Morgenpostmenü, so funktioniert’s!
Eine kurze Erklärung: so funktioniert das Morgenpost-Menü
Weil ich schon so oft gefragt wurde, hier für euch eine kurze Beschreibung, wie es mit dem Morgenpost-Menü funktioniert.
Das Wichtigste zuerst: Nein, ihr braucht kein Abonnement der Berliner Morgenpost.
Ihr braucht die Zeitung auch nicht zu lesen. Allenfalls die Ausgabe vom vorletzten Sonnabend des Monats. Da wird das Restaurant des folgenden Monats vorgestellt. Mit den fünf ausgewählten Gängen und den dazu passenden Weinen. Mehr passiert mit der Berliner Morgenpost nicht. Die Reservierung erfolgt direkt in den Lokalen, mit einem Anruf und dem Hinweis auf das Morgenpostmenü.
Das Ganze kostet seit März 2022 nunmehr 79,90 Euro pro Person und beinhaltet das Essen, die Weine und einen Cappuccino oder Espresso zum Abschluss. Wasser, Aperitif oder Schnäpse gehen extra. Eine Änderung der Menügänge ist in der Regel nicht möglich.
Bewertungen gibt es von folgenden Morgenpost-Menüs:
House of Tandoor / Beef 45 im Palace-Hotel / Westin Grand / Le Faubourg Juli 2024 / Austernbank / Chiaro im Hotel de Rome / Vitruv Im Leonardo-Hotel / Balthazar 2 /Rutz im Alten Zollhaus / The Casual im Hotel Stue / Schmidt Z&KO Oktober 2023 / Villa Kellermann / Hotel am Steinplatz / Solar / Wilhelm im Humboldt-Forum / Roca im Waldorf Astoria / Bristol /Beef 45 im Palace-Hotel /Patio November 2022 / Jungbluth Oktober 2022 / Bonvivant September 2022 / Schmidt Z&KO Juli 2022 / POTS Mai 2022 / Käfer April 2022 / Le Faubourg Februar 2022 / Châlet Suisse Januar 2022 / POTS Juni 2019
Seit dem Sommer 2024 gibt es nun auch ein Veggi-Morgenpost-Menü. Unser Leser Jonas hat das “Bonvivant” getestet und wir stellen seine Bewertung in der Serie “Berlin vegetarisch” vor.
Morgenpost-Menü November 2024 – House of Tandoor
Okay, der November wird indisch. Ich muss eingestehen, ich bin kein so großer Freund dieser Landesküche. Zu oft habe ich, mit Verlaub, Chicken mit Pampe bekommen. Wahrscheinlich lag es an der Qualität der Lokale und deshalb bin ich freudig gespannt, ob mich das „House of Tandoor“ in der Charlottenburger Meinekestraße mit dem Morgenpost-Menü vom November zum Indisch-Fan bekehrt.
Das Berliner-Morgenpost-Menü steht für mich in gewisser Weise für die preiswerte Form des Fine-Dining. Dazu gehören fein eingedeckte Tische, schönes Geschirr und geschulter Service. So gesehen ist das House of Tandoor der komplette Gegenentwurf. Kein aufgereihtes Besteck, sondern die Bitte, Messer und Gabel weiterzuverwenden. Die unterschiedlichen Weine schenkt der Kellner ins selbe Glas und sie kommen mal vor und mal deutlich nach dem servierten Gang. Mein abgegessener Vorspeisenteller hält sich bis zum Dessert am Tisch fest, zusammen mit dem anderen aufgestapelten Geschirr. Und wie zum Beweis ergießt sich über dem Nebentisch ein Bier- und Weintablett und badet zwei Damen in Alkohol.
Hört sich jetzt nach einem Verriss an? Nö! Unsere Bedienung ist sympathisch und freundlich und wir fühlen uns willkommen.
Als ersten Gang serviert das Haus eine Linsensuppe mit Ananas und darüber zerbröseltem Naan-Brot. Und diese Linsensuppe hat nichts mit der Hausmannskost von Mama gemein. Sie versammelt kräftig indisch-würzige Geschmacksnoten mit nur leichter Ananassüße. Wärmend, exotisch, rauchig, lecker. Der dazu servierte Riesling tendiert schon fast zu einem fruchtigen Süßwein, perfekt passend zur Suppe.
Als zweites steht Avocado mit Hühnchen auf der Karte. Die Frucht ist mit Gurke und rohen Zwiebeln zu einer Salatgrundlage zerhackt und wird von dem Fleisch aus dem Tandoor-Ofen getoppt. Uiii, nach wenigen Bissen bilden sich Schweißtröpfchen auf der Stirn. Die Schärfe ist nichts für Weicheier, sie geht an die Grenze des mitteleuropäischen Gaumens. Das zarte Tandoor-Hähnchen ist da schon fast eine Chili-Erholung. Trotz der Herausforderung ist sich unsere Tischrunde einig: es schmeckt hervorragend. Lediglich die etwas grob geschnittenen Zwiebeln fallen aus dem Begeisterungsrahmen. Die Weinbegleitung besteht aus einem Grauburgunder, der erstaunlich gut gegen die Würz-Explosion bestehen kann und mit seiner Frische den Gaumen kühlt.
Nun folgt ein Riesenchampignon aus dem Tandoor Ofen mit einer grünen Chilisoße, die den Schärfereigen fortsetzt. Der Pilz schmeckt saftig-fleischig, überbackener Cheddar-Käse bringt den Schmelz dazu und ein paar Granatapfel-Kerne liefern den „Knack“. Eine perfekte indische Schärfen-Welt, die sicher einige Morgenpost-Menü-Genießer an ihre Grenzen bringt. Der Wein ist ein Mâcon-Solutré-Pouilly; wenn ich richtig gegoogelt habe, ist das ein Chardonnay aus der Bourgogne, der es schwer hat, gegen die Gewürze anzukommen.
Der Hauptgang ist ein Klassiker der Indischen Restaurants: Chicken-Tikka in reichlich Tomatensoße, dazu Naan-Brot, dem knusprig-fetten Brotfladen, serviert auf Frittenbuden-Papierunterlage. Zum Glück befindet sich ein kleiner Hähnchenspieß extra in einem Schälchen und nicht Alles ist in Soße getunkt. Inzwischen haben sich unsere Schärfe-Rezeptoren an den Dauerbeschuss gewöhnt und empfinden diesen Gang als nahezu „mild“ ausbalanciert. Für mich ist es zu viel Tunke, aber die schmeckt würzig-tomatig und gefällt den meisten an unserem Tisch. Der dazu gereichte Pinot-Noir hat viel Kraft und steht seinen Rotwein gegen die Speisen.
Zwischenzeitlich wird das Licht im Lokal zum zweiten Mal gedimmt und lässt nur noch schwache Konturen vom Tisch erkennen. Vielleicht um die nicht abgeräumten Teller zu verdecken? Dabei wäre für den Nachtisch das volle Flutlicht angemessen. Frisch-fruchtiges Zitronensorbet kühlt den Gaumen, Safran liefert das Besondere und die frittierten und geschnittenen Teigbällchen sättigen auch den letzten hungrigen Magen. Der edelsüße Riesling passt für uns nicht mehr so richtig in unsere heutige Aromenwelt, sondern führt uns gedanklich in unsere Jugendzeit, wo der süßeste Wein am besten geschmeckt hat.
Zufrieden, kugelrund und etwas müde in der Nachtbeleuchtung ziehen wir Bilanz: Wirklich ausgezeichnetes Essen in einer tollen indischen Geschmackswelt. Mein Indisches-Restaurant-Trauma ist, zumindest hier im „House of Tandoor“, überwunden. Ich werde es auch außerhalb des Morgenpost-Menüs besuchen. Ein Ranking für die Morgenpost-Menü-Reihe können wir nicht abgeben. Dazu war es einfach „zu anders“.
Morgenpost-Menü Oktober 2024 – Vox im Grand Hyatt
Das ausgewählte Restaurant für das Morgenpost-Menü im Oktober 2024 heißt „Vox“ und befindet sich im „Grand Hyatt“ am Potsdamer Platz. Das Haus wirbt auf seiner Seite mit: „Moderne internationale Küche kombiniert mit asiatischen Aromen und authentisches japanisches Sushi Restaurant“ und bietet derzeit ein 5-Gang-Menü für 99 Euro ohne Getränkebegleitung an. Da scheint mir das Morgenpost-Menü für 79,90 Euro mit flüssiger Begleitung ein Schnäppchen zu sein. Dann schau‘n wir doch mal drauf, was so drin ist. Ich schaffe es diesen Monat leider nicht zum Morgenpost-Menü, aber unsere Leserin Annette versorgt uns mit Fotos und ihren Eindrücken.
Der erste Gang mit Roter Bete ist nun erstmal nicht mein Ding. Das liegt aber ausschließlich an meiner persönlichen Abneigung gegen dieses lila-rote Wurzelgemüse. Hier wird es dünn geschnitten, kurz gedünstet und auf einem Bett von Portweinreduktion und Gorgonzola arrangiert. Der begleitende Wein ist deutlich weniger farbintensiv: ein südafrikanischer Cabernet Sauvignon Rosé.
Annette kommentiert dazu: Die hauchdünn Scheibchen haben es trotzdem geschafft unterschiedlich fest zu sein. Die Reduktion war sehr reduziert und auch die anderen Komponenten.
Anschließend folgt eine Suppe vom Kürbis, und zwar nicht vom orangefarbenen Hokkaido, sondern vom gelb-beigen Butternut. Dazu kommt ein Streifen Schweinespeck darüber. Aber natürlich nicht die profane Sorte, sondern ein besonders gereifter, fetter Speck aus der italienischen Küche. Allerdings ist bei Annette der Streifen vom Lardo teilweise unterwegs geschmolzen. Im Glas serviert das „Vox“ eine Cuvée aus Chardonnay, Sauvignon Blanc und drei weniger bekannten Rebsorten.
Ich weiß, beim Essen hat so jeder seine Vorlieben. Bei mir aber gehört Eis zur Nachspeise und nicht mittendrin als dritter Gang. Ich fühle mich da ein wenig um einen vollwertigen Gang betrogen, aber andere Morgenpost-Menü-Genießer werden sicher das Pflaumensorbet mit Waldmeister als Erfrischung zwischendurch goutieren. Sehr passend finde ich dann allerdings, dass dazu ein Sekt gereicht wird. Annette merkt zu diesem Gang an: Ich persönlich habe mich besonders auf den Waldmeistergeschmack gefreut. Ich habe ihn gesucht und leider nicht gefunden. und auch der Winzersekt zum Pflaumensorbet hat uns nicht überzeugt.
Den Hauptgang bestreitet eine Hähnchenbrust mit Wasserspinat als Beilage. Als Würze hat der Küchenchef eine Jus mit einer indonesischen Gewürzmischung gewählt, ganz nach ihrer Werbung: „… kombiniert mit asiatischen Aromen“. Beim Wein passt dann: „Moderne internationale Küche“ mit einem Italienischen weißen Naturwein.
Zum Nachtisch geht es dann wieder in den asiatischen Raum: Vietnamesisches Kaffee-Espuma, Sorbet von der fernöstlichen Yuzu-Zitrone und Schoko-Brownie. Dazu gibt es keinen Süßwein, sondern einen Cocktail als Getränk. Der wurde speziell für das Morgenpost-Menü kreiert und besteht unter anderem aus Brandy und Kokosnusslikör.
Annettes Kommentar dazu: Das Dessert mit dem Cocktail hat so einiges wieder herausgerissen. Wir würden sagen, die Küche kann mehr/kann es besser. Dafür gibt es eine sehr gute und umfangreiche Barkarte mit sehr interessanten Whiskys und Rums. Die Weine im allgemeinen haben uns begeistert.
Ich schaffe es diesen Monat nicht zum Morgenpost-Menü, da ich gerade erst von einer Selbstfahrerreise durch Namibia und Botswana zurückgekehrt bin.
Morgenpost-Menü September 2024 – Beef 45 im Palace-Hotel
Zum Morgenpost-Menü im September 2024 geht es diesmal wieder in die City-West in das altbekannte Hotel „Palace“ mit seinem Restaurant „Beef 45“, in dem uns der goldene Gorilla schon im Januar 2023 begrüßt hat. Unsere Leserin und begeisterte Morgenpost-Menü-Genießerin Annette hat uns für den Beitrag mit Fotos und Informationen versorgt. Vielen Dank!
Irgendwie scheint sich das vereinsamte italienische Teigtäschchen in der Küche zu etablieren: also keine Ravioli, sondern ein einzelner Raviolo kommt zum ersten Gang auf den Tisch. À la Bolognese, also mit Hackfleisch gefüllt und mit Parmesan bestreut. Das Urteil von Annette: “Der Ravioloteig ist etwas zu dick und zu fest, die Füllung und der Parmesanschaum sehr gut”. Der dazu gereichte Chardonnay stammt aus Italien, aus den Abruzzen und passt sehr gut.
Im zweiten Gang gibt es eine Art Carpaccio vom Rind, allerdings sind es fein geschnittene Scheiben von einer Terrine aus Rinderbäckchen mit Apfelessig und Trüffel. Daneben liegt ein kleiner ausgebackener Riegel, der ebenfalls aus der Rinder-Terrine besteht. Als Begleitung findet sich ein Tatar aus Champignons und gepickelte Zwiebelchen auf dem Teller. Annette sagt dazu: “Zweiter Gang voll getroffen. Wirklich sehr aufwendig und mal eine interessante Variation vom Bäckchen. Der Wein, ein Rosé-Wein aus der Aglianico-Traube, schön frisch. Die Frucht kommt voll durch”.
Nun folgt eine Suppe, genauer gesagt eine Rinder-Consommé, im „Weck-Glas“, die auf dem Deckel die Einlage aus Eierkuchen-Streifen mitführt. Für Nicht-Berliner: Eierkuchen = Pfannkuchen und die Streifen heißen natürlich „Flädle“. Überraschenderweise serviert das Lokal hierzu einen Rotwein, einen Sangiovese. Hätte ich eher zum Raviolo aufgetischt, aber der Sommelier hat sich mit Sicherheit Gedanken darüber gemacht. Annette hätte sich die Brühe etwas würziger gewünscht, kommt aber beim Rotwein ins Jubeln: “volle Frucht, Kirscharomen, perfekt!”
Beim Namen des Restaurants ist es folgerichtig, dass auch der Hauptgang vom Rind bestritten wird: geschmorte Schaufel von der Färse. Äh, was ist nochmal eine Färse? Richtig: Eine Kuh, die noch kein Kalb zur Welt gebracht hat und die Schaufel ist ein Fleischstück aus der Schulter. Hier im Beef 45 wird sie mit gegrilltem Sellerie, Blumenkohl und karamellisiertem Fenchel serviert. Für mich jetzt absolut passend kommt ein Primitivo, also ein kräftiger Rotwein, im Glas dazu. Und auch dieser Wein macht Annette mit seinen kräftigen Fruchtaromen sehr glücklich und auch zum Fleisch ist ihr Urteil positiv: “Die Rinderschaufel ist gut gegart mit kräftiger reduzierter Soße, das Selleriemus schmeckt aromatisch”.
Beim Nachtisch finden wir ein Karottenküchlein und Milcheis mit ein paar Johannisbeeren auf dem Teller, begleitet von einem Glas Sekt. Annette findet es super: “Der Sekt frischt alles herrlich auf. Gut nach dem Rind. Von dem Dessert hätte ich gerne noch mehr. Karottenschnitte mit Kräutern sehr aromatisch, Heucreme sehr angenehm und das Milcheis die erfrischende Bindung”.
Annette zieht insgesamt ein positives Fazit. Nur beim Service gab es ein paar Abzüge. Bei einer Reservierung zu 18 Uhr bekam sie mit ihrer Gruppe den zweiten Gang gegen 20 Uhr serviert. Es schleppte sich etwas dahin, so, als ob die Küche nicht nach kam. Nochmals vielen Dank für die Fotos und Bewertung, liebe Annette.
Morgenpost-Menü August 2024 – Relish im Westin Grand
Zumindest für mich ist es in der Serie der Morgenpost-Menüs ein Neuzugang: Das Restaurant „Relish“ im „The Westin Grand“ an der Friedrichstraße ist im August 2024 unser Gastgeber. Ich war dort noch nicht und freue mich auf eine Neuentdeckung. Der freundliche Empfang geleitet uns zu einem Platz im Teppich-Foyer, neben der eindrucksvollen Riesentreppe.
Der gepolsterte Stuhl ist gemütlich, der Tisch schön eingedeckt, aber Essen im Foyer? Wir sind skeptisch, kann das funktionieren?
Zum Start für das Morgenpost-Menü kommt ein Lachstatar auf den Tisch, angemacht mit Radieschen und Dill sowie Buttermilch und Senf als Soße im Mayonnaise-Stil. Für ein Menü im Hochsommer ein passender Start. Der Lachs zeigt sich frisch, cremig, vollmundig, hätte aber vielleicht noch etwas Säure vertragen können. Glasbeschlagend kalt kommt der Wein dazu, eine fast spritzlige Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay. Erfrischend und ein schöner Auftakt.
Auch der zweite Gang bleibt mit einer Tomatensuppe recht sommerlich. Sie wird im Teeglas serviert und sieht auf den ersten Blick wie ein Chai Latte aus. Unser Kellner beschreibt das Verfahren der Herstellung, wie sehr aufwändig nur das Tomatenwasser gewonnen und dann mit Sahne abgeschmeckt wird. Als Einlage gibt es eine Concassé, also fein gewürfelte geschmorte Tomaten. Das Ganze schmeckt tatsächlich vollmundig tomatig und cremig-sahnig dazu.
Als Getränk serviert das Westin Grand, nein, keinen Tomatensaft, sondern Grünen Veltiner aus Österreich. Im Aroma apfelig-sommerlich-frisch.
Im nächsten Gang dürfen wir uns auf Ravioli freuen. Ach nein, es ist nur eine dieser Teigtaschen und daher heißt es auf Italienisch: ein Raviolo. Es ist mit Frischkäse und Parmesan gefüllt und wird auf einer Grundlage von Zwiebelmarmelade mit Portwein und Balsamico gereicht. Als Knusper-Topping fungiert ausgelassener Speck mit Röstzwiebeln. „Jam-Jam-lecker“, hier kommen alle Geschmackserlebnisse zusammen: Knusper, Creme, Süße, Salz, Umami. Richtig klasse und auch recht mächtig, ganz gut, dass es nur ein Raviolo ist. Ein Pfälzer Grauburgunder begleitet den Gang im Glas, etwas kräftiger als die Weine zuvor, doch ebenfalls in der Gruppe der sommerlich-leichten Wein.
Der Hauptgang wird als Galantine von der Maispoularde angekündigt. Für diejenigen, die jetzt nicht sofort wissen, was eine Galantine ist, hier die kurze Erklärung: In einem recht aufwändigen Verfahren entfernt die Köchin und der Koch die Knochen vom Hühnchen, ohne die Haut zu verletzen, hackt das Fleisch und füllt es mit Zutaten, hier sind es Sellerie und Möhren, wieder in die Hülle. Danach wird das Ganze gegart. Ja, es schmeckt, aber so richtig kommt die viele Küchenarbeit auch nicht zur Geltung. „So’n bisschen langweilig“, höre ich am Tisch. Als Beilage finden wir Möhre, Kartoffelpüree und einen kleinen getrüffelten Kartoffel-Krapfen. Alles unaufgeregt solide.
Für mich als Rotwein-Fan reicht es bei diesem Menü leider nur bis zur Farbe „Rosa“, denn als Weinbegleitung bekommen wir einen Rosé Spätburgunder aus dem Rheingau. Wieder frisch und leicht mit kräftiger Säure.
