die Vorschule, also 1990. Da wir Theo von einem Züchter im zarten Alter von etwa acht bis neun Jahren gekauft haben, muss er also knapp 40 Jahre alt sein. Als wir einmal mit ihm beim Tierarzt waren, bekam der den Beinamen Methusalem. Er ist eine afghanische Landschildkröte und hat seine endgültige Größe erreicht. Im Sommer bringt er ein Kampfgewicht von ca. 800 Gramm auf die Waage. Seine Lieblingsspeise ist Salat, aber auch hier ist er sehr wählerisch. Er nimmt auch ab und zu Löwenzahn und sogar ein wenig Rucola, gern auch einmal ein Stückchen Banane.
Als Rasenmäher ist “Theo” nicht zu gebrauchen, das erledigt eine Ziege sicher besser. Und Unkraut lässt Theo auch gerne stehen, Gärtnerassistent wird er also nicht mehr. Er pflegt ein Hobby, das ihn mit Donald Duck verbindet: Er schläft gerne viel und ausgiebig. Auch er hat dann den Gesichtsausdruck vollkommener Glückseligkeit. Wer schläft, sündigt nicht. Dieses tiefen entspannte, entschleunigte und stressfreie Leben wirkt manchmal ansteckend, geradezu hypnotisch auf uns und wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu faul werden.
Wenn er wach ist und wir durch den Garten “wandern”, ist höchste Aufmerksamkeit angesagt. Erst genießt er die Sonne, knabbert hier und dort gerne an Grashalmen und Gänseblümchen. Aber wenn er sich unbeachtet fühlt, gibt er plötzlich Kniegas und versucht zu flüchten. Aufgrund seiner braunen Panzerung und seiner Big-Mac-Größe (von Kopf bis Schwanz ca. 15 cm) ist er im Gebüsch und unter den Bodendeckern kaum noch zu finden.
Zweites Hobby neben pennen ist buddeln, insbesondere wenn sich ein Wetterumschwung ankündigt. Dann gräbt er sich weltmeisterlich ein, lässt aber oft sein Hinterteil herausgucken – und so können wir ihn dann immer wieder in Sicherheit (sein Gehege) bringen. “Theo” ist fester Bestandteil unsere Familie und wenn jetzt im Juli unser Enkel Emil zu Besuch kommt, hat er schon vier Generationen unsere Sippe kennengelernt.
Ende Oktober kündigt er durch massive Nahrungsverweigerung an, dass er nun noch mehr schlafen möchte: Er geht in den Winterschlaf. Nach ausgiebiger Wäsche und Trocknung kommt Theo in seinen mit Pellets und Stroh vorbereiteten Wäschekorb und zieht vom Garten in den Keller um. Im Februar oder Anfang März meldet er sich dann wieder ins neue Lebensjahr zurück und muss sich dann erst einmal ganz langsam an den Tag-/Nachtwechsel gewöhnen.