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Dresden, Wandern und der Drache Meix

Dresden, Wandern und der Drache Meix

Immer, wenn wir in Dresden sind, machen wir etwas Besonders. Mal Weihnachtsmarkt, mal Klettern im Elbsandsteingebirge, mal nur Sightseeing. Diesmal soll es eine kleine Wanderung zur Malschendorfer Höhe durch den Friedrichsgrund mit Besuch beim Drachen und zurück zum Schloss Pillnitz werden. Die Strecke ist nur rund acht Kilometer lang und der höchste Punkt liegt bei gut 190 Metern. Also alles sehr beschaulich.

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Unser Spaziergang startet am Schlossparkplatz in Pillnitz und führt uns von dort auf einem sich schlängelnde Serpentinenweg nach oben. Hier auf einer südlichen Anhöhe über dem Friedrichsgrund befindet sich eine künstliche Ruine, die um 1780 von Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen beauftragt und unter der Leitung von Johann Daniel Schade erbaut worden ist. Dieses Sinnbild der Vergänglichkeit erscheint mir durchaus eine gelungene Ergänzung zum herrschaftlichen Schloss Pillnitz, das wir am Ende unserer Tour besuchen werden.

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Wir halten jedoch nur kurz inne und gehen weiter in Richtung Meixmühle. Der Weg führt nun oberhalb des Friedrichsgrunds auf dem Kanalweg entlang. Die herbstliche Stimmung dringt tief in meine Seele ein, so wie auch letztens schon, als ich den Gin im Brieselanger Forst verköstigt habe. Ich schlendere so durch den Wald und fühle eine innere Ruhe, die mich jetzt schon einige Monate lang begleitet. Es hat begonnen nach meiner Pensionierung und hat sich gefestigt mit Ablauf des ersten Jahres danach. Ich fühle mich einfach gut und genieße mein Leben. Ist man eigentlich nie zu alt, um wild durch einen Laubhaufen zu rennen? Ich weiß es nicht. Ich probiere mal Laub von oben. Auch nicht schlecht. Rot und braun in allen Nuancen schillernd schweben sie auf mich nieder. Sie sind für mich immer wieder die schönsten Farbtupfer des Jahres.

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Oberhalb des Friedrichsgrundbaches geht es weiter durch den goldenen Herbst. „Lass dich doch auch ein bisschen erglühen“, scheint er mir zuzuflüstern. „Gut“, sage ich zu mir selbst, „nimm meine Hand und führe mich durch deine Pracht!“ Mit dem Laub raschelnd werde ich geleitet durch des Mächtigen Pracht. Und wieder einmal ist mir bewusst, wie gut es mir geht. Das Glück sieht klein aus, wenn man es in Händen hält. Aber wenn es dich verlässt, dann siehst du, wie groß und wie kostbar es ist. Ich möchte es festhalten. „Möge es mir hoffentlich immer gelingen“, denke ich. Behutsam setzte ich Schritt vor Schritt. Langsam, nicht zu schnell, damit ich die Natur wirken lassen kann. Ich schaue nach links. Unter mir, rund 80 Meter tiefer, plätschert der Friedrichsgrundbach. Da will ich jetzt hin. Mehr rutschend als gehend komme ich zum gurgelnden Wasser.

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„In der Sattheit des Herbstes wächst Dankbarkeit“, hat mal jemand gesagt, ich weiß nicht mehr wer, aber Recht hat er. Ich schaue hoch in die Baumkronen, die nur noch wenig Laub tragen. Ich atme tief den Geruch von Vergänglichkeit. Meine Familie ist schon weiter. Ich muss auch los, diesen magischen Ort verlassen. Nach einigen hundert Metern kommen wir zur 1903 erbauten Drachenburg, die von der Sage des Drachen Meix kündet. Danach soll der alljährlich eine Bauernmagd als Opfer verlangt haben. Ein Knappe des Müllers tötete das Ungeheuer und rettete so die Tochter des Müllers. Der Drache war nun tot, die Not war vorbei. Alle jubelten und der Knappe und des Müllers Tochter lebten glücklich zusammen bis an ihr Lebensende. Die komplette Sage in Gedichtform ist hier nachzulesen.

