Paddeln auf dem Rhin
Der Rhin ist nicht der Amazonas. Soweit klar. Aber er hat eine Strömung, die für Wannsee-Anwohner schon als Wildwasser durchgehen kann. Auf diesem reißenden Fluss sollte das Paddel-Abenteuer an einem sonnigen, warmen Samstag starten.
Der Rhin fließt gleich um die Ecke von Rheinsberg. Von Berlin ist die Anreise mit dem Auto oder mit der Bahn in rund eineinhalb Stunden möglich. Unser ausgewählter Paddelboot-Anbieter heißt Bergertours und liegt an der Untermühle von Rheinsberg mit direktem Zugang zum Rhin.
Die Abwicklung ist nach vorheriger telefonischer Anmeldung gut organisiert. Und schon werde ich als ahnungslos entlarvt: Die Paddelboote sind Kajaks, und davon gibt es 2er und 1er.
Nach kurzer Erklärung geht’s in die Kajaks und dem Start auf dem Flüsschen steht nichts entgegen. Außer der Strömung. Der Unterschied zu einem stehenden See ist spürbar. Das Boot dreht sich ungewohnt und die Spitze piekt in die weiche Böschung, es geht im Rückwärtsgang weiter. Auch eine schöne Art weiterzukommen, wenn da nicht der querliegende Baum wäre. Der ist nur an einer schmalen Stelle passierbar und die kann so, rückwärts nicht getroffen werden. Das Boot stellt sich quer und versperrt die Lücke. Nun ist es so, dass auf einem Sommersamstag der Rhin nicht menschenleer ist. Wir verursachen einen Stadtautobahnstau. Könner tarieren ihre Boote geschickt aus, andere Anfänger schaukeln die Kajaks an die Seite und alle beobachten, wie wir uns aus der Lage retten. Zum Glück ist das mit dem Wildwasser maßlos übertrieben. Es ist halt nur ein knietiefes Flüsschen mit langsamer Fließgeschwindigkeit. Und so ist es auch nicht wirklich schwer, die Situation zu bereinigen. Mit Gekicher und etwas Gestöhne, dazu ein paar Wasserspritzer, passieren wir letztendlich die Schmalstelle.
Mit der Zeit kommt die Übung und aus dem Wasser ragende Wurzeln umschiffen wir gekonnt. Unerklärlich, warum wir an der nächsten Kurve wieder eine Drehung produzieren und von einem Baumstumpf gebremst werden. „Gibt’s doch nicht“ ist unser lachender Kommentar. Aber mal ehrlich, wir haben den Spaß und wollen doch gar nicht perfekt den Fluss-Parcours absolvieren. Die Profis, die uns überholen, haben bestimmt nicht so viel zu lachen.
Obwohl eine Menge von Booten auf dem Rhin unterwegs sind, ist der Bach nicht überfüllt. Die Windungen und der Baumbestand dämpfen die Geräusche und die Natur entfaltet ihre Wirkung. Gelegentlich lassen Enten und Frösche sich sehen und hören. Ein paar Spinnen und Libellen nähern sich, aber zum Glück keine Blutsauger.
Auf der Hälfte der fünfstündigen Tour muss das Kajak umgetragen werden. Das heißt, hier ist eine nicht passierbare Stelle und das Boot muss über einen kleinen Waldweg wenige Meter getragen bzw. gezogen werden. Wer Bockwurst und Streuselkuchen mag und nicht genug Getränke mitgenommen hat, kann sich hier an einem Imbisswagen versorgen.
Weiter auf dem Rhin ducken wir uns nun rechtzeitig unter überhängenden Baumkronen durch und bemerken beim Blick auf saftige Wiesen, dichte Wälder und grüne Schilfgräser, wie die Ärmchen langsam müde werden. So sind wir letztendlich wie ein Ausdauersportler froh, das Ziel in Zippelsförde erreicht zu haben. Es tut richtig gut, ohne Bewegung im Kleinbus zu sitzen und zum Ausgangspunkt zurückgebracht zu werden.
Auf dem Rhin tummeln sich Kinder mit ihren Eltern, junge Athletiker, Paddelsportler (paddelt man eigentlich auf einem Kajak?) und grad60-Menschen. Alleine, zu zweit und in Gruppen jeder Größe.
Mir gefällt diese Form der Erholung, Unterhaltung und Sport. Nach meiner Meinung ist die Tour für sportliche grad60-Leser problemlos machbar. Seid ihr schon mal den Rhin runtergepaddelt und besitzt vielleicht Fotos davon? Sagt uns doch bitte eure Meinung und schickt Fotos an info@grad60. Vielleicht auch von anderen Touren, damit wir die Tipps hier für uns alle verbreiten können.
Der Rhin ist zwischen dem 15. Juni und 31. Oktober befahrbar. Die Kosten betragen bei allen Anbietern von Rheinsberg bis Zippelsförde im 2er Kajak: 45 Euro pro Boot inkl. Rücktransport (Personen & Boote) oder im 1er Kajak: 30 Euro pro Boot.
Und zum Schluss gibt’s noch ein kurzes Video von der Rhin-Tour.
Am Anfang des Artikels steht “Werbung unbeauftragt”, das heißt, dass dieser Artikel ohne Beeinflussung und Bezahlung geschrieben wurde. Warum der Vermerk trotzdem dort steht, erfahrt ihr auf unserer Seite “Transparenz”.