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Tipi am Kanzleramt - Piano Battle

Tipi am Kanzleramt - Piano Battle

„Zwei Pianisten, zwei Flügel, ein Ziel: wer wird die Zuschauer*innen auf seine Seite ziehen und sein Instrument über die Zielgerade rollen ...?“ Meine Frau und ich sind im Tipi am Kanzleramt und wollen eine viel gepriesene Veranstaltung mit zwei hervorragenden Musikern genießen. Wir betreten das Zelt in der Großen Querallee im Schatten von Exmerkels Waschmaschine, in der jetzt Olli Scholz residiert. Im Eingangsbereich flasht mich sofort und ganz unvermittelt der Anblick eines Ensembles von mehreren kreisförmigen Federboas. Obwohl „Boas“ ja wohl Schlangen sind, aber mir fällt kein besseres Wort ein. Irre gut gemacht. Bravo!

Tipi am Kanzleramt - Piano Battle, Federboas

Beim Verlassen der heimatlichen Stätte zwang uns die recht kühle Frühlingsnacht unsere Mäntelchen überzuwerfen, die wir nun den zarten Händen der Garderobiere überantworten. Wir wenden uns nach links und schreiten durch den Tunnel in Richtung Saal.

Tipi am Kanzleramt - Piano Battle, Tunnel

Eine geradezu überbordend freundliche Empfangsdame schaut kurz auf die Eintrittskarten und übergibt uns dann an den Platzanweiser. Oder ist es eine Frau? Androgyn, mit schwarzen, gelockten, kurz frisierten Haaren, die ein liebliches Gesicht mit großen blauen Augen umrahmen, kann ich unseren Guide keinem Geschlecht eindeutig zuordnen. Wozu auch, völlig egal. Ob Mann oder Frau, sie oder er ist einfach nur reizend. Wir passieren die Bar. Sie liegt noch ziemlich verwaist im violetten Licht.

Tipi am Kanzleramt - Piano Battle, Bar mit Schriftzug

Wir werden zum Tisch 147 geführt, der steht ziemlich genau in der Mitte des Tipi. Sechs Plätze sind frei am Tisch, wir sind die ersten. Hoffentlich bleiben wir allein, sonst wäre es doch ziemlich eng. Vor uns liegen die Abstimmkarten, denn es wird ja ein Wettbewerb. Mal sehen, wer gewinnt, weiß oder schwarz?

Tipi am Kanzleramt - Piano Battle, Hand mit einer Karte

Wir ordern Aperol Spritz und ein Bier. Mit einem Glas in der Hand fühlt man sich irgendwie cooler, oder? Geht mir jedenfalls so. 550 Sitzplätze hat das Zelt. Ich erhebe mich von meinem und schaue mich um. Ganz voll ist es noch nicht; es ist aber auch noch früh. Der riesige Kronleuchter mit den vier Glücksfröschen an den Ecken hängt über mir und strahlt Festlichkeit aus. Das Blau der Scheinwerfer kontrastiert sehr hübsch mit dem roten Teppich zu meinen Füßen. Das wird ein toller Abend.

Tipi am Kanzleramt - Piano Battle, Mann mit Glas in der Hand in einem Theaterraum

Es gongt zum dritten Mal, die Show beginnt. Andreas Kern und Paul Cibis, die beiden Pianisten, jeweils im gleißenden Scheinwerferlicht an den Bechsteinflügeln, nehmen es sofort sportlich und treten an im Kampf um die Gunst des Publikums. Fotos während des Auftritts zu machen, ist nicht erlaubt, deswegen hier das offizielle Pressefoto der beiden Protagonisten.

Tipi am Kanzleramt - Piano Battle, Andreas und Paul, zwei Pianisten

Copyright by Neda Navaee

Ich weiß natürlich nicht, welche Aufgabe sie sich selbst gestellt haben. Vielleicht besteht sie darin, die Kunst der Polarisation auf die Spitze zu treiben. „Mal virtuos, mal nur mit leisen Tönen bezaubernd, spontan völlig abgefahren und dann wieder betont traditionell“, so schreibt die Zeitschrift „Piano News“. Das ist klassische Unterhaltung auf höchstem Niveau, aber aus einem anderen Blickwinkel. Eine Klavierschlacht zweier mitteljunger Männer, gemischt mit Gags der Stand-up-Comedy. Und dazwischen immer wieder das Abstimmen des Publikums mit den schwarzen oder weißen Seiten der Karten. Das ist eine optimale Einbeziehung der Zuschauer. Wir sind quasi mittendrin und nicht nur dabei. Sehr unterhaltsam. In der Pause gehe ich nach vorn an die Bühne und bewundere die beiden Bechsteinflügel. Optische Performance vom Feinsten und ein glasklarer, raumfüllender Klang dieser schwarzen Musikboliden begeistern hier alle im Saal, nicht nur uns, da bin ich sicher. Die Tischtennisbälle auf dem Boden und in den Glassäulen stammen übrigens von einem sportlichen Zwischenspiel mit Publikumsbeteiligung.

Tipi am Kanzleramt - Piano Battle, zwei Bechstein Flügel im blauen Licht

Nach der Pause geht es noch gut eine Stunde weiter. Es gibt Ovationen ohne Ende und schließlich auch noch eine Zugabe. Klassik soll Spaß machen, finde ich. Und das vermitteln die beiden Typen zwei Stunden lang sehr unverkrampft und mit leichter Hand. Mir gefällt der freche, sportlich auftrumpfende, an der Grenze zum Klamauk wandelnde, weiß gekleidete Andreas besser; meine Frau steht mehr auf den eleganten, sehr smarten, gradlinig, ehrlich performende Paul. Summa summarum kurzweilig und doch mit Tiefgang. Andreas Kern und Paul Cibis sind Könner ihres Fachs, bei denen man keinesfalls auf den Gedanken kommt, es würde Elan mit Talent verwechselt. Es ist eine durchinszenierte Show, die uns begeistert hat. Hier im Tipi am Kanzleramt.

Tipi am Kanzleramt - Piano Battle, Außenansicht in der Dunkelheit, Zelte

Copyright by Tipi am Kanzleramt

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