O'zapft is
Als Berliner braucht man’s nicht wirklich. Aber eure grad60-Schreiber Thomas und Martin wollen dabei sein und Spaß haben.
Die Oktoberfest-Seuche hat seit ein paar Jahren auch Berlin erfasst. Schon ab August haben wir Lederhosen und Dirndl in den Geschäften gesehen. Sogar bei Lidl. Spätestens da wurden wir daran erinnert, dass wir ja Karten für diese Hau-Ruck-Party haben. Auf den “Spreewiesn” am Ostbahnhof.
Als wir darüber quatschen, wissen wir beiden Trans-Weißwurschtäquatorianer eigentlich sehr genau: für eine Party dieser Art sind wir ungeeignet. Aber, Appetit kommt ja bekanntermaßen beim Essen, versuchen wir’s!
Thomas springt rein in seine Lederhose, die er schon vor Jahren für kleines Geld bei C&A erstanden hat. Der eine Träger ist locker und das Leder schon verdächtig dünn. Der Preis für eine „Echte“ aus Hirschleder ist ihm als Flachlandtiroler aber eindeutig zu hoch. Das eine Mal wird’s mit der alten schon noch gehen.
Und Martin hat seine Hose letztes Jahr in einem Secondhandshop an der “Wilmi” erstanden: dunkles Wildleder (und das als Veganer, stöhn …) und dazu ein rot-weiß kariertes Hemd, passt noch.
Start 19 Uhr. Das Zelt ist voll, wir zwängen uns zu unserer Bank durch, Lust auf Feiern fühlt sich anders an..
Ein kurzer Blick nach vorn und mehrere lange Blicke in die Runde: okay, in einem Punkt können wir die Bayern schon verstehen. Die Erfindung des Dirndls hat was…
Die Life-Band kräht: „die Krüge hoch…“. Wir haben noch keine! Der Sänger der “Banausen” ruft: „auf die Bänke!“ Okay, wir wollen keine Spielverderber sein. Unsere Maßkrüge werden gebracht. Etwas gequält sind wir dabei: „die Krüge hoch…“ Mit den Freunden scheppern die Gläser zusammen, das Bier schmeckt. Und da ist es wieder: Alkohol als Spaßdroge wird doch immer wieder unterschätzt. Allmählich ist uns nichts mehr peinlich.
„…und ich flieg, flieg, flieg zu dir rüber…“ die Frontsau der Band heizt ein. Das Zelt grölt mit und tatsächlich zucken unsere Beine „und ich spring, spring, spring immer wieder, heut ist so ein schöner Tag!“ Wir nehmen Schwung auf. Fesche Mädels, stramme Burschen. Meist jünger als wir grad60er. Aber das passt scho‘ mit uns. Der Spaß beginnt richtig Spaß zu machen! Die Metamorphose geht rasend schnell.
Das Zelt könnte jetzt auch auf der richten “Wiesn” stehen, hier drinnen würde man bestimmt keinen Unterschied merken. „Country Roads, West Virginia, mountain mama“, wer singt da nicht mit? Die Bänke steh‘n schön eng, wir schunkeln. Da simmer dabei! Dat is prima! “Viva Colonia! Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust. Wir glauben an den lieben Gott und ham auch immer Durscht. Prost!”
Die Nachbarbank hat sich mit zusätzlichen Schnäpsen die Lampen ausgeschossen und frische “Brezn” zurückgelassen. Schöner Snack zwischendurch.
Es dampft, die Band hat das Zelt im Griff, wir sind „über den Wolken… und unsere Freiheit muss grenzenlos sein“. Es gibt nicht nur eine, die immer lacht und alle hol‘n das Lasso raus. Der Träger von Thomas Hose ist ab, Martins hält wie mit Dreiwettertaft, auch beim Hüpfen, Tanzen und Springen. Die Madel werden immer hübscher und die Buam immer besoffener. Aber “einer geht noch, einer geht noch rein…”
Auf dem Rückweg gegen 1 Uhr sind wir uns einig: Geile Party und wir glauben aber, im nächsten Jahr haben wir wieder keine Lust (oder…?).
Findet ihr Oktoberfest auch doof? Oder habt Ihr Fotos davon, dann her damit, an info@grad60.com.
Am Anfang des Artikels steht “Werbung unbeauftragt”, das heißt, dass dieser Artikel ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben wurde. Warum der Vermerk trotzdem dort steht, erfahrt ihr auf unserer Seite “Transparenz”.
Fotos von Kyra auf dem Oktoberfest in der Tennisanlage Heilandsweide: