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Beelitz Alpenhaus

Beelitz Alpenhaus

„Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten bilden einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland. Es ist ein denkmalgeschütztes Ensemble von 60 Gebäuden auf einer Gesamtfläche von ca. 200 Hektar“, so schreibt Wikipedia. Ich will mir heute einen kleinen Teil davon genauer ansehen: das „Alpenhaus“. Die Reservierung von Tickets für reguläre, öffentliche Führungen ist jetzt wieder möglich; sie kosten 12,50 Euro. Aber, das ist ganz wichtig: ihr braucht dazu noch das Ticket für den Baumkronenpfad. Auch der ist absolut sehenswert, schlägt aber noch einmal mit 13,50 Euro zu Buche, Rentner zahlen 12 Euro. Sparfüchse können an ihrem Geburtstag hingehen, dann haben sie freien Eintritt.
Das Parkgelände mit Baumkronenpfad ist seit dem 1. März 2022 wieder geöffnet. Seit dem 01.03.2022 finden auch weider die Führungen statt.

Mann geht zum Eingang Beelitz Alpenhaus

Zuerst erklimme ich die Stufen zum Baumkronenpfad, um einen Blick von oben auf den berühmten „Dachwald“ zu werfen. Dieses Biotop kann man mit Fug und Recht als riesigen „Bonsaigarten“ bezeichnen, denn ohne ausreichendes Erdreich und kaum mit Wasser versorgt, gedeihen die Bäume nur im Kleinwuchs und halten doch mit ihren Wurzeln die Decke des Gebäudes und bewahren sie so vor dem Einsturz.

Blick von oben vom Baumkronenpfad auf das mit Bauäumen auf dem Dach bewachsene Alpenhaus Beelitz

Das Alpenhaus Beelitz

Der Name „Alpenhaus“ basiert auf der relativen Nähe zu den „Beelitzer Alpen“, die keine Berge sind, sondern ein hügeliges Waldparkareal, dessen Erhebungen aus dem Erdaushub der Bauarbeiten bestehen. Ich gehe zügig wieder hinunter, denn gleich beginnt meine Führung an der Südseite des Alpenhaus-Gebäudes.

Mann steht vor vergittertem Eingang zum Alpenhaus Beelitz

Das Alpenhaus Beelitz wurde bis 1907 für 273 Patientinnen erbaut und brannte 1945 am Ende des zweiten Weltkrieges völlig aus. Anders als alle anderen Gebäude in den Heilstätten soll es als Ruine erhalten bleiben. Nach wenigen Minuten Wartezeit bitten uns Jürgen und Astrid hinein und teilen die 30köpfige Gruppe gerecht auf. Helm auf, Mundschutz um und ich darf mit der Führerin Astrid ins Ungewisse starten.

Frau mit rotem Bauhelm erklärt als Führerin das Alpenhaus Beelitz

Dieses von den Menschen aufgegebene Gebäude ist wirklich und wahrhaftig ein aus der Zeit gefallener Ort, der durch die Touristen wieder wach geküsst wird. Am Ende eines längeren Ganges lassen die riesigen Fenster des Speisesaals dessen frühere Pracht zumindest erahnen.

Der verfallene Speisesaal vom Beelitz Alpenhaus

Welch ein Gegensatz! Wo vor Jahrzehnten Tuberkulosekranke behandelt wurden und auch der Tod ein ständiger Bewohner war, steht heute die Natur mitten im Raum, Vogelstimmen sind zu vernehmen und wo Adolf Hitler 1916 auskurierte, säuselt der Wind durch die Blätter der saftig grünen Bäume.

Beelitz Alpenhaus Reste eines Gangs mit verfallenen Steinen und Grünpflanzen, die ihn neu bewachsen

Die schier endlos wirkenden Gänge erzeugen ein bedrückendes Gefühl. Sie sind für mich symbolisches Zeugnis dieses zwischen 1898 und 1930 entstandenen gigantischen, aus vielen Gebäuden bestehenden Krankenhauskomplexes, der für die Berliner Arbeiterschaft errichtet wurde. Was jetzt verlassen daliegt, wird einst hektisch wuselnd von Krankenschwestern und Patienten frequentiert worden sein.

