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Die Störche von Wustrau und mehr ...

Die Störche von Wustrau und mehr ...

Es ist nicht zu fassen, was sich hier für Dramen abgespielt haben müssen. So zum Beispiel 2004, als wie schon im Jahr davor das vielversprechende Gelege von Fremdstörchen auf brutalste Art und Weise zerstört worden ist. Oder 2018, als die zwei oder drei Jungvögel wegen Hitze und Trockenheit nicht überlebt haben.

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Die am Heimatmuseum ausgehängte Storch-Chronik geht bis ins Jahr 1996 zurück, als der erste Storch am 17. und der zweite Storch am 23. April eintrafen. Die zwei Jungvögel verendeten allerdings ebenfalls schon nach zwei Wochen. Dennoch gab es aber auch einige gute Jahre mit erfolgreichen Gelegen und kräftigen Jungstörchen. Und so scheint es auch 2021 zu sein. Die Burschen (oder Maidlis) machen jedenfalls ganz schön Rabatz.

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Die Kirche von Wustrau befindet sich auf der anderen Seite der Zietenstraße, genau in der Ortsmitte. Sie steht in einer parkähnlich gestalteten Landschaft, die auch ein Friedhof ist. Die ältesten Teile des Feld- und Backsteinbaus stammen aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist leider geschlossen. Gleich am Eingang zum Park befindet sich das 1922 errichtete Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges des Dorfes. Seltsam mutet mir der Anfang der Inschrift an, der von den „Helden“ aus Wustrau spricht. Das sehen wir heute grundsätzlich doch etwas anders.

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Auf dem Weg hinter der Kirche mache ich unter einer über 300 Jahre alten Linde halt und lasse die Atmosphäre des Friedhofs auf mich wirken. Unheimlich, diese Totenstätten, aber auch immer sehr interessant.

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Durch das Grünzeug fällt mein Blick auf zwei weiße Kreuze der Familie Steudener, der auch Carl Gustav Adolph Steudener entstammt, der als Prediger in Wustrau die Grabrede bei der Beerdigung des Herrn Friedrich Graf von Zieten gehalten hat.

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Apropos „von Zieten“, die alten Haudegen! Meistens meint man ja Hans Joachim von Zieten (1699–1786), den preußischen Kavalleriegeneral im Dienste Friedrichs des Großen. Es gab aber viele berühmte Militärs, die ab 1590 zum Teil und 1766 komplett ihren Stammsitz in Wustrau hatten. Deshalb gibt es hier am nordöstlichen Teil des Friedhofs eine Begräbnisstätte der Familie von Zieten mit vier Sarkophaggräber. Die will ich mir ansehen. Der Weg führt durch ein kleines Waldstück. Schon von weitem sehe ich das mächtige Kreuz.

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Die Grabplatten sind so bewachsen und verwittert, dass ich keine Namen und Daten mehr erkennen kann. Aber Eindruck machen sie.

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Nun aber genug mit den Toten, die hier liegen und eine ins Unendliche fortschreitende Annäherung an den ersehnten Zustand des ewigen Lebens anstreben; so sagt man es jedenfalls. Ich bewege mich zurück Richtung Kirche und bleibe abrupt stehen, als ich unter den Bäumen ins Sonnenlicht trete und staune. Das habe ich vorhin gar nicht bemerkt. Was für eine schöne Sichtachse mit dem Blick auf die Kirchturmspitze, die über die Koniferen zu mir rüber schaut.

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Durchs Dorf schlendert kreuzt schon wieder das Adelsgeschlecht von Zieten in Form des Schlosses Wustrau meinen Weg. Ich bleibe kurz stehen und schaue über den Zaun. Es ist das Geburtshaus von Hans Joachim von Zieten. An der Toreinfahrt stehen zwei Torwächterfiguren. Jeweils mit einem Knaben, der sich an der Brust eines Flügel schlagenden und schützenden Adler festhält. Was will mir diese Skulptur wohl sagen?

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Links herum geht es zum Ruppiner See runter, auf der Straße „Am Bollwerk“. Am Wasser gelegen begrüßt mich das sehr nette Ambiente des „Theodors“. Das schreit doch geradezu nach einer Erfrischung. Entspannt trinke ich ein Bier und kann dem Spruch des Hotelrestaurants nur zustimmen: „Vive cada momento, rie cada dia, ama siempre“, was so viel heißt wie: „Lebe jeden Moment, lache jeden Tag und liebe immer“. Da hilft mir doch mein Spanischkurs ein wenig weiter.

