Rate Your Date
(Titelbild Filmplakat “Rate Your Date” © 2019 Twentieth Century Fox)
Die „Eiche im Sturm“ ist einfach nur fett, der „Sinnliche Naturbursche“ ungewaschen und stinkend, der „Kulturliebende Genießer“ dann doch nur der Chips fressende Couchpotato vor dem Fernseher. Die Erfahrungen über Dating Portale, so höre ich, sind selten positiv. Viel zu häufig ist das eingestellte Profil eher eine Wunschvorstellung oder verblendete Reflektion auf das eigene Wesen des werbenden Partnersuchenden. „Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single”, ist Werbegewäsch. Wäre es da nicht genial, wenn das „Date“ gleich einem Hotel vom „Nutzer“ bewertet werden kann und ich damit vorher erfahren kann, auf was ich mich einlasse?
Genau das ist Thema der Komödie „Rate Your Date“, die ab dem 7. März im Kino startet. Ich habe den Film im Rahmen einer kostenlosen Pressevorführung vorab sehen dürfen.
Um es gleich vorweg zu nehmen. Es ist kein Film, der sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt. Es ist letztendlich der Rahmen einer Liebesgeschichte mit den Möglichkeiten der digitalen Welt. „Niemand stellt ins Netz, wie er selber wirklich ist“, eine Weisheit von Teresa, gespielt von Alicia von Rittberg, führt zu vielen Verabredungen ohne die Liebe zu finden oder finden zu wollen. Bis dann ungewollt und unerkannt doch der Richtige kommt. Mit ihr entwickelt Anton, der Dating-Anfänger, gespielt von Marc Benjamin, zusammen mit der alleinerziehenden Mutter Patricia (Nilam Farooq) und dem völlig überzeichneten Reichensöhnchen Paul (Edin Hasanovic) die App „Rate Your Date“.
Ja, es ist eine seichte Schmunzel-Komödie. Und doch werde ich unterhaltsam in die Welt der vier sympathischen Hauptakteure hineingezogen. Schöne Menschen im sonnigen, schönen Berlin. Beach-Bar am Kanal mit fröhlichen Besuchern, Schönhauser Allee im Sonnenschein, selbst graffiti-verschmierte Haustüren sehen gut aus. So schön gezeichnet, dass sich jeder Berlin-Werber die Finger leckt. Wohlfühlbilder, Wohlfühlmusik. Hätte auch von Schweighöfer sein können oder Schweiger. Wer im Jahr 2007 „Keinohrhasen“ mochte, wird diese moderne Auflage einer Berliner Liebeskomödie lieben.
Letztendlich führt die App, bei der die Nutzer ihre Dating-Partner in verschiedene Kategorien einteilen, ins Chaos. Gefühle lassen sich eben doch nicht so bewerten wie Hotels. Der dramaturgische Höhepunkt gerät sehr dünn und setzt mich als Zuschauer nicht wirklich unter Spannung. Alles ist vorhersehbar. Letztendlich bleibt es dabei, der Film bietet einfache Unterhaltung und entlässt mich nach 90 Minuten unbeschwert in diese wunderschöne Stadt.
Liebe grad60-Leser, vielleicht habt ihr einen Filmtipp für uns und Lust darüber zu schreiben. Wir würden uns freuen.
Dem Thema Dating Portale werden wir uns bestimmt noch einmal ernsthaft annehmen. Vielleicht berichtet jemand von Euch über schlechte oder gute Erfahrungen. Ein Artikel wäre bestimmt für alle spannend. Schreibt uns doch, gerne auch anonym. Unsere E-Mail-Adresse: info@grad60.com
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