Zum Nachtisch finden wir eine Kirschmousse und daneben ist ein Estragon-Sorbet angekündigt. Unsere Tischgruppe schmeckt beim Eis allerdings nur Limette heraus. Das Estragon hat sich gut versteckt – vielleicht auch ganz gut so. Die Kirschmousse geht für mich zu sehr in Richtung fester Schaum. Etwas Amaranth in Schokolade sorgt für den Knuspereffekt und dazu gibt es als Getränk, sehr zu meiner Freude, keinen Süßwein, sondern einen Cocktail. Der Alkoholbestandteil ist Gin, was ja bei uns, wie ihr aus unserer Artikelreihe „Bester Gin“ nachlesen könnt, ein Volltreffer ist. Der Mampe-Gin wird hier mit einem Kirsch-Mandel-Likör gemixt. Ein schöner Abschluss.
Achja, wir sitzen ja noch im Foyer… Ist mir doch tatsächlich beim Essen gar nicht mehr aufgefallen. Durch den Teppich alles gut akustisch gedämpft, lässt es sich entspannter speisen und unterhalten, als in so manch anderem Lokal. Dazu hatten wir einen aufmerksamen, unterhaltsamen Service und damit mehr Glück als unsere Leserin Annette, der etwas die herzliche Aufmerksamkeit fehlte, was jedoch der Concierge mit seiner Hilfe beim Taxi-Ruf ausgleichen konnte.
Morgenpost-Menü Juli 2024 – Le Faubourg
Das Morgenpost-Menü Juli 2024 findet an einem Wiederholungsort statt: „Le Faubourg“ im „Dorint Hotel“ in der Augsburger Straße, nicht weit vom Ku’Damm. Dort waren wir im Februar 2022 und über den Besuch findet ihr hier im Artikel meine Bewertung. Ich habe es gerade mal selber nachgelesen, naja, war wohl nur so okay…
Ich kann diesen Monat das Menü nicht verkosten, aber unsere grad60-Leserin Annette ist zusammen mit ihrem Ehemann regelmäßige Besucherin des Morgenpost-Menüs und hat für den Monat Juli die Kurz-Bewertung des Menüs im Restaurant „Le Faubourg“ übernommen. Und die Fotos stammen auch von ihr.
Ganz besonders hat Annette den Service hervorgehoben: „Was sehr auffallend und sehr angenehm war, war das ausgesprochen freundliche Servicepersonal. Wenn man sich so umhörte und umschaute, sahen alle Gäste ganz zufrieden und glücklich aus. Der Nachbartisch mit vier Personen sprach auch noch einen Dank an die Küche aus.“
Zur Vorspeise liegt ein Scheibchen Kohlrabi auf dem Teller, darauf gehackter Saibling als Tartar mit Senfkörnern und Buttermilch als Soße. Die Weinbegleitung gestaltet ein Französischer Chardonnay, nach Annettes Meinung ein angenehmer Sommerwein.
Der nächste Gang besteht aus Kartoffel und Ei. Also jetzt nicht das 6-Minuten-Ei aus dem kochenden Wasser mit Pellkartoffel. Hier wird mehr Aufwand betrieben: Das Ei gart eine Stunde bei 63 Grad und soll dadurch cremig-weich werden. Dazu gibt es Kartoffel-Espuma, also aufgeschäumter Kartoffelbrei aus dem Sahnesiphon und Kartoffelchips sowie karamellisierte Zwiebeln und Schnittlauch-Öl. Im Glas finden wir einen Rosé-Wein mit dem ungewöhnlichen Namen „Drink Pink Nachschlag“. Er ist mit knackiger Säure angekündigt, was Annette allerdings nicht so empfindet, für sie ist es eher ein Sommerwein.
Den Fleischgang bestreitet ein Flank Steak vom Rind, dazu ein Kartoffel Pavé, also im Rechteck geschichtete hauchdünne Kartoffelscheibchen, und als Gemüse die Erbse in Variationen sowie eingelegte Radieschen. Dazu wird natürlich ein Rotwein serviert: ein Carignan aus dem Languedoc-Roussillon. Annette schreibt mir dazu: „Das Flanksteak war einsame Spitze – ganz zart, die Radieschen waren lecker, man hätte sie aber nicht unbedingt dazu gebraucht. Das Pavé hätte etwas Würze vertragen und die Jus hätte noch viel mehr sein dürfen.“ Für den Wein hat sie wieder das Prädikat „Sommerwein“ und glaubt, dass er mir nicht kräftig genug gewesen sein dürfte.
Nun folgt, wie schon beim Morgenpost-Menü in diesem Haus vor zwei Jahren, eine doppelte Nachspeise: Als Erstes ein Limettensorbet mit Minze und Zitronenschaum. Dazu ein Glas Riesling. Als Zweites eine Brioche mit Früchte-Kaltschale und Erdbeersorbet, gepimpt mit Wassermelone, Tomate und rosa Pfeffer. Als Getränk dazu ein Glas Rosé-Sekt.
Ich muss hier gestehen, dass ich ganz gerne Süßes mag und das ja auch in der Serie „Beste Cafés in Berlin“ zelebriere, allerdings bin ich bei einem Abendmenü nicht so der Freund von Sorbet und Co. Ich fühle mich da irgendwie um einen vollwertigen Gang beschubst.
Annette ist da anderer Meinung, sie fand den vierten Gang „wirklich lecker“ und hätte gerne noch mehr Minze dabei gehabt.
Und auch von der Brioche mit Früchten war sie angetan. Dazu übermittelt sie noch einen Vorschlag: „Wir hätten diesen Gang als ersten Gang genommen und mit der Frozen Limette aufgehört. Dieser fünfte Gang passt hervorragend als Einstieg, besonders zu dieser Jahreszeit.“
Annettes Resümee lautet: „Rundherum ein schöner Abend!“
Und von uns ein herzliches Dankeschön an Annette für ihren Bericht!
Morgenpost-Menü Juni 2024 – Austernbank
Unser Gastgeber für das Morgenpost-Menü im Juni 2024 ist die Austernbank in der Behrenstraße, nicht weit entfernt von der Friedrichstraße in Berlin-Mitte.
Auf der Treppe ins Souterrain bietet sich ein Gesamtblick auf den riesigen Speise-Saal mit mächtigen Säulen. Durch geschickt eingesetzte Lichteffekte, Kerzenkandelabern und runden Muster-Teppichen fühlt es sich am weiß eingedeckten Tisch edel-gediegen gemütlich an. Und auch der Geräuschpegel ist gedämpfter als in manch einem kleinen Restaurant. Sehr angenehm.
Uiuiui, für die eine Gruppe der Morgenpost-Menü-Besucher könnte es eine Herausforderung, für die andere eine kleine Sensation sein. Aus der Küche grüßt eine Auster! Eine Perle Mont St. Michel, deren ausgeglichenes Aroma sie angeblich zur idealen Einsteiger-Muschel qualifiziert. Das ist ja mal ein Start mit Knalleffekt. Und tatsächlich zeigt sich das Meerestier mit Meeresfrische und ohne das gefürchtete Glibber-Gefühl. Ich selber habe erst ein paar Mal mit gemischter Begeisterung die Delikatesse probiert, hier schmeckt sie großartig. Wer noch nie eine Auster versucht hat, dem sei es hier empfohlen. Besser geht nicht.
Nach diesem Paukenschlag liegt die Latte richtig hoch. Wird da der erste reguläre Gang, ein klassischer Krabben-Cocktail, mithalten können? Ein Gaumen-Flashback in frühere Jahre ereilt unsere Genießer-Runde. Ich vermisse meine Kodak-Instamatic-Camera mit Würfelblitz. Erstaunlich große Krabben aus der Nordsee baden in einer fruchtig-zitronigen Mayonnaise, so wie damals auf Muttis 40. Geburtstag. Kleine Ananas-Stückchen verstärken die Zeitreise. Aber mal ehrlich, es war ja nicht alles schlecht. Dieser Klassiker schmeckt, ist aber von leichter Küche auch weit entfernt. Sehr passend dazu zeigt sich der eingeschenkte Riesling. Er hat genug Kraft, um sich gegen die Vorspeise zu behaupten.
Beim nächsten Gang verlassen wir das Meer und dürfen uns an einem Tomatensalat mit einer Ziegenkäse-Creme erfreuen. Die Tomaten kommen als farbige Mischung in schwarz, rot, gelb auf den Teller und bieten dem Gaumen eine Frische-Erholung. Sie sind mit Balsamico und Pinienkernen gut abgeschmeckt; die Creme hält sich mit Ziegenstall-Aroma dezent zurück und bindet damit das Gemüse cremig-elegant ein. Aber insgesamt bietet der Gang auch nichts Sensationelles. Ein Tomaten-Teller halt. Der Sauvignon Blanc im Glas rundet das Ganze hervorragend ab.
Nach dem kurzen Land-Abstecher geht es mit einem kross gebratenen Loup de Mer wieder zurück ins Wasser. Das Filetstückchen vom Wolfsbarsch begleiten Zucchini, Rucola und Tomate. Der Fisch ist sehr dunkel-kräftig-kross gebraten und recht fest. Spargel, Tomate, Rucola und eine ordentliche Portion Soße geben dem Ganzen Saft. Auch hier passt der Wein, ein Grauburgunder, ganz ausgezeichnet.
Zum Hauptgang klettern wir wieder aufs Trockene: Lammkoteletts mit Risotto und Artischocken, abgeschmeckt mit Thymian und einer grünen Salsa. Der Wein dazu stammt aus Österreich, eine Cuvée aus Rotweintrauben. Die Lammkoteletts tragen erstaunlich viel Fleisch am Knochen. Sie sind zart, bieten aber auch Biss. Das Risotto ist noch sehr körnig und findet bei unserer Fünfer-Runde nicht überall Anklang. Auch für mich könnte es etwas schlotziger sein. Der Rotwein passt auch hier, könnte für mich aber noch mehr Wumms haben. Aber ich weiß, meine Vorliebe für extra-kräftige Rotweine teilen nicht alle.
Als Nachtisch gibt es ein Erdbeer-Tiramisu der besonderen Art. Sehr zur Freude von unserem Kaffee-Verächter Ulli kommt das Ganze ohne espressogetränkte Löffel-Biskuits aus. Mascarpone, Amaretto sowie Himbeer- und Erdbeerkompott sind die Bestandteile. Ein cremig-mächtiger Sattmacher-Abschluss. Hier geht keiner hungrig nach Hause. Was für ein Glück, dass der dazu gereichte Spätburgunder Rosé nicht in die Richtung süßer Dessert-Weine tendiert. Er bietet eine gewisse Frische und rundet das Menü sehr angenehm ab.
Wir haben uns wohlgefühlt in dem Restaurant Austernbank. Dazu beigetragen hat auch der freundliche Kellner, der aufmerksam unseren Tisch betreute und dazu die Stimmung unserer Morgenpost-Menü-Runde aufgriff und gelegentlich mit einem lockeren Spruch erfreute. Auch auf den Hinweis, dass wir vier Flaschen Wasser getrunken haben, blieb es auf der Rechnung bei 9,50 Euro für eine Flasche. Wenn das wirklich so gewollt ist, dann sammelt die Austernbank einen weiteren Pluspunkt.
Wer übrigens ein Fine-Dining-Angebot in Brandenburg sucht, für den habe ich den „Goldenen Hahn“ in unserer Serie „Außergewöhnliche Restaurants in Berlin-Brandenburg“ getestet.
Morgenpost-Menü Mai 2024 – Chiaro im Hotel de Rome
Oha! Das Hotel de Rome ist Gastgeber für das Morgenpost-Menü im Mai 2024. Wir durften vor vielen Jahren schon einmal im Rahmen dieser Reihe das Hotel de Rome genießen und waren sehr angetan. Mal sehen, wie unser Urteil diesmal ausfällt. Unser Tisch war nur noch für 18 Uhr buchbar und so kommen wir aus gleißendem Sonnenschein in den sehr dunklen Restaurantbereich des „Chiaro“. Etwas gewöhnungsbedürftig.
Der Name „Chairo“ deutet es schon an: es wird italienisch und so starten wir mit einem Antipasto: Burrata, eine Art Mozzarella mit weicher Sahnefüllung, Tomate und Anchovi oder auf Deutsch: Sardelle. Die Tomaten heißen einfach nur Tomaten, schmecken aber auch unspektakulär nur nach Kirschtomaten von Lidl. Die Burrata ist herrlich cremig und die Sardelle gibt den würzigen Salzkontrast. Sehr schön. Kriegt aber auch jede Pizzeria so hin. Dazu gibt es einen „Sommerwein“ aus Sizilien von der etwas unbekannten Sorte „Grillo“. Sehr leicht, sehr sommerlich und richtig passend für einen sonnigen Abend am Gardasee. Aber da sitzen wir ja nicht…
Als zweiter Gang folgt eine eiskalte Suppe aus Melone mit einer tempurateig-gebackenen Garnele. Erstaunlich, wie das Meerestierchen seine Knusprigkeit im Suppenbad erhält. Perfekt, nur schade, dass es ein Solodarsteller ist. Die Suppe finde ich zu süßlich, aber mit dieser Meinung bin ich an unserem Tisch alleine. Im Glas kommt Pecorino auf den Tisch. Nein, natürlich nicht der Käse. Pecorino, so heißt auch eine Weißweinsorte aus Mittelitalien. Er ist deutlich kräftiger, spielt aber insgesamt auch in der Sommer-Liga. Nur der Adriablick fehlt.
Als nächstes folgen Meeresfrüchte in Form von kleinen Tintenfischtuben, die uns vom Italiener an der Ecke als Calamaretti bekannt sind. Sie sind scharf mit einer süditalienischen weichen Wurst gewürzt. Dazu liegen ein paar grüne Bohnen auf dem Teller, abgerundet mit Pistaziencreme und Passionsfruchtsaft. Das hört sich doch weit ambitionierter an als im Ristorante Pizzeria. Und das ist es auch. Die kleinen Tuben sind außergewöhnlich zart, die angenehm scharfe Wurstwürzung gibt dem Ganzen richtig Pep. Leider wird der Knaller nur in homöopathischer Amuse gueule Größe serviert. Der Wein schickt uns wieder auf eine Reise zu den unbekannten Sorten: ein Chenin Blanc. Er hat es etwas schwer gegen die Schärfe der Speise. Die ist aber mit zwei Hapsen schnell weg und der Wein ist noch da und kann so für sich seine Mineralität zeigen.
Beim Hauptgang hüpfen wir vom Stiefel ins heimische Berlin-Brandenburg: Maispoularde mit Spargel. Natürlich gibt es hier nicht Spargel „satt“ von einem Beelitzer Spargelbauern. Es sind zwei edle gebratene Stangen der Jumbo-Klasse. Durch die Garmethode behalten sie ihre leicht bitteren Aromen, was bei den meisten an unserem Tisch Anklang findet. Natürlich ertränkt keine Hollandaise das edle Gemüse, aber die Zitronencreme verliert sich eher im geschmacklichen Nichts. Dafür bietet der Schaum von der Morchel eine vollmundige Begleitung zum Fleisch. Meine Hähnchenbrust ist zart und saftig, das Glück wird aber nicht allen vier weiteren Morgenpost-Menü-Testern an unserem Tisch zuteil. Der Wein dazu ist deutlich bekannter als die vorherigen, es ist ein Pinot Noir oder verständlicher ausgedrückt: ein Spätburgunder aus dem Rheingau. Leuchtend hellrot bietet er sehr wenig Holz und gehört sicherlich zu den leichten Roten. Hier zur Poularde und zum Spargel keine schlechte Wahl.
Zum Abschluss bietet das Morgenpost-Menü vom Mai 2024 eine Mascarponemousse mit Himbeeren als Frucht, Gel und Sorbet. Herrlich frisch, angenehm säuerlich und cremig. Und manchmal sind es die kleinen Kleinigkeiten die begeistern: Ein Pistaziencreme-Klecks sticht mit seiner geschmeidigen Aromafülle hervor und führt zu Begeisterung am Tisch. Im Glas landet nun wieder ein Wein der unbekannteren Sorte, ein Bacchus aus der Region Saale-Unstrut in Thüringen. Er hat in Kombination mit dem Dessert keine übertriebene Süße und bietet einen schönen Abschluss.
Meine Resümee-Abfrage bringt ein „Ach Jo“ mit etwas Kopfgeschwenke hervor. „Nichts war schlecht, aber so echte Highlights waren auch nicht dabei.“ Bis auf die Calamaretti, aber die verschwanden viel zu schnell im Genießermund.
Morgenpost-Menü April 2024 – Vitruv im Hotel Leonardo Royal Alexanderplatz
Ich habe mich schon oft gefragt, warum es hier kulinarisch so viele „Italiener“, „Griechen“, „Chinesen“ und vielleicht auch „Inder“ gibt, doch arabische und türkische Restaurants eher unbekannt bleiben, wo doch so viele Berliner in dieser Region ihre Wurzeln haben. Mit der levantinischen Küche zum Morgenpost-Menü vom April 2024 ändert sich das vielleicht. Die Levante ist die historische Bezeichnung der Länder des östlichen Mittelmeeres, also Syrien, Libanon, Israel, Jordanien und die Mittelmeerküste der Türkei. Also diesmal ganz neue Geschmackseindrücke. Nach herzlicher Begrüßung steht auch schon ein Körbchen mit Brioche und dreierlei Creme auf dem Tisch. Ein perfekter Start.
Richtig los geht es mit einer rund geformten Rote-Beete-Mousse, Grünem Apfel-Sorbet und Walnusskrokant; das hört sich noch nicht so orientalisch an. Dazu gibt es Ayran. Ahh, den salzigen Jogurt-Trunk aus der Türkei kennen wir. Aber hier ist Ayran nicht die Getränkebegleitung, sondern kommt in kleinen Gel-Klecksen auf den Vorspeisenteller. Das Gericht ist erst ein Augen- und dann ein Gaumenschmaus. Ich gebe es zu: Ich bin ein Fan von aufwändig arrangierten Speisen und wenn dann auch noch Salz, Säure, Crunch und Creme den Gaumen geschmacksintensiv umspielen, bin ich begeistert.
Die Getränkebegleitung ist ungewöhnlich: statt Riesling klimpern Eiswürfel mit Campari, Sekt und Vermouth in einem Cocktailglas. Die Bitternoten fordern die Vorspeise heraus, passen aber erstaunlich gut in die Komposition und die Sommerfarbe öffnet uns das Herz.
Als nächstes erreicht uns ein Teller mit gerösteten Kichererbsen, einem Pannacotta Klecks und Mango Chutney, alles bestäubt mit Harissa, einer feurig scharfen Chili-Gewürzmischung. Zwei junge Service-Damen umgießen das Arrangement gekonnt mit einer aufgeschäumte Kichererbsen-Suppe. Das Ganze ist fluffiger als es aussieht, es schmeckt sahnig, salzig und Harissa-würzig. Die angerösteten Kichererbsen bieten dazu den Knack-Kontrast und führen zum freudigen Grunzen in unserer Morgenpost-Menü-Runde. Zum Teller Ablecken! Die Getränkebegleitung gestaltet ein Spätburgunder Rosé. Hatte ich vorher noch nie getrunken. Er bietet eine schöne Farbe im Glas, ist sommerlich frisch und fruchtig und setzt damit einen angenehm kühlenden Gegenpol zur wärmenden Suppe.
Im Fischgang steht schwarzer Heilbutt mit Tomatenessenz, Buchweizen und Kartoffelstroh auf dem Plan. Huch – hört sich nach gepflegter Deutscher Küche an. Offensichtlich soll die Experimentierfreude der Morgenpost-Menü-Genießer nicht ausgereizt werden. Aber aus welcher Landesküche auch immer, ein optisches Kunstwerk steht auf dem Tisch, fast zu schade, um es mit Messer und Gabel zu zerstören. Wobei, das Messer ist nicht nötig. Der zarte Fisch lässt sich locker mit der Gabel portionieren, hat es aber geschmacklich schwer, gegen die „Pommes“ zu bestehen. Dazu fehlt den Tomaten etwas Kraft. Aber ehrlich, ich nöle hier auf höchstem Niveau, denn insgesamt liegt auch dieser Gang auf einem Morgenpost-Menü-Spitzenplatz. Der dazu gereichte Vernaccia di San Gimignano aus der Toskana ist leicht, angenehm und trinkt sich so weg.
