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Mit Bienen leben

Mit Bienen leben

Unser lieber Nachbar Roland befasst sich seit einigen Monaten mit Bienen; er ist bereits im Ruhestand und hat mit diesem Hobby neben vielen anderen Aktivitäten ein weiteres sinnvolles Tätigkeitsfeld gefunden. Ich möchte von ihm wissen, wie er dazu gekommen ist und was ihn an den Bienen so fasziniert.

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Wann und warum hast Du angefangen, dich mit Bienen zu beschäftigen?

Ein Freund hat mich schon ein Jahr vor meinem Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsleben gefragt, ob ich nicht mit ihm zusammen an einem Kurs über „wesensgerechte Bienenhaltung“ bei Stadtbienen e.V. teilnehmen wolle. Ich habe erst nein gesagt, da ich bis dahin mit Bienen nichts am Hut hatte. Dann hat mich das Thema aber doch gereizt. Aber inzwischen war der Kurs schon ausgebucht. Ich habe dann recherchiert, wo es sonst noch Kurse für wesensgerechte Bienenhaltung gibt, und bin auf den Mellifera e.V. gestoßen. Der Kurs fand an fünf Samstagen im „Prinzessinnengarten“, einem Öko- Garten- und Nachbarschafts-Projekt in Berlin-Kreuzberg, statt und hat mich total angesprochen, weil er die Bienenhaltung wesensgerecht, im Einklang mit der Natur thematisierte. Außerdem haben nur lauter nette Leute daran teilgenommen.

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Das war ja schon vor Deinem Eintritt in den Ruhestand, warum?

Ja, genau. Ich dachte, dass es vielleicht gut sei, bereits vor dem Eintritt in den so genannten Ruhestand, ein neues Hobby zu beginnen, und nicht erst, wenn es so weit ist. Das war die richtige Entscheidung, aber auch Zufall. Neben der Freude an den Bienen habe ich durch dieses Hobby auch viele neue Menschen kennengelernt. Inzwischen bin ich in mehreren Bienen-Gruppen und tausche mich mit Gleichgesinnten aus. Auch habe ich mich bei meinem Imkerverein zum Kassenwart wählen lassen. 

Wie ging es los?

Ich habe mich natürlich zuerst übers Internet informiert. Die Seite von Stadtbienen e.V. hat u.a. einen tollen Blog, wo Leute Fragen stellen können. Außerdem gibt es einen guten Überblick, was mit Bienen so alles zu tun ist. Und auf der Internetseite von Mellifera e.V. wird die wesensgerechte Bienenhaltung und die Einraumbeute erläutert.

Was ist das denn?

Einraumbeute ist die Behausung, ein Nest des Bienenvolkes, wo alle ohne Teilung unterkommen.

Interessant! Wie ging es weiter?

Meine erste Bienenbeute habe ich gebraucht gekauft, eine Bienenbox vom Stadtbienenverein; die zweite sollte ein selbst gebautes Haus werden, nach einem Muster von Mellifera. Ich habe länger im Internet recherchiert und aus den vielen Realisierungs-Varianten für die Beute meinen eigenen Entwurf erarbeitet. Ich habe einen Plan gezeichnet und das benötigte Holz eingekauft.

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Dann habe ich mit der Oberfräse, die ich von meinem Vater bekommen hatte, experimentiert und geübt, wie man damit arbeiten kann. Natürlich habe ich mir hierzu auch Filmchen bei Youtube angeguckt. Ich habe u.a. Frässchablonen für die Einfluglöcher gebaut und Muster davon angefertigt, bevor ich am richtigen Modell losgelegt habe. Auch habe ich mir für meine Handkreissäge eine Säge-Führungsleiste gebastelt, die sich als sehr hilfreich erwies. Ich habe also meine Freude am Basteln mit Holz verbunden mit meinem neuen Hobby Bienen. Das alles hat mir sehr viel Spaß gemacht. Als mein zweites Bienenvolk dann in meine selbst gebaute Einraumbeute einzog, war ich mächtig stolz.

Das Bauen der Bienenbox und der erfolgreiche Einzug des Bienenvolkes haben dich stark beschäftigt. Was fasziniert dich aber sonst noch an den Bienen?

