Philippinen
Walhai
Es ist ein gigantisches Erlebnis, mit dem Walhai zu schnorcheln. Gigantisch im wahrsten Sinne. Die riesigen Planktonfresser konnte ich hautnah erleben und will euch mit meinem Video teilhaben lassen. Einfach auf das Bild klicken und ihr werdet zu Youtube weitergeleitet.
Cebu
Um 5 Uhr Ortszeit landet die Maschine aus Berlin in Singapur und kurze Zeit später nehmen wir den Weiterflug nach Cebu, einer der bekanntesten Inseln der Philippinen mit dem gleichnamigen Hauptort.
Die Einreisekarte wird im Flugzeug verteilt und ich habe keine Ahnung, was ich bei „Occupation“ eintrage. Policeman bin ich ja nicht mehr, aber was heißt „Rentner“ auf Englisch? Senior hört sich doch gut an und der darf problemlos einreisen.
Ein Flughafentaxi mit vorgegebenem Preis aus einer Tabelle bringt uns für 12 Euro problemlos zum Hotel. Natürlich hat der Fahrer kein passendes Wechselgeld und erzwingt damit 2 Euro Trinkgeld.
Nach der erholsamen Nacht im luxuriösen Poolhotel geht es los nach Downtown Cebu-City. Und zwar mit dem Jeepney, einem umgebauten, 14-sitzigen Kleinbus.
Durch die Aufschrift „Colon“ erahnen wir unser Ziel und winken dem Busfahrer zum Stoppen. Er fuchtelt mit den Armen. Heißt das jetzt „Voll“ oder „Einsteigen“? Wir entscheiden für „Einsteigen“ und springen in das langsam rollende Fahrzeug. Ohh, 22 Augenpaare schauen auf die „riesigen“ Touristen und ruckeln mit einem Lächeln auf den Bänken des 14-Sitzers so lange hin und her, bis ich mit einer halben Arschbacke Platz auf der Bank finde. Nicht bequem, aber billig. Für 14 Euro-Cent geht es eine halbe Stunde durch den dichten Verkehr.
Cebu-City bietet nicht allzuviele Sehenswürdigkeiten. Allenfalls würde ich das älteste Haus der Philippinen als sehenswert bezeichnen. Es ist mit Bett, Küchenmöbeln und Zierfiguren voll eingerichtet. Ich nehme an der gedeckten Tafel Platz. Die Hausherren von 1675 sind wohl verhindert und so werde ich nicht bedient.
Die Kathedrale und das Fort sind nicht besonders fotogen und so besorgen wir für morgen noch schnell die Fährkarten nach Tagbilaran auf der Insel Bohol zum Preis von 9 Euro p.P.
Zurück geht es mit dem Abenteuerbus, jetzt mit 27 Personen, da nun zusätzlich 3 Mutige hinten auf dem Tritt stehen.
Bohol - Hügel und kleine Kobolde
Sicherheitsgurte gibt’s keine, aber der Taxameter ist eingeschaltet und zeigt am Hafen 300 Philippinische Pesos an, etwa 5,40 Euro. Das Pier ist mit den Insel-Zielangaben auf den Anzeigetafeln ein bisschen wie ein kleiner Flughafen. Auch das große Gepäck muss vor dem Boarding mit Sitzplatzkarten abgegeben werden. Der Ocean Jet bringt uns in 45 Minuten ruhiger Fahrt zur Insel Bohol, wo gleich hinter dem Anleger Kleinbusse, Taxis und Tricycles auf Kundschaft warten. Unsere Wahl fällt auf das dreirädrige Moped, wo wir auf der verdammt schmalen Bank Platz nehmen.
Die Kofferrucksäcke verschnürt unser Tricycle-Fahrer hinten am Aufbau und macht sich wackelig auf den Weg. Mich beschleicht der Gedanke, dass diese Gefährte für durchschnittliche Mitteleuropäer nicht ausgelegt sind. Dennoch erreichen wir wohlbehalten unser Ziel auf der Halbinsel Panglao und werden von der Gastgeberin so freundlich begrüßt, als würden wir zum 10. Mal hier wieder einkehren. Sehr angenehm.