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Die Meixmühle bildet den landschaftlichen Abschluss des Friedrichsgrundes. Ungefähr seit 1403 steht sie hier. Spätestens 1770 erhielt ihr damaliger Besitzer Johann Samuel Nacke auch das Schankrecht. Danach entwickelte sich die Mühle zu einem beliebten Ausflugsziel, sie ist es heute noch. Derzeit allerdings Corona bedingt geschlossen; lediglich ein Weihnachtsstern begrüßt die Gäste.

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Wir verlassen den Friedrichsgrundweg und erreichen über einen kleinen Aufstieg die Malschendorfer Höhe (304 Meter) mit wunderschönem Ausblick. Malschendorf ist übrigens ein Ortsteil der Ortschaft Schönfeld-Weißig und damit auch Teil von Dresden. Das Dorf entstand im 11. bis 12. Jahrhundert als Ansiedlung fränkischer Bauern.

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Entlang der Felder und Hügel zieht es uns weiter durch die Natur, die hier ganz anders ist als vorhin im Wald. Nach der behüteten Dichte der eng stehenden Bäume und der begrenzten Sicht empfängt uns jetzt das weite Land mit Blick bis zum Horizont. Ich lasse mich auf einer Bank nieder und genieße nun schon zum dritten oder vierten Mal den Augenblick. Was für ein Tag.

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Im Malschendorf gibt es eine Naturschänke mit guter Küche und nettem Personal, wie ich nachlesen konnte. Nur derzeit nicht, Corona lässt grüßen. Was soll’s, marschieren wir halt ohne Stärkung weiter.

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Bevor wir auf steinernen Treppen hinuntersteigen, passieren wir noch etliche Stallungen. Einige Pferde sind auch draußen auf der Weide. Na klar, bei dem Wetter erfreuen sich auch die Tiere an der Natur.

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Fast am Ende der Tour angekommen, besuchen wir noch den Park des Schlosses Pillnitz. Diese Gebäude und Gärten haben sich vom Rittergut über Lustschloss zur schönsten Oase Dresdens entwickelt. 1335 erstmals als Herrensitz und Rittergut erwähnt, erhält Kurfürst Johann Georg IV 1694 das Pillnitzer Anwesen im Tausch gegen Schloss und Amt Lichtenwalde.

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Als der Kurfürst kurz darauf stirbt, gehen Schloss und Park Pillnitz in den Besitz von dessen Bruder Friedrich August, später berühmt unter dem Namen August der Starke, über. Es geht auf den Nachmittag zu und das Licht wird spärlicher. Es ist klar, dass für einen ausführlichen Besuch nicht genügend Zeit bleibt. Das werden wir mal nachholen. Es bleibt bei einem Gang durch die Parkanlage und einer Bewunderung der schönen Architektur, heute nur von außen.

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Besonders hübsch und ziemlich dekadent finde ich die kleine, etwas „nuttig“ anmutende Anlegestelle am Elbufer. Da konnten die Herrschaften mit ihren Mätressen direkt aus dem Boot in den Empfangssaal schreiten, um dort die gebratenen Täubchen in die offenen Münder fliegen zu lassen. Apropos Mätresse. 1706 überließ August der Starke seiner Anna Constanta von Cosel das Anwesen, in dem sie von 1713 bis 1715 auch wohnte. Sie konnte somit ihrerseits die Liebhaber diskret und ohne Aufsehen an- und abreisen lassen. Das nenne ich mal Gleichberechtigung.

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Wir streben dem Ausgang zu und haben rund drei Stunden mit wunderschönen Natureindrücken hinter uns. Wer es noch nicht wusste, dem sage ich es jetzt: Dresden und Umgebung ist immer eine Reise wert. Gerade auch jetzt zu Corona-Zeiten. Es folgt ein letzter Blick in die untergehende Sonne und ein Versprechen, hierher zurückzukehren und dem Schloss mehr, viel mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

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Adios August, du Starker.

Keramikfiguren zum Schmunzeln

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