Norwegen: Natur und Klimasorgen - Ein Gastbeitrag von Monica
Monica hat das Land im Hohen Norden besucht und sorgenvolle Stimmen zum Klimawandel aufgenommen. In ihrem Gastbeitrag nimmt sie uns mit nach Storslett.
Norwegen, das Land der Nordlichter und Kälte! Weit gefehlt!
Ich lerne Nord-Norwegen als ein warmes Land kennen. Zu warm für die Jahreszeit. Wahrscheinlich ist es dem Klimawandel geschuldet, denn ich laufe tagelang im T-Shirt herum und das will etwas heißen.
Anfang des Jahres wurde ich von einem befreundeten Journalisten gefragt, ob ich Lust hätte, im September zu einem Treffen der Direktoren der Nationalparks nach Tromso beziehungsweise nach Storslett zu fahren. Er selbst arbeitet in den letzten Jahren öfters für Nationalparks in Europa und für Wind- und Solarfirmen. Da liegt das Thema Klimaveränderung bereits auf seiner Agenda.
Erst blieb mir mal die Sprache weg und meine Erdkundekenntnisse waren gefragt. Okay, dass Tromso in Norwegen liegt, das wusste ich durch meine Reise ans Nordkap 2016. Aber den Ortsnamen Storslett habe ich vorher noch nie gehört. Doch, wie so oft, Google machts möglich!
Storslett liegt in der norwegischen Kommune Nordreisa in der Provinz Troms und hat 1.830 Einwohner. Selbst Lemberg bei Pirmasens, der kleine Ort, in dem meine Eltern wohnten, hat schon mehr als 3.600 Einwohner. Also wenn ich Storslett nicht kenne, scheint das keine wesentliche Wissenslücke zu sein.
Storslett bietet als Dorf nicht sehr viel. Einen Kreisel und zwei Hauptverkehrsstraßen mit ein paar Geschäften und dem netten Café Bios AS. Dort isst man recht gut. Aber die schöne weiße Holzkirche und der mit Rasen angelegte Friedhof sind sehenswert.
An diesem Tag ist das Wetter so strahlend in seinen satten Farben, dass sogar ein Aufenthalt auf dem Friedhof friedlich, sonnig und beruhigend ist.
Ich möchte mehr über Storslett wissen. Die Recherche geht weiter. Der Ort liegt oberhalb des 69 Breitengrades. Das ist schon in der Arktis. So weit in den Norden bin ich bisher noch nicht gereist.
Doch jetzt erst mal zurück zum Grund der Reise. Das Trans-Parc-Net Treffen im September 2024, welches im Reisa-Nationalpark in Norwegen stattfindet, bringt Experten, politische Entscheidungsträger und Naturschützer aus verschiedenen Ländern Europas zusammen. Ihr Ziel ist es, das dringende Problem des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf Schutzgebiete anzusprechen und hoffentlich gemeinsame Lösungen zu finden. Diesjährige Hauptthemen sind die unsichtbaren Auswirkungen des Klimawandels in der Arktis.
Während des Treffens referieren und besprechen die Teilnehmer die dramatischen Veränderungen, die sich aufgrund des Klimawandels in den arktischen Ökosystemen vollziehen. Sie diskutieren über Verschiebungen in Pflanzengemeinschaften, das Vordringen von Sträuchern in zuvor baumlose Gebiete und das Austrocknen lebenswichtiger Feuchtgebiete. Diese Entwicklungen bedrohen nicht nur die Artenvielfalt, sondern stellen auch aktuelle Managementstrategien in Frage. Denn Klimawandel kann nur länderübergreifend gesehen und behandelt werden.
Der Klimawandel vollzieht sich im Norden Europas schneller als im Süden.
Dass Tierarten aussterben oder sehr bedroht sind, ist zwischenzeitlich jedem bekannt. Aber dass zum Beispiel Insektenlarven Wälder verändern können, war zumindest mir bisher nicht bewusst. Die Larven überleben durch die kürzeren und wärmeren Winter besser als zuvor. Sie fressen die Birkenblätter und sorgen somit für ein Schrumpfen der Birkenwälder. Das hat dann wiederum Auswirkungen auf die Diversität eines ganzen Lebensraums.
Ein weiteres Beispiel sind Zecken. Diese Spinnentiere findet man in immer höheren Bergregionen. Als Parasiten beeinflussen sie Population und Evolution anderer Tiere. Kleine Tiere bewirken große Veränderungen. Darüber gibt es ein eigenes YouTube Video von Trans-Parc-Net:
Es führt hier zu weit, um einzelne Konsequenzen in diesem Artikel auszuführen. Fakt ist aber, dass auch hier in der vermeintlich unberührten Natur des Hohen Nordens signifikante Veränderungen bestehen.
Am nächsten Morgen habe ich Rentier zum Frühstück! Nein, nicht auf dem Teller, sondern vor dem Fenster! Das Rentier läuft langsam die Auffahrt zum Hotel hoch. Will es einchecken? Wohl eher nicht, denn auf halber Strecke geht es dann doch lieber den Hang hoch und verschwindet im Gelände.
Zum Frühstück gibt es Waffeln. Eines meiner Lieblingsgerichte,- einfach gut!
Nord-Norwegen hat noch eine wunderschöne Natur. Reine Luft, Ruhe und unberührte Landschaften. Die meisten Touristen kommen im Winter, um Nordlichter zu beobachten und die Gegend mit dem Schneemobil zu erfahren. Fast vor jedem Haus stehen so ein Skidoo und ein Wohnwagen. Ob Norweger viel mit dem Wohnmobil unterwegs sind, kann ich nicht beurteilen. Aber Ihre kleinen Hunde fahren große Autos und die Menschen eher kleine.
Die Natur berauscht mich immer wieder aufs Neue und ich kann mich nicht sattsehen an den weißen Wolken, dem blauen Himmel und dem Gelände. Egal ob flach oder bergig, ich brauche keinen Schnee und keine Kälte, um Norwegen zu genießen und Nordlichter gibt es auch anderswo weiter südlich, „dank“ dem Klimawandel.
Auf einem der Ausflüge finde ich dann auch noch mein Traumhaus. Direkt an einem der vielen Fjorde. Links ein kleines Gästehaus, in der Mitte die Sauna und rechts das eigentliche Ferienhaus. Unten am Wasser gibt es sogar noch das passende Bootshaus.
Es wird ein Traum bleiben und Bootfahren kann ich auch nicht besonders, aber sollte ich nochmal die Gelegenheit bekommen, nach Nordnorwegen zu reisen, bin ich sofort dabei. Und in Gedanken setzte ich meine Hoffnung dazu, dass alle gegen den Klimawandel kämpfen, damit diese Naturschönheiten auch folgenden Generationen erhalten bleiben.