Unser Mietwunsch für einen Scooter, einem 125cc-Motorroller, wird innerhalb von 20 Minuten erfüllt und schon steht das Teil für 9 Euro pro Tag auf dem Hof. Zettel ausgefüllt, jeder Schaden muss ersetzt werden, das war’s.
Der erste Ausflug führt zum Alona-Beach, dem Touristen Hotspot der Insel. Tattoo-Studios, Cafés, Bars und Restaurants reihen sich aneinander. Davor ein weißer Sandstrand, gut besuchT, aber nicht voll, mit Auslegerbooten im türkisen Wasser.
Am nächsten Tag geht es mit kleinem Gepäck los zu den Sehenswürdigkeiten von Bohol. Ein Moped ist für solche Ausflüge optimal. Außer es regnet. Hier schüttet es sogar und eine verfallene Hütte muss Schutz gewähren.
Leider bleibt es regnerisch und völlig durchgenässt erreichen wir die vorher gebuchte Unterkunft an den Chocolate Hills. Das sind rund 1.300 Hügel von bis zu 120 Metern Höhe, die in der Trockenzeit die namensgebende Färbung annehmen. Warum die Kegel hier rumstehen, weiß keiner. Eine schlüssige geologische Erklärung gibt es nicht.
Wie schon tropfend auf dem Motorrad gespürt, sind wir nicht in der Trockenzeit hier und so leuchten die Hügelchen im saftigen Grün, verschleiert von hinüberziehenden Regenschauern. Mystisch. So etwas habe ich noch nie gesehen und ich kann mich kaum lösen von diesen verwunschenen Riesenmaulwurfshügeln.
Auf der Rückfahrt sorgt eine frisch aufgeschlagene Kokosnuss, „Buka“, für eine 70 Eurocent-Erfrischung am Straßenrand.
Das größte Highlight bieten jedoch winzige Gesellen aus einer anderen Galaxie. Sie hocken schläfrig an kleinen Zweigen, die sie mit ihren ET-Fingern umklammern. Joda grüßen lässt. Richtig heißt das Glubschauge Koboldmaki oder Tarsier und scheint kaum von den Touristen Notiz zu nehmen, die hier in dem Schutzzentrum die 10cm-Winzlinge zu sehen bekommen. Ohne den Hinweis der Angestellten des Sanctuary, wäre ich direkt an den Tieren vorbeigelaufen. Die Primaten können ihre Pupillen nicht bewegen, dafür aber den Kopf um 180 Grad drehen.
Auf dem Rückweg werden die Schauer schwächer und seltener und der Alona-Beach begrüßt uns wieder mit Wärme zum kleinen Strandspaziergang und Abendessen unter Palmen mit Blick auf’s Meer.
Siquijor - Rundreise Philippinen auf eigene Faust
Müssen wir auf dieser Insel um unsere Sicherheit fürchten? Nein, nicht etwa wegen möglicher Übergriffe auf Touristen!. Hier herrscht ein anderes Problem: Die Insel gilt für viele Filipinos als Hochburg der Hexen und mystischen Phänomene.
Ich merke davon nichts und kein Besen, sondern ein Tricycle bringt uns für rund 5 Euro zu den vorab über booking.com gebuchten Garden-Bungalows. Das klapprige Dreirad kommt auf der abseits gelegenen, holprigen Straße an seine Grenzen und schüttelt uns ordentlich durch. Das Hexenfluggerät wäre bequemer.
Nach der Holpertour eröffnet sich eine kleine Oase. Schön ist es hier in der Anlage. Gut angelegte 55 Euro pro Nacht für den Bungalow mit Blick auf Garten und Pool.
Ohne jeden Papierkram mieten wir wieder einen Scooter, diesmal mit 155 cm³ deutlich bequemer. Mein Hinweis auf den fehlenden Führerschein wird nur mit „No problem“ kommentiert. Okay, hoffe ich mal…
Eines der größten Fahrrisiken sind die vielen, halb verwilderten Hunde. Oft liegen sie völlig unbeeindruckt vom Verkehr mitten auf dem Weg, aber gelegentlich, wenn sie auf der anderen Straßenseite einen Konkurrenten sichten, rennen sie kläffend über die Fahrbahn. Bisher ist alles gut gegangen und so lasse ich gerne mein Nickerchen am Strand bewachen.
Ein kurzer Spaziergang über die Sandstrände offenbart schon auf den ersten Blick die Reize der Insel. Weißer Sand, türkisblaues Wasser, überhängende Palmen.
