Porto - ein Reisebericht
Für einen interessanten Trip nach Porto, haben wir für euch in unserem zweigeteilten Porto - Reisebericht Informationen über die Leckereien und die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Einfach auf den Ttel klicken und ihr seid im passenden Reisebericht über Porto.
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Porto Reisebericht – Kabeljau und Portwein
Kennt ihr den Film „Forrest Gump“? Und wie Bubba beim Putzen des Kasernenbodens eine Stunde lang die Zubereitungsarten von Shrimps erklärt? Wäre er Paulo aus Porto, er könnte es mit Kabeljau tun. Kabeljauklöße, Kabeljausalat, Kabeljaucarpaccio, Kabeljau gebraten, gebacken, frittiert, gekocht… Jedes Lokal hat den Bacalhau in mindestens zehn Variationen auf der Speisekarte. Und zu Recht! Erst etwas skeptisch probiere ich als Vorspeise den sauer eingelegten Fisch mit Zwiebeln, Oliven und Kräutern.
Er ist deutlich bissfester als wir ihn kennen, von der Konsistenz eher wie Krabbenfleisch. Mein Gaumen spürt frisches Meer und südliche Sonne. Das Aroma ist fein und gar nicht „fischig“. Wie geht das? Die Wirtin klärt auf: der frisch gefangene Kabeljau trocknet sieben Monate im Salz, bis er vor der Zubereitung drei Tage lang gewässert wird. Er ist eine traditionelle Spezialität und es existieren 1000 Rezepte. Sag ich doch, da hätte der Paulo dem Forest eine Menge zu erklären. Und so probiere ich als Hauptgang den Bacalhau de Marisco eine Art Risottoeintopf mit Kabeljau und Meeresfrüchten. Unfassbar, wie lecker so ein getrockneter Fisch schmecken kann. Auf den Märkten habe ich mich immer davor gegrault, besonders vor dem Geruch. Hier riecht er frisch und ist ein großartiges Geschmackserlebnis. Falls ich ihn in Berlin bekomme, werde ich mein Ergebnis auf unserem Kochblog präsentieren.
Das hier der Fisch so eine entscheidende Rolle spielt, ist eigentlich klar. Der Atlantik ist von Porto gerade einmal acht Kilometer entfernt und lässt sich bequem mit der Straßenbahn oder dem Stadtbus erreichen. Starker Wind lässt die Wellen des Meeres tosend gegen die Felsen peitschen und vorgewagte Entdecker im Sprühnebel stehen. Kalt! Das ist nicht das Mittelmeer.
Zwei Tage später zeigt der Stadtstrand von Porto ein anderes Gesicht. Der Wind hat keine Lust mehr und die Sonne spielt mit ihren Muskeln. Da füllen sich die Kies-Sand-Strände zwischen den Felsen mit Sonnenbadenden. Die richtigen Wasserbadenden haben den Ozean für sich alleine. 15° sind nicht für Jedermann oder Jederfrau. Wer weder Wasser noch Sand an den Füßen mag, schaut in den Promenadencafés über sein Glas Sangria Branca, eine Sangria mit Weißwein, hinweg in das weite Blau. So ist Erholung.
Gebt zu, auf die Fisch-Verbindung zu Porto wärt ihr nicht gekommen! Auf die andere natürlich schon: Portwein. Er ist hier ebenfalls allgegenwärtig und so liegt es nahe, sich einmal in den Kellereien umzuschauen. Eine der größten und bekanntesten wird vom Don, dem schwarz gekleidete Kuttenmann mit Caballero-Hut bewacht: dem Markenzeichen des Port- und Sherry-Produzenten Sandeman.
Hier eines der Fässchen zu leeren, hieße nicht nur vollkommen betrunken zu sein, sondern würde auch einen Zuckerschock nach sich ziehen. Die Kellermeister unterbrechen den Gärungsprozess der Trauben, sodass der Fruchtzucker nur zum Teil in Alkohol umgewandelt wird. So bleibt die Süße erhalten. Damit der Port trotzdem seine 20% Alkohol erhält, bekommt er destillierten hochprozentigen Weinbrand zugesetzt. So lagert er hier in unterschiedlich großen Eichenholzfässern bis hin zu riesigen Tanks mit 30.000 Litern Fassungsvermögen.
