Adam plündert sein Paradies
Es ist Herausforderung! Es ist Freude! Es macht mir einfach Spaß: Schreiben für den Blog grad60.com
Doch worüber möchte ich schreiben? Übers Radfahren am Bodensee? Eher nicht, mit diesem Thema kenne ich mich nicht besonders aus. Die Profis hier auf dem Blog schreiben die wesentlich qualifizierteren Beiträge. Wie die Fahrradtouren in Berlin-Brandenburg.
Das Hula-Hoop Training mit meinen Freundinnen ist ein sehr lustiges und heiteres Thema und würde klasse zum Thema „Los! Beweg‘ dich" passen. Aber diese Bilder bleiben besser unveröffentlicht. Nur so viel, der Spaßfaktor ist unbezahlbar und trainiert haben wir fleißig mit Erfolg. Das bilden wir uns wenigstens ein, wenn wir unsere blauen Flecken begutachten.
Als viel besseres Thema bietet sich meine Reisen an: Zurzeit bin ich viel unterwegs. Die Corona Zahlen sind niedrig genug um innerhalb Deutschlands ohne größere Umstände zu reisen.
Zuerst vom Westen der Pfalz in den Süden, an den Bodensee. Dann zurück nach Hause. Neu packen und dann geht es in den Norden, nach Hamburg. Zuerst heißt es “Grüß Gott” und anschließend “Moin, Moin”. Da muss ich schon aufpassen, um nicht durch die falsche Begrüßung sofort als Tourist aufzufallen. Das Wetter spielt bei beiden Reisen mit, sowohl am Bodensee als auch in Hamburg, obwohl laut Wetter-App Dauerregen angesagt war. Selbst das Wetter spielt zurzeit verrückt und eine Normalisierung ist nicht in Sicht. Doch was gab es Gemeinsames auf den beiden Reisen, außer dem sonnigen und warmen “Regenwetter”.
Es handelt sich um zwei Grünanlagen: Die Insel Mainau im Bodensee und der Loki Schmidt Garten in Altona. Beide Gärten sind geprägt vom Gedanken an die Natur. Und diese Gärten erzeugen in mir das unmittelbare Gefühl altbekannter Weisheiten: Natur muss unter allen Umständen erhalten werden. Der Mensch darf sie nicht weiter zerstören, denn wir vernichten uns selbst.
“Adam plündert sein Paradies“, so heißt die Skulptur am Eingang zum Loki Schmidt Garten. Waldemar Otto schuf 1982 die Skulptur mit folgender Erläuterung: “Dieser Adam ist kein Idealbild, denn er steht für die Menschheit, die im Begriff ist, das Gleichgewicht der Natur und sich selbst zu zerstören. Hier soll mahnend daran erinnert werden, dass ein Paradies zu verlieren ist.“
Ich bin tief berührt: Wie erschreckend genau passt diese Aussage zu unserer Situation heute.
Im Gegenzug empfängt das Schwedenkreuz die Besucher der Insel Mainau. Es steht bereits einige Jahrhunderte im Wasser und ist eine zurückgelassene Kriegsbeute aus dem 30-jährigen Krieg. Heute dient die Kreuzigungsgruppe als hervorragender Aussichtsplatz für Vögel.
Auch hier steht ein Zeichen, welches uns zum Nachdenken anregen soll. Es ist ein Mahnmal gegen den Krieg der Völker. In meiner Stimmung denke ich aber eher an den Krieg der Menschheit gegen die Natur. Und wenn wir so weitermachen ist klar, wer hier gewinnt. Noch sensibler als sonst bewundere ich in den Parks die schönen Blumenbeete, die große Bäume der verschiedenen Arten und den Lebensspender Wasser.
Diese Elemente des Lebens faszinieren mich schon mein ganzes Leben lang. Das Thema Wasser kann ich mir noch erklären, da ich meine ersten Jahre an der Isar verbracht habe und mein Urgroßvater zur See gefahren ist. Aber Bäume?? Natürlich, der echte Münchner wird mit der Kastanie groß. Kein anständiger Biergarten steht ohne Kies und Kastanien da. Okay, das hat natürlich einen tieferen Sinn, da die gemeine Rosskastanie ein Flachwurzler mit großen Blättern ist. So hilft sie im Sommer die Bierkeller kühl zu halten und den Menschen spendet sie wohltuenden Schatten. Doch auch dieses Erkennungszeichen oder Wahrzeichen eines echten Münchner Biergartens ist in Gefahr. Das Bakterium Pae hat seit Jahren unseren Kastanienbaumbestand im Griff. Hervorgerufen durch Bodenverdichtung und Trockenheit. Bisher gibt es kein adäquates Mittel gegen dieses Bakterium und die Kastanienbestände geben bereits ab Mitte des Sommers ein trauriges Bild mit früh braun werdenden Blättern ab.
Doch im Loki Schmitt Garten entdecke ich mein Baumhighlight! Ich finde einen kleinen Weiher mit einem wunderschönen Baum: eine Lärche. Ich denke noch, den musst du unbedingt fotografieren und umrunde den Teich, um die Schokoladenseite des Baumes zu finden.
Und dann zeigt mir der Baum seine “musikalische“ Seite:
“Lying in the arms of Mary“ schießt es mir augenblicklich durch den Kopf. Wie kann ein Baum so verschieden aussehen, je nach Blickwinkel? Das ist Natur in all seinen Facetten. Trauert diese Lärche? Beklagt sie unseren Umgang mit der Natur? Plötzlich höre ich neben dem Lied auch ihr Klagen. Die Natur leidet still, aber sie hat angefangen, sich zu wehren und wird uns mit weiteren Katastrophen Einhalt gebieten oder uns zerstören. Egal wie groß die Flächen sind und wo sie liegen, der Erhalt der Natur muss Vorrang vor anderen Zielen haben. Denn ohne Mutter Natur können wir nicht überleben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Corona nicht nur unser aller Leben auf den Kopf stellt, sondern uns wachrüttelt. Ich fühle mich wie in einem Würfelbecher. Alle Würfel werden geschüttelt, um dann neu sortiert auf dem Tisch zu landen. In diesem Sinne: Lasst uns neu sortiert die Welt und uns Selbst retten, indem wir die Natur bewahren.
So soll mein Gastbeitrag hier nicht nur ein Urlaubsbericht über den 25 Hektar großen Loki Schmitt Garten im Norden und der im Süden gelegenen Insel Mainau mit 44 Hektar sein, sondern auch ein Apell, die Natur zu achten und zu schützen, wo immer es möglich ist. Damit wir noch in Zukunft nach drei Maß Bier unter der Kastanie in den “Arms of Mary“ liegen können.
Apropos Gastbeitrag! Mir macht es riesig Spaß, meine Gedanken und Erlebnisse aufzuschreiben. So ist das hier schon mein siebter Beitrag nach
Hummer im Museum-das Arp Museum
Bayern und Pfalz, Gott erhalt‘s-Burg Trifels
Grace oder der Tag, an dem ich mich verliebte-Künstler Johannes von Stumm
Lübeck-Reisen Kunst und Film-Monicas Trilogie
Vive l’Alsace-mit dem Motorrad durchs Elsass
Versucht es doch mal! Martin und Thomas helfen, korrigieren und geben Anregungen. Sie sind einfach total nett!
Über so ein Lob freuen wir uns von grad60 riesig und wollen Monicas Worte aufgreifen. Ihr könnt uns gerne über info@grad60.com eine Email senden und wir besprechen mit euch, wie wir so einen Beitrag gestalten können. Traut euch! Es macht Spaß!
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