Skigebiet Flachau Wagrain Erfahrungsbericht

Bernadette, akkurat und adrett, mit weißer Bluse und schwarzem Lederrock, strahlt und gibt uns wie immer das Gefühl, die wichtigsten Stammgäste überhaupt zu sein. Wird die denn gar nicht älter, denke ich so bei mir, wie fesch sie aussieht, Klasse! Wir sind wieder auf der Kogelalm am Flachauer Hausberg „Grießenkareck", in dieser Pension mit dem herrlichen Panoramablick inklusive Gipfelerlebnis. „Dem Himmel ein Stück näher“, so wirbt die Website und sie haben recht. Hier auf 1.850 m zwischen Flachau und Wagrain hat man immer einen Logenplatz.

„Lassen Sie den Alltag im Tal und verbringen Sie Ihren Berg-Urlaub mitten in der Natur und im Skigebiet Snow Space Salzburg“, wirbt die Familie Gruber weiter. Das machen wir, Familie und Freunde, und starten das Jahr 2024 mit dem Motto „Vom Bett auf die Piste“. Allerdings sind zunächst zwei Tage mit stärkstem Schneefall hinzunehmen, aber dann gibt es Sonnenschein pur. Wie herrlich die Strahlen die riesigen Fichten in Szene setzen. Die große Schneelast lässt die Bäume mächtig ächzen, die Äste sind substanziell gefordert, bloß nicht abbrechen!

Skilift respektive Skigondel fahren ist ja ziemlich langweilig. Vorher wartet man bis man einsteigen kann und dann wieder bis man aussteigen kann. Jetzt gerade ist das anders. Ich versuche den steil nach oben und gefährlich nahe vor meinem Kopf hin- und herpendelnden Skispitzen einer Frau auszuweichen, die wie ich der Panorama-Link Bahn zustrebt. Mit etwas Abstand gelingt es mir. Nicht ungefährlich, was die da macht. Wir steigen in dieselbe Gondel. Sie sitzt mir gegenüber; ich bin fest entschlossen, ihr meine Meinung zu sagen. Sie nimmt die Skibrille ab. Ein herzensgutes, faltiges Uromagesicht kommt zum Vorschein und schmunzelt mich freundlich an. Dieses Schmunzeln wird zu einem geradezu überbordenden Lächeln, das bis zu den Falten umkränzten Augen reicht. Ich bekomme kein Wort raus und grinse zurück. Während ich etwas später die Piste nach Flachauwinkl hinunterdüse, muss ich immer noch an die Macht dieses Augenblicks denken. So ist das manchmal im Leben. Da will man aus der Haut fahren und dann wird man charmant ausgebremst. Aber so herum ist es doch auch viel schöner, gell?

Transzendieren des Mängelwesens Mensch, das ist es, was Skifahren ausmacht. Grenzen überschreiten hinein in einen Bereich, der normalerweise nicht für uns Menschen gemacht ist. Es ist nur die Technik, die es mir ermöglicht, wie von Zauberhand über die weiße Pracht zu gleiten. Und bin ich unten, bringen mich gewaltig Mächte wieder an den Ausgangspunkt zurück. Wo bleibt der Schwur auf die drohende Apokalypse, die Warnung vor der Umweltzerstörung, vor der Vertreibung der Tiere? Es gelingt mir nicht, eine Haltung zu finden. Die Wahrheit ist ein schwer fassbares Phänomen. Besonders in solchen Augenblicken. Ich schaue in die untergehende Sonne und kann nur feststellen: wunderschön!

So vergehen die Tage. Als erster auf der Piste, weit vor den ersten Skifahrern, die noch in den Gondeln hocken. Mittags ein kurzes Päuschen, vielleicht in der Gifthütte, wo vor zwei Jahren der Sepp, der Bruder von Bernadette verstorben ist. Nun führen die Kinder, allen voran die Resi, die Hütte allein weiter. Dann nochmal die Rote Achter, die nachmittags bucklig durch viel aufgehäuften Schnee eine Herausforderung sein kann und gegen 16:00 Uhr den letzten Lift. An der Bar ein kühles Blondes und ab in die Sauna. Vorher noch einen kurzen Blick nach draußen. Die Abendsonne zeichnet auf den Steinblöcken der Kogelalm jede Ader nach. Erstaunlich, hier muss Schnee auf die Bänke und Tische geweht worden sein. Geschneit hat es mit Sicherheit nicht, aber windig war’s. Und ein Kind hat seinen Bagger vergessen. Nehme ich mit rein.

Das Skigebiet „Snow Space Salzburg“ mit dem Schwerpunkt rund um Flachau und Wagrain lohnt sich unbedingt. Mit dem relativ neuen Panorama Link (2021), der in das Gebiet Shuttleberg Flachauwinkl-Kleinarl führt, und dem schon etwas länger existierenden G-Link (2013), der die bis Alpendorf führenden Grafenbergskischaukel bedient, lassen sich zwei weitere ausgedehnte Gebiete abfahren, die aller Ehre wert sind. Fast alle Abfahrten sind blau oder rot, also nicht besonders anspruchsvoll, machen aber trotzdem viel Spaß.

In zwei älteren Berichten Skifoan I und Skifoan II habe ich damals unser zehntes Jubiläum auf der Kogelalm beschrieben. Wenn ich heute darin lese, muss ich feststellen, dass sich nicht viel verändert hat. Sicherlich ist einiges, was die Technik betrifft, verbessert worden, so ist zum Beispiel auch der Flying Mozart, direkt vor der Tür der Kogelalm, völlig neu. Aber Bernadette, Rudi, die gemütliche Atmosphäre, die herrliche Aussicht, das ist alles gleich. Ein letztes Mal stehe ich auf der Piste. Der Schnee ist perfekt, aber die Januarkälte ist nicht zu ignorieren, sie beißt mir in die Wangen. Minus zehn Grad hat’s heute Morgen. Aber der Himmel ist blau und nachmittags geht’s auf drei Grad hoch. Was will ich mehr? Nix, i freu ma einfach nur!