Wanderung im Nebel - Schmilka Carolafelsen
Ja, ich weiß, wir haben euch schon dreimal mit ins Elbsandsteingebirge, in die Sächsische Schweiz mitgenommen. Wir waren mit euch klettern, probewandern und haben über Schmilka berichtet. Und nun geht’s schon wieder hin: im winterlichen Nebel. Eine Wanderung von Schmilka zum Carolafelsen und im Bogen zurück.
Zwei Grad, feucht, grau und steil startet der Weg von Schmilka zur „Carola-Aussicht“. Mütze, Schal und lange Unterhose sitzen – und werden nach zehn Minuten zur Qual. Schnaufende Nebelwölkchen, dazu ein feuchter Film auf Stirn und Rücken: ich schwitze! Der Anstieg zum Aussichtsfelsen hat es in sich. Steile Wege wechseln zu Treppen und schließlich zu Stiegen.
Die Anstrengung hatte ich irgendwie verdrängt. Geht hier deutlich steiler hoch, als in den Brandenburger Alpen. Alle paar Meter bieten sich zerklüftete Felsformationen und gefurchte Steinbrocken zum Bewundern und Verschnaufen an.
Wir bezwingen die „Heilige Stiege“, die nach einer Überlieferung der Weg von Schmilka nach Lichtenhain zur Kirche war. Das müssen wahrhaft gläubige Kirchgänger gewesen sein, die diese Anstrengung zum sonntäglichen Gottesdienst auf sich genommen haben. Aber auch ohne dieses Ziel entfleucht mir gelegentlich ein schnaufendes „Oh Gott“.
Es ist aber nicht nur die Anstrengung für diesen Ausruf, es sind diese bizarren Nadelfelsen, gigantischen Steinbrocken und steilen Abbrüche, die mich ehrfurchtsvoll an die Schöpfung denken lassen. Und doch ist es „nur“ die natürliche Erosion durch Flüsse und Regenwasser, die diese Sandsteinablagerung seit 100 Millionen Jahren zerklüftete.
Aus rund 450 Meter Höhe lässt sich hier von der Carola-Aussicht die Landschaft bewundern. Den Namen hat dieser Wanderer-Höhepunkt von Sachsens letzter Königin Carola von Wasa-Holstein-Gottorp. Und königlich ist tatsächlich die Aussicht, auch wenn sie heute mit den Nebelschwaden einen mystischen Anstrich bekommt.
Bevor es durch die „Breite Kluft“ wieder sehr steile Treppen hinabgeht, leuchten rote Beeren wie zum Trotz in das winterliche Grau.
Der moderat verlaufende Elbleitenweg führt uns wieder in Richtung Schmilka. Der Puls beruhigt sich und der Körper ist jetzt glücklich über festgezurrten Schal und wärmende Handschuhe. Für etwas Gymnastik sorgen zum Schluss noch ein paar umgestürzte Kiefern auf den Roßsteigel und nach gut acht anstrengenden Kilometern ist Schmilka wieder erreicht.
Schön war diese Wanderung: anstrengend, eindrucksvoll und etwas nebelmystisch. Wenn ihr Lust bekommt sie nachzuwandern, habe ich für euch die Strecke auf komoot zusammengestellt. Aber letztendlich sind die Wege, Teppen und Stiegen hier im Elbsandsteingebirge hervorragend ausgewiesen und für alle machbar. Nur etwas Kondition ist schon hilfreich.