In den großen Dingern lagert der Ruby, der meistgetrunkene Port. In deutlich kleineren Fässern wird der Tawny produziert. Er kommt mehr mit Sauerstoff in Berührung und bringt statt einem Rot eher Bernsteinfarben ins Glas. Er entwickelt auch ausgeprägtere Aromen von Vanille, Rosinen und Mandeln. Die Produzenten versuchen dabei, eine immer gleichbleibende Qualität zu erzielen. Deswegen bedeutet ein zehn Jahre alter Port nur, dass er dieses Durchschnittsalter hat. Es werden dabei zum Beispiel fünf- wie auch 15-jährige Portweine gemischt. Ausnahmen sind die besonders hochwertigen Vintage-Ports aus einem bestimmten Jahrgang. Mir schwirrt der Kopf von so viel Informationen und so passt die anschließende Verkostung, um wieder alles ins Gleichgewicht zu bringen.
Für mich als Unwissenden schmecken sie alle süß. Aber ich merke auch Nuancen und erfreue mich an dieser Leckerei. Das hat nichts mit billigem, süßen Weinfusel zu tun. Hier kitzeln tatsächlich reife Fruchtaromen den lernenden Gaumen. Um dieser Spezialität ein bisschen näher auf den Weingrund zu kommen, geht’s am nächsten Tag in die Weinregion des Duoro-Tals. Denn ausschließlich hier dürfen die Trauben für den Port wachsen.
Die organisierte Tagestour bringt uns internationale Touristengruppe im Kleinbus in das 100 Kilometer entfernte Tal des Flusses Duoro, der hier namensgebend für die Region ist. Voller Stolz präsentieren die Weinbauern ihre Reben und erklären für unseren Porto - Reisebericht die Details der Produktion ihrer Quinta. So nennen sich hier die Weingüter, die nicht nur Port herstellen, sondern auch sehr respektable Rot- und Weißweine.
Ein gemeinsames Mittagessen und die reichlichen Verkostungen erleichtern die Unterhaltung in englischer Sprache. Die Grammatik nehmen wir nicht mehr so genau und tauschen uns lebhaft über die Begeisterung für die Stadt Porto und ihre Genussmittel aus. Die Tour ist ein schmackhafter und interessanter Ausflug, der die eineinhalbstündige Rückfahrt zur entspannten Siesta werden lässt. Zum späten Nachmittag erreichen wir wieder Porto und blicken am Kai auf den Duoro: der Fluss, der aus den Weinbergen kommt.
Nach so viel leiblichen Wohl geht es im zweiten Teil unseres Porto-Berichts zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt: Porto – Kacheln und die Ponte Luís.
Porto Reisebericht – Kacheln und die Ponte Luís
Mit Bachalau und Port gestärkt, bin ich bereit für Kacheln, Kirchen und Kultur. Und an einem Bauwerk kommt in Porto nun wahrlich niemand vorbei: die Ponte Luís, die stählerne Brücke über den Fluss Duoro. Diese dominierende Bogenstahlbrücke verbindet die Stadtteile Ribeira, das abendlichen Ausgehviertel und Cais de Gaia, mit dem Viertel der Lagerhäuser für den Port. Sozusagen eine schnelle Verbindung für den Getränkenachschub.
Der 1886 eröffnete Kollos erinnert mich mit dem Stahlskelett an den liegenden Eiffelturm. Aufrecht hingestellt würde die 385m lange Brücke das Pariser Wahrzeichen sogar noch um einige Meter überragen. Tatsächlich wollte Gustave Eiffel das Ding auch bauen, der Auftrag ging aber an seinen ehemaligen Kollegen Théophile Seyrig. Vielleicht zum Glück von Eiffel, denn drei Jahre später erbaute er das wohl bekannteste Gebäude der Welt in Paris. Die Brücke in Porto ist nicht so berühmt, gleichwohl ähnlich beeindruckend. Sie überspannt den Fluss in zwei Ebenen. Wer hoch hinaus will, kann die obere Etage in 60m Höhe zur Querung nutzen. Vielleicht mit nicht ganz so viel Port im Blut, denn der Anstieg ist steil und die Blick nach unten schwindelerregend.
Neben Fußgängern dürfen da oben nur noch Metrozüge fahren, die modernen Straßenbahnen. Aber für die Touristen und ein paar Einheimische rattern und quietschen auch noch die alten Bahnen durch die hügelige, fast bergige Altstadt. Die Eléctrico 22 zuckelt im Rundkurs durch das Zentrum und erspart dem Besucher einige steile Anstiege.
Drei Euro kostet so eine Fahrt mit den historischen Einwagenzügen. Neben poliertem Holzinterieur und Messingknöpfen hat sie eine Lederstrippe an der Decke, an der man ziehen kann, um mit einem Glöckchenklingeln den Haltewunsch zu signalisieren. Die Linie 1 fährt hier nicht nach Kreuzberg, sondern bummelt am Duoro entlang bis zum Strand am Atlantik. Mein Urteil: Touristenkram und trotzdem schön!
