Fürstenwalde - Ein Gastbeitrag
Klaus Tolkmitt entführt uns heute in die einst wohlhabende Stadt Fürstenwalde in der Mark Brandenburg. Lauschen wir seinen Ausführungen und folgen dem historischen Rundgang durch die Domstadt.
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Der mächtige Dom von Fürstenwalde ragt weit über die Häuser der Altstadt hinaus und ist ein Wahrzeichen der Stadt an der Spree, die bereits im Jahr 1272 erstmals urkundlich erwähnt wird. Die früheren Stadtväter nutzten die Ortslage, um Handel zu betreiben. Die Spree war Richtung Osten nur bis Fürstenwalde schiffbar, Waren mussten also umgeschlagen werden und wurden dann weiter auf dem Landweg transportiert. So wurde die Stadt eine der wohlhabendsten Städte in der Mark Brandenburg.
1950 wurde Fürstenwalde im Zuge einer Gebietsreform Kreisstadt und viele vom Krieg zerstörte Gebäude wurden wiederhergestellt. Rund um den 1995 wiedereröffneten Dom St. Marien entwickelte sich mit dem Rathauscenter und der Fürstengalerie eine lebendige Innenstadt. 2013 wurde das Alte Rathaus grundlegend saniert. Heute ist Fürstenwalde ein Mittelzentrum mit ca. 30.000 Einwohnern und die größte Stadt im Landkreis Oder-Spree. Nur rund 30 Minuten von Berlin entfernt, nutzen wir am Bahnhof den Stadtbus der Linie 411 bis zum Stadtzentrum und laufen an der historischen Stadtmauer Richtung Marktplatz.
Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Stadtverwaltung und am Tourismus-Büro (www.fuerstenwalde-tourismus.de) vorbei und machen einen Foto-Stopp am Alten Rathaus.
Über 500 Jahre fand hier das politische Leben der Stadt statt. Das Portal, das mehr an eine Kirche erinnert, beherbergt heute das Standesamt, einen Festsaal, eine Kunstausstellung und im Kellergeschoss das Brauereimuseum. An der Ecke Domstraße gehört das über 200 Jahre alte Bürgerhaus zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ein paar Schritte weiter stehen wir vor dem Dom St. Marien von 1446, mehrmals zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Er ist neben dem Havelberger Dom und dem Dom der Stadt Brandenburg einer der drei märkischen Dome. Die Orgel stammt aus der Thomaskirche zu Leipzig. Wir gehen mal hinein.
Verwundert schaut man hinter dem Dom auf einen Leuchtturm, den man hier nicht vermutet. Des Rätsels Lösung: Der Leuchtturm wurde 1909/1910 von der damaligen Firma Julius Pintsch aus Fürstenwalde entwickelt und aus Gusseisen gefertigt. Seit dem 23. September 2007 steht der Turm mit frischem Anstrich im Museumshof des Stadtmuseums Fürstenwalde als Leuchtturm-Denkmal und erinnert an den innovativen Bau von Leuchtfeuern der Firma Julius Pintsch. Die Bake des Oberfeuers, ein rotes, viereckiges Stahlgerüst mit Galerie und runder Laterne mit kegelförmigem Dach, stand ursprünglich östlich der Insel Bock vor Stralsund in der Ostsee. Das ehemalige Oberfeuer wurde im Jahr 2000 abgerissen. Das Unterfeuer wurde 2005 abgebaut und zunächst eingelagert. Jetzt steht das Unterfeuer „Vierendelgrund“ restauriert und mit der Original-Optik wieder in seiner Geburtsstadt Fürstenwalde.
Gleich daneben macht noch ein weiterer Turm auf sich aufmerksam: das Taubenhaus mit der Hundehütte. Es besteht ganz aus Ofenkacheln und wurde vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts in Ketschendorf gebaut, denn dort gab es Ofenkachelfabriken.
Über Domgasse und Kehrwiederstraße gelangen wir auf die Tuchmacherstraße. Am Anfang der Straße stoßen wir auf ein kleines Denkmal, das an die „Bremer Stadtmusikanten“ erinnert. Hier handelt es sich aber nicht um Esel, Hund, Katze und Hahn, sondern um Flusspferd, Bär, Ziege, Hase und Krähe (oder so ähnlich).
Am Ende der Straße treffen wir auf ein Haus, das keine vier Meter breit ist und somit als das schmalste und eines der ältesten Häuser der Stadt gilt. Heute beherbergt es ein kleines, schmuckes Restaurant auf zwei Etagen, das zur Rast oder zum Verweilen einlädt.
Über die Eisenbahnstraße, in die wir links einbiegen, kommen wir zum Niederlagetor. Im Mittelalter war das Tor Teil der Stadtbefestigung. Händler legten die Ware vor dem Tor nieder (daher der Name), um sie zum Kauf anzubieten. Nun stehen wir am Spreeufer und durchstreifen die bewaldete Promenade. Vorher machen wir noch einen kleinen Abstecher über den Goetheplatz, der mit seinem alten Eichenbaumbestand an der Stadtmauer mit dem Bullenturm eine beliebte Oase der Fürstenwalder ist.
Der Bullenturm ist das markanteste Stück der Fürstenwalder Stadtmauer. Ursprünglich war der Turm ein halbrundes Weichhaus aus Feldstein. Nach 1400 wurde er zu einem Turm aus Backsteinen mit Wehrgang ausgebaut. Vor dem Bullenturm lagen die Magistratsmeierei und die sogenannten Bullenwiesen. Daher auch der Name. Auf diesen Wiesen an der Spree wurde das Vieh zur Fütterung getrieben. Die stählernen Skulpturen, die heute am Goetheplatz stehen, sollen daran erinnern. Es folgt ein letzter Blick auf die ruhig dahinfließende Spree und wir erreichen über die Karl-Marx-Straße wieder den Bahnhof.
Die touristischen Ziele erlebt man am besten bei einem Rundgang. Es empfiehlt sich daher, im Tourismusbüro einen Rundweg-Flyer mitzunehmen, der beide Rundgänge gut beschreibt. Weg 1 ist ca. 1,5 Kilometer lang und kommt an allen wichtigen historischen Bauten und Plätzen in der Innenstadt vorbei. Rundweg 2 ist ca. 3,5 Kilometer lang und führt den historisch interessierten Stadtspaziergänger auch noch am Spreeufer entlang.
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Wir bedanken uns bei Klaus für den kleinen, aber interessanten Rundgang durch das historische Fürstenwalde. Wenn ihr auch eine Geschichte für uns habt, immer her damit, aber besten via Mail: info@grad60.com