Locker in die Galerie
Wer von uns geht denn schon locker in eine Galerie? Da stehen Kunstexperten im Armani-Anzug und durchgestylte Gucci-Trägerinnen schlürfen Champagner.
Klar, ist übertrieben. Aber so ein bisschen das Gefühl, hier vielleicht irgendwie aufzufallen, beschleicht mich schon, als ich vor der Galerie „Camera Work“ in der Kantstraße stehe. Für den Einlass muss ich auch noch klingeln!
Die Galerie erreiche ich über den zweiten Hof. Eine Kastanie steht dominant vor dem Industrie-Bau. Zurückhaltend betrete ich die Räume.
In einer Art offenen Büro in der Nähe des Eingangs sitzt ein junger Mann und empfängt mich freundlich und mit offenen Armen.
Alexander Golya erklärt mir das Konzept von „Camera Work“: Jeder Interessierte ist willkommen, es kostet keinen Eintritt und kaufen muss auch keiner. Wie ich später merke, könnte ich‘s mir auch nicht leisten.
Von jung bis grad60-alt streifen ein paar andere Besucher durch das zweistöckige Haus. Keine elitären Kunstkenner – jedenfalls sehen sie nicht so aus.
Meine Berührungsängste sind zerstreut und richtig locker widme ich mich den Fotowerken von Sebastian Copeland.
Es sind Fotos von Eisbergen, Schnee und Kälte in Grönland und an den Polen unserer Erde. Sie zeigen aber nicht nur die faszinierende Schönheit der Eislandschaften in ihrer weiß-blauen Reinheit. Überall ist eine gewisse Zerbrechlichkeit dabei, das Eis reißt, Eisschollen driften auseinander, die mächtigen Gletscher wirken verletzlich. Interessante Eindrücke.
So ein großformatiges Foto könnte in’s Wohnzimmer passen. Der Blick auf das Preisschild erzeugt aber etwas Frost in mir: 5.000 – 15.000 Euro ist die Preisspanne. Für mich dann doch eindeutig zu viel, auch wenn der Aufwand für Sebastian Copeland, dem Fotokünstler, riesig war. Er hat über Monate in den entlegenen Eisecken der Erde den extremen Bedingungen getrotzt. Nicht nur um schöne Bilder zu machen, sondern um das künstlerische Foto auch für den Umweltschutz einzusetzen. Und so ist die Folge des Klimawandels unterschwellig in vielen Fotos spürbar.
Etwa 30 Werke sind in der Galerie „Camera Work“ ausgestellt. Nach einer knappen Stunde habe ich die Werke in Ruhe genossen, mir Details angeschaut und dabei den Kunstkenner gemimt.
Hat nichts gekostet und war interessant.
Und dann gibt‘s von Alexander Golya noch den Hinweis auf Bryan Adams, der nicht nur Musiker ist, sondern auch Fotograf. Seine Fotos gibt es ab Dezember bei „Camera Work“.
Da geh ich bestimmt wieder locker in die Galerie.
Probiert es doch auch mal aus! Vielleicht kennt Ihr ja auch andere Galerien und habt Lust uns auf grad60.com davon zu berichten. Wäre toll!
CAMERA WORK hat Dienstag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.