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Der Norden ruft - Gastbeitrag von Monica Mählmann

Der Norden ruft - Gastbeitrag von Monica Mählmann

Monica Mählmann ist ja hier schon fast eine freie Mitarbeiterin. Sie hat Spaß an grad60.com und Freude daran, hier mitzuschreiben. Wir freuen uns über so viel Engagement und fragen mal in die Runde: “Wie sieht es bei euch aus? Traut euch!” Wir geben gerne unsere Hilfe und freuen uns über Zuschriften an info@grad60.com

Der Norden ruft

Meine Reiselust ist wiedererwacht Doch wohin soll es gehen und wie weit? Flugzeug, nein danke, zu viele Beschränkungen. Zug? Auch nicht meins, wegen der Maskenpflicht. Also bleibt nur das Auto, wenn ich nicht wandern möchte. Unter normalen Umständen wäre ich mal wieder nach Sylt gefahren. Aber dort ist mir zur Zeit zu viel los.

Doch die Nordsee ist schön! Kühler als die Mitte Deutschlands und die raue Seeluft ist sowieso eine Erholung für meine Lungen. Amrum in Schleswig-Holstein wird das Ziel meiner Reise. Die Insel ist mit 20,46 km² die viertgrößte Insel der Nordfriesischen Inselgruppe. Bestehend aus Sylt, Föhr, Pellworm und Amrum.

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Mein Interesse an Amrum weckten zwei Faktoren. Zum einen die Nordsee-Trilogie von Patricia Koelle und begeisterte Freunde, die schon mehrmals Urlaub auf Amrum erlebt haben.

Nach kurzer Recherche im Internet finde ich eine passende Ferienwohnung in Wittdün. Ferienwohnungen sind normalerweise nicht mein Ding, da ich mich gerne verwöhnen lasse. In Zeiten von Corona hat die Ferienwohnung aber den Vorteil, dass Frau weniger Außenkontakt hat, als in einem Hotel. Aber dafür bin ich nun selbst für den Haushalt zuständig. Ohnehin scheint es auf Amrum wenige Hotels zu geben. Viele Urlauber ziehen es offenbar vor, sich selbst zu versorgen.

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Auf die Insel komme ich nur mit der Fähre. Das gefällt mir gut, da ich gerne auf Schiffen unterwegs bin und mein Beetle-Cabriolet darf auch mit. Hoffentlich kann ich „offen“ fahren.

Morgens um 6 Uhr geht es los. Der Beetle ist beladen und die Pfälzer Weine für die Ferienhausversorgung sind sorgfältig verpackt.

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Die Fähre fährt planmäßig von Dagebüll über Föhr und dann weiter nach Amrum.

Doch diesmal ist es anders! Wir haben Föhr verlassen und sind auf halber Strecke nach Amrum. Nur noch 20 Minuten Fahrzeit liegen vor uns. Plötzlich ändert die Fähre die Richtung. Sie dreht! Die Stimme vom Kapitän ertönt über die Lautsprecher: „Wir haben vergessen, etwas abzuliefern und müssen nochmal drehen!“ Wir Passagiere rätseln, was so wichtig ist, dass die Fähre umdrehen muss? Gibt es vielleicht doch Probleme, die uns verschwiegen werden? Nach einer halben Stunde wissen wir die Antwort. Und die ist so einfach wie unfassbar: Ein Passagier mit einem neon-gelbem Koffer hat vergessen auszusteigen und wurde zurückgebracht. So einen Lieferservice gibt es wohl nur hier. Nach insgesamt 14 Stunden komme ich endlich an. Total müde, aber der Sonnenuntergang entschädigt mich für die lange Anreise.

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Am nächsten Tag erkunde ich die Insel. Erst den Ort Wittdün. Zu meiner Überraschung sehe ich in der Insel Galerie, Inselstr.23, eine Hummerbild. Das Thema Hummer begegnet mir schon wieder. (Hummer im Museum/ Arp Museum)

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Ok. Ein Hummerbild ist jetzt hier an der Nordsee nicht ungewöhnlich, aber gibt es hier außerhalb der Aquarien wirklich Hummer in freier Wildbahn? Ich recherchiere und erfahre mehr über den europäischen (Helgoländer) Hummer. Er lebt im Helgoländer Felssockel, dem einzigen Lebensraum für Hummer in Deutschland. Hier versteckt er sich als Einzelgänger in Höhlen und Spalten in 60 Meter Tiefe. Leider ist er vom Aussterben bedroht.

Ein Faktor ist, wie zu erwarten, die Verschmutzung der Nordsee. Doch mich überrascht, dass die Hummer Population bereits 1952 auf Helgoland fast verschwunden war. Der Grund dafür ist der 2. Weltkrieg und die Jahre danach, als die Briten ab 1947 die verlassene Insel Helgoland als Ziel für Bombenabwürfe nutzten.

Insgesamt explodierten 4.000 Torpedoköpfe, 9.000 Wasserbomben und 91.000 Granaten. Dieser Dauerbeschuss und die Sprengung der Kampfmittel war zu viel für die Hummerpopulation.

Später am Nachmittag erkunde ich die Nordspitze von Amrum und begegne der jüngsten Schäferin Deutschlands. Janine Jochimsen ist 19 Jahre jung. Mit ihrem Hündin Lena achtet sie den Sommer über auf 48 Schafe und drei Böcke. Die Tiere leisten einen Beitrag zur Erhaltung der Deiche. Das Gras muss kurz gehalten werden, damit die Grasnarbe dicht und stabil bleibt.

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Die junge Schäferin erzählt mir, wie sie durch Zufall ihre Liebe zu Schafen entdeckt hat. Eigentlich wollte sie Landwirtin werden, aber dann bekam sie ein Lamm geschenkt. Dessen Mutter hatte es verstoßen. Die Überlebenschance des Lamms war gering. Doch Janine hat es mit Mühe und Liebe durchgebracht. Sie hat dann umgesattelt und sich zur Schäferin ausbilden lassen.

Jedes Schaf in der Herde hat einen Namen und jeder kann eine Patenschaft übernehmen. Damit wird die kleine Inselschäferei unterstützt und Infos und Wolle über „sein“ Schaf erhält der Pate natürlich auch.

Mir hat es das Schaf“ Schnucki“ angetan. Denn Schnucki ist der Kosename einer ganz besonderen Frau, meiner Schwiegermutter, die ich sehr schätze. Janine ist Facebook Bloggerin mit der Seite „Insel schafe Lupohof“

Alles in allem ist Amrum wesentlich ruhiger und beschaulicher als Sylt. Aber genau das wollte ich diesmal ja auch. Und die Insel hat mich als neuen Fan gewonnen, auch wenn ich nur zweimal offen fahren konnte. Entweder regnete es oder der Wind war so stark, dass ich eine Sandburg im Auto hätte bauen können.

Dennoch, Amrum ist eine Reise wert und ich plane schon den nächsten Aufenthalt. Vielleicht dann mit einer Fährfahrt „nonstop“.

Geigen-Mandala in der Petrus-Kirche

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