Zum Hauptgang serviert uns das Vitruv ein Stück vom Lammrücken mit geröstetem Spitzkohl, Blumenkohlpüree und einer Art Kartoffel-Kroketten. Den orientalischen Kick liefert eine Gewürzmischung aus Koriander, Kreuzkümmel, Nelken, Fenchel, Pfeffer und Nüssen. Und wieder betört uns eine optische Komposition der Extraklasse. Das Lammfleisch ist ausgesprochen zart, ohne in seiner Struktur zu zerfallen. Top! Pinienkerne und Croutons liefern den Biss, der geröstete Spitzkohl die Würze und das Blumenkohl-Püree das Creme-Gefühl. Wieder volle Punkte! Dazu kommt ein Rioja ins Glas. Genau mein Lieblings-Rotwein und jedes Mal sage ich scherzhaft beim Einschenken: „randvoll genügt!“ Hier scheint es zu funktionieren. Es gluckern erst 0,1 dann 0,2 ins Glas bis ich bei 0,3 freudig rufe: „Das war ein Scherz!“
Aber nicht nur deswegen: Der Service ist außergewöhnlich zugewandt und macht damit kleine „technische“ Unzulänglichkeiten mehr als wett. Begleitet wird dieser levantinische Charme durch zwei junge Damen, die in ihrem dualen Gastro-Studium hier den Service strahlend, aufmerksam und gekonnt unterstützen. Als Gastronom würde ich sie auf der Stelle abwerben.
Den Abschluss des Morgenpost-Menüs vom April 2024 bestreitet ein Möhren-Küchlein mit Basilikumsorbet, dazu etwas Maracuja und Frischkäse. „Es muss nicht immer Schokolade sein!“, ist dazu die Standard-Bemerkung unserer Mittesterin Sabine. Recht hat sie. Das Sorbet ist herrlich frisch, der Kuchen nicht zu süß und die kleinen Möhren-Ringe mit Frischkäsefüllung ein optischer und geschmacklicher Gag. Dazu erfreut es mich persönlich sehr, dass die Getränkebegleitung kein Süßwein ist, sondern ein Cocktail aus meiner Lieblingszutat Gin: ein Gin Sour mit Zitronensaft und Puderzucker. Doch diesmal kann ich nur nippen. Ihr wisst, der Rotwein…
Das Vitruv im Leonardo Hotel landet mit diesem außergewöhnlichen Menü in unserer Morgenpost-Menü-Spitzengruppe. Für uns war der Abend ein besonderes Erlebnis mit fein abgestimmten Gängen, die insbesondere schon beim Anblick den Appetit anregen. Die Einrichtung ist gemütlich und die Tische stilvoll eingedeckt. Leider liegt das Restaurant etwas abseits und versteckt in dem Hotel. Zufällig kommt hier niemand vorbei. Daher hoffe ich, dass sich auch nach dem Morgenpost-Menü genug Besucher an das leckere Essen erinnern.
Morgenpost-Menü März 2024 –Balthazar 2
Für das Morgenpost-Menü im März 2024 ist das Restaurant Balthazar 2 im Nikolaiviertel auserwählt. Um gleich mal ein wenig klugzuscheißen: Balthazar ist in diesem Fall kein Vorname, sondern eine Flaschengröße, also Magnum XXL mit 12 Litern Inhalt. Obwohl wir gerne und viel Wein trinken, wäre es für unsere heutige Fünfer-Testrunde doch etwas zu viel.
Nach einem herzlichen Empfang und unserem üblichen Extra-Sekt kommt ein Gruß aus der Küche. Wie schön, ist ja heute nicht mehr so oft dabei. Das Mokka-Tässchen wärmt mit einem scharf-würzigen Schluck Kürbissuppe (es gibt auch Stimmen, die eine Suppe von der Süßkartoffel vermuten) und verspricht einen kulinarischen Abend-Genuss.
Außerdem folgt noch als „Brot“ ein kleiner Pumpernickel mit einem ordentlichen Klecks Schmalz.
So richtig geht es dann los mit einer Art Frühlingsrolle gefüllt mit mariniertem Entenfleisch und kleingeschnippeltem Gemüse, dazu gibt es Spitzkohlsalat sowie Gurke und Möhre. Der Reismehlmantel ist crunchy frittiert. Sehr mild abgeschmeckt, lässt das Gericht ein wenig die asiatische Schärfe vermissen. Alexandra befindet in einem recht harten Urteil: „Gute TK-Ware!“ Der Riesling passt mit seiner zurückhaltenden Säure und angenehmer Frische ausgezeichnet zu der Vorspeise.
Das folgende Süppchen aus Mungobohnen und einer Art Kräcker-Stange als Knusperbeilage gefällt mir im Zusammenspiel sehr gut. Die Suppe ist cremig und bietet durch den weißen Balsamico eine passende milde Säure. Die frisch hineingebröselte Stange behält ihre Konsistenz und gibt der Suppe einen angenehmen Biss. Mir gefällt’s, einige aus der Tischrunde finden es belanglos. Unser Kellner sagt als Wein eine Cuvée an. Auf die Frage: „Woraus?“, erfahren wir: „Aus Freiburg!“ Tja, es herrscht halt Fachkräftemangel. Aber der junge Mann macht es mit seiner freundlichen und zugewandten Art und seinem großzügigen Einschenken allemal wett. Und dass es eine Mischung aus Weißburgunder, Rivaner und Sauvignon Blanc ist, können wir auch nachlesen.
Den Fischgang bestreitet eine Buttermakrele in Fischsoße, eine Mini-Paprika und eine Knusperkugel mit Mojo-Füllung. Die Makrele ist sehr zart und wird geschmacklich von der Paprika und der kräutigen Knoblauch-Mojo dominiert. Ich bin mir nicht sicher, ob hier die passende Kombination gewählt wurde. Der dazu gereichte kräftige Chardonnay passt dafür ausgezeichnet.
Im Hauptgang bekommen wir eine Art Cordon Bleu, also ein Kalbsschnitzel, aber ohne Schinken und dem üblichen Schmelzkäse, dafür mit einer würzigen Frischkäsefüllung. Während sich mir beim Schneiden der flüssige Frischkäse in die Jus ergießt, erfreut sich Toto an der erstklassigen Panade. Die Kugel aus lila Kartoffelteig könnte allerdings einen Liter Soße vertragen. Alexandra stöhnt: „Schon wieder alles einheits-braun!“ Ja, alles ist irgendwie „nett“ und im Landgasthof von Ober-Unterstädt sicherlich eine Sonntagsfreude am Mittagstisch. Bei uns springt der Gourmet-Funke aber nicht so richtig rüber. Mit Ausnahme der Weine. Der Rioja gefällt uns mit seinen vollen kräftigen Aromen von dunklen Beeren so gut, dass wir um Nachschlag bitten und lieber auf das Dessert-Getränk verzichten.
Auch beim Nachtisch bleibt es braun mit der Schokosoße über die Birne von Helene. Genau das Richtige in Ober-Unterstädt. In Berlin-Mitte reist es uns allerdings nicht von den Sitzplätzen.
Beim Abschluss-Kaffee, auch die koffein-freie Variante schmeckt Melanie und Alexandra sehr gut, ziehen wir Bilanz: Gemütlicher Abend mit durchweg guten Weinen, aber ohne kulinarische Highlights und somit in der Schulnoten-Gesamtwertung für uns eine „3“.
Wenn ihr ebenfalls das Morgenpost-Menü im März 2024 im Balthazar besucht, würden wir uns sehr über euer Urteil freuen. Gerne per E-Mail an info@grad60.com
Morgenpost-Menü Februar 2024 –Rutz Zollhaus
Zum Morgenpost-Menü im Februar 2024 lädt diesmal das Rutz im Alten Zollhaus zum Fünf-Gänge-Menü ein. Der Abend im Februar ist natürlich schon stockfinster, sodass die schöne Kreuzberger Lage am Landwehrkanal nicht wirklich zur Geltung kommt; dafür leuchtet der rote Namenszug schon von weitem in die Dunkelheit hinaus.
Mit einer sehr herzlichen Begrüßung begleitet uns eine Mitarbeiterin in die obere Etage des Alten Zollhauses, wo die Tische in sehr großzügigem Abstand gruppiert stehen. Zusätzlich verstärkt die hohe Balkendecke den Eindruck von Weitläufigkeit. Man könnte auch sagen: Leere. Für unsere 6-er Morgenpost-Menü-Tester-Runde durchaus angenehm, für ein gemütliches Tête-à-Tête zu zweit vielleicht etwas einsam.
Unser Kellner Maik kümmert sich aufmerksam und passend locker um unseren Tisch. Nach dem extra bestellten Winzersekt freuen wir uns über den ersten Gang: Karottentatar unter Schafs-Joghurt-Schaum. Im Vorhinein hatte ich mich über die Bezeichnung „Tatar“ für Möhrenwürfelchen amüsiert, jetzt finde ich die Bezeichnung absolut passend. Ein vegetarischer Gang der Extraklasse: würzige Aromen unter einer luftig-cremigen Schaumhaube, perfekt ausbalanciert zwischen Säure und dezenter Schärfe. Auch der dazu servierte Riesling passt perfekt.
Den zweiten Gang bestreitet ein „Ofenkohl“ mit Käsesoße, aber einer leichten, wie Maik uns ankündigt. Recht hat er: sahnig, aber nicht üppig, schmeichelt sie dem Kohl. Auch hier ist meine anfängliche Skepsis widerlegt. Die dazu passenden Liebstöckelaromen und der Crunch von Röstzwiebeln runden das Geschmackserlebnis ab. „So gut kann vegetarisch“, freut sich unsere Morgenpost-Runde. Auch die Scheurebe im Glas gefällt mit ihrer passenden Blumigkeit.
„Klopse“ jubiliert Sabine schon im Vorhinein. Und die Freude ist berechtigt. Ein zarter Kloß mit Soße, Nussbutter-Kartoffelpüree und frittierten Kapern zeigt Hausmannskost auf hohem Niveau. Maik klärt uns über die Bestandteile vom Klops auf: „Kalb, Iberisches Schwein und Saiblings Kaviar, aber keine (!) Schrippe!“ Alle würden am liebsten die Schale auslecken. Und auch der Weißburgunder passt hervorragend.
Der Hauptgang kommt als optisches Highlight auf den Tisch: kleine geröstete Blumenkohlröschen, Minipilze und Tupfen von einer Topinambur-Creme. Mit den Röstaromen, den Säurenuancen und den leicht bitteren Noten der Lauchasche eine leckere Umrandung der Mitte. Dort steht eine schwarz-weiße Rolle. Das Weiße ist Hühnerfleisch - das Schwarze drumherum ein mit Lauchasche eingefärbter Crêpe. Sieht außergewöhnlich aus, schmeckt aber nicht außergewöhnlich. Im Gegenteil, mehrere aus unserer Morgenpost-Menü-Testrunde rollen den schwarzen Eierkuchen zur Seite. Dafür ist das Hühnerfleisch zart und saftig, aber uns fehlt ein wenig der Pfiff. Dafür punktet der Wein, ein Roter aus dem Bordeaux, mit seinen Kirsch- und Vanillearomen.
Zum Nachtisch folgt ein Muckefuck-Eis mit karamellisierter Kondensmilch und eingelegter Pflaume. Irgendwie ein geschmacklicher Kick zurück in frühere Zeiten: Kinder-Kaffee mit „Milchmädchen“ und Muttis eingelegten Pflaumen aus dem Weckglas. Jau, sehr gut, aber auch nicht aufregend. Angenehm passt dazu der Portwein, natürlich süß, aber mit seinen dezenten Holznoten auch keine Zuckerbombe.
Beim Abschluss-Kaffee zeigt sich unsere Verkoster-Runde sehr zufrieden und vergibt auf einer zehnstelligen Skala insgesamt acht Punkte. Und noch eine Sache finde ich erwähnenswert. Die 0,7 Literflasche Wasser kostet 4,90 Euro. Bei den sonst üblichen Wasserpreisen in den Lokalen schon fast ein Schnäppchen.
Von unserer Leserin Annette gibt es zum Rutz folgendes Kurzurteil: Service war gut. Wein in rot war gut. Auch der zum Dessert. Aber mit den weißen hatten wir so unser Problem. Die Möhrenstückchen fanden wir etwas zu grob. Bei uns war die Umhüllung vom Huhn gut.Beim Dessert haben wir uns über gesüßte Kondensmilch (Milchmädchen) unterhalten. Früher gab es Milchmädchen in der Dose und in der Tube (noch aus Metall). Heute sind die Tuben aus Kunststoff. Alles in allem waren wir zufrieden und haben uns wohlgefühlt.
Morgenpost-Menü Januar 2024 –The Casual im Hotel "Das Stue"
Beim Morgenpost-Menü im Januar 2024 wird es nobel. Das 5 Sterne Boutique-Hotel „Das Stue“ begrüßt die Genießergemeinde zu einem italienischen Abend in ihrem Restaurant „The Casual“. Auf dem Weg durch den Tiergarten leuchtet uns das erhabene Gebäude im Stil einer noblen Botschaft, die es auch einmal war, entgegen. Bei Zimmerpreisen von 300 Euro bis 2.000 Euro für die luxuriöse Suite (pro Nacht versteht sich) sicher kein Schnäppchenhaus. Und das sieht man auch.
Das Morgenpost-Menü besteht aus fünf italienischen Gängen und geht damit in die Konkurrenz zum Lieblingsitaliener. Das Duell heißt somit gehobene Küche im „The Casual“ vs. Emotionen im „Ristorante um die Ecke“. Ein schwieriges Terrain. Für mich punktet schon mal das Interieur. Statt Fischernetz hängen dekorative Kupferkessel an der Decke.
Der Empfang ist freundlich professionell und hat natürlich keine Ähnlichkeit mit dem “Ciao, ich habe beste Platz für euch!“. Unsere Fünfer-Runde wird auch ohne die Schmeichelei an einem passenden Tisch in der Mitte des Restaurants untergebracht und auch die außen herumgruppierten Zweier-Tische wirken gemütlich. Nach unserem extra bestellten Cava kommt ein Rinder-Carpaccio mit Pilzen und Senfkörnern auf den Tisch. Klasse! Da muss sich der Lieblingsitaliener mächtig strecken, um solch mürb-feine Scheiben in perfekter Säurekombination zu servieren.
Der Wein dazu, eine Cuvée aus Riesling, Weißburgunder und Müller-Thurgau, stammt als Kontrast nicht aus Italien, sondern von der Mosel. Auch der ist ausgezeichnet süffig und rund. Die häufig dominierende Säure von Riesling ist hier richtig gut eingebunden.
Als zweiter Gang folgt eine Linsensuppe und erinnert mich an Muttis Deutsche Hausfrauenkost. Ohnehin scheint es ein emotionales Gericht zu sein. Melanie möchte am liebsten wie früher noch Essig und Zucker dazu und wir anderen denken an hineingeschnittene Cabanossi oder Wiener Würstchen. Der Restaurantchef klärt uns auf: „Auch in Italien ist Linsensuppe populär und die hier verwendeten Hülsenfrüchte kommen aus Umbrien“. Mit den weiteren Zutaten von Lorbeeröl und Frühlingszwiebeln leuchtet damit auch ganz dezent das Mittelmeer auf der Zunge heraus. Im Ganzen recht bodenständig passt das Getränk hervorragend dazu: ein süffiges Bier von der Brauerei Berliner Berg. Durstlöschend und eine hervorragende Abwechslung zu der üblichen Weinbegleitung. Prost!
Der nächste Gang ist nun ganz Italien: Pasta mit Oktopus in Tomatensugo, dazu ein Glas Vernaccia di San Gimignano aus der Toskana. Die Oktopus-Stückchen bieten zarte Meeresfrische mit passendem Biss in einer frischen Tomatensoße, dazu Nudeln in der berühmten „al-dente“-Qualität. Für mich großes Italo-Kino und eine hohe Messlatte, die „Mario“ nur schwer überspringen kann.
Zum Hauptgang kommt eine Hühnerbrust mit Kohl und Rosmarinkartoffel auf den Tisch. Das Geflügel ist sous-vide gegart und verspricht damit besonders zart zu sein. Das verspricht es aber auch nur. Eher fest und leider auch ein wenig trocken verlangt die Brust reichlich Soße, zumal auch der Haut die erhoffte Krossigkeit fehlt. Dazu schenkt das Casual einen „Roten“ ins Glas: einen Primitivo aus Apulien. Wunderbare Kirschigkeit mit leichten Holztönen. Der trifft genau meinen Geschmack. Aber insgesamt gehen bei diesem Gang die Punkte an das „Ristorante um die Ecke.“
Zum Abschluss gibt‘s den Klassiker schlechthin: Tiramisu. Unsere Morgenpost-Menü-Testrunde ist hier sehr unterschiedlicher Meinung: Alex ist der Boden viel zu sehr getränkt, Melanie und Sabine fehlt die Süße und der Kakao kommt bitter rüber. Armin und ich sind zufrieden, obwohl das Tiramisu nicht wie versprochen am Tisch angegossen wurde, sondern schon stark kaffee-haselnuss-getränkt serviert wird.
Ich bin sehr glücklich, dass es zum Nachtisch keinen Dessert-Wein gibt, den ich oft als schlabberig süß empfinde. Nein, es gibt einen Cocktail mit Kaffeelikör, Vermouth, Grappa und Milch. Und als Showeffekt am Tisch frisch zubereitet. Ein leckerer Abschluss, der den im Menü enthaltenen Espresso oder Cappuccino fast entbehrlich macht.
Während wir über unser Resümee debattieren kommt ein Pärchen an unseren Tisch, das als regelmäßige Leser des Blogs unsere grad-60-Runde erkannt hat. Natascha und Daniel, eher im grad-30-Alter, nutzen das Morgenpost-Menü ebenfalls regelmäßig, um interessante Lokale kennenzulernen. Ihre Spitzenreiter des letzten Jahres sind das „Patio“ und das „Schmidt Z&Ko“. Der heutige Abend erreicht bei ihnen auf einer 10er-Skala den Wert 6,5 bzw. 7,0. Unsere Runde legt mit einer 8,0 noch einen Punkt drauf. Uns hat es gefallen und es war eine hervorragende Gelegenheit, dieses hochpreisige Restaurant zu einem sehr moderaten Kurs kennenzulernen.
Ein aktuelles Feedback von unserer Leserin und regelmäßigen Morgenpost-Menü-Genießerin Annette: Waren begeistert vom unaufgeregten Service und vom butterweichen, saftigen Hühnchen. Nur bei der Linsensuppe hat etwas der Pfiff gefehlt. Der Wein hat uns allen geschmeckt.
Und eine weitere Bewertung hat uns von Pepe erreicht:
Sehr schönes Ambiente, sehr freundliche Begrüßung und später sehr aufmerksamer Service.
1. Gang: Das Rindercarpaccio , mal wirklich anders durch den fermentierten Senf, war hervorragend und mit dem korrespondierenden Wein von der Mosel absolut sehr gut: Note 10. Ein kleiner Kritikpunkt: es wurde nur auf einem kleinen Teller angerichtet im Gegensatz zu Eurem Photo.
2. Gang: Linsensuppe, hier geben wir nur die Note 6,0, weil die Linsen allen etwas zu weich gekocht waren, ohne Biss, und es fehlte allen die gewohnte Säure z.B. Balsamico o.ä. Das Lorbeeröl war nicht herauszuschmecken. Das Getränk: Berliner Rotes, Berliner Berg Brauerei war eine Überraschung und schmeckte uns allen ausgezeichnet: Note 10.
3. Gang: Calamarata Pasta Oktopusragout geschmacklich hervorragend, aber uns waren die Nudeln zu "al dente". Der passende Wein aus der Toskana war der absolute Hit.
4. Gang: Hühnerbrust war zart und nicht trocken, aber die Haut war leider nicht kross und die Sauce aus einer Pipette. Geschmacklich ist noch Luft nach oben. Der Rotwein, ein Primitivo aus Apulien, riss allerdings den Gang heraus, wunderbar!
