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Bahn, Blumen und Bike

Bahn, Blumen und Bike

Mein Tagesausflug zur Landesgartenschau Wittstock/Dosse

Nachdem ich mein Fahrrad angeschlossen habe, bin ich der Letzte in der Kassenschlange und kann eine seltene Feststellung treffen. Ich bin hier der Jüngste. Die Bahngäste des RE6 aus Berlin, die jetzt für die Eintrittskarten zur Landesgartenschau in Wittstock/Dosse anstehen, sind eher über 70. An der Kasse muss ich nur den ermäßigten Eintritt von 12 Euro (statt 14€) bezahlen, aber nicht wegen meines Alters, sondern weil ich mit der Bahn angereist bin. Auf dem Gelände der Landesgartenschau ändert sich das Altergefüge etwas, aber die Haarfarbe grau überwiegt weiterhin.

Alium auf der Landesgartenschau Wittstock.jpg

Ich schlendere an violett blühendem Zierlauch vorbei, werfe einen kurzen Blick in den temporären Holzbau der Blumenhalle und stelle fest, dass mich eher die renaturierten Uferbereiche der kleinen Fließe Glinze und Dosse beeindrucken. Schmetterlinge umflattern die Blüten und saugen mit ihrem Rüssel den Nektar aus den Kelchen. Darunter auch der Schmetterling des Jahres 2018, der große Fuchs. Eigenartig, in meiner Jugend allgegenwärtig und unbeachtet, sind diese wunderschönen Insekten inzwischen Raritäten. Schade, dass die unvermeidlich zuvor blattfressenden Raupen überall weggespritzt werden.

Großer Fuchs auf der LGS Wittstock Dosse.jpg

So passt es für mich, dass diese Gartenschau keine ausufernde Show von exotischen Blühpflanzen ist, sondern eher eine Rückbesinnung auf ökologische Landschaften zwischen Auen, Park und Stadtmauer. In der alten Bischofsburg, die auf dem Gelände liegt, werfe ich einen Blick in die Ausstellung zum 30-jährigen Krieg. Nach eigenem Bekunden, das einzige Museum zu diesem Thema.

Landesgartenschau Wittstock Dosse 2.jpg

Das sonnig-warme Wetter lockt mich aber schnell wieder ins Freie, vorbei an dem rhythmischen Zischen der Rasensprenger zum roten Mohnblumenmeer an der Stadtmauer und zum Himbeergarten, der dem Schriftsteller Theodor Fontane gewidmet ist. Von den paar Plastik-Riesenhimbeeren und wachsenden Himbeersträuchern werde ich nicht sonderlich gefesselt und da ich ja auch noch 42 Kilometer mit dem Rad zum Bahnhof Neustadt/Dosse strampeln möchte, kehre ich zu meinem Fahrrad zurück.

Stadtmauer LGS Wittstock Dosse.jpg
Landesgartenschau Wittstock Dosse.jpg

Nach ein paar nervigen Kilometern auf der Bundesstraße darf ich in die Kiefernwälder Brandenburgs eintauchen. Im Gegensatz zu meinem Tour-Beginn 2600 Kilometer nach Barcelona streichelt jetzt sommerliche Wärme mit diesem einzigartigen Kiefernduft des aufgeheizten Waldes meine Haut, Nase und Seele.

Fontane hat geschrieben: „Ob du reisen sollst, so fragst du, reisen in der Mark? Die Antwort auf diese Frage ist nicht eben leicht.“ Für mich schon: Eindeutig JA! Und zwar mit dem Fahrrad auf asphaltierten Bändern durch die herrlichen Landschaften Brandenburgs. Am besten mit der Gelassenheit und Zeit eines Ruheständlers. Mit Blick auch für die Details, mit einer Pause an einsamen Seen oder auf sandigen Freiflächen, wo nur das leise Knispeln von Käfern und verstreute Rascheln von Feldmäusen die Stille verstärkt. Und hier merke ich es ganz nah. Die Natur in der Natur gefällt mir besser als auf einer Gartenschau.

Radtour Brandenburg.jpg

Weiter geht es über verlassene Landstraßen vorbei an Kyritz, Ober- und Untersee nach Neustadt an der Dosse. Dort hält der RE 2 und fährt mich zurück nach Berlin. Es war ein schöner Tagesausflug und bringt zum Abschluss noch eine Zufallsbekanntschaft und anregende Unterhaltung mit Heribert Breuer, dem Gründer und Dirigenten der Berliner Bach-Akademie. Unser Gespräch dreht sich nicht nur um Musik, sondern vielmehr um unsere Fahrraderlebnisse. Mein 73-jähriger Gesprächspartner ist mindestens einmal pro Woche auf den Wegen Brandenburgs unterwegs und genießt den unterstützenden Komfort seines Elektrobikes. Zeit hat er dafür, denn erst im November plant er einen Auftritt der Bach-Akademie im Berliner Kammermusiksaal, mit ihm am Dirigentenpult.

Mit der Unterhaltung vergeht die Zeit der Bahnfahrt wie im Fluge, oder passender gesagt, ausgesprochen zügig und bringt führ mich die Erkenntnis, dass Bahnfahren unterhaltsamer ist, als mit dem Auto unterwegs zu sein.

Es war ein schöner freier Wochentag, den ich nur als Pensionär so genießen konnte (als kleiner Hinweis für meinen Freund und Mitbetreiber unseres Blogs, unserem Martin).

Für Nachahmer:

Ab Bhf. Gesundbrunnen/Jungfernheide/ Spandau/Falkensee mit dem RE6 nach Wittstock/Dosse (13,20€) in etwa 1:45 h

Ab Neustadt/Dosse mit dem RE2 nach Berlin (10€) in etwa 1:00 h

Fahrrad-Tageskarte 6€

Die Radtour findet ihr hier:

https://www.komoot.de/tour/70875811

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Mal richtig auf die Pauke hau’n

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