Etwas befremdlich finde ich allerdings die Gebühren am frei zugänglichen Strand, der in einem Naturschutzgebiet liegt. Baden: 36 Eurocent, Schnorcheln: 90 Eurocent. Heute tauche ich nur meine Beine bis zu den Knien in das warme Wasser, das ist kostenlos.
Der malerische Sonnenuntergang dafür ist unbezahlbar.
Unterwassertraum auf Siquijor - Rundreise Philippinen auf eigene Faust
Nemo ist sauer. Ich bin ihm zu sehr auf die Schuppe gerückt und nun droht der daumengroße Kerl mich zu fressen. Aus seiner Anemonendeckung nimmt er mit aufgerissenem Maul mehrfach Anlauf, um kurz vor dem Verschlingen wieder umzukehren.
Ich lasse ihn in seinem Glauben und paddel mit Maske und Schnorchel weiter durch den Korallengarten. Gelb, grün und blau glitzert es im wassergebrochenen Sonnenlicht des Schutzgebietes von Siquijor.
Das Wasser ist angenehm warm und wir haben selten so ein schönes Schnorchelrevier gesehen. Kleine Kugelfische huschen an violetten Seesternen vorbei und zwei gelbe Fische schwimmen als Pärchen durchs Meer.
Aber nicht nur bei den Kiemenatmern, sondern auch an Land bleibt mir die Luft vor Begeisterung weg. Was darf es sein? Palmengesäumte Sandstrände? Voilà!
Oder steht ihr hier auf Wasserfälle? Auch damit kann die kleine Insel mit 75 km Umfang dienen.
Siquijor wirkt auf mich wie ein entspanntes Plätzchen auf dem Sprung zum Touristen-Hotspot. Noch stören keine Bettenburgen die Schönheit. Touristen sind meistens mit Rucksäcken unterwegs und große Reisebusse fehlen. Aber überall wird für Unterkünfte und Restaurants gehämmert und gesägt. Wir genießen in einem der schönsten das Abendessen mit Sonnenuntergang. Das „U-Story“ verwöhnt uns mit Margarita und Gin Tonic, der mit einem Hauch Calamansi aromatisiert ist. Calamansi ist hier eine häufig angebotene, limettenartige Frucht.
Ich lasse mir die Ginflasche zeigen. Er heißt Gilbey’s Gin und hätte in unserer Bewertung “Beste Gins” gut abgeschnitten, sicher auch getragen von dem Palmenambiente.
Die Preise für einen Restaurantbesuch sind übrigens sehr moderat. Gin Tonic 3,50 €, Bier 1 €, Fischcurry oder gegrillte Squid jeweils 6 bis 7 €. Und was mir sehr gefällt und Vorbild für Deutschland sein könnte: es gibt immer kostenloses Trinkwasser dazu. Der Mini-Gecco scheint aber den Gin Tonic zu bevorzugen.
Dumaguete – Markt und Wasserfall
“TAXI, VAN, TRICYCLE”, schreien sie aus allen Ecken. Die Transport-Mafia lauert auf die Fährbeute, die gerade im Hafen von Dumaguete auf Negros aus dem Schnellboot gespuckt wird.
Wir ergeben uns schnell einem Dreiradfahrer, der uns für 6 € ins 15 km entfernte Dauin tuckert. Das neuseeländische Betreiberpaar des Baki-Divers-Guesthouse begrüßt uns herzlich und zeigt uns unser 36 € Balkonzimmer mit Meerblick. Eine schöne Basis für die nächsten vier Tage.
Am nächsten Tag: Der Geruch beißt in der Nase und trotzdem zieht es mich in diese Markthalle. An endlosen Tischreihen wird der frische Meeresfang angeboten. Ich bin von der Vielfalt fasziniert.
Bei unserem Edeka gibt es Lachs, Forelle, Rotbarsch und Thunfischfilets. Hier sind dicke, dünne, lange und bunte Fische unbekannter Arten im Angebot. Wie wäre es mit Balo-Labas? Dazu ein Käufergewusel, dem ich beim Fotografieren nur im Weg stehe.