5. Gang: Tiramisu, leider war der Boden durchgeweicht, weil der Kaffee nicht am Tisch, wie angekündigt, angegossen wurde, sondern schon in der Küche. Der "Italien Liquid" wiederum überraschte uns angenehm mit seinen drei Geschmäcker.
Alles in allem haben wir einen schönen Abend verbracht und gut gegessen. Gesamturteil: 7,5
Morgenpost-Menü Dezember 2023 –Einstein Unter den Linden
Für das Morgenpost-Menü im Dezember 2023 ist das Einstein Unter den Linden der Gastgeber und serviert im Weihnachtsmonat als Hauptgang auch den entsprechenden Klassiker: Ente mit Klößen und Rotkohl. Und manchmal ist es so, dass der Dezember voller Vorbereitungen steckt und ich deshalb darauf verzichten muss. Leider! Denn Annette war mit ihrer 4er-Gruppe da und war hingerissen: Die Ente superzart, der Rotkohl „wie früher“ gut abgeschmeckt und mit schöner Farbe. „Bei jedem Gang war ein Kick dabei!“ Das Semmelknödel-Carpaccio originell und für Annette ein Anreiz, so etwas mal selber nachzukochen. Auch die Selleriesuppe und das Rotweinrisotto mit Radicchio kamen bei ihrer Gruppe an. Und während sie mir mit Begeisterung auch über den freundlichen Service berichtet höre ich ihre besondere Freude über das Dessert heraus: Originell in der Aushöhlung eines abgeschnittenen Magnumflaschenbodens steht ein Creme-Eis, kreiert aus einer Weinreduktion, Ei, Zucker und Butter auf dem Tisch. Annettes Fazit: „Ein richtig gutes Morgenpost-Menü!
Morgenpost-Menü November 2023 – Pots im Ritz-Carlton
Irgendwie scheinen dem Morgenpost-Menü die Ideen oder vielleicht auch die Angebote für Neuentdeckungen auszugehen. Das November-Menü gestaltet ein alter Bekannter: das Pots im Ritz-Carlton am Potsdamer Platz. Wir durften das Hotelrestaurant bereits im Mai 2022 und im Juni 2019 genießen. Es hat uns beide Male begeistert. Trotzdem würde ich mich über die Vorstellung von unbekannten Gaststätten im Rahmen des Morgenpost-Menüs freuen, zumal ja auch schon der Vormonat ein Wiederholer war. Aber natürlich ist die Menüfolge eine Neukreation.
Zum ersten Gang schwimmt ein Stück Saibling auf einer Insel aus Fischmousse und Meerrettich in einer Apfel-Vinaigrette. Der Weißwein dazu ist ein Puilly Fumé.
Originell wird es im zweiten Gang: Eine vegetarische Currywurst in der Gestalt eine Karotte, auf dem Holzkohlegrill geröstet und mit Currysoße bedeckt. Dazu kommt ein Bier auf den Tisch. Natürlich kein normales “Kindl”, es ist eine Weiße, im Holzfass gereift. Wir durften soetwas schon einmal in der Preußischen Spirituosen Manufaktur probieren. Ein erstaunliches Geschmackserlebnis, fast wie ein guter Sekt.
Danach folgt das Onsen-Ei, das wir schon von den letzten Morgenpost-Menüs im Pots kennen und schätzen. Diesmal wird es mit Grüner Frankfurter Soße kombiniert. Als Getränk gesellt sich eine Cuvée aus Grau- und Weißburgunder hinzu.
Den Hauptgang bestreiten Königsberger Klopse mit Kapernsoße und gelbe Bete. Normalerweise gehe ich für Hausmannskost nicht ins Restaurant. Ich bin gespannt ob es sich trotzdem lohnt. Als Wein wird ein Riesling dazu gereicht.
Zum Nachtisch folgt Bayerische Creme mit Kirsche und Kakaochips. Als originelle Überraschung ist das Ganze mit Rauchsalz und Pfeffer gewürzt. Als Dessertwein ist ein Riesling Kabinett vorgesehen.
Ich selber konnte das Morgenpost-Menü November 2023 leider nicht verkosten, aber Melanie war da und berichtet von einem köstlichem Abend mit freundlichem Service: “Königsberger Klopse, eigentlich Hausmannskost, wurden modern interpretiert und perfekt angerichtet.
Und weiter berichtet sie: “Die Weine schmeckten ausgezeichnet, nur die Berliner Weiße zog mir Mund und Gaumen zusammen. Für mich zu sauer und die Holznoten im Bier waren auch nicht mein Fall”. Insgesamt jedoch ein ausgezeichnetes Menü und ein guter Platz im Morgenpost-Menü Ranking, so ihr Fazit.
Morgenpost-Menü Oktober 2023 – Schmidt Z & KO
Heute gibt’s mein Resümee mal ganz am Anfang: Ein Abend ohne Highlights und trotzdem ein schöner! Warum das so ist, will ich euch erklären. Nach unserem extra bestellten Rieslingsekt startet die Menüfolge mit Lachs auf Gurke und Pumpernickel-Brösel. Der Fisch ist zart und mild, die Gurke dazu säuerlich-knackig, die Brösel bieten etwas Crunch. Sehr gut komponiert, aber auch nicht aufregend. Der Riesling dazu bietet die übliche frische Säure, die das Essen gut ausbalanciert. Die Gläser sind schnell geleert und zu unserer großen Freude wird etwas nachgeschenkt. Das gibt uns das gute Gefühl eines großzügigen Gastgebers, der nicht jeden Tropfen zur Gewinnmaximierung abzirkelt. Dazu gehört auch das lecker-frische Brot mit der Creme zu Beginn. Das extra zu bestellende Wasser kommt übrigens in eigenartig aussehenden Gefäßen auf den Tisch. Sie sehen aus wie Radfahrer-Trinkflaschen.
Im zweiten Gang folgt ein Scheibchen Sellerie, angemacht mit Mandarinen-Gel, Mandeln und Walnüssen. „Schmeckt wie die vegetarische Form einer Foie gras, also einer Gänse-Stopf-Leber“ begeistert sich „Frau P“ (das ist der liebevolle Spitzname einer Teilnehmerin unserer Morgenpost-Menü-Runde). Alex und ich sind da nicht so angetan und finden den Gang eher etwas fade. Die Weinbegleitung besteht aus einer Weißburgunder-Chardonnay-Cuvée, die fruchtig-cremig-gängig dazu passt.
Als Drittes folgt eine Kombination von roter und weißer Bete mit Ziegenkäse-Schaum. Ich bin zwar kein großer Bete Fan, doch hier gleicht der cremig-luftige Schaum die Erdigkeit der Bete ausgezeichnet aus. Dazu spüren wir eine gewisse Schärfe und vermuten wegen der kleinen grünen Krümelchen auf dem Schaum im ersten Moment einen Wasabi-Staub. Ist aber Quatsch, die Schärfe stammt von der Chilischote und darüber gestreut ist getrocknet-gerebelter Dill. Das Ganze lässt sich fluffig leicht wegschmatzen, hätte aber auch zur Brotbegleitung am Anfang gepasst. Dazu kommt ein Silvaner ins Weinglas, für meinen Geschmack der außergewöhnlichste Wein des Abends, mit einer gewissen Kraft, der gut gegen die Chili-Schärfe des Ziegenkäse-Schaums bestehen kann.
Den Hauptgang bestreitet eine Rinderbacke, die auf einem kleinen See von Bratensoße sitzt. Den Soßen-Staudamm bildet ein Ring aus Kartoffelpüree. Das Fleisch ist butterzart, die Soße würzig, das Kartoffelpüree cremig. So wie es sich für ein gutes Mittagsessen bei Mutti gehört. Das Besondere ist allenfalls das knusprige Röstzwiebel-Estragon Topping. Logischerweise hat der dazu gereichte Wein die Farbe “rot”. Er stammt von der Loire aus Frankreich und könnte für mich noch mehr Wumms haben. Aber das liegt wahrscheinlich an meiner Vorliebe für schwere holzlastige Barrique-Weine. Insgesamt ein wohlig-warmes Mittagessen.
Zum Abschluss folgt ein Birnen-Ingwer-Sorbet, mit weißem Schokoladenschaum und einem Mandelküchlein. Alles sehr fluffig-leicht und nicht zu süß. Das Süße übernimmt der Dessertwein: eine Scheurebe-Spätlese. Mir ist sie zu süß und ich kann sie mit meinem Tischnachbarn gegen seinen Rotwein eintauschen.
Unsere Morgenpost-Menü-Testrunde besteht dieses Mal aus nur fünf Genießerinnen und Genießern und auf meine Resümee-Abfrage höre ich viel generelle Zustimmung. Meist bezieht sich das aber auf das allgemeine Wohlfühlen. Der Service unaufgeregt, freundlich, großzügig. Selbst irgendwie sympathisch, wenn der gelegentlich servierende Küchenchef ohne Schnörkel die Zutaten eines Gangs aufzählt und eindeutig so wirkt, als ob er sich bei seinen Töpfen wohler fühlt. Dazu gefällt uns das Ambiente des bistromäßigen Weingeschäfts mit seinen Weinregalen und ausgestellten Flaschen. Und wann kann man schon mal einen „Balthasar“ (eine 12 Liter fassende Weinflasche) umarmen?
Morgenpost-Menü September 2023 – Villa Kellermann
Freu, freu, freu! Das Morgenpost-Menü September 2023 findet in der Villa Kellermann statt. Das Lokal habe ich schon lange im Fokus für die Serie „Außergewöhnliche Restaurants in Berlin - Brandenburg“ und nun wird es mir von der Morgenpost direkt serviert. Wie schön!
Die Villa steht am Heiligen See in Potsdam und ich will mal sagen: Ein Prunkbau.
Die entscheidende Frage ist jedoch, werden meine hohen Erwartungen erfüllt oder ist es mehr Schein als Sein? Bei mir hat sich die grad60-Leserin Annette gemeldet und über ihre leicht getrübten Erfahrungen beim Morgenpost-Menü in der Villa Kellermann berichtet: Unprofessioneller Service, gewöhnungsbedürftiger Wein, Tomatenscheiben mit Stielansatz… Na, da schauen wir dem Laden mal genau auf die Finger. Der Start ist erstmal gut; freundlicher Empfang und gemütliches Ambiente.
Die Wartezeit auf unsere Nachzüglerin Sabine überbrücken wir mit einem extra bestellten Winzersekt, perlig und gut. Dann geht es los mit einem Riesling, den ich gewöhnungsbedürftig süß empfinde. Der erste Gang „Tomatensalat“ fängt das mit seiner knackigen Säure jedoch recht gut auf. Ich finde die Kombination von Wassermelone, Passionsfruchtdressing, kleinen Kügelchen Burrata (einem Mozzarella-ähnlichen Käse), Estragon und verschiedenen Tomatenscheiben saftig frisch und gelungen. Unsere 7er-Runde untersucht jede Tomate auf das Genaueste: kein Stielansatz zu finden.
Bei dem Wein zum zweiten Gang wird mir klar, was Annette meint. Der Merlot Rosato ist gewöhnungsbedürftig. Beim Riechen fällt in der Runde der Begriff „Ki-Ba“ für Kirsch-Bananensaft und beim Verkosten rutscht mir ein „furchtbar“ heraus. Mein Meckern mit der Schulnote „6“ ruft Widerspruch hervor, doch letztendlich gestehen alle ein, dass sie sich davon keine Flasche bestellen würden. In der heftigen Diskussion geht die angegossene Kürbissuppe fast unter. Durch Mandarinen, Himbeerjus und Ingwer ist sie fruchtig-säuerlich und kämpft verzweifelt gegen den Rosato. Bei Melanie und mir gelingt das nicht. Unser Wein bleibt stehen.
Der nächste Gang, Scholle mit Blumenkohl, Schnittlauch und Nussbutterschaum macht Freude. Der Fisch ist saftig und zart und die Soße eine cremige Verbindung zum angebratenen Blumenkohl-Crunch, der noch gerne etwas knuspriger sein könnte. Den dazu gereichten Sauvignon Blanc aus Südafrika nenne ich angenehm und muss mir ein frotzelndes „Du stehst wohl auf beliebig“ anhören. Ja, in diesem Fall schon.
Zum Hauptgang füllen sich unsere Gläser mit einem Côtes du Rhône in herrlich dunkelroter Farbe. Ich als Rotweinfreund jubiliere: Die fruchtig-holzigen Kirschnoten treffen genau meinen Geschmack. Und auch das geschmorte Kalb ist butterzart und perfekt mit der Pilzsoße abgeschmeckt. Der cremige Klecks von der Haselnuss zeigt zarte Anklänge von „Nutella“ und betont mit seiner dezenten Süße das Fleisch und bietet einen Gegensatz zu der bissfesten Topinambur, die fast wie ein Salat unter ein paar kleinen Klecksen Chili-Schärfe die Beilage bildet. Großes Kino!
Zum Nachtisch gibt es einen Klassiker: heiße Himbeeren mit Eis. Hier natürlich in der edlen Variante mit weißer Schokoladenmousse, frischen Himbeeren und Baiser. Ein Abschluss den wir alle einfach nur als „lecker“ bezeichnen. Die dazu gereichte zuckersüße Beerenauslese liegt wieder außerhalb meiner Wunschvorstellung.
Ja, Annette, ich kann dir zum Teil zustimmen, die Weine waren nicht so der Knaller. Der Service konnte uns jedoch absolut überzeugen. Wir wurden freundlich und kompetent umsorgt und hatten dazu noch das Glück, den Leiter des Restaurants aus seinem früheren Wirken in der Galander-Bar in Kreuzberg wiederzuerkennen, der uns zum Abschluss noch einen Sekt „aufs Haus“ servierte. Aber nicht nur deswegen hatten wir einen genussvollen Abend. Die Speisen sind eine absolute Empfehlung und bringen das Haus trotz der Weine auf die vorderen Ränge in unserem Morgenpost-Menü Ranking. Ach ja, ein weiterer Punkt soll nicht vergessen werden. Es gab leckeres hausgebackenes Brot, auf unseren Wunsch auch mehrfach nachgelgt und das ohne Aufpreis. Inzwischen gewiss nicht mehr selbstverständlich!
Die Rückfahrt von Potsdam nach Berlin wurde uns übrigens sehr erleichtert. Ulli und Sabine haben sich bei den Getränken zurückgehalten und den privaten Fahrdienst zurück nach Berlin übernommen.
Morgenpost-Menü August 2023 – Hotel am Steinplatz
Das Morgenpost-Menü für den Monat August führt uns in das Hotel am Steinplatz. Das legt ein Lächeln in mein Gesicht. Nicht nur, dass hier schon einmal ein sehr gutes Morgenpost-Menü serviert wurde, ich erinnere mich auch voller Freude an die glanzvolle Hochzeit zweier Freunde in diesem Haus.
Das gut besuchte Restaurant empfängt uns in gemütlichen schwarz-goldenen Farbtönen und einer offenen Küche an der Stirnseite. Dort lassen sich die Köche dabei beobachten, wie sie unter den Wärmelampen ein Tröpfchen Soße, einen Krümel Crunch und ein Kräuterzweiglein auf dem Teller dekorieren.
Wir starten mit einer Überraschung: ein Gruß aus der Küche plus Gruß von der Bar! Das hatten wir beim Morgenpost-Menü schon lange nicht mehr. Das kleine Teig-Körbchen mit einer Pilzcreme lässt sich mit einem Happs vernaschen und gibt mit herrlichem Waldpilzaroma und etwas Crunch dem „Mundspaß“ die volle Ehre. Dazu schmeckt der Whisky-Likör mit Ginger-Ale und schraubt meine hohe Menü-Erwartung noch höher. Tatsächlich kommen noch ein paar dicke Bemmen Weißbrot mit Butter auf den Tisch, heutzutage nicht selbstverständlich.
Den ersten regulären Morgenpost-Menü Gang bestreitet eine Filetscheibe vom Wels. Zart, mit Struktur, kurz gegrillt und unterstützt von Oliven gibt er einen würzigen Kontrast zur süß-sauren Kirschsoße. Originell und hervorragend. In unserer Siebener-Runde zeigen die Daumen nach oben. Nur Ulli hätte sich die Kirschsoße etwas dickflüssiger gewünscht. Ohnehin haben wir heute gelegentlich eine abweichende Meinung, aber dazu später mehr.
Und noch ein Glücksfall begünstigt uns heute: Der Winzer Christian Peth stellt diesen Abend sehr unterhaltsam seine Weine persönlich vor: „Ich habe auf den Weingütern der Welt von Chile bis Australien gearbeitet und schließlich das Weingut meiner Eltern in Rheinhessen mit der Bedingung übernommen, Weine mit hoher Qualität nach meinem Geschmack anbauen zu können!“ Dazu serviert er eine Cuvée aus Chardonnay und Weißem Burgunder. Aromatisch-cremig.
Den zweiten Gang bestimmt die Erbse: als Püree-Klecks mit einigen gerösteten Erbsen darüber, dazu gesalzene Erdbeercreme und ein paar kleine Stückchen Ziegenkäse. Sabine ist begeistert: „Ich liebe Erbsen!“, während Armin das Ganze sehr „erbsig“ findet. Auch für mich ist das grüne Gemüse etwas sehr präsent, während der Ziegenkäse fast untergeht.
Zum dazu gereichten Rosé unterhält uns Christian Peth mit der Geschichte, dass der Wein ursprünglich ein „Roter“ werden sollte. Doch damit der helle Farbton nicht zum Spott für die Schwierigkeit deutschen Rotwein zu produzieren wird, hat er die Cuvée aus mehreren Rotweinsorten als Rosé deklariert. Und der Dunkel-Rosé bietet Frische und Spritzigkeit.
Vielleicht bin ich altmodisch und habe verknöcherte Vorstellungen. Aber ich liebe ein süßes Eissorbet als Nachtisch. Mitten im Menü stört es mich irgendwie und wenn es dann noch salzig daherkommt, bin ich skeptisch. Tomate, Basilikum und Staudensellerie passen für mich in einen Smoothie, hier bestreitet dieses Sorbet den dritten Gang. Und tatsächlich bin ich der Einzige, dem es nicht besonders schmeckt. Auch der Tipp „Rühr doch mal alles um“ hilft meinem Geschmacksempfinden nicht. Aber mit meiner Kritik stehe ich alleine da. Alle anderen sind voll begeistert von dem tomatigen Geschmack mit salzigem Schaum. Ein klares 6:1 an unserem Tisch. Die Morgenpost schreibt dazu: „Das hier ist kein Kinderteller, sondern ein absolut ernstzunehmender Fine-Dining-Gang für echte Kenner.“ Bämm! Aber wenigstens der dazu gereichte Sekt schmeckt mir gut.
Anders als bei den letzten Morgenpost-Menüs ist nicht die Rinderschulter der Hauptgang, nein, es ist etwas Gefiedertes: durchgelassenes Hähnchenfleisch. Wie zwei Hackwürstchen ohne Darm präsentieren sie sich lecker abgeschmeckt mit Shiitake-Pilze und etwas Knoblauch. Darüber ringeln sich dekorativ Zucchini-Spaghetti mit einer feurigen Chili-Würzung, die ein leichtes Schärfe-Schnaufen bei Alex und Toto erzeugt. Für Melanie ist es jedoch der genau richtige Würze-Kick. Der Gang hört sich auf dem Papier so ein bisschen nach „Sparen beim Wareneinsatz“ an, überzeugt unsere Morgenpost-Menü-Testrunde aber auf ganzer Linie. Auch der ungefilterte Chardonnay passt mit seinen kräftigen Noten aus der Eichenfass-Lagerung sehr gut zum Hauptgang.
Zum Nachtisch folgt nun Meringue mit Zitrone und Orange auf einem Maisboden. Meringue ist im Prinzip ein Baiser, das hier eher schaumig als hart daherkommt und den kräftig-saftigen Orangenaromen das passende Volumen gibt. Der Boden ist cremig-zart und lässt sich schmatzend vernaschen. Ich find`s herrlich lecker. Der dazu gereichte Sauvignon Blanc schmeckt frisch und saftig, bringt aber im Nachtischverhältnis auch reichlich Säure mit.
