Little BIG City Berlin – Miniaturen und Geschichte
Die Lage der Ausstellung „Little BIG City Berlin“ ist sehr zentral, direkt im Fuß des Fernsehturms am Alexanderplatz. Einer bequemen Anreise mit der Regional-, U- und S-Bahn steht nichts im Wege. Mit dem Auto ist es weitaus beschwerlicher auf den verstopften Straßen und mit den gebührenpflichtigen Parkzonen.
Der Eintrittspreis ist nicht gerade günstig: 16 Euro für Erwachsene und 12 Euro für Kinder. Besser das Ganze online buchen, dann kostet der Spaß für jedes Alter nur 10 Euro.
Meine skeptische Grundeinstellung sieht sich zunächst bestätigt. Die erste Tür öffnet sich und ein virtueller Conférencier heißt mich mit übertrieben guter Laune willkommen. Halloooo, heeereinspaziert… und dann berlinert er och noch. Oh, wie originell. Nach dieser Nerveinlage öffnet sich die nächste Tür zum Ausstellungsraum mit gewaltigem Lärmpegel. Mein Blick geht über die Miniaturhäuser im Modelleisenbahn-Look und mich beschleicht die Befürchtung: Touristennepp.
Den Anfang des Rundgangs bilden zwei Dörfer an der Spree aus dem 12. Jahrhundert, Cölln und Berlin. Kleine Figuren arbeiten als Handwerker und Bauern zwischen den Häusern oder bewundern eine Hinrichtung. Die interaktive Ausstellung gibt mir die Möglichkeit, selbst die Folter-Streckbank zu betätigen. Ich drehe die Kurbel und eine Lautsprecherstimme heult auf.
Gruselig – mein Verhalten! Aber kaum jemand kommt hier vorbei, ohne selbst zu foltern. Wäre schon fast ein eigenes Psycho-Studium wert.
Die Details von Little BIG City Berlin machen Spaß
Durch Pest und Cholera schreitet die Zeit schnell voran über die Industrialisierung Berlins zum frühen 20.Jahrhundert. Ich blicke auf die Details und bekomme Spaß. Der weltberühmte dicke Mordermittler Gennat steht an einer Leiche und gibt Anweisungen, Schutzmänner mit Tschako laufen Streife, während wenige Meter weiter Barrikaden gebaut werden und die Stadt auf einem Pulverfass sitzt. Alles übertüncht von den wilden 20er Jahren.
Little BIG City Berlin wird deutlich besser als ich im ersten Eindruck erwartet habe. Interessant. Nicht nur für Touristen, Berliner können hier ihre Heimatkunde auffrischen.
Das dunkelste Kapitel der Berliner Geschichte wird nicht ausgelassen. Nazis marschieren mit Fackeln durch das Brandenburger Tor und ein großes Modell vom Reichstag geht mit einer eindrucksvollen Animation in Flammen auf. Im tosenden Lärm der Bomben liegt die Little BIG City Berlin letztendlich in Schutt und Asche und wird in zwei Teile gespalten.
Am Checkpoint Charlie stehen sich die Panzer gegenüber und gleichzeitig fliehen die Menschen durch Tunnel oder über gespannte Drahtseile in den „Westen“.
Während Erich Honecker in der Karl-Marx-Allee die Paraden abnimmt, bücke ich mich zu den kleinen Geschichten von West-Berlin. Die Nackten von Kommune 1 posen für ihr weltberühmtes Foto, Benno Ohnesorg liegt schwer verletzt am Boden und ein Touristenpaar mit kurzen Hosen entdeckt das schaurig schöne Kreuzberg.
Irgendwie habe ich die alten Fotos im Kopf und freue mich über jede entdeckte Kleinigkeit. Die gute Stube Westberlins, das Kranzler, sieht genau so aus, wie ich es noch in Erinnerung habe.
Kurz vor dem Endes des Zickzackkurses beschallt mich immer wieder ein „I've been looking for freedom“. Kinder drücken kleine Berliner Mauerelemente um und bringen einen kleinen Herrn Hasselhoff zum Singen, in ohrenbetäubender Lautstärke.
Kinder haben ihre Freude an den interaktiven Möglichkeiten von Little BIG City Berlin. Sie können eine kleine dreidimensionale Show im Wintergarten starten, durch Knopfdruck die Pferdebahn in Bewegung setzen oder einen Flucht-Fesselballon aufsteigen lassen. Nach meiner Einschätzung dürfte das aber nur Kinder zwischen sechs und zehn Jahren begeistern. Für ältere ist das wohl zu sehr Kinderkram.
Insgesamt habe ich fast zwei Stunden in der Miniaturausstellung Little BIG City Berlin verbracht.
Meine Bewertung zur Little BIG City Berlin
Insgesamt recht gut. Aber nur wer in die Hocke geht und sich Zeit nimmt, auch die kleinen Dinge anzuschauen, wird angetan sein. Für einen schnellen Durchgang ist der Eintrittspreis zu hoch. Kinder zwischen sechs und zehn Jahren können Knöpfe drücken und damit was erleben. Für ältere ist das zu wenig. Insbesondere wenn sie nicht die Fotos der Geschichte im Kopf haben, sollte ein Erwachsener zur Erklärung dabei sein. Berlins Geschichte, von der Gründung bis zum Mauerfall, wird in der Little BIG City Berlin kurzweilig erzählt. Die Beschreibungen gibt es in Deutsch und Englisch und auch an den Schaukästen auf der Seite können die 3D-Hologramme in Berlinerisch oder, „press the red buttom“, in Englisch abgerufen werden.
Little BIG City Berlin ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Liebe grad60-Leser, vielleicht habt ihr ja Lust, alte Fotos aus Berlin, egal ob Ost oder West, uns zu schicken, damit wir alle sehen, wie es wirklich aussah. Einfach an info@grad60.com senden. Wir freuen uns drauf.
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