Der Wechsel zur Obstabteilung hilft der Nase nicht unbedingt. Hier steht unter anderem die beliebte Durian im Angebot, die Stinkefrucht mit einem Aroma von Käse und Kotze. Angeblich aber ein geschmacklicher Genuss. Bisher konnte ich mich nicht überwinden.
Da gefällt mir die Calamnsi eindeutig besser. Ich durfte sie ja in meinem Gin-Tonic genießen und jetzt kaufe ich eine kleine Tüte voll zum Verfeinern des abendlichen Absackers. Dazu später etwas mehr…
Aber die Gegend um Dumaguete biete auch reichlich Natur. Insbesondere der eindrucksvolle Casaroro Wasserfall. Die Straße zum Einstieg in das Tal führt steil bergan. Hier will kein Tricycle-Fahrer hin, also muss der gemietete Motorroller herhalten. Das Maschinchen ächzt und heult heftig an der steilen Bergstraße und strahlt am Ziel eine glühende Motorhitze ab. Was der kleine Kerl hoch musste, klettern wir auf der anderen Seite über steile Stufen wieder hinab. Mir grault es schon vor dem Rückweg in umgekehrter Reihenfolge.
Unten am Flusslauf zeigen mir riesige Farne die menschliche Winzigkeit in der Natur. Einige der aufgerollten Blatttriebe haben Kopfgröße und sind selbst doch klitzeklein gegenüber den leuchtend grünen Riesefarnwedeln.
Diese Giganten sind offensichtlich die Vorbereitung für den Wasserfall, der sich tosend ankündigt, aber erst hinter der letzten Felsenecke zeigt. Whow, 30 Meter herabdonnernde Wassermassen, die alles mit einem Sprühnebel befeuchten. Diese Schönheit gefällt leider nicht nur mir. Etwa 20 andere Besucher verstellen mir ständig den Blick und machen pausenlos Selfies. Dabei will ich doch nur ein Foto von mir, ganz vorne. Aber es ist wie immer, alle denken nur an sich…
Maroder Charme in Vigan - Rundreise Philippinen auf eigene Faust
100 Tricycles stehen aufgereiht in Laoag und warten auf Fahrgäste. Sie sehen hier anders aus. Eher wie umgebaute Autoscooter mit angeschlossenem Motorrad. Trotzdem schaffen die kleinen Dinger den Transport von uns beiden einschließlich Koffern und Tagesrucksäcken. Wir sind auf den Nord-Luzon geflogen und lassen uns zum Busbahnhof für die Fahrt nach Vigan bringen. Der Fahrer kurvt wie verrückt durch die kleinen Straßen. Vorfahrt bekommt, wer die Nerven behält und sich vorwärtstastet. Jetzt wird er aber völlig verrückt. Er hupt einen Fernreisebus an, hält auf ihn zu, um sich kurz davor quer zu stellen. Ich höre nur: „It’s yours!“ und schon fliegen die Gepäckklappen auf, die Rucksäcke werden umgeladen und wir sitzen 30 Sekunden später im Komfortbus. Der Tricyclefahrer hat, natürlich, kein Wechselgeld und kassiert statt 25 glatte 40 Pesos. Okay, sind gerade mal 80 Eurocent.
Vigan gilt als älteste spanische Kolonialstadt mit 130 erhaltenen Kolonialgebäuden. Naja, „erhalten“ ist ein sehr dehnbarer Begriff. Marode trifft es wohl besser. Der tropische Zahn der Zeit hat kräftig genagt und nur verfallene Reste übriggelassen. Das Ganze ist zwar ein UNESCO-Weltkulturerbe, aber von „Quedlinburg“ nicht nur geographisch weit entfernt.
Auch die Produktionsstätte von traditionell hergestellten Tonkrügen verströmt einen morbiden Charme, zumal wir in der halbdunklen „Produktionshalle“ alleine und bis auf zwei Hühner ungestört herumstreifen können.
Auf so einer Reise um die Welt sind neben den Besichtigungen auch ganz profane Dinge zu erledigen. Denn Haare wachsen, zumindest bei mir, auch in den Tropen. Und da mir die Wolle wirklich lästig wird, kommt ein kleiner Friseurladen gerade recht. Kein Kunde ist im Laden, dafür fünf Friseurinnen. Soll mir das was sagen? Egal, ohne Wartezeit wird mir der elegante Umhang übergeworfen, die Haare besprüht und Schere und Rasierer angesetzt. Zum Schluss zahle ich recht zufrieden meine 4 Euro.