Zum Abschluss bekommen wir vom Winzer noch einen extra Wein zum Probieren. Wir fühlen uns gut aufgehoben und fröhlich begeistert umsorgt. Ohnehin wurde der Wein nicht 0,1-genau abgezirkelt eingeschenkt, was zu dem Gefühl beiträgt, hier großzügig umsorgt zu sein. Die deutliche Mehrheit unserer Runde zieht das Fazit: Ein Morgenpost-Menü-Abend in den Top10.
Morgenpost-Menü Juli 2023 – Solar
Lange ist es her, aber wir waren schon mal im Solar. Und es war richtig gut. Wer mit uns den Rückblick genießen möchte, der kann >hier< klicken. Eins kann ich schon sagen, mit dieser Erinnerung ist die Latte hoch gesteckt.
Wie schon beim letzten Mal, beeindruckt die Auffahrt mit dem Panoramaaufzug. Kaum steigt das Gefährt über die Dächer der umliegenden Gebäude, öffnet sich der Blick auf Fernsehturm, Gropiusstadt und in der Ferne liegende Hügel zum Namen-Rätseln.
Nach unserem üblichen Extra-Crémant (für moderate 55 Euro) auf der noch über dem Restaurant liegenden Aussichts-Bar, bekommen wir unseren Platz an einem blanken Holztisch vor dem Aussichtsfenster mit gemütlich leuchtenden Filament-Glühlampen.
Unsere ausgehungerte Runde bestellt zunächst zwei Mal Brot und bekommt einen kleinen herrlich warm-knusprigen Laib in Kombination mit Tomatenrelish und Olivenöl. Allerdings werden dafür auch je sieben Euro extra berechnet.
Als Start für das Morgenpost-Menü ist eine Wurststulle vorgesehen, naja, etwas mehr: Pastrami vom Black Angus Rind mit eingelegtem Gemüse, Gürkchen und Perlzwiebeln auf Graubrot. Das Brot ist auch hier angewärmt und untermalt den Belag würzig soft. Eine Brotzeit im Menü erscheint mir ungewöhnlich, aber es schmeckt. Dazu serviert das Solar ein Glas Grauburgunder.
Zum Zweiten kommt Sellerie auf den Tisch. Natürlich nicht im Ganzen, sondern gehackt von der Knolle und von der Stange. Aufwändig zubereitet mit etwas Saiblingskaviar. Das Gemüsebällchen erstaunt unsere Morgenpost-Menü-Tester-Runde: In der Konsistenz fast wie ein kleiner Hackfleisch-Klops, schmeckt er würzig kräftig und bekommt von der Salzzitrone noch den passenden Säurekick. Das Getränk ist bei diesem Gang ein Riesling, der sich mit seiner üblichen Säure stark zurückhält.
Auch der dritte Gang ist ohne Fleisch: Karotte mit Haselnüssen. Allerdings kommt hier die dunkelrote Version der Urkarotte auf den Teller und die Nuss stammt aus dem Piemont. Und tatsächlich werde ich so ein bisschen an eine deftige Version von „Ferrero Küsschen“ erinnert. Interessant. Ins Glas kommt eine wilde Cuvée-Mischung: Bacchus, Scheurebe, Riesling und Silvaner. Vom Geschmack nicht ganz so wild, eher etwas unauffällig.
Der Hauptgang besteht dann aus Fleisch in einer Jus. Nur etwas verziert, sonst praktisch ohne weitere Beilagen, bietet das Solar ein großes Stück geschmorte Rinderschulter als Sattmachportion. Das darübergelegte Esspapier aus „Kartoffelknusper“ kommt mir albern vor, zumal es durch den Soßendampf eher die Konsistenz von Löschpapier besitzt. Hier kommt logischerweise ein Rotwein dazu, ein Pinot Noir. Nicht schlecht, aber wie alle Weine des Abends auch nicht besonders erwähnenswert.
Zum Abschluss besteht die Auswahl zwischen Quarkbällchen mit Mango und Schokoladen-Eis oder einer Käseplatte. Nach dem mächtigen Hauptgang gewinnt schließlich die Süßspeise mit 6:1 in unserer Runde. Das Getränk dazu ist glücklicherweise kein Dessertwein, nein, es prickelt: ein erfrischender Blanc de Blanc Sekt. Tatsächlich habe ich dazu das Foto vergessen und kann daher nur einmal fröhlich mit euch anstoßen.
Das Solar präsentiert sich nicht als gediegenes Fine-Dining-Restaurant, sondern eher als ein legeres Lokal mit lebhafter Atmosphäre. Unsere Kellnerin zeigte sich freundlich locker, mit der leichten Tendenz zur Ich-find-mich-Geil-Übertreibung. Wir hatten einen schönen Abend und auch hungrige Geister wurden zufrieden satt. Damit hat es das Solar wieder in das vordere Drittel der Morgenpost-Menü-Restaurants geschafft.
Morgenpost-Menü Juni 2023 – Vox im Grand Hyatt
Das Morgenpost-Menü Juni 2023 findet bei einem alten Bekannten statt. Nicht zum ersten Mal ist das Vox im Hyatt Gastgeber für die Morgenpost-Menü-Gemeinde. Das Thema des Abends soll die Fusionsküche Asien-Europa sein.
Gestartet wird mit einer Tomaten-Consommé, man könnte auch sagen einer Tomaten-Kraftbrühe, mit einem Topping aus japanisch gewürzter Mayonnaise und Oliven.
Als zweiter Gang folgt ein Lachstatar mit Avocadocreme, Edamame und einer Essig-Sojasoßen-Würze.
Als Drittes kommt, überspitzt formuliert, ein Eis daher. Genauer beschrieben ist es ein Champagnersorbet mit Zitronenaufguss. Das ist, ehrlich gesagt, nicht ganz so mein Ding; ich nenne es mal Spargang.
Beim Hauptgang liegt eine Scheibe Hähnchenbrust auf dem Teller, begleitet von Erbsenpüree und grünem Spargel. Der dazugegebene Schaum stammt aus dem Sahnesyphon und besteht aus Kräutern und Sojabonenpaste: Miso-Espuma.
Und schon sind wir beim Nachtisch mit einem Zitronen-Tartelette, also einem Mürbeteig-Törtchen. Dazu gibt es ein Buttercreme-Eis, Pistazien und um im Thema zu bleiben ein paar Shiso-Blätter, einem asiatischen Küchenkraut.
Als begleitende Weine kommen ein italienischer Vernaccia, eine fränkische Cuvée von Riesling und Scheurebe, sowie ein französischer und ein pfälzischer Sauvignon Blanc ins Glas. Der Eis-Zwischengang erhält als Begleitung einen Cocktail aus Gin und Rhabarber, mit Schweppes-Pfirsich aufgegossen. Als Gin-Freund bin ich gespannt.
Morgenpost-Menü Mai 2023 – "Wilhelm" im Humboldt-Forum
Nach jahrelangem Morgenpost-Menü-Genuss beginnt unsere Tester-Runde mit dem Angebot ein wenig zu fremdeln. Ein Fünf-Gänge-Menü mit Weinbegleitung und einem Espresso zum Abschluss in einem gehobenen Restaurant für 79,90 Euro ist prinzipiell ein großartiges Angebot. In letzter Zeit beschleicht uns aber das Gefühl, dass die Gastronomen bei den gestiegenen Kosten mit diesem Kurs nicht so richtig zurechtkommen und deshalb am Wareneinsatz sparen. Das trifft auch auf das „Wilhelm“ im Humboldt-Forum als Gastgeber des Morgenpost-Menüs Mai 2023 leider zu. Doch von Anfang an:
Das Lokal an diesem Touristen-Hotspot ist einladend und gemütlich, die Linien klar, die Sitze bequem. Die raumgroße, beleuchtete Weltkarte über dem Tresen passt zum namensgebenden Weltentdecker.
Locker-freundlich bekommen wir unseren Achter-Tisch zugewiesen und freuen uns nach unserem extra bestellten Einstimmungs-Crémant auf den ersten Gang: Brot! Beim Italiener um die Ecke gehört es mit ein paar Oliven zur Begrüßung dazu, hier ist es ein deklarierter Gang im Menü. Aber dafür ist es auch Extraklasse: außen knusprig, innen saftig, weich und lauwarm. Außerdem kommen eine säuerlich aromatische und streichzarte Sauerkrautcreme, etwas Butter und hervorragender Schinken dazu. Als es für die hungrigen Männer am Tisch auch noch einen Brot-Nachschlag gibt, schließen wir insofern unseren Frieden. Der Grauburgunder passt freundlich-harmonisch und fruchtig dazu.
Beim zweiten Gang müssen wir alle an unsere anfängliche Kritik denken. Drei frittierte Gewürzgurken-Viertel drapieren sich um einen Klecks Kräutermayonnaise. Ein Gefühl von Plastikstuhl am Chlorwasser-Schwimmbad vor Frittenbude kommt auf. Ich höre das Megafon: “Nicht vom Beckenrand springen!“ Handwerklich gar nicht mal so schlecht gemacht, schreit es nach Sparen.
Natürlich ist das subjektiv und dazu will ich eine kurze Geschichte erzählen. Unsere Morgenpost-Menü-Tester-Runde zelebriert den Wein mit einer Glas-Anstoß-Orgie. Jeder mit Jedem. 56-mal Gläserklingen pro Gang, das fällt auf! Und so kommen wir mit unserem Dreier-Nachbartisch ins Gespräch, ebenfalls Morgenpost-Menü-Jünger. Dort erfahren wir, dass ihnen im Gegensatz zu uns das Waldorf sehr gut gefallen hat, während das Bonvivant bei ihnen durchfiel. Geschmäcker sind halt verschieden. Einmal Angestoßen haben wir mit ihnen trotzdem 😊
Der Dritte Gang trifft dann auf allgemeine Zufriedenheit. Eine Bouillabaisse mit Miesmuscheln und kräftigem Knoblauchbrot. Auch der Riesling dazu passt.
Der Hauptgang scheidet dann schon wieder die Geister: eine gute Portion Coq au Vin in Weinsoße mit Spätzlen. Bei dieser klassischen Landhausküche erwarte ich ein geschmortes, butterzart-saftiges Hähnchen. Leider scheint der Gockel ein zäher Wanderbursche gewesen zu sein: fest, mit der Tendenz zu trocken. Da hilft die großartige, zum Fingerablecken leckere Soße nur bedingt. Ob hier der zum Gang angekündigte Bordeaux komplett mitverkocht wurde, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war er „alle“; als Ersatzspieler dient ein Frühburgunder. Ich kannte bisher nur die Spätversion, doch der frühe Bursche passt nicht schlecht zum Essen und lässt sich schnalzend wegtrinken.
Fast schon überraschend landen wir beim Nachtisch. Ein dekoratives Türmchen betört mit den herben Noten eines Pink-Grapefruit-Sorbets, das von einer Salbei-Creme und knackigem Schoko-Roggen-Crunch aufgefangen wird. Ein kleines Kunstwerk in Optik und Geschmack. Und auch der Crémant Rosé passt prickelnd gut dazu.
In der Summe war das heute eine Achterbahnfahrt; in unserem Tester-Ranking landet das „Wilhelm“ auf einem Platz im Mittelfeld.
Ach und überhaut das Humboldt-Forum, wart ihr schon da? Hier ist unser Bericht vom Ethnologischen Museum im Humboldt-Forum.
Morgenpost-Menü April 2023 – Roca im Waldorf Astoria
Ach wie schön: Eine Premiere! Nach so vielen Wiederholungs-Lokalen gibt es für uns Morgenpost-Menü-Fans etwas Neues im West-Berliner Zentrum zu entdecken. Im markanten Gebäude des Waldorf Astoria neben der Gedächtniskirche lädt das Roca zum Morgenpost-Menü April 2023 ein. Roca steht für Romanisches Café, ein namhaftes Künstlerlokal an diesem Ort aus dem frühen 20.Jahrhundert. Das schraubt meine Erwartungen weiter in die Höhe.
Zu hoch, viel zu hoch… Die Abkürzung FrühSa für Frühstückssaal wäre passender. Kalte Beleuchtung, kalte Marmortische, lieblos zusammengestellte Einrichtung erwarten den Besucher. Für uns fünf einsame Morgenpost-Menü-Verkoster stehen zwei zusammengestellte runde Tische bereit. Die weiteren 70 Plätze teilen sich die restlichen sieben Gäste. „Wir haben nicht so viele Reservierungen entgegengenommen, um den Morgenpost-Menü-Gästen einen optimalen Service zu bieten“ erklärt unser Kellner auf Nachfrage. Ehrlich? Freitagabend? Waldorf Astoria? Bestlage West-Berlin? Zwölf Gäste?
Wie üblich bestellen wir etwas Prickelndes zur Einstimmung. Der Crémant du Jura trifft exakt unseren Geschmack. Würzig, trocken, optimal gekühlt und vielleicht doch ein Fehler? Nicht wegen der strammen 82 Euro auf dem Bon, sondern wegen der folgenden Getränkebegleitung zum ersten Gang. Der Sparkling Tea aus einer Manufaktur in Kopenhagen hat es bei dieser Vorgabe sehr schwer. Sektperlig versucht er mit verschiedenen Teearomen zu punkten und schiebt noch eine leichte Süße nach, nicht schlecht für ein alkoholfreies Getränk, in unserem Fall aber leider chancenlos.
Auf dem Teller grüßen sieben rote und gelbe Tomatenkügelchen mit feiner Säure und frischem Olivenöl-Tomaten-Sud. Dazu gibt es zur cremigen Einbindung ein Schälchen mit mildem Ziegenkäse-Espuma, also einem Schaum aus dem Sahnesiphon. An einem warmen Sommerabend in einem gemütlichen Restaurant ein erfrischender Genuss!
Die folgende Curry-Suppe mit Möhren, Kokosmilch und Kurkuma serviert das Roca in einer Iso-Tasse, sodass das Ganze auf den ersten Blick wie ein Cappuccino aussieht. Etwas leichtsinnig setze ich das Suppengetränk an die Lippen und verbrenne mir fast das Maul. Also Vorsicht, sonst wird’s nichts mit den vollen Kokos-Curry-Aromen. Zum Lippenkühlen nutze ich den knackig frischen Riesling aus der Pfalz. Die kräftige Säure passt sehr gut, aber mehr als ein Glas könnte ich davon nicht vertragen.
Ein Zanderfilet bestreitet den dritten Gang. Serviert wird es auf Sauerkraut mit Beurre Blanc, einer Sauce aus angedünsteten Schalotten und Weißwein, unter die reichlich Butter geschlagen wird. Daneben liegt ein Kartoffel-Blutwurst-Krapfen auf den Teller, was bei mir wegen der Blutwurst etwas Skepsis aufkommen lässt. Völlig zu Unrecht! In dem kremigen Kartoffelpüree sorgen ein paar Krümelchen von der Blutwurst für einen würzigen Kontrast. Die Beurre Blanc bietet den berühmten Umami-Geschmack und umschmeichelt das krosse Zanderfilet-Stückchen. Wie schon bei der Vorspeise würden wir die Soße gerne mit etwas Brot auftunken. Ist aber leider nicht vorgesehen.
Den Sauvignon Blanc mit herrlichen Maracuja-Noten schenkt unser Sommelier mit der Anmerkung „Avinieren“ in die Riesling-Gläser ein. Avinieren? Sabine traut sich zu fragen und wir bekommen hochmütig eine Erklärung: Ausspülen des Weinglases mit einer kleinen Menge Wein, um eventuelle Spülmittel- oder Fremdgerüche zu beseitigen. Das dafür eigentlich der zu verkostende Wein genutzt wird, verschweigt uns der Herr.
Mit dem folgenden Rotwein will er das auch machen, scherzt er beim nächsten Gang etwas ungelenk. Irgendwie kommen wir nicht so passend zueinander. Der Service ist professionell, die Weine werden ausführlich beschrieben, die Gänge erklärt und doch springt der Funke nicht über. Wir werden routiniert abgearbeitet, es fehlt die gastliche Wärme. Aber das passt ja zu den Räumlichkeiten.
Der Spanische Rotwein aus den „neuen“ Gläsern ist herausragend; wenig Säure und herrliche Noten von Kirsche und Brombeere. Er stammt aus dem Priorat, einem der ältesten Weinbauregionen in Katalonien.
Die zarte, rosa gegarte Entenbrust mit Chicorée, Kumquat und dünnen Scheibchen von der Rote Beete bietet ein vollmundiges Geschmackserlebnis. Sehr würzig, fast schon salzig ein eindeutiger Kontrast zu den milden vorherigen Gängen. Dazu gibt es einen Klecks Selleriepüree bei dem ich mich frage, ob es auch im Thermomix zubereitet wird, wie es Erika aus ihrem Kochseminar in der Traube berichtet?
Den Abschluss bildet eine Schokoladen-Tarte mit Erdnuss-Eis und eine Riesling Spätlese. Das Eis ist nussig-sahnig-lecker. Auf dem Törtchen prangt das gepuderte Emblem des Waldorf Astoria. Geschmacklich hätte es auch das Emblem von Starbucks sein können, belanglos. Völlig daneben ist allerdings der klare Zuckertaler auf dem Eis. Steinhart und bis auf die Zuckersüße absolut geschmacklos. Was soll das? Mit seiner Süße will die Spätlese dagegen ankämpfen, aber mir reicht es, das Glas bleibt stehen.
Schade! Meine hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt und auch unsere gesamte Morgenpost-Menü-Testrunde ist etwas ratlos. Die Gänge geschmacklich und in der Präsentation sehr gut, die Weine passend und zum Teil herausragend und doch ist der Gesamteindruck knapp im Durchschnitt. Es fehlt einfach das Ambiente. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie sich das Ganze als Pärchen-Besuch angefühlt hätte. Manchmal braucht so ein Abend eben doch mehr als gute Speisen und Getränke. Ach, und zum Schluss noch eine Anmerkung zu dem leidigen Thema Tafelwasser. Das Waldorf Astoria berechnet für die Flasche „L’eau Sans Souci“ den achtfachen Ladenpreis: freche neun Euro.
Morgenpost-Menü März 2023 – Le Faubourg
Das Le Faubourg ist Wiederholungstäter. Es ist gut ein Jahr her, dass wir hier das Morgenpost-Menü genießen durften.
Das Morgenpost-Menü März 2023 eröffnet mit einem Rote-Bete-Tatar und Ziegenkäse-Schaum mit Pumpernickel.
Zum zweiten Gang serviert das Le Faubourg im Dorint-Hotel ein leicht geräuchertes Forellenfilet mit Chicorée und Spinat-Creme.
Den Hauptgang bestreitet ein Kalbsfilet, eingewickelt in einen Crêpe mit einer Pilzsoße.
Ich persönlich bin kein großer Fan von zwei Desserts, aber ich bin überzeugt, dass sie hier beide gut schmecken werden. Das eine ist eine Meringue, also ein trockenes Gebäck aus Eiweiß und Zucker, bei uns auch besser als Baiser bekannt, das mit Buttermilch-Schaum und Blutorange serviert wird.
Bei den Getränken habe ich inzwischen das Gefühl, dass es immer mehr in Richtung neuer Kombinationen geht. Hier ist es ein Portwein mit Tonic-Water. Der gute Gin-Tonic lässt grüßen.
Zuletzt folgt ein Schokoladen-Dessert aus Zartbitterschokolade und Zitronen-Mousse, als Getränk dazu ein Moscato d’Asti, ein italienischer Süßwein.
Ansonsten begleiten Riesling, Cabernet Blanc und ein Französischer Rotwein das Morgenpost-Menü von März 2023.
Für dieses Menü bin ich auf eure Hilfe angewiesen, da ich Urlaub bin. Wenn ihr also ein paar Fotos vom Menü schießt und vielleicht auch eure Bewertung schickt, würde ich das gerne hier veröffentlichen.
Und wer mit mir verreisen möchte, der kann auf die Rundreise durch Thailand mitkommen.