Inzwischen sind die Bienen wichtiger Bestandteil in meiner Freizeit. Jeden Morgen schaue ich nach ihnen. Es freut mich zu beobachten, wie sie zusammen mit anderen Insekten wie Hummeln oder Wildbienen unseren Garten bevölkern und von Blüte zu Blüte fliegen. Es berührt mich einfach das zu sehen. Im Sommer, wenn viel Tracht vorhanden ist, fliegen die Bienen von früh morgens bis spät abends aus, um Nektar und Pollen zu sammeln. Das machen sie nicht etwa für sich selbst, sondern für die jungen Bienen, die gerade aufgezogen werden, und für die, die nach ihnen kommen.

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Durch das oftmalige Ausfliegen und Sammeln leben die Sommerbienen nur ca. 40 Tage, dann sterben sie. Sie rackern sich also tatsächlich zu Tode. Der Honig, den sie gesammelt haben, dient dann den Winterbienen als Nahrung und vor allem als Heizmaterial während des langen Winters. Das Bienenvolk kann also nur deshalb den Winter überleben, weil die Sommerbienen so fleißig waren. Wenn dann im zeitigen Frühjahr die ersten Bienen wieder ausfliegen, sie den Winter überstanden haben und das Bienenjahr von neuem beginnt, ist das wunderschön.

Bist du schon mal gestochen worden?

Ja, mehrmals. Meinen ersten Stich bekam ich aus eigener Dummheit. Ich kam abends vom Sport nach Hause und hab noch nach meinen Bienen geschaut. Da sah ich, wie eine Hornisse vor dem Flugloch rumflog, um sich eine Biene zu schnappen. Obwohl Hornissen unter Naturschutz stehen, habe ich, wohl aus einem Beschützer-Reflex heraus, meinen Schlappen ausgezogen, und nach der Hornisse geschlagen. Die Folge war, dass mich sofort eine Wächter-Biene in den Unterarm gestochen hat. Die hat wohl gedacht, ich bin ein Angreifer und hat ihren Bienenstock verteidigt. Ich bin nicht umgekippt, hatte keinen Ausschlag, keine Atemnot, aber am darauffolgenden Tag einen mächtig dicken Arm. Ich habe das Gift einigermaßen gut vertragen und keine Bienengift-Allergie.

Was ist noch so passiert?

Leider hat mein zweites Bienenvolk in meiner selbst gebauten Einraumbeute den ersten Winter nicht überlebt. Da war ich sehr traurig darüber, so viele tote Bienen im Bienenstock vorzufinden. Inzwischen habe ich aber wieder ein neues zweites Bienenvolk. Dieses habe ich als Ableger von meinem ersten Volk herangezogen.

Sammelst Du auch Honig ein?

Im geringen Maße, ja. Ich achte natürlich darauf, dass die Bienen genug zu fressen haben; ich ersetze den Honig nicht mit Zuckerwasser, so wie es die Imker tun. Ich gebe die Gläser mit dem Honig dann an Nachbarn und Freunde ab. Der Honig schmeckt sehr gut und je nach Fruchtständen in der Nähe auch unterschiedlich.

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Verbindest Du das Bienenhobby noch mit anderen Dingen?

Mein Imkerverein unterhält einen sogenannten Bienenlehrpfad für Schulklassen und Kitagruppen. Da werden mehrmals im Jahr Führungen für Kinder durchgeführt. Die Sache drohte einzuschlafen, weil die Hauptakteurin einen anderen Job angenommen und keine Zeit mehr hatte. Da habe ich mich, zusammen mit zwei anderen Leuten vom Verein bereit erklärt, die Führungen zu übernehmen. Die Arbeit mit Kindern macht mir viel Freude, und es macht mir Spaß, den Kindern alles rund um die Biene zu erklären und zu zeigen. Außerdem bin ich Lesepate an einer Grundschule, wo ich im Rahmen der Projektwoche auch Bienenunterricht gebe. Dabei habe ich den Kindern auch erläutert, was in unserer Natur alles so schiefläuft, und warum vor allem die Menschen durch ihr Verhalten die Ursache dafür sind. Stichworte sind hier u.a. Glyphosat und andere Gifte, Monokultur auf den Feldern, fehlende Nistmöglichkeiten für viele verschiedene Tiere.

Lieber Roland, vielen Dank für das Interview. 

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Wenn Ihr Freude an diesem außergewöhnlichen Hobby gefunden habt, schreibt uns, wir leiten alles gerne an Roland weiter: info@grad60.com

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