Beelitz Alpenhaus, langer Gang mit seitlichem Lichteinfall von Fensteröffnungen

Astrid ist sehr gut in der Lage, meinen Besuch im Alpenhaus Beelitz zu einem einmaligen Erlebnis zu machen. Sie spickt ihren Vortrag immer wieder mit Anekdoten und Geschichten, die sie in sehr persönlicher Weise vorträgt. So zum Beispiel, dass die Krankenschwestern aufpassten, dass niemand ein paar Leckereien in der Hosentasche verschwinden ließ, um sie heimlich dem Besuch aus Berlin zuzustecken, denn denen ging es meistens sehr viel schlechter als den Krankenhausinsassen. Wir gehen weiter von Raum zu Raum, lauschen ihrer Stimme und staunen über den Nachttisch, der neben dem ausgebrannten Bettgestell steht. Dinge, die einfach immer noch so sind, wie sie früher mal benutzt wurden, so als wäre die Zeit stehengeblieben.

Nachttisch, der neben dem ausgebrannten Bettgestell steht im Beelitz Alpenhaus

Ich stehe jetzt in einem Raum mit hohen Fenstern und einem flatternden Gardinenrest und erinnere mich daran, gelesen zu haben, dass hauptsächlich hier im „Alpenhaus“ diese ungewöhnliche Mischung aus Architektur und Verfall sehr oft als attraktive Kulisse für Filmproduktionen aller Art diente. Als besonders bekannt möchte ich hier nur Polańskis „Der Pianist“ und „Operation Walküre“ mit Tom Cruise nennen.

Verfallener Raum Beelitz Alpenhaus blick von innen zum Fenster mit einem alten löchrigen Vorhang

Nach 1945 sind die Russen hier eingezogen. Nicht ins „Alpenhaus“, sondern in die nicht zerstörten Teile der Beelitzer Heilstätten. Der Komplex diente bis 1994 als das größte Militärhospital der Roten Armee im Ausland. Dazu passen in einem Seitengang zwei Stühle an einem Tisch mit einer Flasche darauf. „Nastrovje!“, höre ich sie rufen, die zwei russischen Soldaten, die sich dereinst davongeschlichen hatten, um hier in aller Ruhe ein Fläschchen zu leeren.

zwei alte Stühle und ein Tisch mit einer leeren Flasche in einem zerfallenen Raum von Beelitz Alpenhaus

Weitläufige Badehallen, lichtdurchflutete Gebäude und zahlreiche Liegeterrassen sollten inmitten der Natur zur Heilung der Erkrankten beitragen und so die Ausbreitung der Tuberkulose eindämmen. Als Infektionsschutz gab es sicherlich auch Gasschutzmasken, die aus dem ersten Weltkrieg stammten. Jedenfalls denke ich das, als ich ein sehr gut gemachtes Graffito im Treppenhaus entdecke.

Graffiti im Treppenhaus vom Alpenhaus Beelitz, davor auf einer Stufe  ein alter Stiefel

Auf den Treppenstufen nach oben stehen noch die Stiefel von einem der beiden zechenden Soldaten, der sich zum Schläfchen in die oberen Etagen zurückziehen wollte. War wohl etwas zu viel Wodka.

zwei alte Stiefel auf einer Treppenstufe im verfallenen Treppenhaus vom Alpenhaus Beelitz

Nach gut einer Stunde ist Schluss. Helm ab, Adios an Astrid und Jürgen und danke für die kurzweiligen 60 Minuten Geschichte im Alpenhaus Beelitz.

Mann setzt gelben Bauhelm im Flur Alpenhaus Beelitz ab, dahinter ein Tag an der verfallenen Wand

Draußen denke ich mir, dass die Idee, das „Alpenhaus“ als Ruine zu erhalten, sehr gut ist, es aber noch einiger Anstrengungen bedarf, das Äußere so herzurichten, dass man sich dem Gebäude gefahrlos nähern und eintreten kann.

Verfallener und vernagelter Eingang vom Beelitz Alpenhaus

Zu guter Letzt und das Erlebte vor dem geistigen Auge noch einmal vorbeiziehen lassend, setze ich mich neben eine kunstvoll in die Landschaft drapierte Himmelbettadaption und genieße den Augenblick.

Mann sitzt auf Stuhl nebenkunstvoll in die Landschaft drapierte Himmelbettadaption  neben dem Beelitz Alpenhaus

Es war ein schöner Tag mit einer netten Führung durch eine morbide wirkende, denkmalgeschützte Ansammlung von verfallenen, alten Gemäuern und frischer, zurückerobernder Natur. Was für eine Mischung und unbedingt empfehlenswert!

Die Tickets könnt ihr hier buchen: baumundzeit

Weltkulturerbe Quedlinburg und die Leichen vom Münzenberg

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Test am BER

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