Morgenpost-Menü Februar 2023 – Bristol-Grill
Muttis Wohnzimmer ist etwas in die Jahre gekommen. Der braune Teppich gepflegt altmodisch, die Kronleuchter gediegen und die gepolsterten Stühle bequem unspektakulär. Vati begrüßt uns herzlich umarmend im braunen Tweet mit Ellenbogenschonern und wir fühlen uns sofort warm und willkommen. Wir kommen nach Hause, es ist gemütlich und schön. Und genau so, wie wir es schon 2018 hier im Hotelrestaurants Bristol erlebt haben, empfängt uns das “Bristol“ wie gute Freunde im alten West-Berlin.
Der herzliche Empfang ersetzt den Gruß aus der Küche und so steigen wir sogleich mit der Vorspeise in den Menü-Abend mit einer essbaren Ampel ein. „Rot“ präsentiert sich eine kleine feste Pastete vom Reh, in Geschmack und Farbe verstärkt durch eine dunkelrote Scheibe vom Hirschschinken. In der Mitte gelb ist die Marmelade aus Orange, Senf und Honig, darauf gebackene Streifen Wantan, lecker crunchig und für das „Grün“ sorgt ein Kräutermantel über dem kleinen Röllchen von der geschmorten Ente. Ein herrlicher Auftakt. Die dazu gereichte Scheurebe passt ausgezeichnet.
Der Suppengang hatte in unserer Morgenpost-Menü-Verkostungsrunde schon für Skepsis gesorgt: Taube! Als nun auch noch unser Kellner scherzt: „Die habe ich am Alex gefangen!“, schaut Sabine etwas erschrocken drein. Völlig zu Unrecht. Die Essenz ist würzig-kräftig und schmeckt eher nach einer Mischung aus Rinder- und Entenbouillon. Mit den kleinen Klößchen nicht schlecht aber auch unspektakulär. Das Spannendste an diesem Gang sind die Suppenschalen. Selbstironisch im 70er-Jahre-Stil kommt die Essenz in unterschiedlichen Zuckerdosen auf den Tisch. Erinnerungen an Muttis Sammelservice werden wach.
Auch der dritte Gang zielt auf einen Klassiker des 20.Jahrhunderts: Königsberger Klopse. Zumindest die Kapernsoße erinnert stark daran. Die Klopse sind aber diesmal aus Karpfen und Flusskrebsen und bieten leicht angebraten einen vollen Boulettengeschmack mit feinen Fischaromen. Ulli ist total begeistert.
Spätestens zum Hauptgang bin ich überzeugt: hier soll gediegene Erinnerung an die Feine Küche vergangener Zeiten zelebriert werden. Die Teller werden mit Gloschen aufgetragen und fünf Servicekräfte heben die Hauben auf Kommando des Restaurant-Chefs mit Schwung in die Höhe.
Darunter dampft eine Schweinebacke in einer dunklen, kräftigen Rotweinsoße. Das aromatische, kernige und gabelzarte Fleisch bekommt als Beilagenkontrast eine Süßkartoffel in Form eines ausgebackenen Kügelchens und eines röschen Chips. Eine perfekte Kombination, die von allen mit Begeisterung verspeist wird. Hier erfreut mich ein klassischer Rioja mit Holzaromen für die Kraft und Anklang von Kirschen für die Fruchtigkeit. Und damit das Glück nicht nach zwei Schlückchen entschwunden ist, kommt unser zugewandter Kellner mit der Flasche ein zweites Mal vorbei.
Auch zum Nachtisch hat sich das Bristol für das Morgenpost-Menü Februar 2022 ein originelles Behältnis ausgedacht: eine Bonbonniere. Lockere Mascarpone, Boskop, Marzipan und Rosinen geben uns einen herzlichen Abschluss. Sabine freut sich und kommentiert mal wieder: „Es muss keine Schokolade sein!“ Der Riesling-Wein dazu ist angenehm feinherb, frisch und hebt sich von den oft sehr süßen Dessertweinen angenehm ab.
Tja, Mutti hat mal wieder ein sehr leckeres Menü auf den Tisch gebracht. Hier ist nichts aufregend, es ist wie immer: richtig rund gut. Oder etwas spitz formuliert: piefig! Aber wir haben einen angenehmen Abend erlebt und gehen glücklich und zufrieden nach Hause.
Morgenpost-Menü Januar 2023 – Beef 45 im Palace-Hotel
Gastgeber für das Morgenpost-Menü im Januar 2023 ist das Palace-Hotel im Europa-Center in der City-West. Im selben Haus befindet sich auch die Bar “Stay Gold”, in der wir Tester vor einiger Zeit eine Ginverkostung erleben durften und die sich gewiss als Abschluss des Morgenpost-Menüs anbietet, falls die Weinbegleitung nicht ausreichen sollte…
Der Gastraum des „Beef 45“ empfängt uns stilvoll und warm mit gemütlich gepolsterten Stühlen, Marmortischen, blitzenden Gläsern und goldenem Besteck. Passend dazu thront ein goldener Gorilla auf dem Tresen.
Gleich zu Beginn grüßt uns aus der Küche eine Enten-Rillettes, voll im Geschmack, schmalzig und würzig. Ein guter Auftakt und ein Versprechen auf die folgenden Gänge.
Schon der erste Gang des Menüs startet mit einem Stückchen Rind, dazu Rettich, Rote Beete und Porree. Das Fleisch ist in einer gebackenen Kugel aus Kräuterpanade versteckt, die sich deutlich gegen Gabel und Messer wert. Extrem fest springt der Ball auf dem Teller davon und erweckt den Eindruck, etwas sehr lange in der Küche unter der Wärmelampe gewartet zu haben. Schade, so kommt der würzige Geschmack der Rindfleischfüllung nicht voll zur Geltung. Der dazu gereichte Chardonnay schmeckt ausgezeichnet. Fruchtig und mit leichter, angenehmer Süße.
Darauf folgt eine chiligewürzte Süßkartoffelsuppe in einem Weck-Glas, auf dessen Deckel eine Kugel Ziegenkäsecreme mit Kürbiskernen und geraspelten violetten Möhren dekoriert ist. Die Chiliwürze gibt der Suppensüße die passende Schärfe. Ich ziehe meinen Ziegenkäse unter die Suppe, die dadurch noch eine zusätzliche, cremige Würze bekommt. Eigentlich bin ich kein großer Suppenfan, doch das hier schmeckt hervorragend. Und mit dieser Meinung bin ich am Tisch nicht alleine. Als Weinbegleitung steht diesmal ein Rosé auf dem Tisch, der es trotz oder vielleicht genau wegen seiner Himbeer- und Kräuternote es locker mit der Suppe aufnehmen kann. Perfekt!
Den Fisch-Gang bestreitet ein gegrillter Thunfisch, der als Beilage eingerollten Sushi-Reis mit Gurke erhält und in einem See aus salzigem Dashi schwimmt. Der Fisch ist außen leicht gegrillt und innen roh. Eigentlich perfekt; nur ist das Innere kühlschrankkalt und so kommt die gesamte Komposition eher wie vom Sushi-Lieferdienst herüber. Mitverkosterin Melanie hegt zum Thun sogar den Verdacht, dass es Tiefkühlware ist. Dafür erfreuen wir uns an der Scheurebe, die kraft genug hat, sich in diesem Gang zu behaupten.
Zum Hauptgang kommt wieder Rindfleisch auf den Tisch. Ein anständig großes Stück Roastbeef mit Roten Linsen, Aubergine und Kichererbsen. Das zarte Fleisch ist gleichmäßig rosa und offensichtlich sous-vide gegart. Mir schmeckt es gut in Kombination mit den Kichererbsen, die etwas Biss beisteuern. Unser Fleischkenner Ulli aus der Verkostungsrunde ist nicht so angetan. Für ihn ist das Fleisch irgendwie belanglos. Der Rotwein, ein Chianti aus Montalcino in der Toscana schmeckt mir gut, auch wenn für mich gerne noch etwas kräftigere Tannine dabei sein dürften. Armin, ebenfalls ein Mitgenießer, ist nicht so zufrieden: „Da fehlt mir irgendwie was…“
Als süßer Abschluss steht “Berliner Luft”, eine schaumige Creme aus Eigelb, Eischnee und Zucker auf dem Tisch, die mit Schokolade, Himbeere und einem Espresso-Eis aufgepeppt wird. Optisch sehr reizvoll gemacht enttäuscht dann letztendlich die Kombination mit der kompakt-dichten Creme, der eindeutig die Berliner Luft fehlt.
Auch diesmal rettet das Getränk den Gang: ein perliger, süffiger Sekt. Gar nicht so süß, wie es üblicherweise zum Dessert serviert wird, sondern fruchtig und frisch.
Tja, das Morgenpost-Menü vom Januar 2023 im Beef 45 ist nicht schlecht, aber von unseren Top 10 auch weit entfernt. Irgendwie fehlt an jeder Stelle der letzte Schritt zur Spitzengruppe. Der Gastraum sieht gemütlich aus, der Tisch ist hübsch eingedeckt. Nur die Luft ist am Ende des Abends stickig und verbraucht. Der Service ist aufmerksam und freundlich, doch auch irgendwie steif und nicht so zugewandt. Die Menü-Gänge schmecken durchaus lecker, aber sind auch immer einen guten Schritt vom Spitzenessen entfernt.
Vielleicht hat unsere Morgenpost-Menü-Testrunde einen nicht so guten Tag erwischt oder war nicht so gut drauf. Vielleicht habt ihr einen ganz anderen Eindruck. Schreibt uns gerne an info@grad60.com Wir freuen uns.
Unsere Leserin Manuela hat sich gemeldet und auch ein paar Fotos von ihrem Besuch im Palace-Hotel geschickt, vielen Dank!
Manuela: Guten Tag liebe Leute von Grad60, eure Rubrik zum Mopo-Menü möchte ich nicht missen. Ich liebe sie. Heute sende ich euch Fotos vom Mopomenü 01-2023 im Hotel Palace. Vielleicht könnt ihr was gebrauchen. Bitte weiter so, vielen Dank und liebe Grüße
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Morgenpost-Menü Dezember 2022 – Frederick's
Im Dezember 2022 haben wir mit dem Morgenpost-Menü das Vergnügen, in altehrwürdigen Räume am Potsdamer Platz zu dinieren. Das Frederick’s (es schreibt sich tatsächlich mit Apostroph) befindet sich im Sonycenter, in den Räumlichkeiten des historischen Hotels Esplanade. Allein das ist ja schon einen Besuch wert.
Den ersten Gang bestreitet ein Ei. Es ist pochiert und wird von einem Kartoffel-Trüffel-Espuma begleitet. Dazu kommt ein italienischer Weißwein an den Tisch, oder besser gesagt, ins Glas.
Beim Suppengang kommt der Hokkaido-Kürbis mit Kokosnuss und gesalzenen Kürbiskernen zum Zug. Das Getränk dazu ist ein Grauburgunder aus Rheinhessen.
Der dritte Gang ist ein Filet vom Lachs, langsam gegart und kalt serviert, dazu gibt es Rotkohl, Gurke, Erbse. Als begleitenden Wein hat der Sommelier einen Roséwein aus Frankreich ausgewählt.
Den Hauptgang bestreitet ein Schweinebauch. Sicher nicht das, was uns da als erstes einfällt. Dieses Teil stammt von der berühmten Schweinerasse Duroc und wurde vor dem Servieren 24 Stunden gegart. Die Süße eines Pflaumen-Chutneys dürfte hervorragend harmonieren. Dazu, und ich bin jetzt schon glücklich, kommt ein kräftiger Rotwein ins Glas. Da will ich mal hoffen, dass meine Tischnachbarinnen wieder einen guten “Rest” an mich abgeben wollen.
Die Getränkebegleitung zum Nachtisch ist diesmal kein Süßwein, japanischer Sake wird serviert. Ich bin gespannt, wie er mit der Schokoladen-Tarte mit Lakritz und Meersalz harmoniert. Für mich ist das ein spannendes Morgenpost-Menü im Dezember 2022, das ich mir nicht entgehen lassen werde.
Update: Leider, und für uns sehr enttäuschend, hat das Restaurant die Buchung gecancelt. Der Wunsch zum Morgenpost-Menü war nicht richtig registriert worden. Somit kann ich euch leider keine eigenen Eindrücke übermitteln.
Wir haben einen Leserbrief von Robert erhalten:
Hallo und guten Tag,. Ich verfolge bereits länger ihre Seite und bin begeistert, vielen Dank dafür. Ich möchte ihnen mitteilen, dass sie im Frederick's nicht wirklich etwas verpasst haben. Wir hatten für den 17.12. einen Tisch reserviert und das Interesse am Morgenpost Menü angemeldet. Bei unserem Eintreffen sagte man uns das Menü sei eigentlich ausverkauft, man könne uns aber noch eine Tisch geben. Dieser befand sich dann im Glasanbau zum Sony Center hin. Durch den Glasboden kam die Kälte, diese wurde mittels Radiator versucht zu bekämpfen. Der Erfolg war eher mittelmäßig. Der Kellner war bemüht, insgesamt fühlten wir uns jedoch die ganze Zeit nicht wirklich erwünscht. Wir haben uns gefragt warum das Restaurant überhaupt mitmacht...
grad60: Vielen Dank für das Feedback. Lob ist immer die schönste Belohnung. Tatsächlich war es bei uns ähnlich mit dem Frederick's. Die Buchung war zunächst bestätigt und dann kam der Anruf, dass das Morgenpost Menü nicht möglich ist...
Morgenpost-Menü November 2022 – Patio
Wir verlassen diesmal für das Morgenpost-Menü November 2022 den festen Boden der Stadt. Es geht auf die Spree nach Moabit in das Restaurantschiff „Patio“. Aber keine Angst, es wird kein Dampferausflug mit Bockwurst. Das Patio wirbt mit der Aussage: „Das Erlebnis gehobener Gastronomie verbunden mit einer einzigartigen Aussicht und dem besonderen Gefühl auf dem Wasser zu sein.“ Und dieses einzigartige Gefühl umschmeichelt schon beim Betreten des Bootes. Die Wärme eines knisternden Holzscheites strahlt uns entgegen. Spontaner Ausruf: „Ach, ist das gemütlich!“
Hier dürfen wir die fünf Gänge mit Weinbegleitung im Rahmen des Morgenpost-Menüs für die üblichen 79,90 Euro genießen. Neu ist diesmal allerdings die Vorkasse von 80 Euro bei der Reservierung.
Zum ersten Gang kommt eine Aubergine mit drei Pupseln Gel vom Eigelb auf den Teller. Dazu Basilikum-Blättchen, geraspelter Parmesan und etwas Piment d’Espelette (hört sich hochtrabend an, ist aber letztendlich eine Chilischote aus dem Baskenland). Die Schärfe ist kaum spürbar. Für Melanie und mich ist der Tatar von der Aubergine ein absolutes Highlight; der Rest unserer Tester-Runde begnügt sich bei ihrer grundsätzlich geringen Auberginen-Begeisterung mit einem „gut“. Dazu gibt es Brot: eine Scheibe hausgebackenes Kartoffel-Focaccia, innen saftig weich, außen knusprig rösch: hervorragend. Und auch der dazu gereichte Grauburgunder kommt bei allen an.
Den zweiten Gang bestreitet Gelbe Bete in einem Gemüsesud, getoppt von einem roten Zwiebelring, der durch das Einlegen in Rote Bete Saft seine Farbe erhalten hat und einem Klecks grünem Apfel-Gel. Gelbe und Rote Bete sind so gar nicht meins. Es ist ein Kindheitstrauma: Bei der damals sogenannten Landverschickung musste ich das süß-sauer eingelegte Gemüse aufessen, obwohl es mir nicht schmeckte. Und so saß ich weinend vor dem Teller, während alle anderen schon wieder spielen waren. 60 Jahre später geht es, zumal die Scheibe von der Gelben Bete gebacken und fein abgeschmeckt von einem vollmundigen Sud umgeben ist. Darin schwimmen grüne Tröpfchen vom Liebstöckel-Öl. Schmeckt gut, aber Freudentränen sprudeln bei mir nun auch nicht hervor.
Damals gab es Hagebuttentee dazu, heute ist es ein Glas Scheurebe. Auch deutlich besser! Unser Tisch wird von Mark betreut, der sympathisch und kompetent die Speisen und Weine erklärt und großzügig ausschenkt. Und Ulli aus unserer Runde weiß noch zu ergänzen: Die Scheurebe ist natürlich nicht „scheu“, sondern hat ihren Namen von Georg Scheu, der 1916 den Riesling mit der Bukettraube kreuzte. Ich glaube, der Ulli hat das mal schnell „gegoogelt“, bevor er das Foto gemacht hat.
Den dritten Gang bestimmt die gebeizte Lachsforelle, die als Begleiter zwei Mal Kürbis auf dem Teller hat. Einmal als dicker Pinselstrich ein Püree vom Hokkaido und zum anderen eine Kugel als Salat vom Spaghettikürbis. Umrahmt wird das Ganze von einer Hollandaise mit Majoran. Und diesmal gibt es keinen Ausreißer in unserer Morgenpost-Menü-Runde. Einhelliger Jubel; auch zum begleitenden Weißburgunder.
Der Fleischgang besteht aus geschmorter Rinderschulter und Rotkohl. Wir merken, es geht geschmacklich langsam in den Herbst. Mark erklärt uns noch, dass das Fleisch 16 Stunden bei 80 Grad geschmort wurde. Und so zart ist es dann auch. Perfekt. Verziert ist das recht große Stück vom Simmenthaler Rind mit Quittengel und etwas Pilzschaum, der sich im Mund sofort fluffig verflüchtigt und nur sehr dezente Pilzaromen zurücklässt.
Der Rotwein, ein Cuvée aus Rheinhessen, wurde im Barrique ausgebaut, hat für meinen Geschmack eine gute Würze, aber nur geringe Holznoten. Als Rotwein-Liebhaber finde ich ihn sehr süffig und bekomme noch ein paar Schlückchen von meiner Tischnachbarin und Weißweintrinkerin Sabine dazu. Ick freu ma!
Den Abschluss bildet ein Parfait aus weißer Schokolade mit einem Chip und Schaum von der Birne, dazu etwas Crumble, in dem sich auch eingelegte Gurkenstückchen befinden. Die Kombination schmeckt elegant und bietet nicht nur süße Noten; etwas salzig, leichte Säure und neben der Cremigkeit auch Crunch. Daneben liegt als Deko der kleine Anker aus Kokosgelee.
Dazu serviert uns Mark einen nicht zu süßen Dessertwein Riesling Kabinett. Ein angenehmer Abschluss eines hervorragenden Menüs. So ist unser Resümee ganz einstimmig: Ein rundum gelungenes Morgenpost-Menü in einer gemütlichen Location. Am liebsten würden wir alle auf den bequemen Polstern noch sitzen bleiben und mit dem Boot zur Ostsee schippern. Aber langsam hat sich das Lokal geleert und wir werfen einen letzten Blick auf die Spree mit ihren nächtlichen Wasserspiegelungen. Schön war’s.
Ach übrigens, wir testen auch Gin, schaut doch mal rein in unsere Rubrik “Bester Gin”
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Morgenpost-Menü Oktober 2022 – Jungbluth
Für mich ist es sozusagen “um die Ecke”. Das Morgenpost-Menü im Oktober 2022 serviert das Restaurant Jungbluth in der Steglitzer Lepsiusstraße. Von außen wirkt es eher unscheinbar, aber ich kenne es von ein paar früheren Besuchen als ein kulinarisches Highlight in Steglitz. Unsere Morgenpost-Menü-Testrunde bekommt heute das Separee im Jungbluth an einem rustikalen Tisch. Somit sitzen wir sechs etwas abseits, haben aber auch die Freude, ungestört genießen und quatschen zu können.
