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Hummer im Museum

Hummer im Museum

Ein Gastbeitrag von Monica Mählmann

Hier schreibt Monica Mählmann einen Gastbeitrag über einen Besuch im Arp-Museum von Remagen. Corona hat ein Ende, zumindest die Ausgangssperre. Also was kann ich an einem sonnigen Sonntag unternehmen, wenn ich nicht nur in der Sonne sitzen möchte? Heute ist der internationale Museumstag, also auf zu einer Kunstausstellung. Das Arp Museum in Remagen im Bahnhof Rolandseck ist meine Wahl.

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Wie der Name schon sagt, werden Werke von Hans Arp (1886-1966) gezeigt. Außerdem gibt es Bilder und Skulpturen vom weit bekannteren Salvador Dali (1904-1989). Ich kenne beide Künstler, natürlich nicht persönlich, aber so genau wie hier in dieser Ausstellung, habe ich mir ihre Werke bisher nie ansehen können.

Speziell Dali war mir immer ein bisschen zu exzentrisch und was Ihn mit Arp verbindet, ist mir bis jetzt unbekannt. Dann lese ich, dass die Beiden sich 1929 kennen lernten, als Dali in den Künstlerkreis der Surrealisten in Paris aufgenommen wurde. Hans Arp ist zu dieser Zeit bereits ein anerkanntes Mitglied. Ich nehme an, die Beiden fanden sich sympathisch. Das erklärt, warum sie jahrelang gemeinsam an zahlreichen Ausstellungen und Aktionen teilnahmen. Und so ist es verständlich, dass jetzt eine gemeinsame Ausstellung hier gezeigt wird.

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Der 18 Jahre jüngere Dali scheint von den Arbeiten von Hans Arp beeindruckt gewesen zu sein. Das zeigt sich für mich in dem Satz von Salvador Dali: „Lassen wir Picasso beiseite. Wir werden lernen müssen, uns besser mit Arp zu verstehen.“ Mir persönlich gefallen die Objekte von Dali besser und speziell das Hummertelefon hat es mir angetan. Zwei völlig unterschiedliche Gegenstände sind zu einem eigenständigen Objekt zusammenfügt. Auch wenn ich keinen Hummer am Ohr haben möchte. Aber das ist eben Surrealismus.

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In der Pressemappe des Museums steht, dass das Objekt von 1938 eine Leihgabe des West Dean College of Art & Conservation, England ist. Für Salvador Dali haben der Hummer und das Telefon eine sexuelle Symbolik (sagt Wikipedia), bzw. bedeuten die Lust am Unangepasstem. Die Idee des „unangepasst sein“ finde ich ein spannendes Lebensmotto. Denn ein unangepasstes Leben bringt Schwierigkeiten im Umfeld, aber wahrscheinlich auch viel Spannung und Abwechslung und dann sind ein Hummer und ein Telefon gar nicht mehr so abstrakt.

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Von den ausgestellten Bildern spricht mich der Traum der Venus von 1939 am meisten an. Dieses Bild, eine Leihgabe des Prefectural Art Museum aus Hiroshima, gehörte zur Ausstattung eines von Dali gestalteten Pavillons für die Weltausstellung in New York. Das Bild selbst besteht aus vier Teilen und zeigt unter anderem das immer wiederkehrenden Thema der zerfließenden Uhren, sprich der zerrinnenden Zeit. Ein von Dali oft benutztes Symbol. Neben den brennenden Giraffen sehe ich auch wieder den Hummer, dieses Mal auf einer Schubladen-Büste. Dali scheinen bestimmte Symbole so wichtig zu sein, dass er sie immer wieder verwendet. Mich faszinieren dieses Bild und das Telefon am meisten. Vielleicht liegt es daran, dass diese Werke mit besonderen Lichteffekten in einem eigenen Raum ausgestellt sind. Ich vermute, dass so das Gefühl des Pavillons entstehen soll.

Alle hier ausgestellt Werke sind Leihgaben verschiedener Stiftungen, Privatsammlungen und anderer Museen und veranschaulichen die vielfältige Schaffenskraft und die internationale Bewunderung für Dalis Kunst. Eine Etage tiefer entdeckte ich dann einen Berliner Künstler, der mir völlig unbekannt ist: Jonas Burgert *1969. Auf der Tafel wird mir erklärt, Burgert ist ein wichtiger Akteur in der aktuellen, internationalen Malerei. Speziell für diese Ausstellung hat er sieben monumentale Gemälde und einige Figuren erschaffen. Die Bilder sind tatsächlich monumental. Sie nehmen jeweils die ganze Wand ein und beeindrucken alleine durch ihre Größe.

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Die Skulpturen sind raumhoch. Daneben fühle ich mich mit meinen 1,68 richtig klein. Ich stelle mich an den Rand, um den Raum auf mich wirken zu lassen und hoffe, den Künstler besser zu verstehen. Bei den Bildern bin ich mir unsicher, ob sie mir wirklich gefallen. Sie wirken düster. Das liegt wahrscheinlich an den überwiegend dunkelbraunen Farben. Gleichzeitig sind die Gemälde farbenfroh. Burgert benutzt grellbunte Farben, um Akzente zu setzen. Er selbst spricht von warmen und kalten Farben, die diesen Kontrast hervorbringen sollen, um gegensätzliche Gefühle entstehen zu lassen. Auf mich wirken die Bilder bedrohlich. Sie zeigen menschliche Abgründe. Die dargestellten Menschen sind überwiegend bandagiert und gefesselt. Speziell die raumhohe Figur ist sogar gebrochen.

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Das Zerbrochene, Gebrochene ist ein immer wiederkehrendes Element in allen hier ausgestellten Bildern. Selbst die dargestellten Räume sind dem Verfall preisgegeben. Gleichzeitig faszinieren sie mich im Detail. Bandagen sind in grellen Farben dargestellt. Die Menschen, Tiere und Gegenstände sind detailgetreu gemalt. Das zeigt sich mir in den Beispielen der Wespe, des Kronleuchters oder der Couch. Nach so vielen surrealistischen Bildern, Skulpturen und Objekten von Dali, Arp und Burgert muss ich an die frische Luft und will in die Sonne. Also setze ich mich mit dem entsprechenden Corona-Abstand und einem Glas Wein vom Kiosk in die Nachmittagssonne und genieße den Ausblick auf den Rhein. Es fahren Boote vorbei und ich habe das gute Gefühl, ins normale Leben zurückzukehren. Auch weil Corona wieder ein bisschen Normalität zulässt. Leider bleibt es beim Kioskgetränk.

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Das Restaurant Interieur 253, auch im Bahnhof Rolandseck angesiedelt, ist ausgebucht. Schade. Von früheren Besuchen weiß ich, wie lecker das Essen schmeckt und was für einen grandiosen Ausblick die Terrasse bietet.

Doch auch ohne internationalen Museumstag komme ich bestimmt bald wieder hierher!

Am Anfang des Artikels steht “Werbung unbeauftragt”, das heißt, dass dieser Artikel ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben wurde. Warum der Vermerk trotzdem dort steht, erfahrt ihr auf unserer Seite “Transparenz”.

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