Gleich daneben befindet sich ein Schneider, dessen Dienste ich auch in Anspruch nehme. Meine Treckinghose hat ein großes Loch am Knie. Von einem kleinen Sturz. 10 Minuten später ist auch das erledigt, für 60 Eurocent preiswert gestopft.
So richtig kann ich mich nicht entscheiden, ab Vigan wirklich das große Reiseführer-Highlight ist. Bei Dunkelheit füllt es sich jedoch sehr unterhaltsam mit abendlichen Leben. Es sind so gut wie keine westlichen Touristen unterwegs. Dafür posen Asiaten vor ihren Smartphones, von denen einige in schlimmster Deutschen-Manier mit kurzen Hosen, Adiletten und Socken unterwegs sind. Lustig.
Lost in Manila
„Which country you‘re from?“ Die dünnen Ärmchen eines 14-jährigen Schmuddelmädchens umschlingen mich. Ich weiß nicht, was sie genau will, aber mein Herkunftsland interessiert sie sicher nicht. Ich schüttle sie ab. Wir sind in Manila gestrandet, nach einer anstrengenden Busfahrt.
Dieser 14-Millionen-Moloch verschlägt mir den Atem. Nicht nur wegen der Abgase aus Tausenden von röhrenden Jeepneys, ächzenden Lastwagen und knatternden Mopeds und Tricyclen. Hässlichkeit und Armut schlägt uns an jeder Ecke entgegen. Spindeldürre Familien nennen eine Baumscheibe an einer 10-spurigen Staustraße ihr „Eigentum“. Das Bett ist eine Pappe an einem stinkenden Abwasserkanal.
Wir sind sicherlich Einiges gewohnt von Großstädten in Asien, aber noch nie habe ich eine derartig chaotische, hässliche Haus-, Straßen- und Menschenansammlung gesehen. Selbst die Neubauten sehen phantasielos und schon vor der Fertigstellung kaputt aus. Dafür sind die Prachtstraßen völlig überdimensioniert, wie man es eigentlich aus kommunistischen Ländern kennt. Dem Spaß der Filipinos zu posen und sich selbst an jeder Stelle zu fotografieren, tut das keinen Abbruch.
Die größte „Sehenswürdigkeit“ ist das vollkommen von Mauern umgebene Altstadtviertel Intramuros mit Gebäuden im beklagenswerten Zustand. Ich suche das Schöne oder wenigstens Sehenswerte. Nichts. Das „Besondere“ an der Kathedrale von Manila ist der Umstand, dass sie acht Mal nach Bränden und Erdbeben in Schutt und Asche gefallen immer wieder aufgebaut wurde.
So stürzen wir uns in‘s Alltagsleben von Chinatown und werden von Menschenmassen vorwärtsgeschoben, die glänzende Nylonstoffe begutachten, Adidas-Plagiate kaufen und Fleischbällchen in Brühe genießen. Wir als Europäer stechen exotisch heraus und sind Ziel von Angeboten für „RayBan“-Brillen, Obst und T-Shirts. Und natürlich für Tricycle-Fahrten. Unfassbar nur laufen zu wollen.
Wer noch nie so etwas erlebt, keine Berührungsängste und keine zu empfindliche Nase hat, für den ist Chinatown ein Rundumerlebnis. Überall wird verkauft, gehandelt und gegessen. Dinge, die man nicht braucht und auch nicht haben will, stapeln sich zu Türmen und scheinen doch ihre Abnehmer zu finden. Dazwischen beklagenswerte Armut, schlafende Kinder im Lärm und eingepferchte Tiere zum Verkauf. Nichts für dünnhäutige Gemüter.
Einen entspannten Abend bietet dann zum Glück ein Hafenlokal auf einer Mole. Das Seaview-Restaurant serviert Sushi und frischen Fisch mit Chilisoße. Dazu einen Blick auf die Strandpromenade mit gnädigem Abendambiente und der freudige Gedanke an den kurzfristig gebuchten Strandinselflug nach Donsol mit Walhai-Beobachtungsstation.