Wie das Morgenpost-Menü vom letzten Monat im Bonvivant, startet das Abendessen im Jungbluth auch mit der Tomate. Aber völlig anders interpretiert: ein Tomatenbisquit mit Variationen von der Tomate in einem Liebstöckel-Sud. Die Tomate liefert volle Kraft, die Präsentation ist der Hammer, nur die Teigunterlage ist mir etwas zu weichlich sudgetränkt. Als Getränkebegleiter prickelt ein Crémant Rosé im Glas. Insgesamt ein schöner Auftakt.
Als zweiter Gang folgt ein sahniges Süppchen mit Sauerkraut und Flusskrebsen. Das Weinkraut liefert kräftige säuerliche Noten und wird durch die Flusskrebschen fast süßlich kontrastiert. Spannend, frisch und lecker. Der fränkische Cuvée passt ausgezeichnet zu diesem Gang.
Im nächsten Gang leuchtet der Bachsaibling in Sashimi-Art zusammen mit einer Pannacotta vom Hokkaido-Kürbis in saftigem Orange vom Teller. Der frische Saibling könnte fast aus dem Meer stammen. So salzig-meeresfrisch ist sein Aroma und mit der Kürbis-Süße und den dunklen Belugalinsen bietet der Gang ein großartiges Geschmackserlebnis. Doch was sind die dunkelroten Farbtüpfelchen oben drauf?
Genau das fragt unser Kellner Chris und lobt einen Extraschluck für die Lösung aus. „Mit Rotebeete-Saft gefärbte Senfkörner!“, trifft es Ulli haargenau. Und Chris trifft haargenau den Ton. Mit spürbarer Freude und lockerem Geplauder umsorgt er unsere Runde.
Sabine stöhnt freudig auf. „Ist das Fleisch zart!“, jubelt sie und erntet allgemeine Zustimmung. Ich begeistere mich zusätzlich für die Maisvariationen. Mal nussig knackig geröstet als sahnig vollmundige Creme oder überraschend als Kino-Popcorn, bieten sie einen herrlichen Kontrast. Dazu etwas Asche vom Lauch als Deko und der Hauptgang ist perfekt. Zu meiner großen Freude ist die Weinbegleitung ein Rotwein aus Portugal. Sein Herkunftsgebiet aus dem Duoro-Tal habe ich besucht und über die Region den “Reisebericht Porto” geschrieben.
Als Dessert folgt nun eine karamellisierte Gries-Schnitte, Zwetschgenröster und ein Eis von der Tonkabohne. So ein richtig gemütlicher Menüabschluss. Keine schwierige Komposition, sondern ein Wohlfühl-Kompott zum Zurücklehnen und über den Bauch Streicheln. Zu Melanies großer Freude begleitet diesen Gang ein Wermut mit leicht bitteren Fruchtnoten. So ganz nach ihrem Geschmack. Und auch der Rest unserer Morgenpost-Menü-Runde grunzt freudig über Nachtisch und Getränk.
Und dieses freudige Grunzen bestimmt auch das Resümee über das gesamte Morgenpost-Menü Oktober 2022 im Jungbluth. Zartes Fleisch, frischer Fisch und überlegte Geschmackskomponenten überzeugen auf ganzer Linie. Dazu appetitlich angerichtet mit Tüpfelchen, Kräutern und Überraschungs-Toppings. Glücklich und leicht angesäuselt, verlassen wir unseren „Privatraum“ und können das Menü im Jungbluth wärmstens empfehlen. Als Pärchen allerdings eher mit einem Sitzplatz im vorderen Gastraum.
Morgenpost-Menü September 2022 – Bonvivant
„Mein Gott, sind die alle nett hier!“, bringt es Sabine auf den Punkt. Recht hat sie. Die Begrüßung unserer Morgenpost-Menü-Testrunde ist herzlich. Wie gute Freunde werden wir zu unserem reservierten Tisch geführt. Dabei wirkt alles ausgesprochen natürlich. Rundum zum Wohlfühlen. Für unseren Extrawunsch auf eine Flasche Sekt vorab bekommen wir vom Barmann detailliert die Aromen des prickelnden Getränks beschrieben. Und damit nichts schiefgeht, gibt’s auch noch Proben, bevor er für uns die Flasche entkorkt.
Unsere Testrunde ist nahezu bei jedem Morgenpost-Menü dabei und diesmal im September 2022 ganz besonders gespannt. Vegetarisch mit Cocktailbegleitung lautet die Ankündigung. Damit fällt es deutlich aus der bisherigen Reihe der Restaurants heraus. In welche Richtung? Wir sind uns nicht ganz einig. Und das will ich euch erklären.
Das Bonvivant liegt in der Schöneberger Goltzstraße in einem sehenswerten Haus mit glasierten schwarz-weißen Klinkern und interessanten Terrakottaköpfen als Verzierung.
Die Inneneinrichtung des Restaurants wirkt wie eine gut gemachte Mischung aus Bistro und Cocktailbar mit Hochhockerplätzen am Tresen, blanken Holztischen und teilweise Sitzbänken. Die Filament-Lampen tauchen uns Gäste in warmes Licht und betonen die moderne und gemütliche Dekoration.
Bevor uns der erste Gang serviert wird, kommen geröstete Sauerbrotscheiben und kleine Lángos-Brötchen mit zwei Cremes auf den Tisch. Ein schöner und inzwischen nicht mehr selbstverständlicher Menüeinstieg. Dazu startet schon mal die Getränkebegleitung und die ist besonders: kein Wein, sondern Cocktails. Zwar enthält das erste Getränk auch Roséwein, allerdings gemischt mit Wassermelonensaft und Verjus (eine Art milder Weinessig). Als Showeffekt gibt es aus der Spraydose einen feinen Nebel Fenchelsaft darüber gesprüht. Das Ergebnis ist ein fruchtig-süßes Getränk mit dezent würzigen Aromen.
Der erste Gang hat das Thema Tomate. Ein Scheibchen steht getrocknet senkrecht auf dem Teller auf einer weiteren Tomatenscheibe und Ricotta. Daneben steht ein kleines Schälchen mit gekühltem Buttermilchschaum und kleinen Fenchelstückchen. Das hört sich alles sehr spartanisch an, bietet aber ein frisches würzig cremiges Geschmackserlebnis. Überraschend!
Nun ist die Gurke dran. Dekorativ geschlungen liegt sie neben feinen Rettichscheiben auf dem Teller und hat als i-Tüpfelchen ein kleines Kügelchen Rauchmandeleis dabei. Sensationell die optische und geschmackliche Komposition. Hier zeigt sich, dass „vegetarisch“ keine Rache langhaariger Öko-Freaks ist. So lecker kann fleischloses Essen sein.
Zum Trinken gibt es diesmal ein kleines Ton-Becherchen mit Wachholder, Gurke und Holunderblütensaft. Die Show darf auch diesmal nicht fehlen: Einen Hauch Absinth sprüht der Gastgeber über das Getränk. Recht ordentlich, erinnert mich der Cocktail doch leicht an einen Gin.
Nun folgt als Drittes die Aubergine. Auf dem Ragout des leicht geräucherten Gemüses liegt eine karamellisierte Auberginenscheibe, drumherum eine grüne Salsa. Die Show bekommt diesmal das Essen. Aus der Pipette fallen ein paar Tröpfchen Chiliöl auf den Teller. Aber auch das Getränk bekommt seine Zugabe. Auf den Artichockengeist mit Ingwer tröpfelt der Kellner etwas Ponzu-Vinaigrette (eine Art japanischer Würzsoße). Meine Tischbegleiterinnen und -begleiter freuen sich begeistert über die ungewöhnliche Getränkevariation. Ich kann da nicht ganz so mitgehen und hätte lieber ein Glas Wein mehr genossen.
Den Hauptgang bestreitet die Kartoffel. Ein knusprig saftiges Gratinstück wird von feinen Trüffelscheiben bedeckt, die ein kräftiges Aroma verbreiten. Deutlich kräftiger als sie letztendlich schmecken, was unseren Frauen ganz gut passt, die diesen einzigartigen Pilz nicht so mögen. Die zarten Kartoffelscheiben sind in geräucherter Butter gegart und werden von Bergkäse und Frühlingszwiebeln begleitet. Das ergibt einen vollmundigen Geschmack und die sensorische Abwechslung zwischen knusprig und sahnig-cremig. Einfach nur lecker und ein klares Zeichen: es braucht für hervorragendes Essen kein Fleisch. Es schmeckt!
Alle meine Sinne recken sich bei diesem fülligen Gang nach einem kräftigen Rotwein. Diese Sehnsucht wird leider nicht erfüllt. Es gibt zwar einen Riesling, aber geschmacklich wieder durch Verjus, Petersilie und Karotte zum Cocktail verfremdet. Ulli und Armin erfreuen sich an dem säuerlich-süßen Getränk. Melanie und Sabine bevorzugen inzwischen eine alkoholfreie Variante mit Blütenessenzen, Apfelverjus und Karottensirup. Auch sie finden es klasse und freuen sich, dass sie zwischen den Gängen zu den schnapsfreien Saftkreationen wechseln können. So ganz genau kann ich mich nicht erinnern, aber irgendwo war bestimmt die Pipette oder das kleine Sprayfläschchen wieder im Einsatz.
Zum Nachtisch bekommen wir ein Eis aus Ziegenjoghurt mit Himbeeren und einer Creme mit Karamellaromen. Für die meisten von uns geht die Ziege gerade noch so durch, auch weil ihr „Stall-Geruch“ von den intensiven Himbeeraromen und der Creme ausbalanciert wird. Auch dieser Teller ist ein Dekorationswunder und alles andere als eine 08/15 Nachspeise. Als Getränk serviert unsere Servicekraft einen Bourbon mit Karamellsirup und Himbeerraspel als Alkoholvariante und kalten Kaffee mit Kräutersirup und Sesamöl als alkoholfreie Alternative. Außer mir grunzen alle freudig über die Cocktails.
Beim Bilanz ziehen quengele ich über die Getränke: „Zu süß, statt Eiswürfel irgendwelche Sprays oder Tropfen. Wein würde den Geschmack der Speisen nicht so beeinflussen.“ „Dann musst du Wasser dazu trinken!“, bekomme ich zu hören und stehe mit meiner Meinung alleine da. Alle Morgenpost-Menü-Tester finden die Getränke großartig. Und erst recht das Essen, ich höre sogar etwas von „unter den Top 10“. Da kann ich dann auch zustimmen: Das Essen ist originell, herausragend gut im Geschmack und künstlerisch angerichtet. So gut kann vegetarische Küche sein. Und dazu sind alle auch noch so nett.
Übrigens, wir sind auch auf Facebook und Instagram aktiv und freuen uns auch hier über eure Likes, Kommentare und Berichte.
Und, ach ist das schön, haben wir vom Bonvivant ene E-Mail bekommen, die ich euch ganz stolz präsentieren möchte. Nicht nur wegen des fetten Lobes über das ich mich wie Bolle freue, sondern weil uns der Geschäftsführer Jules auch einen Einblick in die Sicht des Gastronomen beim Morgenpost-Menü gibt:
Als wir uns Mitte 2022 dafür entschieden haben, beim Morgenpost Menü mitzumachen, wussten wir nicht ganz worauf wir uns konkret eingelassen haben, da wir selber noch nie privat bei einem Morgenpost Menü waren.
Die einzige Möglichkeit uns konkret auf das Event vorzubereiten, war einfach mal selber hinzugehen, leider war im Adlon direkt alles ausgebucht und uns blieb nur die Möglichkeit, uns mit anderen Gastronomen kurzzuschließen und uns die Infos zum Ablauf einzuholen.Meistens geht es bei kulinarischen Erlebnissen um die Erwartungshaltung. Wir haben ein spezielles Konzept welches möglicherweise stark von den üblichen Morgenpost Menüs abweicht. Trotzdem wollen wir natürlich niemanden vor den Kopf stoßen und mit dogmatischer Herangehensweise unser Konzept forciert umsetzen, sodass die Gäste die sich dazu entschließen uns zu besuchen, unglücklich wieder gehen müssen.GLÜCKLICHERWEISE ABER, sind wir bei der Recherche zum Morgenpost Menü auf euren Blog gestoßen und konnten uns damit einen total guten Eindruck davon machen, wie das Menü abläuft, was sonst so geboten wird und was die Schwerpunkte sind. Nicht nur bereitet ihr eure Beiträge total übersichtlich auf, mit tollen Fotos und guter Umschreibung aller Gerichte, sondern der Schreibstil ist tatsächlich auch ziemlich unterhaltsam und nachdem ich knapp 10 eurer Berichte gelesen habe, hatte ich das Gefühl, ich war mindestens einmal schon mit dabei.Eure Berichterstattung wurde intern an jeden Mitarbeitenden weitergeleitet und für alle zur Einstimmung auf den spannenden September genutzt und hat somit dafür gesorgt, dass alle etwas sorgenfreier und entspannter an die Herausforderung "Morgenpost Menü“ gehen konnten.Danke dafür!Danke auch für euren Besuch und die tolle Berichterstattung über uns. Aber darum sollte es hier in der E-Mail nicht gehen, sondern eher als Feedback, dass ihr weitermacht mit dem tollen Blog.
Morgenpost-Menü August 2022 – Quarré im Adlon
Die Location ist großartig. Das Hotel Adlon am Brandenburger Tor ist der Gastgeber für das Morgenpost-Menü im August 2022.
Die Vorspeise weiß-rot hat nichts mit dem Pommes-Topping von der Würstchenbude zu tun. Das Farbenspiel erreichen Rindercarpaccio neben Kartoffel, pochiertem Ei und Senfemulsion.
Den zweiten Gang bereitet ein Spieß von Flusskrebsen und Zuckerschoten, die mit einer Krebssuppe angegossen wird.
Danach folgt eine Taubenbrust in Blätterteig mit einem Kleckschen Perigord-Trüffel-Glace. Das ist ein geleeartiger, eingekochter Fond aus schwarzem Trüffel, der zu den teuersten Speisepilzen der Welt gehört.
Den Hauptgang bestreitet ein Spanferkelrücken mit den Beilagen Wirsingknödel, Kartoffelwürfel, Perlzwiebeln und Möhre, gewürzt mit einer Gremolata, also einer italienischen Kräuter-Würzmischung.
Den Nachtisch bereitet dann eine Polenta mit Mandeleis und Erdbeeren.
Zwei Weißweine, zwei Rotweine und ein edelsüßer Wein begleiten die Gänge. Ich freue mich zu hören, dass die Weißen aus Deutschland stammen und die Roten aus Frankreich und Italien.
Auf jeden Fall kann ich euch nur raten, schnell einen Platz im Quarré zu buchen. Mein erster Reservierungswunsch scheiterte schon am “Alles Ausgebucht”.
Morgenpost-Menü Juli 2022 – Schmidt Z & KO
Wenn die Erwartungen hoch sind, ist es schwer sie zu erfüllen. Aber manchmal gelingt es.
In einer stattlichen 10er-Runde starten wir heute unsere Juli 2022 Morgenpost-Menü-Verkostung im Schmidt Z&Ko in der Steglitzer Rheinstraße. Das Restaurant bezeichnet sich als vinophile Genusswerkstatt und so umrahmen unzählige Flaschen des Rebengetränks den Gastraum. Obwohl relativ sachlich gestaltet, strömt er doch eine schnick-schnack-freie Gemütlichkeit aus.
Und mit dem ersten Gang setzt der Laden schon mal ein Ausrufezeichen. Ein Stückchen knusprig gebratenes Forellenfilet unter frittierter Petersilie kontrastiert herrlich mit der leichten Bohnencreme, der Zitronensoße und dem Forellenkaviar. Der Fisch stammt aus einer hochgelobten, besonderen Brandenburger Forellenzucht. Wirklich ausgezeichnet. Dazu stimmt ein Weißburgunder mit frischen Citrus- und Birnennoten auf einen Genussabend ein.
Tina ist unsere Tischkümmerin. Sie hat es nicht ganz leicht, dem Plapperhaufen die Köstlichkeiten anzukündigen. Ein Löffelschlag gegen das Weinglas schafft Abhilfe. Strahlend bekommt sie unsere Aufmerksamkeit und kann den folgenden Wein ankündigen: ein Sauvignon Blanc mit frischen Stachelbeeraromen und Exotik. Exotik, nicht Erotik, wie ich im ersten Moment verstehe.
Begleitet wird der Wein von einem Romanasalat mit säuerlich eingelegten Buchenpilzen und einem Püree aus dem Salat, zusammen mit etwas Spinat. Dazu bieten Pankobrösel den kontrastierenden Crunch. Saftig, knusprig, lecker!
16 Stunden bei 64 Grad, nicht umgekehrt, lacht Tina, nachdem sie uns mit dem Glasglöckchen aufmerksam gemacht hat. So lange garte der Schweinenacken. „Sous vide“ nennt der Koch so etwas. Und es hat so gar nichts mit dem eingeschweißten rotgewürzten Fleischlappen von Aldi zu tun. Leicht gepökelt zergeht das mürbe, zarte Fleisch auf der Zunge. Die Soja-Tomaten Lackierung sorgt für einen weiteren Überraschungseffekt: „Currywurst!“, bemerkt ein Morgenpost-Menü-Teilnehmer und bekommt unsere Zustimmung. Ja, dezent, aber vom Feinsten!
Auch zum Hauptgang gibt es Fleisch, diesmal vom Rind. Und zwar ein besonders zartes Teil: Das Bürgermeisterstück. So benannt, weil es eines der besten Stücke aus der Rinderkeule ist und wegen seines hohen Preises besonderen Personen vorbehalten bleibt. Wir haben Glück und jeder von unserer Morgenpost-Menü-Runde ist heute Bürgermeister. Serviert wird das gute Stück mit einer Erbsencreme, kleinen Krapfen aus Maisgries und Bratensoße.
Ein Roter kommt als Begleitung zu diesem Gang: ein Spätburgunder, 20 Monate im Holzfass gereift. So sehr mich die deutschen Weißweine begeistern, so sehr tue ich mich mit den Rotweinen schwer. Für mich liegen die Roten aus Italien und Spanien im Preis-Leistungsverhältnis weit davor, was Kraft und Volumen betrifft. So ist dieser Spätburgunder trotz seiner Lagerung im Fass für meinen Gaumen etwas schwachbrüstig. Auch unsere Kellnerin kann sich meinen Argumenten nicht gänzlich widersetzen. Nach dem Restaurantkonzept sollten den Abend aber alle Weine vom Weingut Rauen an der Mosel begleiten.
Zum Schluss folgt nun eine große Portion Nachtisch: Variationen vom Pfirsich, eingelegt, als Schaum und als Baiser, dazu ein Eis aus schwarzem Sesam. Lecker auch der begleitende fruchtsüße Riesling mit ebensolchen Fruchtaromen. „Und Anklängen von Kandis“, lacht Tina, „mal sehen, wer es schmeckt!“
Wohlig satt, ohne Völlegefühl lehnen wir uns zurück. Und trotz der begleitenden Weine, die gelegentlich sehr großzügig ins Glas perlten, sehnen wir uns nach einem Abschluss dieses großartigen Abends. Tina hat da was für uns: einen Blutorangen-Brand. Sehr gerne! Ein paar aus der Morgenpost-Menü-Testerrunde bevorzugen einen Pfirsichlikör, aber einig sind wir uns alle. Es war ein Spitzenmenü, das hier im Schmidt Z&KO serviert wurde. Es liegt mit ganz vorne im Reigen der Morgenpost-Menüs. Geschmack und Service waren klasse.
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Morgenpost-Menü Juni 2022 – India-Club Berlin-Mitte Behrenstraße
Der Juni 2022 wird indisch. Das Morgenpost-Menü findet im India-Club statt, der sich in der Behrenstraße auf der Rückseite des Hotel Adlon befindet.
Der erste Gang bietet Samosa mit Erbsen, Kartoffel und Ingwer. Als Samosa bezeichnet man aus Öl, Mehl, Wasser und Salz hergestellte und gefüllte Teigtaschen aus der Küche Pakistans und Indiens.
Als nächstes folgt ein Puffreissalat mit Garnelen und Tamarinde, den bräunlichen Früchten des Tamarindenbaumes, die einen süßsäuerlichen Geschmack beisteuern.