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Der Abschied fällt mir schwer. Einfach zu schön. Und so entspannend. Aber was soll’s, ich bin ja schließlich nicht zum Vergnügen hier sondern zum Neukennenlernen und Entdecken. Nach wenigen Schritten verweile ich aber schon wieder und bewundere eine metallglänzenden Plastik, die direkt auf der Uferpromenade steht. Es ist irgendetwas mit Boot und Lanze. Ich trete näher ran und lese nach, dass es sich um das Seeschlacht-Denkmal zwischen den Knesebecks und den von Zietens im Jahre 1785 handelt und von Matthias Zágon Hohl-Stein geschaffen worden ist. Theodor Fontane hat diese Seeschlacht übrigens in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg erwähnt, die wir ja auf unserem Wanderblog ein wenig nachempfinden wollen.

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Die Straße „Am Schloß“ wird zur Straße „An der Mühle“. Leider ist von der Wassermühle am Flüsschen Rhin nicht mehr viel zu sehen, aber das ehemalige Müllerhaus ist hübsch restauriert und wird heute von einer freischaffenden Architektin bewohnt. Ob das ihr Werk ist? Möglich!

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Ich steige zum Rhin runter und erinnere mich, dass Thomas schon einmal auf dem langegepaddelt ist. Dunkelgrün und still liegt er da, der kleine Fluss. Ich setze mich einen Augenblick ans Ufer und denke mal an nichts.

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Zurück im Leben lenken meine Boots mich auf der L 164 rund anderthalb Kilometer Richtung Altfriesack, zum anderen Namensteil des Doppelortes Wustrau-Altfriesack. Nach ein paar Meter erschreckt mich ein lautet Geblöke von rechts hinten. Eine Schafsherde stürmt auf mich zu. Aber glücklicherweise gibt es einen Zaun. Als ich mich zu ihnen umwende, stoppen sie wie auf Befehl und starren mich an. Die wollen wohl Futter. Habe aber keines.

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30 Minuten später bin ich wieder am Wasser. Hier gibt es die berühmte, nach holländischem Vorbild 1787 erbaute, ehemals hölzerne Klappbrücke über den Rhinkanal, die 1927 durch eine Stahlkonstruktion ersetzt und 1994 vollständig erneuert wurde.

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„Pass uff, wo de hischlappst!“, höre ich Monica zu mir sagen, als ich vorsichtig die Brücke überquere, nachdem sie runtergelassen worden ist. Monica stammt aus der Gegend bei Pirmasens und hat unseren Blog schon mit einigen Gastbeiträgen bereichert. Mit ihren Worten im Ohr wandere ich auf der anderen Seite zur Fischerei Pfefferkorn.

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Corona bedingt gibt es kein Verzehr im Restaurant, aber draußen Essen und Trinken ist erlaubt. Der Blick über den Karpfenteich ist unglaublich schön und mit einem Getränk und einem Fischbrötchen in den Händen kaum zu toppen. Vegetarisches gibt es leider nicht; so begnüge ich mich mit einem Kaltgetränk. Da die Bank schon besetzt ist, genieße ich den Anblick aus dem Hintergrund.

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Langsam nähert sich der Hausschwan, der Chef auf dem Karpfenteich. Sein langer Hals taucht ein in das seichte Wasser und zieht Pflanzen zur Nahrung herauf. Malerisch gleitet er auf mich zu, hält aber rund dreieinhalb Meter Komfortzonenabstand. Ist mir recht, Schwäne können ganz schön eklig werden. Von mir zur Showeinlage aufgefordert, tut er mir den Gefallen und streckt sich ein wenig gen Himmel.

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Ein wunderschöner Tag an einem wunderschönen kleinen Ort, der Vieles bietet, geht zu Ende. Wustrau-Altfriesack in der Gemeinde Fehrbellin im nördlichen Brandenburg ist ein Reise wert. Und es ist mir wieder einmal klar geworden, dass die besten Dinge im Leben nicht die sind, die man für Geld bekommt, sondern die, die man sich erarbeitet.

Zum Schluss geht mein Blick noch einmal über den Teich und ich sage Tschüss zur der Erpelgang, die auf dem Dach eines Nisthauses ganz offensichtlich Ausschau nach geeignetem Weibsvolk hält. Die sollen sich mal beherrschen, auch wenn Frühling ist.

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 Und übrigens: Dieser Artikel wurde ohne Bezahlung, Vergünstigung oder Beeinflussung geschrieben. Weitere Informationen zu diesem Thema findet ihr auf unserer Seite Transparenz.

Adiós Apendix

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Sylt – mit dem Opel im Jaguarland

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