Die alte Tram ist ja sozusagen das Sinnbild für Portugal. Dabei würden sich für Porto eher die Kacheln anbieten. Diese bunt gebrannten Keramiken verzieren Kirchen, Bahnhöfe und Häuser. Mal fein rausgeputzt, manchmal zerfallen und trotzdem fotogen.
Weitaus besser erhalten ist die Fassade der Kirche Santo Ildefonso. Mit ihren Fliesen thront sie auf der Anhöhe der Praça Da Batalha und zeigt die Schrift: „unus trinus deus caritas“. Ich hatte nie Latein und muss mal Google bemühen: „Eine Reise der Wohltätigkeit“ Naja, passt doch. Die Reise tut mir wohl und gut zu tun gibt es hier auch. Oder habe ich das falsch verstanden? Eine Freundin hat geraten: „Nur eine Kirche pro Tag!“ Und die hatte ich heute schon. Also bleibt es bei der Außenbesichtigung.
Zuvor wurde ich nämlich bereits vom Gold erschlagen. Nicht kleckern, sondern klotzen werden sich die Bauherren der Kirche São Francisco gedacht haben. Ursprünglich errichteten sie das Gotteshaus der Franziskaner im gotischen Stil. Es wurde in einem Krieg zum großen Teil zerstört und zum Wiederaufbau im 18. Jahrhundert gefiel der Barock besser. Geld spielte für die Kirche offensichtlich keine Rolle. 400 Kilo Blattgold brachten irdischen Glanz in die Hütte und so kann sich heute der Besucher mit leichtem Kopfschütteln am kitschigen Glanz der überbordenden Verzierungen ergötzen, oha!
Genauso überreich kommt das Gebäude nebenan daher. Nur hier ist es vielleicht etwas passender: der Palácio da Bolsa, der Börsenpalast. Dass es den Portugiesischen Händlern im 19. Jahrhundert an nichts fehlte, zeigt dieser Prachtbau mit aller Deutlichkeit. Mit der arabischen Welt herrschte ein reger Handelskontakt, was sich in dem prunkvollen „Arabische Saal” niederschlug. Staatsmänner aus aller Welt kamen hier zu Gast und bewunderten den Reichtum. Ich darf hier auch rein, allerdings nur mit zehn Euro Eintritt im Rahmen einer Führung. Den Reichtum bewundere ich aber auch.
Heute strahlt die Stadt nicht unbedingt so viel Reichtum aus, die Gebäude zeigen sich eher in einem faszinierenden Vintage-Charme. Aber das hat was. Es sieht halt nicht geleckt, dafür aber sehr lebendig aus. Eigentlich eine Stadt zum Bummeln und Schlendern, wenn nicht diese schweißtreibenden Anstiege wären.
Dafür kann man sich dann am Abend bei einem guten Abendessen auf dem Kai von Ribeira von der Anstrengung erholen. Nebeneinander aufgereiht suchen die Lokale nach Gästen und bieten ihre kleinen Speisen, Petiscos, und ihre Kabeljauvariationen an. Dazu ein feiner Duoro-Wein und hinterher einen Port, passend zu den Barcos Rabelos, den traditionellen Portweinbooten, die zur Show am Kai vertäut sind. Trotz der exklusiven Lage halten sich die Preise in Grenzen. Ein Hauptgericht um 15 Euro, ein Glas Wein bei drei Euro fünfzig. So lässt es sich leben und genießen. Für mich ist Porto die große Entdeckung, die ich vorher nicht auf dem Plan hatte. EasyJet und Ryanair bieten zum Beispiel von Berlin eine bequeme, direkte und preisgünstige Anreise an. Wenn dann noch die Inzidenzen stimmen, kann ich diese vielfältige Stadt für einen mehrtägigen Besuch wärmstens empfehlen.
Video
Und für ein paar Impressionen gibt es hier ein Video über Porto und die Umgebung:
Wenn euch unser Porto - Reisebericht gefallen hat, bekommt ihr vielleicht Lust, auch bei diesen Touren auf unserem Blog grad60.com hineinzuschauen:
Kommentar von Thomas Gehrmann:
Hi Thomas, dein Bericht macht wirklich Lust dort mal hinzufliegen und die Stadt und die kullinarischen Dinge selbst zu erkunden. Und tolles Wetter hattest du. LG Thomas
grad60:
Hallo (auch) Thomas, ja, vielen Dank. Porto ist wirklich einen Besuch wert.