Den dritten Gang bildet ein Hühnchen-Kebab, das im Tandoori-Ofen gegart wurde.
Als Hauptgang kommt ein Stückchen von der Lammkeule auf den Teller, langsam in Lammjus und Garam Masala geschmort. Als Beilage dazu wird Reis mit Kreuzkümmel gereicht.
Als Nachtisch folgt ein aus Joghurt und Mango gebackenes cremiges Küchlein. Ganz ungewöhnlich für das Morgenpost-Menü gibt es dazu keinen Dessertwein, sondern ein Gläschen Rum. Da bin ich ja mal wirklich gespannt. Zu den anderen Gängen kommen Weine von weiß (Rebsorte Catarratto und Riesling), rosé (Merlot Rosato) und rot (Cabernet Sauvignon) ins Glas.
Über die persönliche Verkostung werde ich hier gerne berichten. Falls ihr es schon vor mir hierhin schafft, würde ich mich über eure Fotos und Eindrücke freuen und gerne veröffentlichen. Eure Zuschrift bitte an info@grad60.com.
Morgenpost-Menü Mai 2022 - POTS im Ritz Carlton
„Das ist mir zu glibberig“, bemerkt eine Teilnehmerin unserer Morgenpost-Menü-Runde und erntet heftigen Protest der anderen. „Das ist das Beste! Der Teller ist so schöööön!“, bekommt sie zu hören. Es geht um den zweiten Gang des Morgenpost-Menüs vom Mai 2022 im POTS: Ei, Spargel, Zitronenschale. Und in der Tat ist das Ei sehr weich, verbindet sich aber mit der Hollandaise zu einer zarten Creme, die dem bissfesten, geflämmten Spargel schmeichelt und von einem zitronigen Crisp getoppt wird. Nur am Rande sei bemerkt, dass es sich um ein Onsen-Ei handelt, also einem Ei, das etwa eine Stunde bei 65 °C gegart wird. Der Name stammt übrigens von der Bezeichnung der japanischen heißen Quellen, den sogenannten Onsen, ab.
Davor hat schon die Vorspeise von Nordseekrabben gepunktet. Unter hauchdünnen Radieschenscheiben kommen sie nach Hausfrauenart mariniert auf den Teller. Daneben ein paar winzige frittierte Krabben. Ein guter Anfang.
Den dritten Gang bildet ein Adlerfisch, knusprig auf der Haut gebraten, der durch einen verblüffend cremigen, klaren Tomaten-Sud begleitet wird. Das schmeckt überraschend ungewöhnlich und ausgezeichnet.
Eines der großen Vorteile beim Morgenpost-Menü sind die begleitenden Weine. Wenn es gut läuft, passen sie exakt zu jedem Gang und bilden mit den Speisen eine besondere Allianz. Hier im POTS läuft es gut. Unser Sommelier Pierre Girard hat sie perfekt ausgewählt. Als Zugabe erfreut er uns mit seinem herrlichen französischen Akzent. Für den Hauptgang hat er einen Merlot ausgewählt, der für mich als Rotweinliebhaber mit seinen Holznoten und Kirscharomen überzeugt.
Passend zum „Roten“ serviert das POTS eine butterzarte Rinderrippe, garniert mit einer süß-säuerlichen Holunderbeeren-Creme, die dem Fleisch ein einzigartiges Aroma verleiht. Dazu exakt gegarter Brokkoli mit eingelegten Zwiebelringen. Ein Hauptgang, beim dem unsere Morgenpost-Menü-Runde am liebsten um Nachschlag gebeten hätte.
Der Nachtisch entlockt unserer Runde die Frage: „Gibt’s schon Frühstück?“ Es ist ein Müsli mit Joghurt und einem Sorbet von der Karotte. Nach zwei Löffeln folgt aber die begeisterte Aufforderung: „Genauso möchte ich das morgen früh noch mal bekommen!“ In der Regel bin ich skeptisch, wenn Gemüse als Basis für ein Eis ausgewählt wird. Hier überzeugt mich das Möhrensorbet auf ganzer Linie und bestätigt den Spruch einer Teilnehmerin: „Es braucht keine Schokolade…!“ Obwohl…
In meinen Augen oder besser gesagt Geschmacksknospen ist die Wahl des passenden Dessertweins eine besondere Herausforderung. Hier hat sie Pierre in herausragender Weise bestens gemeistert. Der Kabinett von den, wie er sagt „Bisch-öfflischen“ Weingütern aus Trier, ist nicht süß, sondern fruchtig, saftig und erfrischend.
Es ist ein gelungener Abend in diesem angenehmen Restaurant in den Räumlichkeiten des Ritz-Carlton am Potsdamer Platz. Hier zeigt sich wieder einmal, dass das Morgenpost-Menü mit seinen 79,90 Euro eine ausgezeichnete Möglichkeit ist, herausragende Restaurants der Stadt auszuprobieren. Für uns landet das POTS in der Spitzengruppe dieser Serie.
Morgenpost-Menü April 2022 - Käfer Dachgartenrestaurant
Und diese Lage ist ein Pfund, mit dem das Restaurant wuchern kann. Die riesigen Panoramafenster geben einen atemberaubenden Blick auf die Stadt frei. Fernsehturm, Charité, Dom – na klar. Aber ist die Kuppel dahinten das Stadthaus und wo ist die Marienkirche? Der Blick durch das Weinglas bringt neue Perspektiven.
Aber wir haben ja nicht die Stadtaussicht gebucht, sondern wollen uns von dem Morgenpost-Menü des Monats April 2022 im Käfer Restaurant überraschen lassen. Und etwas überraschend ist es schon, dass Brot, Öl, Butter und Salz als erster Gang deklariert werden, dazu gibt es einen Radieschen-Minisalat aus maximal zwei der kleinen Kugeln. Lecker ist es allerdings. Dazu ein süffiger Grauburgunder, sehr schön.
Auch der zweite Gang strotzt nicht vor teuren Zutaten. Eine klare Zwiebelsuppe, eingestreut ein paar Dinkelsamen, etwas Pflaumenchutney, Knoblauch und als Deko-Hingucker vier Blättchen von der Pimpernelle. Die Suppe schmeckt würzig kräftig mit leicht süßlichen Anklängen von der Zwiebel. Sehr gelungen. Der gar nicht so sehr trockene Riesling harmoniert hervorragend dazu.
Der Service läuft zuverlässig und geräuschlos. Etwas zu geräuschlos. Das sonst übliche: „Wir haben hier eine klare Suppe von der Agostana-Zwiebel mit…“ entfällt und auch die Weinbeschreibungen beschränken sich auf die Traubensorte, mit dem Zusatz: „Steht aber auch auf der Speisekarte!“ Nun ja. Und so lesen wir für den Zwischengang, dass nun ein gegrillter Chinakohl und ein Chardonnay serviert werden. Erstaunlich, wie so ein geschmackloser Chinakohl gepimpt werden kann. Die beim Grillen entstandenen Röstaromen werden vom geschmolzenen Bergkäse umrahmt und die Nussbutterstreusel geben den Crunch. Der Chardonnay ist gewöhnungsbedürftig. Ich finde er riecht nach „Red Bull“, was Ulli, als Kenner des Energy-Drinks, zumindest nicht als abwegig einstuft.
Den Hauptgang bestreitet ein Landhuhn aus der Prignitz. Natürlich nur ein kleines Stückchen Brust davon. Es ist ausgesprochen zart und harmoniert ausgezeichnet mit dem Schmorzwiebelpüree. Sehr gelungen. Der dazu gereichte Dornfelder ist rund und hat für einen trockenen Wein reichlich Restsüße. Lässt sich gut wegtrinken und wie schön, dass die Kellnerin noch einmal für einen Nachschlag an den Tisch kommt. Allerdings, da sind wir uns einig, noch mehr würde Folgen am nächsten Tag nach sich ziehen. Die Bedienung ist dazu flexibel: unsere Rotweinverachterin Sabine bekommt ersatzweise ein Glas Weißwein eingeschenkt.
Mit der Abenddämmerung eröffnet sich aber auch die Problematik des gläsernen Restaurants. Hängeleuchten sollen den Blick nicht verstellen, aber die Strahler von der Decke bringen etwas kalte Atmosphäre. Davon lässt sich unsere Morgenpost-Menü-Runde allerdings nicht stören.
Der Nachtisch, kleine Baiser-Kügelchen mit verschiedenen Fruchtfüllungen, wird von einer süßen Riesling-Spätlese begleitet. Ganz nett, ohne Besonderheit und so können wir schnell unser Resümee ziehen: Erstaunlich, was aus dem geringen Materialeinsatz gezaubert wurde. Geschmacklich sehr zufriedenstellend, könnte eigentlich mehr aus dem Ganzen gemacht werden. Und der Preis von 9,90 Euro für eine Flasche Mineralwasser ist eine Frechheit. So bleibt in der Morgenpost-Menü-Serie nur ein Platz im Mittelfeld übrig. Bis auf die Aussicht. Die ist unschlagbar.
Morgenpost-Menü März 2022 - Vox im Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz
Im März 2022 ist das Vox im Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz der Gastgeber für das Morgenpost-Menü. Nach sechs Jahren ist der Preis um 10 Euro auf nunmehr 79,90 Euro angehoben worden. Nach meiner Einschätzung ist das immer noch ein unschlagbar günstiges Angebot für die Qualität der Menüs.
Das Vox hat sich in zwei Gängen dem Trüffel verschrieben. im zweiten Gang eine Bisque (geschmacksintensive Suppe aus Hühner- oder Rinderbrühe mit pürierten Krustentieren) Blumenkohl und schwarzem Trüffel und im Hauptgang Gegrilltes Schwarzfederhuhn mit Trüffel-Kartoffelstampf. Als erster Gang kommt ein gebeizter Wildlachs auf den Tisch und der Nachtisch wird von der Farbe “Rot” dominiert: Brombeere und Rote Bete. Was mich nicht besonders glücklich macht ist der dritte Gang mit einem Himbeersorbet-Pistazien-Lebkuchen, der mit einem Crémant aufgegossen wird. Ich bin halt kein Fan von doppelter Süßspeise. Liebe Fans des Morgenpost-Menüs, leider schaffe ich es nicht, dass Menü im März 2022 selbst zu verkosten. Vielleicht hat jemand von euch Lust, uns ein paar Fotos und euren Eindruck zuzuschicken. Würden wir gerne hier veröffentlichen. Einfach eine Email an info@grad60.com
Neben den Morgenpost-Menü-Location suchen wir auch nach anderen außergewöhnlichen Restaurants und starten eine neue Serie “Außergewöhnliche Restaurants Berlin-Brandenburg”. Schaut doch mal rein.
Morgenpost-Menü Februar 2022 - Le Faubourg
Im Februar 2022 ist das Restaurant Le Faubourg der Gastgeber für das Morgenpost-Menü.
Zweimal Nachtisch braucht kein Mensch, erst recht nicht, wenn einer davon nicht schmeckt. So jedenfalls meine Meinung. Aber von Anfang an. Das Le Faubourg im Dorint-Hotel in der Augsburger Straße ist Gastgeber für das Februar-Menü der Berliner Morgenpost. Rote samtbezogene Stühle und große kupferfarbene Leuchten unter der verspiegelten Decke rücken den Raum in ein recht helles, jedoch gemütliches Licht. Im Laufe des Abends füllt sich das Restaurant bis auf den letzten Platz mit Gästen im deutlichen grad60-Alter.
Den Auftakt des heutigen Menüs sind kleine Würfel der Fjord-Forelle, deren Meeresaromen hervorragend mit der dezenten Süße von feinen Kohlrabi-Scheibchen harmoniert. Ein gelungener Auftakt. Auch in Kombination mit der Fruchtbombe des dazu gereichten weißen Rhône-Weins. Als zweiter Gang folgt die geschmorte Zwiebel mit Dashi-Birne und mikroskopisch kleinen Speckwürfeln. Natürlich liegt keine ganze Gemüsezwiebel auf dem Teller, sondern ein Zwiebelblatt gefüllt mit der fruchtigen Creme. Sehr gut, ich würde gerne mehr davon genießen.
Als Hauptgang folgt das konfierte Kalb mit Sellerie, Kürbis und Quitte. Perfekt geschmortes zartes Fleisch, wiederum sehr passend mit den süßsauren Aromen der Beilagen kombiniert.
Obwohl auch Brot, Butter und Olivenöl zum Menü dazu serviert und anstandslos ein zweites Mal nachgelegt werden, muss ich keineswegs unter einem Völlegefühl leiden, als bereits das doppelte Dessert eingeläutet wird. Ein Häufchen „Porridge“, bestehend aus Kokos, Hafer und fermentierter Pflaume trifft auch optisch so ganz und gar nicht meinen Geschmack. Mit dem Spruch einer diesmal nicht anwesenden Morgenpost-Menü-Freundin „Das ist so gar nicht meins“ trete ich den Teller an den begeisterten Ulli ab. Ja, Geschmäcker sind sehr unterschiedlich.
Der zweite Nachtisch ist für mich schon passender. Die Apfel-Tarte ist säuerlich frisch und korrespondiert sehr gut mit dem salzigen Mürbeteigboden und der Karamellsoße. Ganz besonders schmeckt der dazu gereichte Dessertwein. Im Aroma erinnert er unsere Siebener-Morgenpost-Menü-Testrunde an einen feinen süßlichen Weinbrand. Sehr originell.
In der Summe schafft es das Le Faubourg nach unserer Einschätzung auf einen guten Platz im Mittelfeld. Es gab keine Ausfälle, abgesehen von meiner persönlichen Porridge-Aversion, die Gänge waren gut, boten aber auch keine Sensationen und waren bestimmt von einem überschaubaren Materialeinsatz. Insgesamt war es ein schöner Abend und wir dürfen nicht vergessen: Für 69,90 Euro bekommt man hier normalerweise kein 5-Gänge-Menü mit Weinbegleitung.
Morgenpost-Menü Januar 2022 - Châlet Suisse
Im Januar 2022 sind wir Gast im Châlet Suisse, nicht zwischen Eiger und Matterhorn, sondern im Berliner Grunewald zwischen dem gleichnamigen See und der Clayallee. Das Ambiente liegt aber nicht allzuweit von einer Berghütte der Alpen entfernt: blanke Holztische, Kamin…
Rustikal auch der erste Gang aus dem Pfännchen zum Teilen für Zwei: Rösti mit Spinat, darauf ein butterzartes Eigelb und Kaviar, der bei den kräftigen Röstaromen untergeht.
Als zweiter Gang folgt ein Kürbissüppchen mit Stückchen vom Rotweinapfel. Eine angenehme süß-säuerliche Komposition als wärmende Hüttenspeise. Deutlich eleganter wird es mit dem hervorragend angebratenen Zander und den rauchigen Linsen neben den süß-würzigen Aromen vom Lauch. Eine sehr gelungene Komposition.
Das Lamm als folgender Gang ist zart und getoppt von einer würzigen Liebstöckel-Pfeffer-Kruste. Daneben grüne Bohnen und kleine Kleckschen Topinambur, einer süßkartoffel-ähnlichen Creme. Hervorragend. Leider findet keiner der freundlichen Kellner die Zeit, die Kompositionen unserer Testerrunde vorzustellen. Die gut passenden Weine werden uns vom Namen benannt, weitere Erklärungen zu Weingut und Ausbau fallen dem Personalmangel zum Opfer. Auch die Besteck-Selbstbedienung aus der Box auf dem Tisch ist für uns - sagen wir mal - neu.
Der Abschluss kommt mit Showeffekt: Aus Einweckgläsern steigt kräftiger Rauch auf und hüllt unsere Runde in ein Qualmwölkchen, fast so, als würden Tannennadeln vom übriggebliebenen Weihnachtsbaum verbrannt. Es soll weißer Rauch vom Beerentee sein. Gut, gut, die eingelegte Minibirne mit cremigem Hagebutteneis schmeckt trotzdem ausgezeichnet.
Unser Fazit des Morgenpost-Menüs im Chalet Suisse: Ein gelungenes Menü, perfekt zubereitet, mit guten Weinen, das mit etwas mehr Service durchaus einen vorderen Platz in unserem Morgenpost-Menü-Ranking erkocht hätte. Geschmacklich auf jeden Fall ein gelungener Abend.
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Lohnt sich das für den Gast? Von mir ein deutliches: Ja! Unsere Morgenpost-Menü-Freundesgruppe ist inzwischen auf 15 Mitglieder angewachsen und schon im Vormonat wird ein Termin ausdiskutiert, damit alle teilnehmen können. Seit über zwei Jahren sind wir jeden Monat dabei und haben äußerst selten einen Reinfall erlebt. Dieser Preis ist bei der Qualität in den gehobenen Restaurants sonst nicht drin.
Morgenpostmenü im POTS Ritz Carlton
Und bitte schön, wann geht man schon mal ins Ritz Carlton zum Morgenpost-Menü des Monats Juni? Das „POTS“ hat geladen und empfängt unsere Morgenpost-Menü-Testrunde an einem großen Holztisch vor dem edlen Wein-Kühlregal. Große Kugelleuchten über dem Tisch geben nur das Ambiente, da durch die großen Fenster das weiche Licht des Juniabends fällt.
Der Blick auf die Küche hinter dem Kupfertresen ist frei und lässt keinen Zweifel daran, hier ist alles pikobello sauber.
„Benjamin“ stellt sich vor und zeigt wieder einmal, dass die richtige Mischung des Oberkellners aus Fachkunde, plaudernder Erklärung und lockerer Art ein Spitzenrestaurant auszeichnet. Unsere heutige 12-er Runde ist angetan und stößt mit einem extra georderten Rosé-Crémant voller Vorfreude auf den bevorstehenden Abend an. In der Tat sind unsere Erwartungen sehr hochgesteckt. Der Patron des „POTS“ ist Dieter Müller, ein ehemaliger 3-Sterne-Koch.
Beim ersten Gang ist mir der Melonensud zur rohen Forelle etwas zu süß, ich stehe allerdings mit meiner Kritik alleine da. Alle anderen nicken freudig und anerkennend.
Der zweite Gang, Lila Senfei und Spinat, hört sich vielleicht nicht spektakulär an, ist er aber. Das perfekte, butterweiche, cremige Ei ist mit einer gekräuselten Kruste verbunden, die den crunchigen Kontrast gibt. Das kriegt man niemals selber hin.
Das Kabeljaufilet ist auf den Punkt gegart und die Schnittlauchgraupen lassen Sabine aus unserer Runde jubeln. „Ein Traum“, was aus dieser eigentlich einfachen Zutat gezaubert werden kann. „Meine Mutter als Nachkriegskind kann Graupen nicht leiden, dabei können sie so köstlich sein.“
Dass das Filet und die Backe vom Apfelschwein in so einem Restaurant saftig und zart auf den Tisch kommt, ist klar. Hier hat das Fleisch zusätzlich die richtige Struktur, wird von Dicken Bohnen begleitet und bekommt von der Miso aus Berlin die passende Würze.
Die Weine sind stimmig, nur bei dem leicht perlenden und mit Resthefe versetzten Petillant Naturel aus der Pfalz scheiden sich die Geister unseres Tester-Dutzend.
Aber schon vor dem gestockten Buttermilch/Erdbeer-Dessert, oder wie Daniel gerne ruft „Kompott“, gibt es die einhellige Meinung: „Das ist Spitze!“
Das finden auch zwei Damen im grad60-Alter am Nebentisch, die wir in unserem Anstoß-Ritual mit jedem neu eingeschenkten Wein einbeziehen. Auch sie nutzen das Morgenpost-Menü häufig und mit Begeisterung.
Wenn ich euch jetzt den Mund wässerig geschrieben habe und ihr nicht genug bekommen könnt, dann habe ich noch zwei ältere Artikel über das Morgenpost-Menü:
Morgenpost-Menü mit Aussicht und Menü im Kempi.
Am Anfang des Artikels steht “Werbung unbeauftragt”, das heißt, dass dieser Artikel ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben wurde. Warum der Vermerk trotzdem dort steht, erfahrt ihr auf unserer Seite “Transparenz”.