Der mit dem Hai tanzt
Der Guide zeigt nach unten. Ich sehe nichts, bis ich in anderen Dimensionen denke. Direkt unter mir gleiten Punkte vorbei und erst jetzt erfasse ich es. Sie gehören einem Walhai. Ich Winzling schnorchle in Armlänge über dem 12-Meter-Koloss und muss mich etwas zur Seite drücken, damit mich die Rückenflosse nicht anstößt.
Wir sind in Donsol, der Philippinischen Hochburg für Walhaibeobachtungen. Das Schnorcheln mit Walhaien ist in dem Schutzgebiet genau reglementiert, mit einem Schulungsfilm vorab und der strengen Bestimmung, den Walhai nicht zu berühren. Dann dürfen wir mit Maske, Schnorchel und Flossen zu den Booten.
Die kleinen Auslegerboote nehmen jeweils sechs Touristen und einem Guide mit auf’s Meer. Der Bootshelfer hält Ausschau und wir harren gespannt auf die erste Sichtung.
Insgesamt sieben Boote tuckern nicht weit vom Strand entfernt durch das Revier. Das Meer ist einigermaßen glatt, ohne große Wellenbrecher. Ich bin hoffnungsfroh gespannt. Allerdings kommen mir auch Gedanken an meine letzten Waltouren, allesamt Reinfälle ohne auch nur eine gesichtete Fluke. Plötzlich kommt Bewegung in die Crew, der Motor zieht an und wir steuern auf ein für mich unsichtbares Ziel hin. Auch die anderen Whale-Watching-Boote brummen wie ein Bienenschwarm auf eine Stelle zu. Hektik. Flossen an, Brille auf und mit dem Guidekommando plumpsen wir ins Wasser.
Oh Mann, ich habe in der Aufregung die Taucherbrille noch auf der Stirn und zuppel sie erst umständlich über die Augen. Und dann kommt der Gentle Giant direkt auf mich zu. Gelassen sieht er aus, vielleicht ein wenig angenervt von den Schnorchelzecken, die um ihn herumwuseln. Der Walhai frisst Plankton in Massen. Bei seinem Gewicht von 12 Tonnen verwunderlich, frisst er keine großen Brocken und so können wir Menschen uns völlig ungefährdet dem drei Meter breiten Maul nähern. Nur kurz kommt mir der Gedanke, ob er sich vielleicht schon mal an einem 185 cm Menschen verschluckt hat?
Dieses Riesentier saugt ständig Wasser durch sein Scheunentor und filtert dabei die Kleinlebewesen raus. Dabei schwimmt er gemächlich wenige Meter unter der Wasseroberfläche und ich kann ihn mit kräftigen Schwimmflossenschläge recht gut begleiten, bis mir zappelnde Schwimmwestenpfropfen den Weg versperren und der Walhai langsam in der Tiefe verschwindet. Es geht zurück aufs Boot.
Kaum sind alle an Bord, gibt es das nächste Kommando zum Absprung. Diesmal gleich mit richtig sitzender Taucherbrille geht’s hinein in das etwa 28° warme Wasser. Ein neuer Riese kreuzt unseren Weg und beeindruckt wieder mit seiner erhabenen Gelassenheit. Mehrere Minuten darf ich sein Begleiter sein, wie die Halterfische an seiner Seitenflosse, bis er in das Dunkelblau entschwindet. Zum Ende der dreistündigen Tour strahlen wir über insgesamt sechs wundervolle Begegnungen.
Am Strand dreht sich das Gespräch unter allen Tourgästen nur um dieses einmalige Erlebnis. Es gibt auf der Welt wohl nur sehr wenige Plätze für dieses eindrucksvolle Schauspiel, das pro Person lediglich 26 Euro gekostet hat. Ich hätte auch ein Vielfaches dafür berappt. Fast in Vergessenheit gerät der palmengarnierte dunkle Vulkansandstrand. Eine Augenweide für unsere europäischen Winteraugen.
Was für ein Glück, dass uns unsere Rundreise auf den Philippinen hierher geführt hat. Der Flugabstecher von Manila zum Flughafen Legazpi und Taxifahrt nach Donsol schlägt einschließlich Rückflug mit 170 Euro p.P. zu Buche und ist das Highlight unserer Philippinen-Rundreise auf eigene Faust. Glücklich genießen wir den Sonnenuntergang an diesem herrlichen Plätzchen und freuen uns auf die nächste Reisestation: Singapur.